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Pädagogik & Soziales

Melanie Stölting

Ganztagsbildung: Chancen zum Ausgleich von Bildungsbenachteiligung

ISBN: 978-3-8428-9174-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Den Einstieg und die Grundlage dieser Studie bildet eine kurze Beschreibung der PISA Studie (2001-2009) in Hinblick auf Bildungsbenachteiligung und mögliche kausale Zusammenhänge mit der sozialen Herkunft der Benachteiligten. Bildungsbenachteiligung kann durch ein ganztägiges Bildungskonzept ausgeglichen werden. Dieses ist über die Entwicklung einer verbindlichen Struktur der Kooperation von Jugendhilfe und Schule wirksam. Zunächst erfolgt eine soziologische Betrachtung des gesellschaftlichen (familiären)Wandels. Im zweiten Teil der Studie werden die rechtlichen und inhaltlichen Grundlagen bezüglich des bildungs- und sozialpolitischen Auftrags erläutert. Handlungsfelder und Aufgaben der Systeme Jugendhilfe und Schule werden in Hinblick auf die (verbindliche) Struktur, deren Koordination/Schnittstellen, die Professionalität (des Personals), die Ziele/Aufgaben und Perspektiven untersucht. Außerdem werden Hindernisse und Vorzüge aber auch die Notwendigkeit einer Kooperation beider Systeme erläutert. Am Beispiel der Entwicklung der sozialraumverankerten Schulsozialarbeit in Stuttgart werden die praktische Umsetzung, die u.a. die strukturelle Veränderung der Jugendhilfe mit sich bringt sowie die Voraussetzungen, Handlungsfelder und Schwierigkeiten der Ganztagsbildung vorgestellt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1, Gesellschaftlicher Wandel: Der gesellschaftliche Wandel ist kein allgemeiner, gleichförmig verlaufender Prozess. Es sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche gesellschaftliche Teilbereiche betroffen. Einzelne systemische Veränderungen sind individuell stark ausgeprägten Wechselwirkungen ausgesetzt. Demografische Trends: Die Heiratsneigung sinkt seit 1950 und das durchschnittliche Heiratsalter steigt. Infolge des Geburtenrückgangs entwickelt sich eine Verschärfung der Altersstruktur. Gleichzeitig steigt das durchschnittliche Geburtenalter der Frauen, als Konsequenz einer längeren Ausbildungsdauer. Möglicherweise deutet sich hier an, sich für insgesamt weniger Kinder zu entscheiden. Problematisch ist das Missverhältnis zwischen individuellem und gesellschaftlichem Auftrag, was die Altersvorsorge betrifft. Das Hervorbringe von Kindern ist nicht mehr ein wichtiger Bestandteil und Garant der Altersvorsorge, sondern vielmehr ein Luxusgut, das wirtschaftliche Mehraufwendung und gegebenenfalls auch soziale Unsicherheit zur Folge haben kann. Es entwickelt sich eine Entkopplung der Altersversorgung von familiären Beziehungen, die den Staat auf ökonomischer Ebene stark belastet. Veränderung im Bildungsbereich und in der Arbeitswelt (vgl. Bruggmann 2004: 4-5). Die erweiterte Beschulung von Kindern bis ins Erwachsenenalter hinein, führt zu einer Erhöhung der Ausbildungsdauer und des Ausbildungsniveaus. Zudem führt die Angleichung der Bildungschancen für Frauen und Männer und den sozialen Schichten zu einer verstärkten sozialen Mobilität des Individuums. Seit den 70er Jahren beschreiben Experten eine massive Steigerung des allgemeinen Wohlstandes. Infolgedessen erhöhen sich die Angebote der Konsumsteigerung, der Genuss- und Erlebnismöglichkeiten. Gleichzeitig erleben weite Teile der Gesellschaft eine Diskrepanz zwischen dem Angebotenem und dem, was sie sich leisten können. Die individuelle Verschuldung steigt somit. Das zunehmend leistungsorientierte Bildungswesen forciert Leistungsdruck. Die Toleranz gegenüber leistungsschwächeren Teilen der Gesellschaft sinkt und es sind allenfalls staatliche Unterstützungen von Hilfen zur Selbsthilfe gesellschaftlich anerkannt. Neue Technologien und ökonomische Entwicklungen erfordern die Umstrukturierung der Berufswelt. Mögliche Folgen sind instabilere Arbeitsbiografien und abstraktere Arbeitswelten, die zunehmend instrumentelle und strategische Handlungskompetenzen voraussetzen. Strukturwandel der Wirtschaft (vgl. Bruggmann 2004: 6): Die