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Pädagogik & Soziales

Annika Christiansen

Konsequenzen pränataler Traumata für die Soziale Arbeit

ISBN: 978-3-8428-9741-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Was beinhaltet die pränatale Zeit? Es ist die Zeit im Mutterleib, in der ein neuer Mensch entsteht und sich innerhalb von etwa neun Monaten entwickelt und ausreift. Der Einzelne kann sich nicht mehr an diese Zeit erinnern. Dementsprechend unvorstellbar und unwirklich ist sie für den Menschen. Sie ist jedoch faszinierend, sobald sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und die Komplexität der pränatalen Vorgänge deutlich wird. Diese Arbeit soll Aufschluss darüber geben, inwieweit Erfahrungen in der pränatalen Entwicklung prägend sein können und ob die pränatale Entwicklung Einfluss auf das spätere Leben eines Menschen hat. Sind pränatale Traumata möglich oder fehlen dem Ungeborenen die körperlichen und kognitiven Voraussetzungen dafür? Außerdem soll in einem weiteren Kapitel bearbeitet werden, welchen Standpunkt die Soziale Arbeit bei der Diskussion der pränatalen Entwicklung einnimmt und ob sie ausreichend befähigt ist auf bereits sehr früh gemachte negative Erlebnisse ihrer Klienten einzugehen und ausgleichend zu wirken.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Schädigende Einflüsse: Die erste Umgebung eines ungeborenen Kindes ist die Gebärmutter. Hier kann sich das Kind - bei optimalem Schwangerschaftsverlauf- in Ruhe entwickeln und entfalten. Die Gebärmutter ist wiederum ein Teil des komplexen mütterlichen Organismus. Dieser besteht aus einem System von körperlichen, psychischen und sozialen Gegebenheiten. Zum einen wählt die werdende Mutter ihre Nahrung aus und verdaut diese, zum anderen spricht sie individuell auf äußere Belastungen an und reagiert dementsprechend. Des Weiteren reagiert ihr Körper durch z.B. Angespanntheit oder Zufriedenheit mit den jeweiligen Hormonen. Die Mutter als Ganzes lebt in einem weiteren komplexen System, auf das sie reagiert und welches sie zu bestimmten Reaktionen veranlasst. (Vgl. Behrmann, Sturm, 2008, S. 196) Werden die Vorgänge einer Schwangerschaft betrachtet, die damit einhergehenden körperlichen Prozesse, das Zusammenspiel zwischen mütterlichem und kindlichem Organismus sowie das dadurch neu entstehende Leben, so werden diese äußerst komplexen und dadurch sensiblen Abläufe erkannt. (Vgl. Janov, 1984, S. 29) Infolgedessen ist der körperliche Organismus in der pränatalen Phase noch sehr empfindsam und verwundbar, sodass schädigende Einflüsse die Entwicklungsabläufe leichter stören und in ein Ungleichgewicht versetzen können. Dies kann das Absterben des Fötus zur Folge haben.(Vgl. ebd. S. 41f) Solche negativen Einflüsse, die die intrauterine Lebenswelt des Kindes stören können, können in äußere und innere schädigende Einflüsse eingeteilt werden. Unter anderem gehören Substanzen wie einige Medikamente und Rauschgifte, Alkohol und Nikotin sowie der Versuch des Abbruchs der Schwangerschaft und die Geburt selbst zu den äußeren Einflüssen. Innere Einflüsse stellen die Gefühle der Mutter wie Stress oder Angst dar. (Vgl. Janus, Haibach, 1997, S. 51f) Negative Auswirkungen durch diese Einflüsse entstehen, sobald sie das ungeborene Kind überfordern. Es werden auch durch andere Reize, etwa durch negative Einflüsse im kindlichen Gehirn Erregungsmuster produziert, die das Kind versucht mit seinen bereits bestehenden Mustern zu verbinden. Weicht die Wahrnehmung so stark von der bisherigen ab, kann diese Verbindung nicht stattfinden. Dies kann der Fall bei starken Reaktionen durch Angst oder Stress der Mutter sein. Der mütterliche Herzschlag verändert sich plötzlich und eine verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen kann die Folge sein. Auch die Einnahme bestimmter Substanzen kann diese körperlichen Veränderungen mit sich bringen. Die schädigenden Umstände führen zu einer ausbreitenden Erregung im sich noch weiter entwickelnden kindlichen Gehirn. Diese Erregungen kann das ungeborene Kind allerdings nicht verarbeiten, wodurch die ablaufenden Prozesse gestört werden. Hierdurch wird eine Unruhe hergestellt, die ab einem gewissen Maß eine Notfallreaktion auslöst. Der Fetus reagiert körperlich z.B. mit erhöhtem Herzschlag oder Erstarren. Stellt sich diese Störung jedoch nicht wieder ab - die Mutter produziert beispielsweise weiterhin Stresshormone - passt sich die folgende Entwicklung des Kindes an diese Umstände an. So wird der Notfall zum Normalfall und das