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- Lerntheorien im Kontext des Problemlösens: Eine praktische und umfangreiche Studie zu einem schülerorientierten Unterrichtsansatz
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In den Ergebnissen einiger Studien der letzten Jahre stellte sich heraus, dass deutsche Schüler mit ihren Fähigkeiten in einigen Bereichen lediglich im Mittelfeld liegen. Zwar konnten sie Routineaufgaben relativ sicher ausführen, sobald aber ein größerer Transfer oder logische Schlussfolgerungen gefordert waren, fielen die Ergebnisse weit schlechter aus. Diese anscheinend bei deutschen Schülern noch kaum vorhandene Fähigkeit, neuartige Aufgaben zu lösen, wird in der Pädagogik und Psychologie als Problemlösekompetenz bezeichnet. Ziel dieser Studie ist es, die aktuellen Thesen und pädagogischen sowie didaktischen Ansätze zum Thema ‚problemlösendes Lernen’ aufzuzeigen und zu diskutieren. Um möglichst praxisnah zu sein, wird in einigen Beispielen und einem Teilkapitel insbesondere auf physikalischen, naturwissenschaftlichen Unterricht eingegangen, dennoch ist die Studie in ihren Ergebnissen für alle Unterrichtsfächer anwendbar. Somit bietet sie eine kompakte und anwendungsorientierte Übersicht aus der sich Lehrer Inspirationen zur Unterrichtsgestaltung und für die Verbesserung der Problemlösefähigkeit ihrer Schüler holen können.
Textprobe: Kapitel 4, Problemlösendes Lernen: 4.1, Definition eines Problems: Wie bereits in der Einleitung erwähnt steht bei der Lösung eines Problems ein Hindernis im Weg. Nach Hayes (1974) ist ‘das Problem […] die Lücke zwischen dem Ort, wo du bist, und dem Ort, wo du hinwillst’. Duncker (1935) schreibt: ‘Ein Problem entsteht z.B. dann, wenn ein Lebewesen ein Ziel hat und nicht weiß, wie es dieses Ziel erreichen soll. Wo immer der gegebene Zustand sich nicht durch bloßes Handeln (Ausführen selbstverständlicher Operationen) in den erstrebten Zustand überführen lässt, wird das Denken auf den Plan gerufen. Ihm liegt es ob, ein vermittelndes Handeln zuallererst zu konzipieren’. Diese Definition zeigt bereits, dass ein Problem niemals unabhängig von demjenigen, der es lösen will, betrachtet werden kann. Was für den Einen aufgrund seines Hintergrundwissens lediglich eine einfache Aufgabe ist, also durch das Ausführen von für ihn selbstverständlichen Operationen gelöst werden kann, stellt für einen Anderen, dem die Lösungsstrategie nicht bekannt ist, ein komplexes Problem dar. Weiterhin schreibt Dörner (1979), dass ‘ein Individuum […] einem Problem gegenüber [steht], wenn es sich in einem inneren oder äußeren Zustand befindet, den es aus irgendwelchen Gründen nicht für wünschenswert hält, aber im Moment nicht über die Mittel verfügt, um den unerwünschten Zustand in den wünschenswerten Zielzustand zu überführen’. Ein weiterer Aspekt ist also, ob die betreffende Person die momentane Situation im Bezug auf die Zielsetzung überhaupt als unbefriedigend betrachtet. Nur wenn dies der Fall ist, handelt es sich für diese Person um ein Problem. Dieser motivationale Aspekt scheint besonders für den Unterricht von großer Bedeutung zu sein. Wenn der Schüler das gedachte Problem nicht zu seinem persönlichen Problem macht, wird er auch nicht an dessen Lösung interessiert sein und folglich versuchen, es zu übergehen. Selbst der am Thema interessierte Schüler muss sich zum gegebenen Zeitpunkt durch die spezielle Problemstellung motiviert fühlen. Dies stellt sicherlich eine hohe Anforderung an Lehrer und Unterricht, aber auch den Schüler selbst dar. 4.2, Problemarten: Zusätzlich zu der in der Einleitung erwähnten Einteilung zwischen klar definierten Problemen und unklar definierten Problemen, die in der Praxis am häufigsten vorgenommen wird, gibt es noch viele weitere mögliche Kriterien nach denen Probleme klassifiziert werden können. Unter anderem sind dies: - die notwendigen Prozesse, um das Problem zu lösen, - die Bedeutung von bereits vorhandenem Wissen beim Problemlösen, - der Inhalt des Problems oder der Bereich aus dem das Problem stammt. Je nach angelegtem Kriterium unterscheiden sich verschiedene Autoren recht stark hinsichtlich ihrer Einteilungen. Angesichts der zahlreichen, sich teils überschneidenden und teils widersprüchlichen Einteilungen, die von diversen Autoren gemacht wurden, soll es hier bei dieser knappen Darstellung bleiben. Im Folgenden wird hauptsächlich eine Abstufung nach benötigtem Vorwissen sowie nach den zur Lösung nötigen Prozessen, eine Rolle spielen. 