anhaltende Gefahr von Arbeitslosigkeit und die Instabilität des Arbeitsverhältnisses im Zeitalter des Kapitalismus und der Globalisierung, führen zu zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit. Der Rückgang der Selbstständigkeit erweitert den Personenkreis, der vom Wirtschaftssystem abhängig ist. Die beschriebenen Dynamiken bekommen für immer mehr Menschen existenzielle Bedeutung. Lebenslauf als Institution im Wandel: Die traditionelle familiäre Perspektive ist nicht mehr als selbstverständlich. Bildungsphase, Erwerbsarbeit und Ruhestand sind geprägt durch das Verhältnis zur Arbeit im Allgemeinen. Der vierte Bildungsbericht die Familie als ‘wichtige Bildungsakteure’(4. Bildungsbericht 2012: 86). Im Hinblick auf den in PISA mehrfach festgestellten Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg, erhält diese Aussage eine zentrale Bedeutung. Vor dem Hintergrund des gesellschaftliche Wandels, der Einfluss auf die unterschiedlichen sozialen Milieus und die innerfamiliären Ressourcen nimmt, stellt sich die Frage, in wie fern Familie noch als traditioneller Bildungsträger bezeichnet werden kann. Im Vergleich zu anderen Ländern hat sich das deutsche Schulsystem stark zur Familie abgegrenzt (vgl. Helsper/Hummrich 2008: 371). Unbestritten ist hingegen, dass die Familie der Moderne ‘Anfang und Grundlage aller Bildung’ (Holtappels, Klieme, Rauschenbach. 2011: 291) bildet. 3.2, Familie in der Moderne: Die traditionelle Definition von Familie sieht ein verheiratetes Paar vor, das mit seinen Kindern in einem Haushalt lebt und geschlechterspezifische Aufgaben innehat. Familiäre Veränderungsprozesse können so als Auflösung von Familie verstanden werden. Eine umfassendere Definition bietet Schneewind (1994) an (vgl. Bruggmann 2004: 3), der Familien als intime Beziehungssysteme versteht, die unterschiedlich sind, in ihrer Ausgestaltung variieren können, deren Mitglieder aber benannt werden müssen, um sie von ähnlichen, nicht familiären Beziehungssystemen zu unterscheiden. Im weiteren Verlauf wird auf Schneewinds Definition von Familie zurückgegriffen, da sie eher dazu geeignet ist, die heutige Familienrealität zu erfassen. Der gesellschaftliche Rahmen, in dem sich Familie entwickelt und etabliert, beeinflusst ihrerseits weite gesellschaftliche Teile. Gesellschaft wird also maßgeblich von der Entwicklung der Familie beeinflusst und umgekehrt (vgl. Bruggmann 2004: 4). Die sich wandelnden Möglichkeiten der weiblichen (Aus-) Bildung und des Erwerbs führen zu einem veränderten Selbstverständnis der Frau (vgl. Bruggmann 2004: 5) und erweitern den weiblichen Handlungsspielraum. Damit wächst die weibliche geistige und ökonomische Unabhängigkeit. Die daraus möglicherweise resultierende Konkurrenz der unterschiedlichen Lebensentwürfe von Männern und Frauen führt unter Umständen zu einer erhöhten Trennungs- und Scheidungsrate. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entwickelt sich zu einem zentralen Thema, nicht nur für die weibliche Rolle im familiären System. Einher mit dem innerfamiliären Wandel geht die äußere Veränderung. Nichteheliche Familien, Ein-Eltern- und Fortsetzungsfamilien prägen neben den traditionellen verheirateten Familien das gesellschaftliche Bild. Der familiäre Alltag verändert sich (vgl. Bruggmann 2004: 14-15). Die Erziehung und weite Teile der Sozialisation der Kinder und Jugendlichen einer Familie werden davon maßgeblich beeinflusst.

Über den Autor

Melanie Stölting wurde 1976 geboren und ist Mutter einer Tochter (geb. 1999). Seit 1999 ist die Autorin als staatlich anerkannte Erzieherin in unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Seit 2005 arbeitet sie als Mitarbeiterin in der Offenen Jugendarbeit (Stadt Norderstedt) in Kooperation mit Schule, Schulsozialarbeit, Offener Ganztagsschule und ASD. Außerdem ist sie seit 2010 inhaltlich an der sozialräumlichen Umstrukturierung der Norderstedter Kinder und Jugendhilfe beteiligt. Im Jahr 2013 beendet Melanie Stölting das Studium der Diplom-Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg.

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