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Pädagogik & Soziales

Kerstin Semmler

Geschlechtsspezifische Aspekte in der Berufsberatung

ISBN: 978-3-95934-889-8

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch untersucht unter einem wissenschaftlichen Blickwinkel verschiedene Aspekte und Themenfelder der Berufsberatung unter geschlechtsspezifischen Fragestellungen, wobei der Gegenstand der Berufsberatung an sich, der institutionelle Rahmen, in dem Berufsberatung stattfindet, und der eigentliche Beratungsprozess im Fokus stehen. Geschlechtsspezifische Vorurteile und Fehlannahmen hinsichtlich der Berufe führen in vielen Fällen zur falschen Berufswahl, die bei einer besseren Kenntnis der tatsächlichen Entscheidungskriterien einerseits auf der Seite des Ratsuchenden und andererseits auf der Seite des Berufsfeldes zu vermeiden wäre. Häufig wird von den Berufsberatern auch ein zu wenig kritisches, nicht-direktives Beratungsvorgehen gewählt, anstatt eine fundierte und kritische Beratung zu wählen, bei der die Entscheidungskriterien für die Berufswahl und die tatsächlichen Berufsbedingungen näher betrachtet werden. Durch Bewusstmachung und Aufdeckung der in der Berufsberatung und -wahl gerade auch unter dem geschlechtsspezifischen Aspekt ablaufenden Prozesse kann eine passende Berufswahl für den Ratsuchenden ermöglicht werden. Das Buch richtet sich demnach an die an der Berufsberatung Beteiligten, d.h. die professionellen Berater/-innen, Berufs- und Studienberater/-innen, Coaches, Trainer/-innen, Sachbearbeiter/-innen – und die Ratsuchenden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1, Bundesagentur für Arbeit (BA): Der weitaus größte Anbieter von Berufsberatung ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die vom Gesetzgeber geschaffene Rechtsgrundlage für das Beratungsangebot der BA sind die §§ 29-34 Sozialgesetzbuch III (SGB III), die Berufsberatung ist in § 30 SGB III geregelt (siehe Kapitel 2.4). Die Berufsberatung als Teil der Arbeitsverwaltung hat eine lange historische Tradition, die bis 1922 zurückreicht (Ostendorf 2005, S. 234). Die Berufsberatung wird sowohl in den Räumen der BA als auch an den Schulen angeboten. Für die Berufsberatung der BA sind regelmäßige Termine grundsätzlich an allen Schulen vorgesehen, sowohl in Form von Vorträgen als auch von Einzelberatungen. Nissen/Keddi/Pfeil (2003, 115) fügen einen umfassenden Überblick über darüber hinausgehende Angebote der Berufsberatung der BA hinzu: psychologische Begabungs- und Eignungstests, Seminare zur Berufsorientierung und -findung, schriftliches und audiovisuelles Informationsmaterial, Vermittlung von Betriebspraktika und Besuche an Hochschulen. Die Berufsberater stellen in der Beschäftigtenstruktur der BA einen eher kleineren Anteil dar. Den weitaus größeren Anteil stellen Arbeitsvermittler (Arbeitnehmer- und Arbeitgebervermittler) und Sachbearbeiter, deren Aufgabe die Bearbeitung von Förderleistungen ist, dar. Die Arbeitsvermittler für Arbeitnehmer sind meistens nur am Rand mit Berufsberatung, eher noch mit Weiterbildungsberatung beschäftigt deren vorrangige Aufgabe ist die möglichst schnelle Vermittlung in den Arbeitsmarkt. Nach der Umgestaltung der BA durch die ‘Fördern und Fordern’- Arbeitsmarktpolitik und den dazu ergangenen Gesetzen von 2003 bis 2005 steht die BA Ratsuchenden ohne einen Vermittlungsbedarf nur bis zum 25. Lebensjahr zur Verfügung. Einen umfassenden Überblick auf das Wirken und die Aufgabenerfüllung