4.3, Problemlösen und Lernprozesse: Problemlösendes Lernen bezieht sich vor allem auf kognitive Prozesse. Es benötigt eine Denkhaltung, die oft als ‘produktives Denken’ bezeichnet wird. Der Lernende wird dabei herausgefordert, geschickt mit früher angeeignetem Wissen umzugehen, d.h. es auf das konkrete Problem anzuwenden, es gezielt umzustrukturieren und damit neue angepasste Begriffe und Regeln zu entwickeln, die zu einer Lösung führen. Für den Unterricht bedeutet dies, dass dem Lehrer lediglich eine unterstützende Funktion zukommt, während der Schüler selbständig den Lösungsweg und damit die Lösung entdeckt. Der Schüler instruiert sich also selbst. Hier zeigt sich wieder, dass das Problemlösen auch eine starke persönliche Komponente hat, d.h. dass die Schwierigkeit des zu überwindenden Hindernisses von dem individuellen Wissen und Fähigkeiten des Lernenden abhängt. Nicht zuletzt deswegen, wird sehr häufig bei kooperativem Lernen eine bessere Lernleistung erzielt, weil dort Informationen und Lösungsideen ausgetauscht und korrigiert werden können. Es ist leicht ersichtlich, dass eine der größten Schwierigkeiten des Problemlösens in der Fähigkeit zur Metakognition besteht, d.h. hier insbesondere die relevanten Bereiche des Vorwissens auszuwählen sowie diese geeignet zu mobilisieren und organisieren. Dabei entwickelt der Lerner eine Strategie, die letztlich zur Lösung des gestellten Problems führt. Da das hierdurch angeeignete strategische Wissen (zumindest in der Theorie per Definition) themenunabhängig ist, steht diese Erkenntnis auch für spätere Probleme, die aber einem völlig anderen Wirklichkeitsbereich entstammen können, zur Verfügung. Hierbei wird deutlich, dass Problemlösekompetenz tatsächlich erlernbar und verbesserbar ist, wie Franziska Perels (2003) in der Evaluation ihres Trainingskonzepts empirisch gezeigt hat. 4.3.1, Die Grundlagen für erfolgreiches Problemlösen: Es sind einige Voraussetzungen nötig, um selbständig mit dem früher Gelernten umzugehen und es effektiv im Kontext des Problems anzuwenden. Diese Grundvoraussetzungen basieren hauptsächlich auf der Fähigkeit, sich Fragen zu stellen. So muss bei einem noch nicht verstandenen Problem also zunächst die Frage geklärt werden, worum es überhaupt geht. Weiter muss der Lerner sich fragen, was ihm bereits an Wissen im Zusammenhang mit dem konkreten Problem zur Verfügung steht. Schließlich in der Phase des (möglichst strategiegeleiteten) Ausprobierens fragt sich der Problemlöser, welche Techniken und Methoden er zur Hand hat und welche davon sich für das spezielle Problem eignen. Zusätzlich zu diesem Fragestellungen und dem Eingangswissen spielen noch die Motivation, sowie ein gewisses Maß an Kreativität oder ‘Beweglichkeit des Denkens’ eine Rolle. Wenn intensives Lernen von Motivation getrieben wird, so bewirkt dies eine schnellere Verarbeitung, ein besseres Behalten der gelernten Information sowie eine positive Einstellung zum Lernen – alles Aspekte, die im Unterricht durchaus wünschenswert erscheinen. Motivation lässt sich durch viele Faktoren wie z.B. Neugier, Aktivität oder Erfolg wecken. Erfolg motiviert ungemein und deshalb sollte einem Lehrer stets daran gelegen sein, Schülern möglichst oft die Gelegenheit zum persönlichen Erfolg zu geben. Abgesehen von der Kreativität die nötig ist, um überhaupt sinnvolle und hilfreiche Problemstellungen zu finden, spielt die ‘Beweglichkeit des Denkens’ auch beim Lösenden des Problems eine große Rolle. Wie der Begriff bereits sagt, ist der entscheidende Punkt hier, nicht zwanghaft an einem Gedankengang festzuhalten, sondern bewusst neue Wege zu gehen (d.h. auch bereits getroffene Annahmen oder Kriterien zu wechseln), Gegebenheiten umzustrukturieren, Gedankengänge oder Problemlöseschritte auch einmal umzukehren und verschiedene Aspektbetrachtungen zuzulassen.
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