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- Mama, ich möchte tanzen! Der altersgerechte Einstieg in die Welt des Tanzes im Vor- und Grundschulalter
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als ehemaliger Tänzer und zukünftiger Tanzpädagoge liegt es dem Autoren besonders am Herzen, das Kind und seine vielfältigen tänzerischen Möglichkeiten im Vor- und Grundschulbereich unter verschiedenen Aspekten zu analysieren und in einer wissenschaftlichen Arbeit aufzuzeigen. Dazu liegen sowohl die körperliche wie auch geistige Entwicklung des Kindes, das Stilisieren ausgewählter Tanzarten und die Auseinandersetzung des tanzpädagogischen Wirkens im Kindertanzbereich im Mittelpunkt der Betrachtung. Den Schwerpunkt zu Beginn dieser Arbeit bildet jedoch die Entwicklung von Tanz in Schulen vom 17. Jahrhundert bis zum heutigen Tag, um eine realistische Einschätzung von der Integration tänzerischer Elemente im Schulalltag widerspiegeln zu können. Diese Veranschaulichung ist besonders für die Arbeit eines Kulturpädagogen essentiell, um entscheidende Fortschritte oder Optimierungsprozesse im Vor- und Grundschulleben herbeizuführen. Wie sich die theoretischen Erkenntnisse mit dem praktischen Geschehen in Bildungseinrichtungen im Raum Sachsen und Sachsen-Anhalt decken, zeigt die abschließende Studie mit Kindern, Eltern, Pädagogen und Medizinern.
Textprobe: Kapitel 2, Zur Bedeutung der Tanzpädagogik im Kindertanz: ‘Kinder, die in ihrem Entwicklungsgang gestört werden, durch Unverstand der Erzieher oder ungünstige äußere Umstände, weisen oft erschreckende Mängel auf in ihrer Körperfunktion, die wieder Rückwirkungen auf den seelischen und geistigen Zustand haben. ‘ Dieses Zitat nach Peters-Rohse verdeutlicht, dass eine kindgerechte Tanzerziehung von Grund auf erforderlich ist, um die kindliche Entwicklung nicht zu gefährden. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird zunächst der Begriff »Tanzpädagogik« definiert sowie Faktoren aufgezeigt, die mit in den Bereich des Kindertanzes einfließen. Hierbei soll dargestellt wer-den, wie sich die tanzpädagogische Arbeit im Kindertanzbereich ausgestalten lässt und welche Kriterien in der Durchführung der Kindertanzpädagogik entscheidend sind. Im Mittelpunkt steht hierbei der Aspekt der »Natürlichkeit«, durch die sich Kinder in ungezwungenen und organischen Bewegungen entfalten können. 2.1, Begriffserklärung Tanzpädagogik: Nicht nur für den »Tanz«, sondern auch für die »Tanzpädagogik« ist keine exakte Begriffsbestimmung möglich. Demzufolge muss die »Tanzpädagogik« aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. In erster Linie ist eine genauere Untersuchung der beiden Begriffe »Tanz« und »Pädagogik« unumgänglich, bevor der Terminus »Tanzpädagogik« im Kindertanzbereich erklärt werden kann. Nachdem der »Tanz« bereits ausführlich dargestellt wurde, soll nun auf den Begriff »Pädagogik« näher eingegangen werden. Allgemein wird darunter die Lehre der menschlichen Bildung verstanden. Sie befasst sich einerseits mit der Theorie der Erziehung bzw. der Erziehungswissenschaft und andererseits mit dem erzieherischen Handeln. Folglich versteht sie sich als »praktische Wissenschaft«, bei der die Theorie mit dem Praxisbezug untrennbar verbunden ist. Ihr Ziel ist es, Regeln und Anleitungen für die erzieherische Praxis zu liefern. Normen werden für das erzieherische Handeln sowie für Erziehungsmethoden aufgezeigt und hinterfragt. Während sich die »Pädagogik« im vorwissenschaftlichen Verständnis mit der Aufklärung und Anleitung der Erziehung bzw. der Aufzucht von kleinen Kindern beschäftigte, konnte sich dieses Spektrum bis zum heutigen Tag weiter ausweiten. Demgemäß zeigt sich die gegenwärtige Erziehungswissenschaft auf einem großen Gebiet, das aber infolgedessen auch Risiken mit sich bringt. Durch das »Pädagogisieren« zahlreicher Lebensbereiche wächst die Möglichkeit heran, die Gesellschaft in ihrem Lebensverhalten zunehmend zu beeinflussen und zu steuern. Dieser Einfluss weist