der BA, insbesondere im Hinblick auf ihren geschlechtsspezifischen Einfluss in der Berufsberatung, bietet Ostendorf (2005). Zum zahlenmäßigen Verhältnis der Berufsberater und Berufsberaterinnen bei der Bundesagentur stellt Ostendorf fest (2005, 301): ‘Traditionell arbeiten in der Berufsberatung viele Frauen. Der bis in die 1970er-Jahre geltende Grundsatz der Beratung von Mädchen ausschließlich durch Frauen machte eine ausreichende Zahl an weiblichen Fachkräften nötig. Offizielle Zahlen über die Geschlechterverteilung unter den Beratungsfachkräften liegen nicht vor. Verschiedene Untersuchungen deuten auf einen bundesdurchschnittlichen Frauenanteil zwischen 40 und 50 % hin.’ Nach dem Geschäftsbericht 2008 (S. 61) der BA sind 69 % der gesamten Beschäftigten weiblich, ein Geschlechteranteil der Berufsberaterinnen und Berufsberater wird leider nicht ausgewiesen. 4.2 Institutionen außerhalb der Bundesagentur für Arbeit: 4.2.1 Private Anbieter von Berufsberatung: Private Anbieter von Berufsberatung sind oft Einzelpersonen, die sich als freiberufliche/r Berater/-innen selbstständig gemacht haben und häufig neben der Berufsberatung auch Coaching anbieten. Das Angebot ist sehr vielseitig und reicht von Therapeuten bis hin zu Consultants bzw. selbstständigen Unternehmensberatern. Daneben gibt es privatrechtliche Institute, die auch durch die Entwicklung von aufwendigen Berufswahleignungstestverfahren wie z. B. das geva-Institut bekannt geworden sind. So tritt das geva-Institut z. B. auch in der Zusammenarbeit mit Schulen und der Arbeitsagentur in Erscheinung. Eine beispielhafte Aufzählung für einen privaten Anbieter erhält man auf der Homepage des geva-Instituts (2010): Profiling für Eignungsfeststellung und Vermittlungscoaching für BA- und AR36 GE-Kunden (§ 37 SBG III) Ermittlung der Betreuungsstufe und Erarbeitung von Förderungsplänen für BA- und ARGE-Kunden Berufsberatung für Schüler und Jugendliche Beratung bei Berufsrückkehr und Neuorientierung Weiterbildungsberatung, Beratung und Coaching bei Fach- und Führungskräften standardisierte Berufswahl- und Eignungstests für die Durchführung an Schulen. Durch den Wegfall des bis 1998 geltenden staatlichen Monopols für Berufsberatung durch das ehemalige Arbeitsamt – nun Bundesagentur für Arbeit (BA) – ist Berufsberatung in den letzten Jahren zunehmend auch von privater Seite angeboten worden. Die Stiftung Warentest (2007) stellte privaten Anbietern hinsichtlich der Qualität der Berufsberatung bei Schülern und Jugendlichen ein durchgehend besseres Zeugnis aus als der BA. An dieser Stelle soll auch der Deutsche Verband für Bildungs- und Berufsberatung e. V. genannt werden, der sich als privater Dachverband für Berufsberater und Berufsberaterinnen versteht und momentan 618 Mitglieder hat (www.dvb-fachverband.de). Eine Anfrage beim Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung e. V. ergab, dass die Mehrzahl der Mitglieder noch der Arbeitsagentur angehören, 91 Mitglieder aber freie Anbieter von Berufsberatung sind (d. h. entweder selbstständig oder bei einem freien Träger angestellt) und deren Mitgliedschaft zunehmend ist. Bei dem Verband gibt es auch eine Fachgruppe für selbstständige Berufsberater. Mit 371 Mitgliedern ist die Mehrheit der gesamten Mitglieder weiblich (60 %), 247 Mitglieder sind männlich (40 %). Von den 91 Mitgliedern, die freie Anbieter sind, sind 70 weiblich (77 %) und 21 (23 %) männlich. 