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  • Hindi in der internationalen Fachkommunikation. Sprachwissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Aspekte

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Während Indien bis vor wenigen Jahren noch vor allem als beliebte Destination für das Outsourcing von Dienstleistungen bekannt war, gewinnen indische Firmen, wie beispielsweise der Konzern Tata oder die Unternehmen im indischen Silicon Valley in Bangalore, inzwischen international zunehmend an Bedeutung. Doch auch die traditionellen Reichtümer Indiens gelangen zu immer mehr Ansehen. Jahrtausendealte Lehren wie Yoga, Meditationstechniken oder die ayurvedische Heilkunst finden außerhalb Indiens stetig neue Anhänger, insbesondere in den westlichen Ländern. Wenn diese zunehmend wichtige Rolle in der globalisierten Welt im Zusammenhang mit der großen ethnischen, kulturellen und sprachlichen Diversität Indiens betrachtet wird, ergibt sich die Frage, wie sich die Situation der indischen Sprachen im Kontext der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verändert. In dieser Arbeit wird die derzeit am weitesten verbreitete indische Sprache, Hindi, betrachtet. Der Fokus liegt dabei auf der Fachkommunikation in Hindi und dem Einfluss von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf den Status des Hindi im naturwissenschaftlich-technischen Bereich.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4 Internationale Fachkommunikation und Übersetzen: In diesem Kapitel wird zunächst ein Überblick über die indische Übersetzungsindustrie und ihre Herausforderungen gegeben. Es folgen spezifische Übersetzungsprobleme des Sprachenpaars Hindi-Englisch/Englisch-Hindi. Anschließend wird die Rolle des Hindi in der Wissenschaft im Verhältnis zum Englischen beleuchtet. 4.1 Aspekte des Übersetzens Hindi-Englisch/Englisch-Hindi: PIOs und NRIs gibt es zwar auf der ganzen Welt, doch die Anzahl der Personen, die sowohl Hindi als auch eine nicht-indische Sprache (Englisch zählt hier als Sprache, die in Indien gesprochen wird) sehr gut beherrschen und sich entschieden haben, ÜbersetzerIn zu werden, dürfte vergleichsweise gering sein, denn in Indien werden in der Schule meist nur Englisch und indische Sprachen unterrichtet (siehe Kapitel 4.2.2). Von den etwa 22 Millionen PIOs und NRIs leben etwa 5,3 Millionen in Ländern, deren Amtssprache Englisch ist (vgl. Ministry of Overseas Indian Affairs, 2012). Doch auch von den verbliebenen 17 Millionen Menschen dürfte nur ein Bruchteil Hindi sprechen, da viele entweder aus anderen Teilen Indiens kommen oder zur zweiten oder dritten Einwanderer-Generation gehören und deshalb kein Hindi gelernt haben. Die Exotenliste des BDÜ bestätigt diese Vermutung, denn aktuell sind dort nur drei ÜbersetzerInnen für Hindi in Deutschland verzeichnet (vgl. BDÜ, 2013). Also gibt es wahrscheinlich viele Relais-Übersetzungen über das Englische, wenn zwischen Hindi und anderen nicht indischen Sprachen übersetzt werden soll. Andererseits werden auch Relais-Übersetzungen über das Englische oder über Hindi zwischen verschiedenen indischen Sprachen angefertigt (vgl. Ramakrishna, 1997: 448). Das ?????? ???? ??? ?? bharatiya manaka byuro Bureau of Indian Standards ist das zentrale Normungsinstitut Indiens. 1983 verabschiedete es den indischen Standard IS 10454 mit dem Titel Guidelines for the Presentation of Translations . Dies ist der einzige indische Standard, der sich mit Übersetzungen befasst. Der Standard basiert auf dem internationalen Standard ISO 2348. Damit passt sich Indien den internationalen Richtlinien an (vgl. Bureau of Indian Standards, 1983: 3 ff.). Übersetzungen von Englisch nach Hindi bilden die große Mehrheit der Übersetzungsaufträge für das Sprachenpaar Hindi-Englisch (vgl. Naskar & Bandyopadhyay, 2005: 465). Allerdings werden in Indien mehr Texte zwischen den einzelnen indischen Sprachen übersetzt, als zwischen Englisch und indischen Sprachen (vgl. Bassnett & Trivedi, 1999: 11). Während in der Fachkommunikation das Englische dominiert, sieht die Welt der literarischen Übersetzungen ganz anders aus: nur eine kleine Minderheit indischer Autoren schreibt auf Englisch. Die meisten wählen Hindi oder ihre Muttersprache. So weisen auch kleine Sprachen eine große Bandbreite an Literatur auf und Hindi zählt zu den Sprachen, in die mehr Literatur übersetzt wird als auf Hindi geschrieben wird (vgl. Bassnett & Trivedi, 1999: 11 ff.). Der Beruf des Übersetzers bzw. der Übersetzerin genießt in Indien wenig Anerkennung und wird oft nicht einmal als eigenständiger Beruf angesehen. In Indien ist es wichtig, über einen angesehenen Beruf wie Arzt oder Ingenieur soziales Prestige zu erlangen. Ravi Kumar von der Indian Translators Association spricht von einer Identitätskrise unter indischen Übersetzern. Auf die Auskunft über den eigenen Beruf höre man oft die Antwort: Okay, this is what you do. But what is your profession? (vgl. Microsoft, 2013b). ÜbersetzerIn ist in Indien keine geschützte Berufsbezeichnung (vgl. Kumar, 