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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 180
Abb.: 42
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ziel dieser Studie war ein objektives und umfassendes Bild über Frauen in Führungsfunktionen der Leipziger Polizei zu erstellen und dieses mit Frauen in Führungspositionen aus der freien Wirtschaft zu vergleichen. Zu diesem Zweck wurde in eine qualitative Interviewstudie im Rahmen einer Studie an der Universität Leipzig durchgeführt. Es wurden 42 Frauen (23 Polizistinnen, 19 Frauen aus der freien Wirtschaft), welche eine personelle Führungsverantwortung zum Befragungszeitpunkt inne hatten, zu den Themenbereichen Akzeptanz, Kompetenz, Karriereorientierung, Stressbelastung sowie zum Wohlbefinden mittels eines halbstrukturierten Interviews befragt. Diese Studie bietet zahlreiche Ansatzpunkte für die geschlechtsvergleichende Führungsforschung und die Praxis.
Textprobe: Kapitel 3.5.1, Diskussion weiterer dargestellter Ergebnisse: Erfahrungen im Berufsalltag: Wie bereits erwähnt unterscheiden sich die Erfahrungen der Polizistinnen deutlich von den Erfahrungen der befragten Frauen aus der freien Wirtschaft. Bei beiden Berufsgruppen beziehen sich diese auf den Aufbau berufsspezifischer Kompetenzen, die im Berufsalltag gefordert sind. Das eigene Geschlecht spielt hierbei lediglich eine untergeordnete Rolle. Das Gefühl der eigenen körperlichen Unterlegenheit wird von den befragten Polizistinnen nur teilweise erwähnt und stellt für keine Befragte eine alltägliche Erfahrung dar.Dieser letzte Punkt lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass neben den physischen Voraussetzungen, welche an alle Polizisten gestellt werden, Einsätze in Teams bzw. mindestens zu zweit stattfinden und damit körperliche Unterlegenheit ausgeglichen werden kann. Geschlechtsspezifische Kompetenz im Lösen von Konfliktsituationen: Ein weiterer Befragungspunkt stellte das Zuschreiben geschlechtsspezifischer Kompetenzen im Berufsalltag durch die Befragten dar. Frauen wird ein erhöhtes Maß an Sensibilität bzw. Deeskalationsfähigkeit zugeschrieben, während Männern ein erhöhtes Maß an Sachlichkeit und körperlicher Überlegenheit zugeschrieben wird. Neben den berufsspezifischen Schwerpunktsetzungen, kommen in der Zuschreibung von Kompetenzen traditionelle Geschlechtsrollenstereotypen zum Tragen. Konträr hierzu ist die Auslebung der eigenen Geschlechtsrolle, die insbesondere bei den Polizistinnen mehrheitlich als maskulin einzustufen war. Trotz dass typische geschlechtsspezifische Kompetenzen im Berufsalltag als erfolgsversprechend eingestuft werden, scheinen geschlechtstypische Rollenmerkmale im Berufsalltag nicht eingesetzt zu werden. Möglicherweise führen letztere zu Akzeptanzverlust im Kollegenkreis. Weiblicher Führungsstil: Die Mehrheit der Befragten war überzeugt von der Existenz eines weiblichen Führungsstils, welcher mit verschiedenen Vor- und Nachteilen einhergeht. Beide Berufsgruppen betonten die soziale Kompetenz, die in überwiegende Maße eine Stärke von weiblichen Führungskräften darstellt. Als häufigste Schwäche wurde die Beeinflussbarkeit von Frauen in Führungspositionen benannt. Emotionalität kann somit vorteilhaft als auch von Nachteil sein. Während Emotionalität oft mit Diplomatie und einem gewissen Konfliktklärungspotential einhergeht, geht der Führungskraft zum einen Zeit und zum anderen auch Kraft verloren, die möglicherweise entscheidend für die Erfüllung weiterer Führungsaufgaben sei. Unterschiede zwischen den beiden Substichproben konnten keine gefunden werden. Möglicherweise spielt die entsprechende Berufsgruppe eine untergeordnete Rolle für das Ausleben eines sogenannten typisch weiblichen Führungsstils. Arbeitszufriedenheit: Sowohl die Befragten der freien Wirtschaft, als auch die befragten Polizistinnen gaben an, zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein. Unterschiede beider Befragungsgruppen konnten lediglich bezüglich der Arbeitsbedingungen und der körperlichen Belastung empirisch nachgewiesen werden. Bezüglich der Beurteilung der Arbeitsbedingungen insgesamt zeigten sich die Befragten der freien Wirtschaft signifikant zufriedener als die befragten Polizistinnen. Im Gesamtindex der Arbeitszufriedenheit bestanden jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Befragungsgruppen. Dies ist möglicherweise auf die geringe Stichprobengröße zurückzuführen. Unterschiede bezüglich der körperlichen Belastungen im Berufsalltag erklären sich durch die unterschiedlichen beruflichen Anforderungen, welche mit den jeweiligen Tätigkeiten einhergehen. Dass Polizistinnen eine stärkere körperliche Belastung im Beruf erfahren bedarf daher keiner Erklärung. Zusammenhänge aller erhobenen Skalen