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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Thema Hochbegabung umfasst ein vielschichtiges und umfangreiches Gebiet. Die optimale Förderung eines hochbegabten Kindes bedarf der sorgfältigen Beachtung verschiedener Aspekte, die von der zuverlässigen Identifikation der Hochbegabung bis hin zu speziellen Fördermaßnahmen reichen. Nur mit einem fundierten Hintergrundwissen können hochbegabte Schüler optimal gefördert werden. Dieses Buch befasst sich neben der geschichtlichen Entwicklung auch mit der Erkennung und Identifizierung von Hochbegabung. Einen wesentlichen Teil der Abhandlung bildet dabei die Vorstellung der wichtigsten Konzepte und Theorien. Die Darstellung ergänzt diese mit verschiedenen Fördermöglichkeiten für Hochbegabte innerhalb des regulären Schulalltags oder auch in speziellen Klassen und Schulen für Begabte. Ein besonderes Augenmerk dieses Buches liegt auf der mathematischen Hochbegabung und ihrer Auswirkungen auf das Lernen und den schulischen Erfolg eines Grundschülers. Konkrete Beispiele aus den verschiedenen Bereichen des Mathematikunterrichts veranschaulichen mögliche Probleme und Schwierigkeiten mathematisch Begabter. Vorschläge und Anregungen zur speziellen Förderung mathematisch begabter Grundschüler runden die Ausführungen ab.
Textprobe: Kapitel 2, Einleitende Gedanken zur Hochbegabtenförderung: Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen. Beschäftigt man sich mit den Themen Hochbegabung und Förderung besonders begabter Menschen, so stößt man immer wieder auf die Begriffe Elitebildung , Chancengleichheit und die Frage nach dem Nutzen der Hochbegabtenförderung für die Gesellschaft. Gerade in Deutschland wird mit dem Verweis auf Elitebildung eine Hochbegabtenförderung als sehr skeptisch gesehen. Kritisiert wird vor allem, dass die Schüler, die ohnedies schon gut sind, auf Kosten der Schwachen gefördert werden. Elitebildung beinhaltet heute jedoch nicht mehr, Menschen aus der gehobenen Gesellschaftsschicht herauszusuchen und ihnen eine spezielle Bildung zukommen zu lassen, sondern gefördert werden sollen Personen aus allen sozialen Schichten, die sich durch besondere Leistungen und Fähigkeiten auszeichnen. So meint Alt-Bundespräsident Roman Herzog: Begabtenförderung [...] hat nichts mit elitärer Selbstgenügsamkeit zu tun. Sie dient der Allgemeinheit im Engagement für Wissen, Können, Initiative und Verantwortungsbewußtsein der kommenden Generation. Die Förderung Hochbegabter sollte im Sinne Herzogs als Zukunftssicherung für unser Land verstanden werden. In Wirtschaft, Politik, Forschung und im internationalen Wettbewerb sind Spitzenkräfte mehr denn je gefordert. So sind frühes Erkennen und optimale Förderung Hochbegabter genauso wichtig wie die Förderung der Schwachen. Denn aus begabten Menschen werden mit der entsprechenden Förderung [...] Experten, die große Leistungen vollbringen. Und diese braucht unser Land. Für viele Menschen bedeutet der Begriff ‚Chancengleichheit’, alle Kinder in einer Klasse, unabhängig von ihrem individuellen Leistungsvermögen, gleich zu behandeln. Somit ist eine Förderung Hochbegabter natürlich ausgeschlossen. Das hätte aber auch zur Folge, dass Minderbegabte und behinderte Kinder auch keine zusätzlichen Fördermaßnahmen erhalten. Aber kein Lehrer käme auf die Idee, einem geistig behinderten Kind zu sagen, es solle sich gefälligst den normal begabten Kindern anpassen. Im umgekehrten Fall soll es jedoch möglich sein und wird gefordert. Doch das gängige Vorurteil Hochbegabte bräuchten keine Förderung da sie doch schon sowieso einen Vorteil gegenüber den anderen Menschen hätten, ist nach Heller das am häufigsten wissenschaftlich widerlegte. Richtig verstandene Chancengleichheit bedeutet vielmehr, dass jedes Kind seinen eigenen Begabungen und Fähigkeiten entsprechend gefördert wird, so dass seine gesamte Persönlichkeit sich bestmöglichst entwickeln kann. Das erfordert sowohl eine frühe Erkennung der Hochbegabung wie auch einen differenzierten Unterricht in der Schule. Diese Forderung findet sich auch im Artikel 11 der Verfassung Baden-Württembergs, in dem es heißt, dass jeder Mensch ohne Rücksicht auf Herkunft oder wirtschaftlicher Lage das Recht auf eine seiner Begabung entsprechenden [v. Autor hervorgehoben] Erziehung und Ausbildung habe. Dieser Artikel hat für den Lehrer verbindlichen und verpflichtenden Charakter. 