2010: 12). Da der überwiegende Großteil der Inder mehrere Sprachen spricht, werden oft Nachbarn oder Freunde für Übersetzungsdienstleistungen herangezogen, die diese dann sehr kostengünstig oder umsonst anbieten. Viele Inder sind sich der Gründe nicht bewusst, aus denen ein professioneller Übersetzer beauftragt werden sollte. Das mangelnde Bewusstsein für die Anforderungen an Übersetzer in Kombination mit ökonomischem Denken kann dazu führen, dass der Dienstleister mit den günstigsten Preisen und der höchsten Übersetzungsgeschwindigkeit beauftragt wird, worunter die Qualität leidet (vgl. Kumar, 2010: 11 ff.). Generell herrscht in Indien also ein mangelndes Bewusstsein für das Bedürfnis nach professionell ausgebildeten Übersetzern. Die Ausbildungsmöglichkeiten auf akademischem Niveau sind laut Kumar (vgl. 2010, 12) noch stark ausbaufähig: In spite of India’s very rich and continuing diversity of languages, there are only a few universities which offer translation courses in their curriculum, and these find it difficult to sustain themselves due to lack of infrastructure, lack of trained faculty staff, lack of well-formed course curricula and, above all, a public lack of awareness and government apathy . Dabei werden gut ausgebildete Übersetzer benötigt, wenn die indische Regierung neue technische Termini einbürgern möchte, denn bei der Übersetzung lässt sich die Sprache sehr gezielt steuern, was zum Wandel der Gemeinsprache beitragen kann. Übersetzer könnten daher ein wirkungsvolles Mittel zur Sprachlenkung sein. Auf der Regierungsebene bereits versucht, durch die Schulung der Übersetzer des Central Translation Bureau durchgängig die offizielle, standardisierte Terminologie in allen Regierungsdokumenten zu verwenden (vgl. Department of Official Language, 2013b). Außerdem ist der Gebrauch von moderner Technik bei indischen Übersetzern immer noch eine Seltenheit, was auf mangelnde Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zurückgeführt werden kann. Viele Übersetzer fertigen immer noch ihre Übersetzungen auf Papier an, tippen sie dann ab und korrigieren sie anschließend – ein sehr langwieriger und mühsamer Prozess. Wenn diese freiberuflichen Übersetzer nicht mit der entsprechenden Software ausgestattet sind, werden sie letztendlich keine Chance gegen ihre computerversierten Kollegen und internationale Übersetzungsbüros haben (vgl. Microsoft, 2013b). Mehr zur aktuellen Sprachtechnologie auf Hindi steht in Kapitel 4.1.3. Ein weiteres Problem ist, dass viele indische Übersetzer ihre Tätigkeit als etwas sehr Persönliches und Privates ansehen. Sie befürchten, ihre Marktposition zu verlieren, wenn sie mit anderen Übersetzern über ihre Kunden, Aufträge und Preise reden (vgl. Kumar, 2010: 12). Dies behindert die Zusammenarbeit und gemeinsame Interessenvertretung. Kumar (2010) suggeriert, die Reste einer kolonialistischen Geisteshaltung sowohl auf der Seite des Dienstleisters als auch auf der der Kunden würden indische ÜbersetzerInnen davon abhalten, ihr Potential voll auszunutzen. Ein entscheidender Vorteil indischer Übersetzer ist das relativ geringe Lohnniveau in Indien, das ihnen ermöglicht, sehr günstige Preise anzubieten. Freiberuflicher Übersetzer, die für das Central Translation Bureau arbeiten, erhalten 250 Rupien (etwa 3 Euro) pro 1000 Wörter (vgl. Department of Official Language, 2013b). Dies allerdings nur bei Sprachenpaaren ein Vorteil, die auch von Übersetzern angeboten werden, die außerhalb Indiens leben, was beim Paar Englisch-Hindi manchmal der Fall ist. National Translation Mission: Die indische Regierung hat die Mängel der indischen Übersetzungsindustrie erkannt. Da gute Übersetzungen von Fachbüchern dringend erforderlich sind, um die technisch-naturwissenschaftliche Bildung zu fördern, wurde die ?????? ?????? ???? ra?triya anuvada misana National Translation Mission gegründet. Das Institut übersetzt hauptsächlich Fachbücher für die akademische Bildung aus dem Englischen in 22 indische Sprachen. Neben der Beseitigung von Sprachbarrieren steht die Modernisierung der indischen Sprachen durch die Einführung neuer Termini und Schreibstile vor. Die National Translation Mission erkennt also, dass Übersetzer von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Ziele der CSTT sind (vgl. National Translation Mission, 2013a). Die National Translation Mission veranstaltet außerdem Workshops und Seminare für Übersetzer, hat ein Handbuch über Übersetzungstechniken mit Bezug auf indische Sprachen herausgegeben und veröffentlicht die halbjährlich erscheinende Zeitschrift Translation Today. Es gibt Pläne für ein bundesweites Programm zur Ausbildung von Übersetzern (vgl. National Translation Mission, 2013b). Außerdem baut das Institut zur Zeit ein nationales Zertifizierungssystem für Übersetzer auf. Es besteht bereits eine Datenbank mit über 5000 ÜbersetzerInnen, die auf der Webseite der National Translation Mission durchsucht werden kann (vgl. National Translation Mission, 2013c).

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