auf Gesamtstichprobenebene: In Anlehnung an die Ausgangsfragestellung wurde überprüft inwieweit statistisch relevante Zusammenhänge zwischen einzelnen Skalen bestehen. Interessant ist, dass das allgemeine Akzeptanzerleben signifikant mit der entgegengebrachten Akzeptanz durch Kollegen korreliert. Dies spricht dafür, dass das allgemeine Akzeptanzerleben maßgeblich durch Kollegen und weniger durch Vorgesetzte mitbestimmt wird. Einen negativen Einfluss auf die Akzeptanz durch Kollegen, sowie auf die allgemeine Akzeptanz, scheint das Leistungsstreben zu haben, da zwischen diesen beiden Konstrukten eine signifikant negative Korrelation nachgewiesen werden konnte. Denkbar wäre auch der umgekehrte Zusammenhang, d.h. dass ein erhöhtes Akzeptanzerleben sich negativ auf das eigene Leistungsstreben auswirkt. Offen bleibt inwieweit ein kausaler Zusammenhang zwischen beiden Skalen besteht oder weitere Einflussfaktoren auf diesen Zusammenhang wirken. Entscheidend für das eigene Kompetenzempfinden und den leistungsbezogenen Selbstwert ist die entgegengebrachte Akzeptanz durch Vorgesetzte. Es konnten signifikant positive Zusammenhänge im Rahmen dieser Befragung belegt werden. Scheinbar wirkt sich das Vertrauen des Vorgesetzten positiv auf den eigenen Selbstwert und die selbstempfundene Kompetenz aus, geht aber auch mit der erhöhten Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie einher. Möglicherweise führt Bestätigung durch den Vorgesetzten zu mehr Verantwortung und damit auch zu mehr Verpflichtungen, die wiederum mit den Rollenverpflichtungen in der Familie interferieren. Weiterhin interessant ist der Zusammenhang zwischen der Geschlechtsrollenorientierung und dem Kompetenzerleben der Befragten. So wirkt sich eine maskuline als auch eine androgyne Geschlechtsrollenorientierung signifikant positiv auf das eigene Kompetenzerleben aus. Als Erklärungsansatz bieten sich hier die berufliche Sozialisation als auch die Think-Manager-Think-Male Theorie an. Zum einen scheint die Tätigkeit in einem männerdominierten Berufsfeld die Ausbildung typisch männlicher Geschlechtsrollenmerkmale zu verstärken, was insbesondere in der polizeilichen Stichprobe deutlich wird. Zum anderen scheint sich die Ausbildung männlicher Geschlechtsrollenmerkmale förderlich auf das eigene Kompetenzerleben auszuwirken und wird demnach als erfolgsversprechend für eine Führungskraft eingestuft. Bestehende signifikant positive Zusammenhänge zwischen dem Kompetenzerleben und dem Leistungsstreben der Befragten als auch zwischen dem Kompetenzerleben und dem leistungsbezogenen Selbstwert lassen sich dadurch erklären, dass ein erhöhtes Streben nach Leistung sich positiv auf das eigene Kompetenzerleben auswirkt und demnach auch den leistungsbezogenen Selbstwert maßgeblich mitbestimmt. Dieser Zusammenhang wirkt sich wiederum positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus, welche ebenso signifikant positiv mit der Selbsteinschätzung zu Kompetenz korreliert. Jedoch bewirkt eine hohe Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz möglicherweise eine verstärkte Stressbelastung, da mehr Leistung zwar zu mehr Kompetenz, aber auch zu mehr Stress führt. Das Leistungsstreben wiederum, welches sich durch verstärkten Ehrgeiz und Anspruch an das eigene Leistungsverhalten auszeichnet, wird häufiger von Befragten mit einer maskulinen Geschlechtsrollenorientierung ausgelebt. Dieser Zusammenhang bestätigt wiederum die Think-Manager-Think-Male Theorie, da Führungskräften, die verstärkt maskuline Geschlechtsrollenmerkmale mehr Kompetenz und ein größeres Leistungsstreben zugeschrieben wird. Ein erhöhtes Leistungsstreben geht auch mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und jedoch auch mit einem verstärkten Family-Work-Conflict einher. Mehr Leistung könnte demnach die Zufriedenheit in Bezug auf die eigene Tätigkeit steigern, da hierzu ein wesentlicher Beitrag geleistet wurde, zum anderen erschwert dies wiederum die Erfüllung familiärer Pflichten und führt auf diese Weise zu einem Rollenkonflikt, insbesondere bei Frauen. Nicht logisch erscheint der signifikant negative Zusammenhang zwischen dem Leistungsstreben und der androgynen Geschlechtsrollenorientierung. Möglicherweise führt die ähnlich hohe Ausprägung weiblicher und männlicher Geschlechtsrollenmerkmale verstärkt dazu eine Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen herzustellen und geht daher mit einem geringeren Leistungsstreben im Beruf einher.
Katharina Pluta, geb. in Leipzig, studierte Psychologie mit den fachlichen Schwerpunkten Polizeipsychologie, Kriminalpsychologie, Forensische Psychologie und Psychiatrie. Aktuell macht die Autorin eine Ausbildung zur Psychotherapeutin.
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