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- Gewalt in der (Grund-)Schule: Eine grundlegende Analyse von möglichen Ursachen, Folgen und präventiven Maßnahmen am Beispiel des Präventionsprogramms FAUSTLOS
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 130
Abb.: 30
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Kinder und Jugendliche sind oftmals innerhalb und außerhalb des Schulhofs mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert. Hänseleien, Ausgrenzung, Bedrohung sowie weitere körperliche und psychische Belästigungen sind Formen von Aggression und Gewalt, die heutzutage nicht selten auftreten. Aktuelle Forschungsstudien zeigen, dass sogar bereits Grundschulkinder von diesen Problemen betroffen sind. Auch wenn eine gravierende Verschärfung aggressiven Verhaltens in der (Grund-)Schule nicht zu verzeichnen ist, sondern Aggression und Gewalt eher als ein Dauerproblem charakterisiert werden können, sollte das beobachtete Ausmaß aggressiver Verhaltensweisen frühzeitig Anlass zum Handeln im Sinne von präventiven Maßnahmen geben. Das vorliegende Buch soll einen Beitrag dazu leisten, das Ausmaß schulischer Gewalt und deren Entstehungsursachen weitgehend darzustellen und zu analysieren. Es soll verdeutlichen, welche außerschulischen und schulischen Faktoren für die Entwicklung von Aggression und Gewalt verantwortlich sein können. Darauf aufbauend soll die zentrale Fragestellung analysiert werden, welche Wirkung das ausgewählte Curriculum FAUSTLOS auf die teilnehmenden Personen hat und inwiefern es mit seinen angestrebten Präventionsmaßnahmen aggressiven Verhaltensweisen entgegensteuern kann.
Textprobe: Kapitel 3.2.1, Charakteristische Tätermerkmale: Täter sind nach Gallschütz die Personen, ‘die mit Absicht andere Personen gegen deren Willen durch die Anwendung oder die Androhung körperlicher, sprachlicher oder gegenständlicher Mittel schädigen oder verletzen bzw. Sachen beschädigen oder zerstören’ . Dieses aggressive Verhalten, welches sich sowohl gegen Mitschüler als auch gegen Eltern und Lehrpersonen richten kann, ist ein kennzeichnendes Merkmal eines typischen Gewalttäters. Ferner haben Täter in den meisten Fällen eine positivere Einstellung zu Aggression und Gewalt und der Anwendung von gewaltsamen Mitteln als Schulkinder im Allgemeinen. Zu den potentiellen Tätern zählen besonders die Kinder, die bereits vor ihrem Schuleintritt spezielle Indikatoren aufweisen, wie z. B. die Tendenz, in Auseinandersetzungen, Schlägereien oder anderen Formen destruktiven Sozialverhaltens hineinzugeraten und/oder negatives und provozierendes Verhalten zu zeigen. Olweus fasst, basierend auf seinen Forschungsergebnissen, drei mögliche, zum Teil miteinander verknüpfte Motive für Gewaltanwendungen zusammen: 1) Die Täter haben ein starkes Bedürfnis nach Machausübung und Herrschaft über andere und genießen es, andere zu kontrollieren und zu unterwerfen. 2) Die familiären Bedingungen, unter denen viele von ihnen heranwachsen, lassen vermuten, dass sie gegenüber ihrer Umgebung Feindseligkeit entwickeln. Dies gilt vor allem für Erziehungsstile, die u. a. übertriebene Strafaktionen und keinerlei bzw. wenig Grenzerziehung aufweisen (s. Kap. 2.3.1). Solche Gefühle und Impulse führen wohl dazu, dass es sie befriedigt, andere zu beleidigen und zu quälen. 3) Eine ‘instrumentelle Komponente’ ist in ihrem Verhalten enthalten: Die Gewalttäter zwingen oft ihre Opfer, für sie wertvolle Dinge zu beschaffen. Außerdem wird aggressives Verhalten in vielen Situationen mit Prestige bzw. Ansehen belohnt. In Bezug auf den schulischen Kontext weisen Gewalttäter häufig schulische Misserfolge bzw. Desinteresse am schulischen Lernstoff auf und können zudem kein Vertrauensverhältnis zu ihren Lehrpersonen aufbauen. Daher sind die schulischen Leistungen in der Regel unterdurchschnittlich. Sie besitzen meist eine geringe Selbstkontrolle und deren Verhalten ist gekennzeichnet durch ‘wiederholtes Hänseln in hässlicher Weise, Verspotten, Einschüchtern, Bedrohen, Beschimpfen, […] usw.’ Oft suchen sie sich dabei besonders schwächere und eher schutzlose Schüler als Ziel, da sie sich ihrer körperlichen Stärke bewusst sind und dies ausnutzen. In diesem Sinne besteht, insbesondere bei männlichen Gewalttätern, eine Kombination eines aggressiven Reaktionsmusters und körperlicher Stärke. Sie zeigen zudem wenig Empathie, wobei sie hinsichtlich der Gefühlswelt ihres Gegenübers allgemein eine schlechte Wahrnehmung haben. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass Gewalttäter durchschnittlich oder etwas unterdurchschnittlich beliebt sind. Trotzdem zeigen sich Täter oft als Gruppenmenschen, die meist von Gleichaltrigen umgeben sind, die sie unterstützen. In diesem Zusammenhang kann es vorkommen, dass viele Hauptakteure sich im Hintergrund halten und das Ausüben von Gewalthandlungen den passiven, ängstlichen oder unsicheren Gewalttätern bzw. Mitläufern überlassen. An dieser Stelle muss jedoch betont werden, dass auch diese Täter für die Folgen ihrer Taten gerade stehen müssen. Im Unterschied zu den Opfern rechtfertigen die Täter die von ihnen ausgeübten schulischen Formen von aggressivem und gewalttätigem Verhalten als ‘notwendig’ und legitimieren sie als ‘natürliches Verhalten’. Folglich sind ihre Möglichkeiten an Konfliktlösestrategien eingeschränkt und unangemessen. 3.2.2, Charakteristische Opfermerkmale: Unter Opfern wird nach Olweus ‘der Personenkreis von Schülern verstanden, der unfreiwillig, mehr oder weniger bewusst körperlich beziehungsweise verbal, verdeckt oder offen angegriffen wird, um geschädigt zu werden’ . Er unterscheidet hierbei zwei Opfertypen: der passive oder ergebende und der provozierende Opfertyp, wobei Ersterer weitaus am häufigsten verbreitet ist. Passive Opfer sind ängstlicher, unsicherer, tendenziell empfindlicher und vorsichtiger als Schüler im Allgemeinen. Meist haben sie ein schwaches Selbstwertgefühl (ein Merkmal, dass aber auch oft Täter besitzen), ziehen sich häufig sozial zurück und fühlen sich von ihrem Umfeld nicht akzeptiert. Sie betrachten sich als Versager, haben wenig Freunde und reagieren auf aggressive Angriffe mit Weinen oder Rückzug. In der Schule gelten sie als Außenseiter und werden daher nicht in Klassengemeinschaften integriert. ‘In einigen Fällen führen derartige Repressalien dazu, dass die Opfer selbst zu ‘Tätern’ werden, in anderen Fällen haben sie depressive Reaktionen oder gar Suizid zur Konsequenz.’ Passive Opfer haben gewöhnlich eine negative Einstellung gegenüber Gewalt und der Anwendung von gewalttätigen Mitteln, allerdings ist die Gewaltbilligung höher als bei Unbeteiligten. Insgesamt lässt sich nach Olweus das passive (männliche) Opfer als ein ‘ängstliches und zurückgezogenes Reaktionsmuster in Verbindung […] mit körperlicher Schwäche’ beschreiben. Ein weiterer, allerdings seltener auftretender Opfertyp ist der provozierende Opfertyp. Er ist durch ein ängstliches, aber gleichzeitig aggressives Reaktionsmuster gekennzeichnet. Derartige Opfer haben häufig Konzentrationsprobleme und sind insgesamt auffälliger als der Durchschnitt, sodass sie von einem Großteil der Klasse als hyperaktiv charakterisiert und damit abgelehnt werden und für potentielle Täter eine Angriffsfläche bieten. In vielen Fällen versuchen sie dann sich durch eigenes Angreifen zur Wehr zu setzen und werden somit zu neuen Tätern. Schließlich, und bezugnehmend auf die vorgestellten Eigenschaften des typischen Täters und Opfers, muss sowohl die gewaltpräventive als auch -interventive Arbeit an Schulen u. a. folgende Aspekte beachten: Hilfen zur besseren Selbstkontrolle Übungen zur Stärkung der Empathie Aufzeigen alternativer Konfliktlösestrategien Steigerung des Selbstwertgefühls durch Erreichen positiver Ziele.
Maria Arabatzidou wurde 1986 geboren und ist Studentin der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Neben den Schwerpunkten Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft studiert die Autorin die Fächer Mathematik, Geographie und Wirtschaftslehre.
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