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  • Interkulturelle Soziale Arbeit: Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation für die Soziale Arbeit

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Moderne Gesellschaften wie die BRD charakterisieren sich durch ihre zunehmende kulturelle Vielfalt. Ausgehend von einem erweiterten Kulturverständnis, das den dynamischen Charakter von Kultur betont und die Aufspaltung in Teilkulturen, Subkulturen und Milieus beinhaltet, können Kulturen nicht mehr auf Nationalkulturen reduziert oder als statisch angesehen werden. Aus dieser differenzierteren Perspektive ergibt sich ein neues Verständnis kultureller Vielfalt und interkultureller Begegnung. Entwicklungen wie diese haben zur Folge, dass interkulturelle Erfahrungen heute zum Lebensalltag der Menschen gehören und prägenden Einfluss auf die individuelle und kollektive Identitätsbildung nehmen. Vor diesem Hintergrund wird interkulturelle Kompetenz zu einer notwendigen Qualifikation für Fachkräfte Sozialer Arbeit. Dieses Buch zeigt, welche gesellschaftlichen Wandlungsprozesse und Erkenntnisse ein erweiterten Verständnis von Interkulturalität und ihren Status als Schlüsselkompetenz der Sozialen Arbeit erfordern.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Im Kontext der interkulturellen Kompetenz relevante gesellschaftliche Entwicklungen und Wandlungsprozesse: Die globalen und regionalen Wandlungsprozesse werden begünstigt durch den Sozialen Wandel, die Globalisierung, die Migration und eine steigende Mobilität. Diese Phänomene führen zu einer wachsenden gesellschaftlichen Vielfalt sowie einer zunehmenden Dichte und Häufigkeit von interkulturellen Begegnungen. Dazu kommt, dass geographische und soziale Nähe zunehmend unabhängig voneinander werden. Folglich muss man nicht mehr an einem Ort leben, um zusammenzuleben. An demselben Ort zu leben heißt keineswegs, zusammenzuleben (Drechsel 2000: 128). In diesem Zusammenhang spricht Paul Drechsel von einer Anwesenheit des Abwesenden (Drechsel 2000: 128). Im Folgenden werden deshalb jene Dynamiken genauer erläutert, welche zu oben konstatierter, zunehmender Dichte und Häufigkeit von interkultureller Begegnungen führt. Es bleibt aber anzumerken, dass sie nur einen kleinen Teil der vielfältigen Prozesse repräsentieren, die unseren Alltag, unsere Lebenswelt und unsere Zukunftsperspektiven ständig verändern (Handschuck/Klawe 2004: 15). 3.1, Sozialer Wandel: Der soziale Wandel ist im Wertewandel und der Pluralisierung der Lebenswelten deutlich erkennbar, und findet sowohl auf lokaler, regionaler als auch globaler Ebene statt. Einführend soll nun die Bedeutung von Werten erläutert werden, da sie eine zentrale Stellung im soziokulturellen Lebenszusammenhang einnehmen. Sie durchziehen in prägender und bestimmender Weise alle Bereiche der Gesellschaft und haben maßgeblichen Anteil an der Steuerung des Verhaltens (Hillmann 2002: 1). Als ein Strukturmerkmal der Kulturen werden Werte sogar als grundlegend für das Denken, Erleben und Handeln angesehen, obwohl sie meist nicht bewusst wahrgenommen werden. Werte können als Maßstäbe betrachtet werden, mit denen Menschen ihre Welt ordnen und gewichten (Maletzke 1996: 80). So bilden die innerhalb einer Kultur ausgebildeten Werte entscheidende Bezugspunkte für Selektionen: Je nach den Werten einer Kultur sind bestimmte Möglichkeiten, Gegebenheiten, Objekte, Phänomene u.a.m. bedeutsam, wichtig, nützlich, erstrebenswert, andere hingegen unbedeutsam, unwichtig, nutzlos, uninteressant. Was in der einen Kultur als Bedeutsam eingeschätzt wird, kann in einer anderen womöglich zurückgewiesen werden (Hillmann 2002: 43). Diese kulturell bedingte Divergenz der Hierarchisierung von Objekten, Phänomenen usw. verweist auf die unterschiedlichen Wertemuster einzelner Kulturen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese Orientierungshilfen für das menschliche Handeln und soziale Zusammenleben nicht nur für Subkulturen oder Kulturen gelten, sondern auch auf die ganze Menschheit bezogen werden können (vgl. Hillmann 2002: 50). Dies zeigt sich beispielsweise in Diskussionen um die Universalität der Menschenrechte. Grundsätzlich unterliegen Werteorientierungen weiterhin dem sozialen Wandel und werden im Prozess der Sozialisation von der einen Generation an die Folgenden weitervermittelt (vgl. Maletzke 1996: 80). 