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- Hyperaktive Kinder im Grundschulalter: Praktische Hilfen für den täglichen Schulunterricht
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Hyperaktivität bei Kindern erscheint heute weit verbreitet und schnell diagnostiziert. Besonders in der Grundschule fallen diese Kinder auf und ein Leidensweg beginnt. Das vorliegende Buch soll das Erscheinungsbild des ADHS-Kindes, die bisherigen Ursachenerklärungen und die daraus resultierenden Unterrichtsprobleme aufzeigen. Es werden mögliche Förderhilfen erläutert, die den Umgang mit ADHS-Kindern in der Schule, im Unterricht und speziell im Sportunterricht mithilfe der Psychomotorik erleichtern sollen.
Textprobe: Kapitel 3.1.2, Impulsivität: Impulsivität ist eine weitere typische Erscheinung für Kinder mit ADHS. Eichlseder definiert sie folgendermaßen: ‘Impulsiv handelt jemand, der auf den ersten Anstoß, auf den ersten Impuls hin etwas tut, ohne vorher zu überlegen’ (Eichlseder, 1991: 16). Diese Impulsivität beherrscht die hyperaktiven Kinder. Sie können ihr Handeln nicht konkret steuern, sind den Impulsen, die die Umwelt liefert, gänzlich ausgesetzt. Die Impulse ‘platzen überall dazwischen’ und stören somit das betroffene Kind und seine Mitmenschen. Aufgrund dessen macht sich das ADHS-Kind ungewollt unbeliebt. Es wird ausgelacht und verspottet bis hin zur Verstoßung. Es wird von seinen Kameraden isoliert. In der Schule äußert sich die Impulsivität darin, dass das Kind seine Antworten ungefragt in die Klasse ruft, seine Hand immer sofort auf die Frage der Lehrkraft erhebt. Aufgrund mangelhaften Überlegens sind die Antworten meistens falsch. Eines jedoch erreicht das Kind: es erhält Aufmerksamkeit, wenn auch keine wohlwollende und welche das Kind selber nicht adäquat deuten kann. Es versteht nicht, warum es in eine Isolation gedrängt wird. Der soziale Lernprozess enthält beim ADHS-Kind große Schwächen. Es kann Spielregeln nur schwer akzeptieren und je größer die Gruppe ist, umso schwerer fällt es ihm, sich in sie einzuordnen. Zu Hause in der Familie setzen sich die Probleme fort. Die Geschwister sind genervt von der ständigen Unruhe ihres Bruders oder der Schwester, selbst hier gerät das Kind zunehmend in die Isolation. Die Impulsivität lenkt also die hyperaktiven Kinder und erschwert ihnen das Leben in einer Gemeinschaft. 3.1.3, Hyperaktivität: Die extreme Hyperaktivität stellt das dritte Primärsymptom dar. Es kennzeichnet sich aus durch Zappeligkeit und Nicht-Sitzenbleiben-Können, sowie häufiges Umherrennen und Klettern in unpassenden Situationen, wie z.B. in der Schule während des Unterrichts. Das ADHS-Kind hat eindeutig Probleme, sich mit einer Aktivität ruhig auseinanderzusetzen. Es handelt, als würde es ‘getrieben’ werden. In dem Fallbeispiel von Michi beschreibt Humm die Hyperaktivität des Jungen wie folgt: ‘Wenn etwas ‘läuft’, so herrscht Betrieb bei Michi wird dieser Betrieb aber zur Betriebsamkeit und zum Getriebensein, zur Nervosität und zur Hyperaktivität. Nicht umsonst gilt er als ein Viertklässler, der sich überall vordrängt, der nicht warten kann, der dreinschiesst und keine Grenzen spürt’ (Humm, 1998: 41). Hyperaktive Kinder reden schnell und viel, und wenn sie wütend werden, neigen sie zur Fäkalsprache, um ihren Gegenüber zu verletzen, weil sie sich selber verletzt fühlen. Neuhaus bezeichnet diese sprachliche Wut als ‘Sprechdurchfall’ (Neuhaus, 1999: 113). Werden die schwache Aufmerksamkeitsspanne und die Impulsivität oft erst im Schulalter richtig deutlich, so macht sich die Hyperaktivität bereits im Säuglingsalter ansatzweise bemerkbar. Eichlseder erklärt, dass ‘die meisten hyperaktiven Kinder (...) schon im Kleinkindalter, im Kindergarten oder sogar schon als Säuglinge auffällig (sind)’ (Eichlseder, 1991: 41). Es hängt von der Umwelt, besonders von den Eltern ab, inwieweit sie ihr Kind als nicht normal entwickelt ansehen und dann die erforderlichen Untersuchungen einleiten. Spätestens die Erzieher im Kindergarten sollten aufgrund ihrer Erfahrung im Umgang mit Kindern eine eventuelle Störung im Verhalten bemerken. Im Säuglingsalter fallen die Babys durch ihr ständiges Schreien auf und lassen sich nur schwer beruhigen. In einer Studie in England wurde herausgearbeitet, dass ADHS-Kinder mit einer wesentlich höheren Frequenz (650-800 Hertz/Sekunde, normal sind 400-450 Hertz/Sekunde) als ‘normale’ Babys schreien und bedingungslos mehr Aufmerksamkeit erzwingen wollen. Mütter haben berichtet, dass selbst der noch ungeborene Fötus sie während der Schwangerschaft hart und schmerzhaft getreten hat. Im Vorschulalter kommt jedes Kind in eine Trotzphase, die interindividuell von unterschiedlicher Dauer ist. Hyperaktive Kinder aber scheinen ständig in dieser Phase zu sein. Im Kindergarten sind sie oft unbeliebt, da sie aus unerklärlichen Gründen plötzlich zu streiten beginnen und Bauwerke oder Bastelarbeiten der anderen Kinder beschädigen und zerstören. Die ADHS-Kinder schaffen es selten, sich ruhig und über längere Zeit hinweg mit ein und derselben Gegebenheit zu beschäftigen. Bei Bewegungsspielen kämpfen sie bis zur totalen Erschöpfung, sind danach aber nicht beruhigter, sondern vermehrt aggressiv, und beginnen sogar, andere Kinder zu beschimpfen und anzugreifen. Fällt ein Kind in diesem frühen Alter derart auf, benötigt es professionelle Hilfe, um zu lernen, sein Verhalten zu kontrollieren. Die Unruhe muss ergründet werden, bevor sich schulische Probleme anschließen (s. Kap. 5). Bereits im Kindergarten werden hyperaktive Kinder von ihren Kameraden ausgeschlossen und nicht zu Geburtstagen eingeladen. Sofern keine Therapie eingeleitet wird, könnte sich die soziale Isolation im Schulleben dramatisch weiterentwickeln (vgl. Eichlseder, 1991: 41ff). Für das Kind bedeutet die Hyperaktivität schon in frühen Jahren mit den Konflikten seiner Krankheit konfrontiert zu werden und stellt ein beachtliches Problem dar, dem unbedingt Abhilfe geschaffen werden muss, damit es lernt, den mit der Vergesellschaftung zunehmenden Ansprüchen gerecht zu werden. Somit kann die Gefahr der Isolation eingedämmt werden.
Silvana Blisch wurde 1979 in Rheine geboren. Nach dem Studium des Lehramtes für die Primarstufe in Münster nahm sie ihre Lehrtätigkeit an verschiedenen Grundschulen in NRW auf. Derzeit arbeitet die Autorin an einer Grundschule für Gemeinsames Lernen in Rheine.
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