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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Sportunterricht ist ein facettenreiches Unterrichtsfach, in dem unter anderem Leistungen der Schüler von Lehrern überprüft werden sollen. Was als schulische Leistung gilt, bzw. nach welchen Kriterien und Normen eine Schülerleistung bewertet werden soll, wird meist kontrovers diskutiert. In der Unterrichtspraxis drängt sich schnell die Frage auf: Welche Leistung ist überhaupt messbar? Die Beurteilung von Schülern ist eine schwierige und fehleranfällige Aufgabe für den Lehrer (Weinert, 2001, S. 57). Dennoch sollen Bewertungen möglichst objektiv, transparent und nicht zuletzt gerecht sein. Das ist eine schwierige Aufgabe. Laut Weinert (2001, S. 54) ist das subjektive Lehrerurteil also in verschiedener Hinsicht korrektur- und ergänzungsbedürftig. Er schlägt deshalb vor, die Diagnoseleistungen des Lehrers durch objektive Leistungsmessungen mit Hilfe standardisierter Tests zu unterstützen um so Leistungen der eigenen Schüler mit dem gesamten Altersjahrgang zu vergleichen (vgl. Weinert, 2001, S. 57-58). In dieser Arbeit werden Vergleichstests für den Sportunterricht untersucht. Welche sportmethodischen Testverfahren gibt es in der Praxis und wie erfassen diese Schülerleistungen im Sportunterricht? Im erweiterten Fokus dieser Arbeit liegen sich rein pragmatisch ergebende Untersuchungsfelder, wie: Was passiert mit den Ergebnissen solcher Motorik-Tests oder wie findet man gerechte Kriterien zur Leistungsbewertung? Abschließend werden Chancen, aber auch mögliche Grenzen bei der Umsetzbarkeit der zwei Testverfahren in der Schulpraxis bewertet und abgewogen, ob sie zur Leistungsbewertung von Schülern und Schülerinnen eingesetzt werden könnten, bzw. sollten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4 Einige Aspekte sportmotorischer Tests: Verschiedene Aspekte, wie beispielsweise der Pädagogische Aspekt , der Gesundheitsaspekt oder der Talentaspekt spielen bei sportmotorischen Tests auch im Bezug auf den Einsatz im Sportunterricht eine Rolle und werden im folgenden Abschnitt (bis 4.4) erläutert. 4.1 Der Gesundheitsaspekt bei Motorik-Tests: Laut WHO (World Health Organisation = Weltgesundheitsorganisation) ist Gesundheit ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. (Hurrelmann 1988, S. 16). Der Gesundheitsbegriff hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Mit der ‚Charta der 1. Internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung, Ottawa, 1986' wurde ein positives Verständnis von Gesundheit in den Vordergrund gerückt, mit dem die Bedeutung einer gezielten Förderung der physischen Gesundheitsressourcen ebenso betont wird wie jene der psychischen und sozialen Ressourcen (Brehm, Bös & Opper, 2002, S. 10). Im Abschlussbericht einer Motorik-Studie aus Luxemburg von (Bös, Eschette, Lämmle, u.a., 2006), wo unter anderem Zusammenhänge zwischen körperlichsportlicher Aktivität, motorischer Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht wurden, beschreibt Bös wie man Gesundheit von Kindern fördert. Um diese Kinder herauszufiltern, wäre auch der Einsatz von Motorik-Tests ganz und gar vorstellbar. Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen optimal fördern zu können, bedarf es inhaltlich gut fundierter und flächendeckend wirksamer Interventionsansätze, die möglichst viele Kinder und Jugendliche erreichen. Beginnen diese frühzeitig (idealerweise bereits im Vorschulalter) und sind sie möglichst ganzheitlich, d. h. sie schließen die Verhaltensbereiche Bewegung, Ernährung und den psychosozialen Bereich ein, haben sie ihre größte Wirksamkeit (Bös et al., 2006, S. 252). Durch Motorik-Tests kann indirekt auch die Gesundheit gefördert werden, indem Kinder zu mehr Sport treiben im Sinne von Gesundheitssport angetrieben werden. Dazu bedarf es ausgearbeiteter Gesundheitssportprogramme , die für die Kinder eingesetzt werden könnten, bei denen ein gesundheitlicher Förderbedarf festgestellt wird. Nach Bös (2006) sollten alters- und interessengerechte Programme zur Förderung der körperlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen entwickelt werden, die in Familie, Schulen, Gemeinden und Jugendeinrichtungen umgesetzt werden können. (Bös et al., 2006, S. 257). Diese Gesundheitssportprogramme müssten den Kriterien des Gesundheitssports entsprechen: Unter Gesundheitssport werden alle sportlichen Aktivitäten verstanden, die die Erhaltung, Verbesserung und/oder Wiederherstellung der Gesundheit zum Ziel haben. Er ist ein wichtiges Instrument der Prävention, Therapie und Rehabilitation (www.sachsen-anhalt.de, Zugriff am 15. November 2010). Motorische Defizite können aufgrund vieler Erkrankungen auftreten. Schott & Münzert (2010) beschreiben die motorische Entwicklung bei Kindern mit motorischen Defiziten wie zum Beispiel mit Motorischer Ungeschicklichkeit und bei Morbus Parkinson , die jeweils umfangreiche, langwierige, teilweise lebenslange Therapien zur Folge haben können. Hat ein Kind bereits diagnostizierte motorische Defizite, muss man damit sensibel umgehen, um das Kind nicht bloßzustellen. Gegebenenfalls muss man einzelne Test-Items weglassen. Um diese Kinder soll es neben der Erkennung von motorisch Talentierten auch gehen. Diese Kinder sollen nicht in