3.1.1, Wertewandel und die Pluralisierung der Lebenswelten: Die Pluralisierung der Lebenswelten bedeutet, dass die heutige Gesellschaft zunehmend komplexer wird und so vom einzelnen nicht mehr hinlänglich zu überblicken ist. (Handschuck/Klawe 2004:17). Dies bedeutet eben auch eine Ausdiffernzierung von Wertemustern und so entsteht eine Neue Unübersichtlichkeit , wie sie Jürgen Habermas (1985) diagnostiziert (Handschuck/Klawe 2004: 17). Als Ursache für den Wertewandel und die Pluralisierung der Lebenswelten können nach Handschuck/Klawe drei parallel verlaufende soziale Wandlungsprozesse herangezogen werden: 1. Der Verlust konsensfähiger, allgemein gültiger Wertemuster, 2. die Auflösung traditioneller Milieus und 3. der beobachtbare Wertewandel in unserer Gesellschaft (Handschuck/Klawe 2004: 18f). Der Verlust konsensfähiger allgemeingültiger Wertemuster geht damit einher, dass in den verschiedenen Lebensbereichen unserer Gesellschaft wie beispielsweise Wohn-, Produktions-, Einkaufs-, Ausbildungs- und Erholungsbereiche unterschiedliche Werte und Normen gelten. Das einzelne Individuum wird somit im Lebensalltag mit differenzierenden Norm- und Wertesystemen konfrontiert (Handschuck/Klawe 2004: 17). Während Werteorientierungen eher auf abstrakterer Ebene zu verorten sind, stellen Normen 'Muss-, Soll- und Kann- Vorstellungen' über angemessenes Verhalten von Menschen in Kulturen dar und finden ihre Auswirkungen eher auf der Ebene des Alltagsverhaltens. Dieselben Verhaltensweisen können dabei in verschiedenen Kulturen unterschiedlich gedeutet werden, so gibt es beispielsweise unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Erziehung aussehen soll oder auch bezüglich der Essgewohnheiten, z. B. was gegessen oder wie es zubereitet wird (vgl. Maletzke 1996: 91). Rollen sind einem Individuum auferlegte Verhaltenserwartungen und –formen, die auf Normvorstellungen von Gruppen beruhen. Dabei können diese Rollenerwartungen beim Individuum zu einem starken sozialen Druck führen (Maletzke 1996: 98), da Rollen sowie auch Normen lediglich Vorstellungen über 'richtiges' und 'falsches' Verhalten widerspiegeln (vgl. Maletzke 1996: 91). Indem nun der Einzelne Träger einer wachsenden Anzahl von Rollen ist, wird es für ihn immer schwieriger den damit einhergehenden Erwartungen angemessenen Verhaltens nachzukommen. Andererseits bietet dies den Individuen aber auch zunehmend die Möglichkeit, neue Lebensformen bzw. –stile zu entwickeln oder sich von den jeweiligen Herkunftsmilieus zu distanzieren. Dies wird zusätzlich begünstigt durch die wachsende räumliche Mobilität, die Steigerung des materiellen Lebensstandards, erweiterte Konsummöglichkeiten und die allgemeine Bildungsexpansion (Handschuck/Klawe 2004: 17). Diese beschriebenen Dynamiken führen von der Auflösung traditioneller Milieus hin zur Vervielfältigung eben dieser, mit der Auswirkung, dass diese auch zunehmend ihre orientierende und bindende Kraft verlieren: So entstehen vielfältige neue Lebensstile und Milieus, die relativ frei wählbar und deren Zugehörigkeit relativ unverbindlich ist (Handschuck/Klawe 2004:18). In unserer Gesellschaft ist ein Wertewandel zu beobachten. Dieser äußert sich beispielsweise in Veränderungen des Leistungsbegriffes, der Variation von Einstellungen und Formen politisch/sozialen Engagements, einem sich wandelnden geschlechtsspezifischen Rollenverhalten oder im veränderten Umweltbewusstsein (vgl. Handschuck/Klawe 2004: 18f). Die Wertediffusion einerseits und die Pluralisierung von Lebenslagen und Milieus andererseits lassen die orientierende Kraft von Werten schwinden. Nicht unbedingt vorfindbare Werte sagen mir, welches Handeln richtig oder angemessen ist, sondern ich selbst muss hier entscheiden und für meine Entscheidung Verantwortung übernehmen (Handschuck/Klawe 2004: 19). Vom Einzelnen erfordert dies Individualisierung , was positiv als höhere Gestaltungsautonomie des Individuums betrachtet werden kann. Diese Autonomie kann aber auch zu einer Überforderung des Einzelnen führen (Handschuck/Klawe 2004:19). Denn die Freiheiten werden beschränkt durch neue Zwänge: so sind die Einzelnen zwar jetzt allein für ihre Biographieplanung zuständig, […] müssen sich aber den veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen , die nahezu alle Lebensbereiche betreffen wie Arbeit, Familie, Freizeitgestaltung und Bildung (Nick 2003: 91). Die durch Massenmedien erzeugten Meinungen, Gewohnheiten, Einstellungen und Lebensstile liefern die Individuen heute zusätzlich einer neuen Außensteuerung aus (Nick 2003: 91f). Wie oben bereits gezeigt wurde, kann das Individuum nicht mehr auf traditionelle Orientierungssysteme zurückgreifen. Somit ist es den von den Massenmedien vorgegebenen Informationen und Vorstellungen, abhängig vom Grad der individuellen Medienkompetenz, ausgesetzt. Die Gesellschaftsmitglieder sehen sich heute einer nahezu unüberschaubaren Fülle an Handlungsoptionen und Lebensentwürfen gegenüber, die mit Verhaltensunsicherheiten für den Einzelnen einhergehen. Mit dem Gefühl der Entscheidungsvielfalt ist die Gefahr der Frustration verbunden, da es schwer fällt sich mit seiner Situation abzufinden, wenn auch andere Konstellationen vorstellbar oder möglich wären (Nick 2003:93). Insgesamt sind die Sicherheit bietenden Wert- und Orientierungsmuster in Bewegung geraten und differenzieren sich zunehmend aus (vgl. Handschuck/Klawe 2004: 27). Nach Norbert Elias wirkt sich die Dynamik dieser Prozesse folgendermaßen aus: Das Verhalten von immer mehr Menschen muss aufeinander abgestimmt, das Gewebe der Aktionen immer genauer und straffer durchorganisiert sein, damit die einzelne Handlung darin ihre gesellschaftliche Funktion erfüllt. Der Einzelne wird gezwungen, sein Verhalten immer differenzierter, immer gleichmäßiger und stabiler zu regulieren (Elias 1977: 316f).

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