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- Geschlechterverhältnisse in der politischen Bildung: Gendersensibilität und die Rolle des männlichen Lehrers
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ort: Gesamtschule im Geschlechterbezirk MANNstadt. Die SchülerInnen haben Pause. Auf der Tür des Mädchenklos hängt ein Schild mit Vergnügungscenter . Auf der Tür des Männerklos eins mit Managerraum . Es scheint, als wüssten die Jungs, was sie tun. Das Center darf jeder betreten - auch die Jungs! Den Managerraum? Nur die Jungs! Doch was steckt hinter diesem Szenario? Weshalb diese Art von Diskriminierung? Warum bereits in diesem jungen Alter? Kaum einer beschäftigt sich mit solchen Fragen. Das Verhalten der Jungen wird eher als Störung gesehen. Was aber macht dieses Verhalten aus? Auch die Wissenschaft hat Probleme. Männlichkeit bleibt bislang kaum erforscht. Spürbar ist, dass im Zuge der weiblichen Emanzipation die traditionelle Männlichkeit ins Schwanken geraten ist. Der Mann sieht sich in der Krise, Jungen sind irritiert. Deutlich wird dieses Phänomen besonders in der Schule. In diesem Werk soll dargestellt werden, wie sich Möglichkeiten für jeden Einzelnen eröffnen können, einen modernen Blick auf gesellschaftliche Prozesse einzunehmen. Speziell wird dabei der Fokus auf den politischen Unterricht und die Rolle des männlichen Lehrers als modernes Sinnbild der Männlichkeit gelegt.
Textprobe: Kapitel 2., Männlichkeit: Ein gesellschaftliches Konstrukt!?: Männlichkeit ist in der Forschung generell ein kaum erkundetes Thema. Woran das liegt, wird außen vor gelassen. Denn in erster Linie soll es darum gehen, was Männlichkeit bedeutet und wie sie im Geschlechterverhältnis einzubeziehen ist. In klassischen soziologischen Forschungen sei Männlichkeit als etwas ‘Normales’ zu verstehen. Hier fehle es an expliziteren Erläuterungen. Die Frau sei im Gegenzug etwas ‘Abweichendes’ – der Mann in der Gesellschaft als das herrschende Geschlecht, die Frau die Unterdrückte. Männlichkeit scheint hier also als etwas Selbstverständliches und Machtvolles zu gelten. Weiterhin lassen sich Beschreibungen finden, die den ‘Mann’ als etwas ‘Nicht-Weibliches’ oder ‘Nicht-Homosexuelles’ artikulieren (vgl. Baur/ Luedtke 2008, S. 7 f.). Eine Abgrenzung von all dem, was nicht weiblich ist, konnotiert sich demnach mit Männlichkeit und lässt ein selbstverständliches Männlichkeitsbild zu. Wie sich Männlichkeit im gesellschaftlichen Zusammenhang – bedingt durch soziokulturellen Zuständen und Entwicklungen – bildet, verhält und charakterisieren lässt, kann über solche destruktiven Sichtweisen noch bei Weitem nicht gesagt werden. Es ist also nicht möglich das Verständnis über Männlichkeit auszuweiten. Ebenso liefern biologische Argumentationen allein keine eindeutigen Aussagen, die das geschlechtliche bzw. männliche Verhalten in der Gesellschaft deutlich beschreiben können. In allen sozialwissenschaftlichen Theorien sei man sich einig geworden, dass äußere soziale Einflüsse das biologische Geschlecht prägen (vgl. ebd. 2008, S. 9). Die Geschlechterrollen werden demnach im Sozialisationsprozess in einer Wechselwirkung von Mensch und Umwelt angeeignet. Ein soziales Geschlecht ‘Gender’ bilde sich heraus – es stehe mit dem biologischen Geschlecht ‘Sex’ im Zusammenhang (vgl. Wallner 2004, www.claudia-wallner.de/pdf/gd/theorien_der_geschlechterverhaeltnisse.pdf ). 2.1, Geschlecht als gesellschaftliche Produktion: Die Gesellschaft schreibt Menschen bestimmte Normen zu und orientiert sich an Idealen. Sie ordnet die Menschen in erster Linie in ‘Mann/Junge’ oder Frau/Mädchen ein. Dieses Phänomen beginne bereits mit der Geburt durch ‘Sex-Zuweisungen’ anhand der Genitalien. Aus dieser ‘Sex-Kategorie’ ent-stehe durch weitere Zuweisungsstrategien – u.a. über Kleidung (sogenannte ‘Gender-Marker’), was besonders durch Farben geprägt wird – ein ‘Gender-Status’. Jungen bekommen z.B. eine blaue Hose, Mädchen einen roten Rock. Schon anhand dieser Beobachtungen, lässt sich erkennen, dass das Geschlecht gesellschaftlich produziert wird. Es beruht nicht auf einen natürlichen Kern. Geschlecht wird also gesellschaftlich konstruiert (vgl. Lorber 2003, S. 56 f.). Dabei gehe man schließlich von nur genau zwei Geschlechtern aus – von einer Dichotomie. Mann und Frau seien grundsätzlich verschieden – sie seien Gegensatzpaare. Mann oder Frau definiere sich über die Abgrenzung vom jeweiligen anderen Geschlecht (vgl. Budde 2003a, S. 13). Demnach definiere sich Männlichkeit auch erst über die Abgrenzung von allem Weiblichen. Da sich Geschlecht als soziale Konstruktion nicht auf einen ursprünglichen und natürlichen Kern zusammenfassen lässt, könne sich auch Männlichkeit nicht auf einen einzigen starren Charaktertypus zurückführen lassen (vgl. Budde 2003b, S. 70). Männlichkeit könne auch nicht ohne das relationale