4.2.2 Studienberatung der Hochschulen und Universitäten: Die Studienberatungen der Hochschulen und Universitäten bieten Berufsberatung hinsichtlich der Studienwahl sowohl für Personen an, die bereits studieren, als auch für Ratsuchende, die noch vor der Entscheidung für ein Studium stehen, und haben dabei eine ähnliche Zielsetzung wie die Berufsberatung: ‘Studienberatung soll dafür sorgen, dass die Begabungen, die Stärken und Schwächen, die Interessen und Perspektiven einzelner Personen oder Personengruppen angemessen mit Angeboten und Ressourcen des Bildungssystems verknüpft werden (…). Vereinfacht ausgedrückt, Beratung soll dafür sorgen, dass Bildungsangebote und Bildungsentscheidungen besser zueinander passen.’ (Großmaß 2007, 237). Die Studienberatungen sind dabei den Hochschulen und Universitäten angegliedert, die Berater/-innen Beschäftigte der einzelnen Hochschule oder Universität. Damit ist eine Übersicht über die Quantität der Beratungen und die Anzahl der Beschäftigten, die an den Hochschulen und Universitäten stattfinden, sehr schwierig. So führt auch Lührmann (2002, 32) aus: ‘Dennoch kann man von einem formal und inhaltlich einheitlichen Angebot allgemeiner Studienberatung nicht reden. Das, was informations- und ratsuchenden Studieninteressenten und Studierenden als konkreter Service und individuelle Hilfe in den zentralen Studienberatungsstellen begegnet, weist große Unterschiede von Hochschule zu Hochschule auf’. Für die Beratung hinsichtlich des Übergangs von der Hochschule in den Beruf wurden an vielen Hochschulen und Universitäten in den vergangenen Jahren ‘Careers Services’ nach angelsächsischem Vorbild eingerichtet, wobei die Einbindung und finanzielle Ausstattung sehr unterschiedlich sind (Schiersmann/Bachmann/Dauner, Weber 2008, 13 Stein 2007, 264). Meine Anfrage aus dem Jahr 2010 bei der Hochschule München ergab, dass dort in der Studienberatung 11 Beraterinnen und 1 Berater beschäftigt waren, also die Beraterinnen deutlich in der Überzahl waren. Zum Frauenanteil der Berater und Beraterinnen in der Studienberatung macht Lührmann (2002, 30) folgende auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Bewertung weiblicher Tätigkeiten interessante Feststellung: ‘In einem allerdings hat sich die institutionelle Randstellung auch positiv ausgewirkt und sich gezeigt, dass die Studienberatung sich anders als andere Einrichtungen in der Hochschule auf der Höhe der Zeit bewegt: Der Frauenanteil in ihrem Personal hat die ansonsten nachgerade utopisch wirkenden Gleichstellungsforderungen längst eingelöst. Allerdings ließe sich dieser Umstand auch als Beweis für die Randständigkeit lesen und, da er typisch für Beratungsstellen ist, auch für die Tatsache, dass Beratung gesellschaftlich als ,weibliche’ Tätigkeit gilt’.

Über den Autor

Die Autorin ist Diplom-Verwaltungswirtin (FH) und seit 2005 beim Berufsförderungsdienst der Bundeswehr beschäftigt. Von 2005 bis 2011 war sie Beraterin im individuellen Berufswahl- und Eingliederungsprozess der Soldatinnen und Soldaten, von 2008 bis 2011 auch nebenamtlich Dozentin für die Ausbildung der Berater des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr. Von 1999 bis 2011 studierte sie neben der Tätigkeit im gehobenen Dienst bei der Bundeswehrverwaltung an der FernUniversität Hagen Soziale Verhaltenswissenschaften und Erziehungswissenschaften (Studienschwerpunkte Arbeits- und Organisationspsychologie und Berufspädagogik) das Studium schloss sie als Magister Artium ab.

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