3, Was ist Hochbegabung?: 3.1, Definition: Hochbegabt ist, wer in der Lage ist oder in die Lage versetzt werden kann, sich für ein Informationsangebot – auch aus seiner Sicht – hohen Niveaus zu interessieren, ihm zu folgen, es zu verarbeiten und zu nutzen. Diese Definition von Hochbegabung stammt von Urban. Neben dieser gibt es aber noch unendlich viele, die im Laufe der Jahre aufgestellt und zum Teil wieder verworfen wurden. Der Begriff Hochbegabung ist sehr diffus und wird oft nicht eindeutig verwendet. Vielfach ist von hoher Begabung, außerordentlichem Talent oder überdurchschnittlicher Intelligenz die Rede. Aufgrund dieser Begriffsvielfalt und der nicht eindeutigen Trennbarkeit beider Begriffe werde ich im Folgenden die Begriffe Hochbegabung und Begabung synonym verwenden. In der Fachliteratur finden sich einige wichtige Definitionen wie die Ex-post-Facto-Definition, die IQ-Definition und die Prozentsatzdefinition, die ich hier kurz vorstellen möchte. Die Ex-post-Facto-Definition ist eine der ältesten und entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Man ging davon aus, dass Hochbegabte eine besondere Leistung vollbringen und durch diese als solche entdeckt werden. Folgt man dieser Definition, dann werden jedoch nur die Menschen als hochbegabt identifiziert, die durch eine positive und förderliche Umwelt sich entsprechend entwickeln konnten und es so zu außerordentlichen Leistungen brachten. Ein Großteil der Hochbegabten, die nicht die Möglichkeit hatten, sich entsprechend ihren Fähigkeiten zu entwickeln, bleibt jedoch verborgen. Diese Definition lehnt sich stark an die in der Gesellschaft aktuell geltenden Werte an. Wäre zu Mozarts Zeit die Musik nicht so wichtig und angesehen gewesen, wäre seine Begabung vielleicht niemals entdeckt worden. Die IQ-Grenzwert-Definition richtet sich nach den Ergebnissen eines Intelligenztests. Alle Personen, die einen IQ-Wert von 130 oder mehr in diesem Test erreichen, werden als hochbegabt angesehen. Ein Nachteil ist, dass mit dem Intelligenztest nicht alle Bereiche getestet werden, die für eine Hochbegabung von Bedeutung sein können. So wird zum Beispiel die Kreativität völlig außer Acht gelassen. Die Prozentsatzdefinition hat die Gaußsche Verteilungskurve als Grundlage. Gemäß dieser sind etwa 2 – 3 % der Bevölkerung hochbegabt und ebenso viele minderbegabt. Rechnet man das auf die Gesamtzahl aller deutschen Schüler um, so sind von ca. 9,6 Millionen Schülern 192 000 – 288 000 hochbegabt. Diese Zahlen machen deutlich, dass Hochbegabung in weitaus höherem Maße vorkommt als landläufig angenommen wird. 3.2, Konzepte und Theorien: Ende der 1970er Jahre entwickelte Renzulli ein Modell der Hochbegabung, das sogenannte Drei-Ringe-Modell . Es besteht aus den drei Faktoren Intelligenz, hohes Maß an Anstrengungsbereitschaft / Motivation sowie Kreativität. Diese drei Faktoren stehen in dynamischer Wechselwirkung miteinander und ermöglichen so hervorragende Leistungen. 