der Masse untergehen, sondern auch zum Beispiel mit Hilfe von Motorik-Tests entdeckt und entsprechend individuell gefördert werden. Jedenfalls wäre dies im Sinne von sozialem Denken wünschenswert, Benachteiligte in jeder Hinsicht zu unterstützen und zu fördern. Ein Plädoyer für eine bessere Förderung der Kinder durch Motorik-Tests hält Bös (2006): Für die Identifikation von motorischen Defiziten und eine gezielte individuelle motorische Förderung von Kindern und Jugendlichen sowie eine Qualitätsverbesserung des Schulsports, können einfache, praktikable Tests zur Diagnose der motorischen Leistungsfähigkeit für die Hand des Lehrers bzw. der Lehrerin einen wichtigen Beitrag leisten (Bös et al., 2006, S. 255). Wenn man durch Motorik-Tests Kinder mit motorischen Defiziten herausfiltern könnte, aus denen man eine zukünftige Gefährdung der Gesundheit schließen lassen kann, könnten diese mit präventiven Maßnahmen gefördert werden. Demnach wären Motorik-Tests dann als präventive Maßnahmen im Sinne der Gesundheitsförderung zu bewerten. Es kann festgehalten werden, dass Motorik-Tests eine Hilfe sein können, um eine bessere Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten, vor allem durch Datenerhebung, Datenauswertung und im Datenvergleich. Dadurch werden Ergebnisse transparenter, weil durch objektive Normtabellen eindeutige Aussagen über aktuelle Leistungszustände eines Schülers gemacht werden können. Diese objektive Eischätzung kann zusätzlich zu der subjektiven Einschätzung der Lehrkraft herangezogen werden, um eine Empfehlung hinsichtlich eines Förderprogramms im Sinne der Gesundheitsförderung für einen Schüler zu geben. 4.2 Nehmen die motorischen Fähigkeiten der Kinder im Vergleich zu früher tendenziell ab? Kretschmer & Wirszing (2007) haben sich exakt mit dieser Frage auseinandergesetzt. Wirszing (2007, S. 33) beschreibt, weshalb ihn die Frage interessierte: Er sah die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung, um behauptete und widersprüchliche Befunde sowie Zusammenhänge der motorischen Leistungsfähigkeit und ?veränderter Kindheit' aufzuklären. (Wirszing, 2007, S. 33). Sein Ergebnis bezog sich auf Studien der letzten 10 Jahre Stand 2007, die einen Zeitvergleich beinhalten, insgesamt sind es elf Studien. (Kretschmer & Wirszing, 2007, S. 25). Nach der Auswertung stellte er unter anderem fest: Die Bilanz der elf referierten Untersuchungen ist die, dass lediglich drei Untersuchungen einen Rückgang des motorischen Leistungsniveaus in Teilleistungen festgestellt haben. […] Die These des Leistungsrückgangs wurde mit drei Studien überprüft. Für eine Verschlechterung der motorischen Leistungsfähigkeit für Schüler von 7 bis 10 Jahren konnten keine hinreichenden Belege gefunden werden. Ganz im Gegenteil, die Ergebnisse deuten eher auf einen Zuwachs in der motorischen Leistungsfähigkeit über die Zeit hin (Kretschmer & Wirszing, 2007, S. 27 und 350). Kretschmer & Wirszing (2007) konnten also insgesamt keinen signifikanten Rückgang der motorischen Fähigkeiten von Grundschulkindern im Vergleich zu früher feststellen. Andere Literaturquellen zeigen andere Ergebnisse. Im Buch: Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht (2008) heißt es: Die motorische Leistungsfähigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen. Die Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass die Abnahme im Kindesalter (5,5 %) deutlich geringer zu sein scheint als im Jugendalter (12,5 %). (Schmidt, 2008, S.156) Weiterhin heißt es: Dennoch bleibt auch nach der Erweiterung des Literaturreviews bis 2006 nach wie vor eine gewisse Unsicherheit bei dieser Behauptung, da es sich bei den Vergleichen um unabhängige Stichproben handelt und Stichprobeneffekte nicht ausgeschlossen werden können. Immerhin weisen die vorgelegten Ergebnisse eine hohe Konsistenz auf und bestätigen erneut die Aussagen aus dem Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht (Schmidt, 2008, S.156). Trotz geringer Unsicherheit werden hier dennoch die Ergebnisse aus dem Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht bestätigt. Das Düsseldorfer Modell der Bewegungs- Sport- und Talentförderung (DüMo) 5, etwa seit sieben Jahren eingesetzt (siehe Kapitel 3.3) und inhaltlich dem von (Bös et al. 2001) entwickelten KATS-K (Karlsruher Testsystem für Kinder) entsprechend, kommt zu folgenden Ergebnissen bei Kindern von 6-12 Jahren: Die in der Öffentlichkeit und in den Medien häufig zu findenden Aussagen über dramatische Verschlechterungen der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern lassen sich im Düsseldorfer Modell nicht belegen. DüMo zeigt im Gegenteil eine Stabilisierung bzw. sogar Verbesserung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit. (Neumann, 2009, S. 141) Es gibt also durchaus unterschiedliche Ansichten in der Wissenschaft hinsichtlich der Entwicklung der motorischen Fähigkeiten von Kindern im Vergleich zu früher. Der Problematik stark unterschiedlicher Ergebnisse der einzelnen Motorik-Tests soll nun entgegengesteuert werden. Die Sportministerkonferenz (SMK) ist bemüht, einheitliche Tests zu erstellen. Wie bereits erwähnt, wurde dazu der DMT von Experten geschaffen und wird derzeit getestet. Mehr zum DMT folgt im Kapitel 7.1.

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