eindeutig darauf hin, dass die Verantwortung für pädagogisches Handeln bereits im Kindesalter sehr ernst genommen werden muss. Die »Tanzpädagogik« als ein Sonderbereich der »Pädagogik« bietet hierzu Vor- und Grundschulkindern eine gute Gelegenheit, pädagogisch wertvolle Kompetenzen auf tänzerischer Basis zu entwickeln. Welche Voraussetzungen dabei erfüllt werden müssen, wird zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Arbeit geklärt. Die »Tanzpädagogik« ist ein Komplex aus Erziehung, musischer Bildung und Tanzbewegung. Sie ist ein körperorientiertes pädagogisches Konzept und versteht sich als methodisch-didaktisch angeleitetes Tanzen. Die »Tanzpädagogik« zielt darauf ab, die Entwicklung verschiedenster Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern, wie beispielsweise: - Entwicklung von Körperbewusstsein sowie einem gesunden Körpergefühl - Erwerb von grob- und feinmotorischer Geschicklichkeit - Entwicklung von Emotionalität in Verbindung mit bestimmten geistigen Handlungen - Entwicklung von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnistraining - Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit In dem Handlungsfeld der »Tanzpädagogik« müssen darüber hinaus Altersentsprechende Lernsituationen geschaffen werden, um die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes zu fördern und zu unterstützen. Demgemäß erklärt Helene Müller-Speer: ‘Tanzpädagogik hat (…) die Aufgabe, dem (…) Menschen, dem auf so vielen … Gebieten, die Chance schöpferischen Gestaltens gegeben ist, auch die Bewegung im Tanz als gestalterisches Material nahe zu bringen. ‘ Somit bezieht der Gestaltungsaspekt des Tanzes die Neigungen und vitalen Bedürfnisse der Kinder mit ein. Das Zusammenspiel von tänzerischer Kreativität und körperlicher Aktivität führt schließlich zu Zufriedenheit, Selbstsicherheit und einem gesunden Selbstbewusstsein. Kinder können die daraus resultierende positive Lebenseinstellung auch auf ihr gesamtes Lern- und Leistungsverhalten übertragen. Besonders bemerkenswerte Einflüsse der »Tanzpädagogik« sind in der Konfrontation mit sozialisationsbedingten Defiziten sichtbar. Lernschwächen oder Anpassungs-schwierigkeiten können vor allem bei Kindern und Jugendlichen dank dieser Erziehungs-methode kompensiert werden und zu einem neuen Bewegungs- und Selbstverständnis führen. Für eine erfolgreiche Tanzerziehung im Kindesalter spielt dies eine entscheiden-de Rolle, wodurch besonders sozial benachteiligte Kinder profitieren können. Silke Kirsch wird diesbezüglich deutlicher und erläutert, dass sich die Einstellung zum Körper durch die tanzpädagogische Einflussnahme positiv auswirkt und dabei eine Identitätsstabilisierung hervorruft. Über das tanzerzieherische Einwirken können somit gefühlte Bewegungen zur Bewusstwerdung beitragen. Ebenso kann durch die Schulung des Körper- und Bewegungsbewusstseins ein emotionales Erleben hervorgerufen werden. In der »Tanzpädagogik« können grundsätzlich zwei Arten der Bewegungsvermittlung unterschieden werden: Improvisation und Technik. Während die improvisatorische Komponente auf die Selbsterfahrung eigener Bewegungen durch tänzerisch gelenktes Spiel abzielt, konzentriert sich die technische Bewegungsvermittlung auf das Erkennen und Verinnerlichen von wiederholbaren Bewegungsabläufen. Hieraus wird deutlich, dass sich die »Tanzpädagogik« sowohl mit der Vermittlung von vorgefertigten Tanztechniken, als auch mit verschiedenen Arten von Improvisations-aufgaben befasst. Beide Bereiche müssen sich nicht gegenseitig ausschließen und können je nach Intention einander bedingen, was meiner Meinung nach ein sinnvoller Ansatz einer kindgerechten Tanzerziehung ergeben würde. Zusammenfassend stellt die »Tanzpädagogik« einen spezifischen Gegenstands-bereich dar und gilt zugleich als ein individuelles Anwendungsgebiet der Bewegungspädagogik. Allgemein besteht ihre Aufgabe darin, die Erziehungswirklichkeit von Bewegung und Tanz zu analysieren, zu beschreiben und zu erklären. Sie