Gehirn des Kindes stellt sich auf das veränderte Erregungsniveau ein. (Vgl. Hüther, Krens, 2010, S. 100) Entsteht durch bestimmte Einflüsse eine andauernde Übererregung, produziert das kindliche Gehirn verstärkt hemmende synaptische Verbindungen und weniger aktivierende, sodass die Grenze zur Aktivierung erregender Regelkreise erhöht wird und gleichzeitig hemmende Regelkreise produziert werden. Durch die Anpassung des Gehirns an diese Störung entsteht eine gewisse Abhängigkeit des Gehirns von diesem Erregungszustand. Ist das Kind diesen bestimmten Einflüssen plötzlich nicht mehr ausgesetzt, wird nun der Mangel daran vom Gehirn als Störung gewertet. Automatisch versucht das Kind nun selbst diesen Erregungszustand auszulösen, um sein Bedürfnis nach innerer Ruhe stillen zu können. Durch das Umlernen des Gehirns werden somit Intelligenz und Persönlichkeit des Kindes verändert (Vgl. Verny, Weintraub, 2003, S. 11). Der kindliche Organismus wird bereits im Mutterleib auf physiologische Muster festgelegt. Diese sind zwar durch heilsame Erfahrungen veränderbar, stellen allerdings trotzdem durch eine stark prägende Wirkung einen Risikofaktor dar. (Vgl. Hüther, Krens, 2010, S. 100f) 4. 1, Äußere Einflüsse: Äußere Einflüsse sind meist Substanzen, die von der schwangeren Frau eingenommen werden. Es kann sich hierbei allerdings auch um eine inadäquate Ernährungsweise der Mutter handeln, womit sie ihrem ungeborenen Kind Schaden zufügen kann. Erfolglose Abtreibungsversuche sowie die Geburt an sich stellen weitere Möglichkeiten dar, welche allerdings sehr kontrovers diskutiert werden. Folgend werden Einflüsse wie Alkohol, Medikamente sowie Rauschgifte, Tabak, Mangelernährung, Abtreibungsversuche wie auch Geburtsverläufe aufgeführt und deren mögliche Schädlichkeit diskutiert. 4. 1. 1, Der Alkohol: Nimmt eine Frau während ihrer Schwangerschaft Alkohol zu sich, so dringt dieser ungehindert über die Plazentaschranke und durch die Nabelschnur in den Organismus des ungeborenen Kindes. Auch der Geschmack des Fruchtwassers ändert sich durch den Alkohol, was sich negativ auf das Kind auswirkt, da es nun weniger davon zu sich nimmt. Dass Alkoholkonsum während der Schwangerschaft Schäden hervorrufen kann, scheint jedoch noch zu wenig bekannt. Laut GROSS werden jährlich etwa zwischen 2200 und 2500 Kinder mit alkoholbedingten Missbildungen geboren. (Vgl. Gross, 2003, S. 120) Die Liste möglicher Entwicklungsanomalien durch Alkoholeinfluss ist lang. Unter anderem werden geringeres Geburtsgewicht, kleine Kopfgröße, unnormale Gesichtszüge, Beeinträchtigungen im zentralen Nervensystem wie auch Reizbarkeit und Depressionen in früher Kindheit verzeichnet. Des Weiteren kann die motorische wie auch geistige Entwicklung verzögert sein. Hyperaktivität in der Kindheit und eine kurze Aufmerksamkeitsspanne können ebenfalls auftreten. (Vgl. Janov, 1984, S. 49) Diese Fehlentwicklungen können jedoch nicht nur durch häufiges Trinken von Alkohol entstehen. Eine amerikanische Studie registriert auch Auswirkungen durch kleinste Mengen von Alkohol. Es können bei etwa 30% aller Neugeborenen Missbildungen verzeichnet werden, deren Mütter in der Schwangerschaft durchschnittlich einen Liter Bier oder 0,4 Liter Wein pro Woche zu sich nahmen. (Vgl. Gross, 2003, S. 120) Ist das Stillen des Kindes nach der Geburt prinzipiell eine Stärkung des Neugeborenen, so muss beim Konsum von Alkohol davon abgesehen werden. Dieser tritt auch in die Muttermilch über, sodass das Kind den Alkohol durch das Stillen zu sich nimmt. Daraus entstehen weitere Assoziationen. Entspannte sich die Mutter während der Schwangerschaft beim Trinken von Alkohol, vernahm dies das Ungeborene, sodass auch sein eigenes Gefühl von Geborgenheit und Ruhe mit dem Stillen und dem darin enthaltenen Alkohol verbunden wurde. Durch diese gemachten Erfahrungen können später bei weiterem Kontakt mit alkoholischen Substanzen das Gefühl der Geborgenheit wieder hervorgerufen werden. (Vgl. Janov, 2003, S. 54)

Über den Autor

Annika Christiansen, B.A., wurde 1988 in Celle geboren. Ihr Bachelorstudium der Erziehungswissenschaft und der Ev. Theologie schloss sie an der Universität Osnabrück 2011 erfolgreich ab. Sie hat bereits umfassende Erfahrungen im Elementarbereich sowie in der Jugendarbeit sammeln können. Durch die Tätigkeit in diesen Arbeitsfeldern entstand die Motivation, sich mit der Thematik der pränatalen Traumata und deren Umgangsweise in der pädagogischen Praxis auseinander zu setzen.

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