20 Jahre später erweiterte der niederländische Entwicklungspsychologe Mönks dieses Modell und fügte Umweltfaktoren als weitere Komponenten hinzu. Dieses Triadische Interdependenzmodell besteht folglich aus der inneren Triade nach Renzulli und einer äußeren, welche Freunde, Familie und Schule umfasst. Der Faktor ‚Freunde’ wird in der Fachliteratur oft auch als Peergroup bezeichnet. Mönks geht davon aus, dass eine vorhandene Begabung auch von der sozialen Umgebung entscheidend geprägt wird. Nur wenn beide Triaden sowohl untereinander als auch miteinander in positiver Interaktion stehen, kann sich Hochbegabung entfalten. Das Münchner Hochbegabungsmodell nach Heller, 1992 konzipiert, ist an Gardners Multiples Intelligenzmodell angelehnt und wie dieses multidimensional. Das bedeutet, dass sich eine Begabung in den unterschiedlichsten Bereichen nur dann optimal entwickeln kann, wenn nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale (Moderatoren), Faktoren der Begabung (Prädikatoren) und das soziale Umfeld (Moderatoren) bestmöglich zusammenwirken. Im Unterschied zu Renzulli und Mönks geht Heller davon aus, dass es verschiedene Arten der Hochbegabung gibt. Jede fällt in einen anderen Leistungsbereich und kann unterschiedlich gut ausgeprägt sein. Die meisten Hochbegabten weisen tatsächlich nur in einem Bereich überdurchschnittliche Fähigkeiten auf, während sie in den anderen durchschnittlich oder sogar schlecht sind. Nur die wenigsten sind auf allen Gebieten hervorragend. 4, Geschichte und Entwicklung der Hochbegabtenförderung: Die moderne Hochbegabtenforschung ist etwa 100 Jahre alt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Intelligenztests entwickelt. 1912 begann der Deutsche William Stern mit einer Begabtenauslese und ihrer Förderung. Neun Jahre später entstand die größte Längsschnittstudie, die es je über Hochbegabte gab, unter der Leitung von Terman. In dieser Studie, die weit über Termans eigenen Tod im Jahre 1956 hinausreicht, beobachtete er damals zehnjährige Kinder mit einem IQ von 135 aufwärts. Kritisiert wird an der Studie, dass sie Underachiever, also Menschen mit einem hohen Fähigkeitspotential aber nur mittelmäßigen oder schwachen Leistungen, nicht erfasst. In die Studie aufgenommen wurden nämlich nur solche Schüler, die sich durch sehr gute Noten auszeichneten. Anfang der 1970er Jahre wurde in den USA die Marland-Definition aufgestellt, in der deutlich wird, dass Hochbegabte potentielle Fähigkeiten haben, diese aber nur durch Förderung auch zum Vorschein kommen. Indem die Schule und damit der Staat Fördermaßnahmen bereitstellt verlangt er gleichzeitig, dass diese Begabungen in den Dienst der Gesellschaft gestellt werden müssen. Die erste Weltkonferenz über Hochbegabung fand 1975 und seitdem alle zwei Jahre statt. Ihr Ziel ist es, Verständnis und Anerkennung zu bekommen, Erfahrungen auszutauschen, aber auch die Notwendigkeit einer Förderung klarzumachen. Drei Jahr später wurde die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. gegründet. Mittlerweile existieren in verschiedenen Bundesländern eigene Gruppen. In Deutschland stagnierte die Hochbegabtenforschung während des 2. Weltkrieges und rückte erst Anfang der 1980er Jahre langsam wieder in das Bewusstsein der Menschen. In dieser Zeit kamen vermehrt deutsche Veröffentlichungen zu diesem Thema auf den Markt. Erwähnt sei hier besonders Das hochbegabte Kind von Wieczerkowski und Wagner, welches das erste umfassende Werk über dieses Thema darstellt. Nach der 4. Weltkonferenz über Hochbegabung in Hamburg, 1985, entstanden verschiedene Förder- und Versuchsprogramme in den einzelnen Bundesländern. So startete Baden-Württemberg ein Versuchsprogramm zur Förderung überdurchschnittlicher Landeskinder . Doch erst in den 1990er Jahren wurde das Thema in Deutschland richtig bekannt. Heutzutage unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW) die einzelnen Länder mit Wettbewerben für besonders befähigte Schüler
Die Autorin stammt ursprünglich aus der Nähe von Stuttgart. Ihr Grund- und Hauptschulstudium an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe schloss sie im Jahr 2004 erfolgreich mit dem Staatsexamen ab. Sie befasste sich schon lange, auch während ihres Studiums, mit dem Thema Hochbegabung. Ihr besonderes Interesse galt dabei der Erkennung und Förderung mathematisch hochbegabter Kinder, was sie schließlich zu dem vorliegenden Buch inspirierte. Das Buch erhielt den Förderpreis der Stadt Karlsruhe.
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