Beziehungsgefüge zur Weiblichkeit erfasst werden, vor allem nicht ohne das Verhältnis unter Männern zu beachten (vgl. Budde/ Faulstich-Wieland 2005, S. 37 f.). Gender sei aus dem sozialen Leben heraus entstanden und entstehe immer wieder neu (vgl. Lorber 2003, S. 55). Ein Antrieb durch soziales Handeln also, das die Ordnung dieses gemeinschaftlichen Lebens konstruiert, indem es nicht nur Verhältnisse zwischen Frauen und Männern gibt, sondern auch unter Frauen bzw. unter Männern selbst. Dass Geschlechterverhältnisse im gesellschaftlichen Leben allgegen-wertig sind, erscheine den meisten Menschen als unvorstellbar. Demnach befinden sich zwar Menschen interaktional in einem geschlechtlichen Beziehungsmuster, können sich dieses aber nicht vor Augen führen, woraus womöglich auch Irritationen, Konflikte und Diskriminierungen gegenüber Frauen und Männern entstehen. Die Menschen merken also nicht, dass sie sich selbst ständig in einer Dimension bewegen, in der Gender sozial konstruiert wird. Sie merken nicht, wie sie selbst diese dynamische gesellschaftliche Dimension vorantreiben und verändern. Jeder Mensch ‘mache Gender’, ohne sich darüber Gedanken zu machen (vgl. ebd. 2003, S. 55). Die Schwierigkeit zu erkennen, wie Gender konstruiert wird, sei darauf zurückzuführen, dass sich die Menschen ihre Natur auf einer selbstverständlichen Art und Weise biologisch und hormonell bedingt erklären (vgl. ebd. 2003, S.62). 2.2, Männlichkeit als Selbstverständlichkeit!?: Frage man Männer, was es für sie bedeute ein Mann zu sein, käme Empörung auf. Es sei eine ‘saudumme Frage’. Man(n) sehe sich als ‘Mensch’ bzw. setze sich mit ‘Mensch’ gleich. Männlichkeit bestehe nur in Abgrenzung zum Weiblichen. Alles Weibliche schließe sich dadurch in der Betrachtung des Männlichen aus, denn demnach wäre alles, was weiblich ist, nicht männlich. Alles, was mit Geschlecht konnotiert wird, sei dadurch nicht mit Männlichkeit in Verbindung zu setzen (vgl. Meuser 2000, S. 103). Dabei gäbe es gegensätzliche geschlechterspezifische Zuschreibungen, die u.a. durch Begriffe wie ‘Härte’ oder ‘Rationalität’ als männliche und wie ‘Weichheit’ oder ‘Emotionalität’ als weibliche Merkmale verbalisiert werden (vgl. Budde 2003, S. 5). Eine Selbstverständlichkeit macht sich erkennbar, was es für Männer bedeute, ein Mann zu sein. Während es immer noch der Fall sei, dass u.a. Technik und Wissenschaft in der Handlungsebene eine Männerdomäne zu sein scheinen, mache die Frau der Männerwelt auf dem Arbeitsmarkt im ansteigen-den Maße Konkurrenz. Aber nicht nur in der Erwerbstätigkeit zeige sich eine zunehmende Beteiligung der Frauen, sondern u.a. auch im Sport, allerdings mit der Ausprägung einer Teilung zwischen Männer- und Frauensport. Der Män-nersport verlange höhere Leistungsfähigkeit ab, als es in Disziplinen des Frau-ensports der Fall sei (vgl. Baur / Luedtke 2008, S. 13 f.). Die Tatsache bliebe dadurch bestehen, dass sich Männlichkeit von Weiblichkeit abzugrenzen ver-mag. Männlichkeit sei dabei durch die Frauenbewegung und der Transformati-on der Arbeit in einen Legitimationsdruck geraten (vgl. Budde 2003, S. 7). Erkennbar macht sich hier zwar eine weiterbestehende Selbstverständlichkeit vom Manndasein, jedoch unter dem Vorwand, dass sich Männlichkeit in einer Krise sieht bzw. in einem immer stärker werdenden Legitimationsdruck gerät. Das Selbstverständlichkeitsbild des Mannes und seine Machtstellung in der Gesellschaft lassen sich dadurch in Frage stellen. Connell behauptet, dass das Selbstverständnis der Geschlechterrollen sich ändere (vgl. 2000b, S. 132 f.). Das würde bedeuten, dass ein Veränderungsprozess stattfindet, der eine Bedrohung in den Augen der selbstverständlichen ‘Männerwelt’ darstellt (vgl. Budde 2003, S. 11). Männlichkeit darf demnach nicht als homogene Gruppe verstanden werden, die eine tradierte gesellschaftliche Männerrolle innehält, sondern als ein soziales Konstrukt, das vervielfältigbar und so auch veränderbar ist. Aus geschlechterrollentheoretischen Sichtweisen gäbe es nur eine Form von Männlichkeit – die dominante. Eigenschaften, die nicht unter diese ‘eine’ Kategorie fallen, werden als extrem abweichend gesehen. Es gäbe nur eine Differenzierung zwischen Männern und Frauen. Homosexuelle Männer würden demnach von heterosexuellen Männern abgegrenzt werden. Durch diese extreme Abgrenzungspraktik sehe sich Männlichkeit in ihrem Wesen unterminiert, also in einer Krise. Durch Wirtschaftskrisen, wie es z.B. in den USA zu Zeiten der ‘großen Depression’ der Fall war, käme es so nicht nur zu ökonomischen Einbußen, sondern auch zum Verlust der traditionellen Funktion des Mannes, durch veränderte Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Aufgabe des traditionellen Ernährers der Familie stünde damit in Gefahr (vgl. Meuser 2006, S. 52).
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