zeigt die Grenzen der Er-ziehung und Bildung zum und durch den Tanz bzw. das Tanzen auf. 2.2, Grundlagen zum tanzpädagogischen Arbeiten im Kindertanz: In der Kindertanzerziehung ist es wichtig, die schöpferischen Fähigkeiten der Kinder als gestalterisches Mittel zu nutzen. Der Kindertanz, der sich aus den Gesetzmäßigkeiten des Ausdruckstanzes heraus entwickelte, berücksichtigt dieses Kriterium. Nachdem Kindern bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur reglementierte Tanzformen zugänglich waren, konnte der Anfang des 20. Jahrhunderts aufkommende Ausdruckstanz zu einem neuen Verständnis in der Bewegungsausführung anregen. Statt vorgefertigter und unnatürlicher Bewegungsabläufe, wie beispielsweise im klassischen Tanz, wurde eine freie, expressive Bewegungsentfaltung geschaffen. Die Ausdruckstanzbewegung zeichnete sich vor allem durch den Widerspruch zwischen Natur und Technik aus, dem erzieherischen Handeln und der Ganzheitlichkeit des Menschen. Isadora Duncan (vgl. Glossar) gilt als erste bedeutende Vertreterin des Ausdruckstanzes, die mit freien, fließenden und emotionsgeladenen Bewegungen neue Maßstäbe in der Tanzszene setzte. Somit konnten die bisher unterdrückten Sehnsüchte, Gefühle oder Stimmungen tänzerisch mitgeteilt werden, die dadurch die streng stilisierten Bewegungssequenzen in den Hintergrund drängten. Der Tänzer, Pädagoge und Tanzwissenschaftler Rudolf von Laban (vgl. Glossar) nahm das Grundprinzip des Ausdruckstanzes auf und entwickelte daraufhin eine bis heute anerkannte Tanznotation, wodurch ein tanzpädagogisches Arbeiten erst möglich wurde. Folglich versteht sich Laban als Gründer der Tanzpädagogik. Seine Erkenntnis, dass die Grundimpulse einer Bewegung im menschlichen Ausdruck liegen, welche von der Natur des Körpers entdeckt werden können, begleitete ihn während seiner gesamten Schaffenszeit. Nachdem Laban 1933 nach Großbritannien emigrierte, entwickelte er den »modern educational dance«, der sich am natürlichen Bewegungsverhalten der Kinder orientierte. Diese Tanzform wurde fortan im englischen Schulunterricht integriert und dort schließlich zum »creative dance«, dem uns heute bekannten »Kreativen Kindertanz«, weiterentwickelt. In seiner Theorie spielen die vier Bewegungsfaktoren Raum, Kraft, Zeit und Fluss eine tragende Rolle, auf deren Grundlage er später seine so genannten Antriebsqualitäten schuf. Laban entwickelte außerdem 16 elementare Grundthemen, mit denen Bewegungsgesetzmäßigkeiten des Körpers und der Bewegung im Raum erfahren und eigenständig entdeckt werden können. Diese stellen besonders für die tanzpädagogische Arbeit mit Kindern eine wichtige Grundlage dar. Seine grundlegenden Aspekte beziehen sich dabei auf den Raum, die Dynamik und die Bipolarität von Bewegungen. Beispiele dafür sind: - Themen zum Körperbewusstsein, wobei alle Gliedmaßen in die Bewegungsausführung einbezogen werden - Themen zum Bewusstsein von Schwerkraft und Zeit, in denen weiche und kräftige, oder allmähliche und plötzliche Bewegungen dargestellt werden - Themen zum Raumbewusstsein, die sich durch das Wechselspiel von eng-weit, hoch-tief, vertikal-horizont-diagonal auszeichnen - Themen zum Bewusstsein des Flusses von Körpergewicht in Raum und Zeit, wonach fließende, ineinander verwobene oder abgehackte Bewegungen entstehen können - Themen zur Anpassung an Partner, wodurch Bewegungen in Partnerarbeit gestaltet werden Sein pädagogisches Anliegen gilt demzufolge der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit sowie der Förderung von individuellen Ausdrucksmitteln über die kreative Bewegungserziehung. Dieses Grundkonzept stellt bis heute die Basis der kreativen Tanzerziehung und des experimentellen Tanzes dar, wonach sich tanzpädagogische Neue-rungen und Konzepte ableiten lassen. Um die Komplexität der »Tanzpädagogik« im Kindertanzbereich detaillierter dar-zustellen, werden nachfolgend grundlegende Formen der Bewegungsgestaltung aufgezeigt.
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