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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 122
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Bei der vorliegenden Studie geht es um die Rolle, die Fachkräfte mit Migrationshintergrund in der Sozialen Arbeit der BRD spielen. Dabei werden die Lebensbedingungen von MigrantInnen sowie ihre beruflich-gesellschaftliche Integration untersucht. Wir stellen fest, dass die Facetten von Migrationshintergründen und die Lebensbedingungen von MigrantInnen in der BRD sehr vielfältig sind. Ausgehend von Hypothesen werden die gewonnenen Erkenntnisse der empirischen Untersuchung, mit Hilfe von Experteninterviews, analysiert und bewertet. Die Ergebnisse der Expertenmeinungen werden in Hinblick auf Konzepte, wie Fremdheitskompetenz, interkulturelle Kompetenz und ressourcenorientierter Sozialer Arbeit untersucht und bewertet. Dabei ist festzustellen, dass Fachkräfte mit Migrationshintergrund über ein sehr wertvolles Wissen für die Praxis Sozialer Arbeit verfügen, enorm wichtige interkulturelle Kompetenzen mitbringen und diese besonders gut entwickeln können, wenn ihnen Gesellschaft und Träger der Sozialen Arbeit den Raum dafür geben. MigrantInnen dienen als kompetente Wegweiser und Brückenbauer, sie sind KulturdolmetscherInnen und nehmen dabei eine Vorreiter-Rolle ein - sowohl für ihre Community als auch für die Mehrheitsgesellschaft. Interkulturelle Kompetenz wird in unserer Zuwanderungsgesellschaft immer mehr zur sozialen Schlüsselqualifikation. Für die anstehenden Entwicklungen der Sozialen Arbeit in Hinblick auf Themen wie Bildung, Migration, Älterwerden, Partizipation, Integration u. a. müssen zukünftig die Ressourcen aller MigrantInnen vermehrt aktiviert, gefördert und eingesetzt werden. Denn sie sind eminent wichtige Akteure in unserer Gesellschaft und in ihrer Rolle als erwiesene Experten für Querschnittsaufgaben in der Sozialen Arbeit sollten sie letztendlich ihren angemessenen Platz finden.
Textprobe: Kapitel 3.2.3, Arbeits- und Heiratsmigration: Frauen sind an der globalen Arbeitsmigration etwas geringer beteiligt als Männer. Heutzutage wandern sie wesentlich häufiger als früher allein, ohne die Begleitung ihrer Familien, in Länder die eine chancenreichere wirtschaftliche Zukunft für sie bieten. Obwohl Frauen inzwischen fast 50 % der Arbeitsmigrant/innen weltweit stellen, mit steigender Tendenz, wurde diese Tatsache in der BRD weitgehend ignoriert. Die Bildung des Begriffs Feminisierung der Migration weist aber darauf hin, dass sie von großer Bedeutung ist. Doch die Suche nach Arbeit stellt oft nur eines von mehreren Migrationsmotiven für Frauen dar. Neben der Hoffnung nach einer Arbeit, geht es auch um Möglichkeiten von wirtschaftlicher Unabhängigkeit, Aufwertung ihres Familienstatus, größerer persönlicher Freiheit und individueller Selbstverwirklichung. Die Arbeitssituation von Migrantinnen werde ich noch genauer in Kapitel 3.4.4 untersuchen. Eine weitere wichtige Form der Zuwanderung von Frauen ist die Heiratsmigration, die nicht unter Arbeitsmigration im eigentlichen Sinn fällt. Für die anwachsende Zahl von Migrantinnen, die in der BRD heiraten wollen, sind folgende Faktoren maßgeblich: Armut und das Fehlen einer zukunftsfähigen Perspektive im Herkunftsland, schlecht bezahlte Arbeitsangebote, Eheschließungen zwischen Zuwanderern mit sicherem Aufenthaltsstatus und Frauen aus ihren Herkunftsländern (z. B. zwischen Deutschtürken und Türkinnen), Globalisierung und internationaler Tourismus, Internet-Heiratsagenturen, zunehmende Bereitschaft für bikulturelle Partnerschaften, Au-Pair-Aufenthalte etc. Oft entscheiden Heirat bzw. Scheidung auch über den Aufenthaltsstatus von Migrantinnen, denn das Ausländergesetz verfügt nicht grundsätzlich ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Ehepartner. Für viele Frauen bietet die Ehe mit einem Deutschen die Möglichkeit, sich und u. U. der Herkunftsfamilie eine neue wirtschaftliche Perspektive zu verschaffen, auch wenn dies nicht unbedingt im Vordergrund der Motivationen für eine Heirat stehen muss. Daneben hat Heiratsmigration auch damit zu tun, dass es immer schwieriger wird (seit den Anwerbestopps in den 70ern), nach Europa auf legalem Weg als normale Arbeitsmigrantin zu gelangen. Kapitel 3.3, Zuwanderungsbewegungen in der BRD: Da dieses Thema in der Literatur sehr umfangreich behandelt wird, erlaube ich mir, in diesem Kapitel nur einen kurz gefassten Überblick über die Zuwanderungsbewegungen in Deutschland zu geben. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen von anderen Kulturkreisen hierher gekommen sind, bilden schon seit längerer Zeit einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Die BRD ist seit gut fünf Jahrzehnten ein Zuwanderungsland – daneben aber auch ein Aus- und Durchwanderungsland. Aber schon zu Ende des 2. Weltkrieges erfolgten Zuwanderungen, denn es strömten Millionen von sog. Vertriebenen - deutschstämmigen Bürgern aus dem Osten Europas - nach West-deutschland. Seit 1951 haben hauptsächlich drei große Zuwanderungsgruppen die sich verändernde deutsche Gesellschaft geprägt: Gastarbeiter, Aussiedler/innen, humanitäre Flüchtlinge und all deren Familien. Kapitel 3.3.1, Gastarbeitergeneration bis Greencardregelung: Anfang der 50er Jahre begannen mit den überwiegend in Südeuropa und der Türkei angeworbenen Arbeitskräften - den sog. Gastarbeitern - größere Zuwanderungsbewegungen in die BRD zu fließen, die ca. 1965 die erste Million überschritten. Heute leben die Nachkommen dieser Gastarbeiter/innen bereits in der zweiten bzw. dritten Generation hier. In den darauf folgenden Jahren kamen Spätaussiedler, Bürger mit deutscher Volkszugehörigkeit aus osteuropäischen Staaten, jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen UdSSR, sog. Kontingentflüchtlinge, EU-Binnenmigrant/innen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus Konfliktregionen, Asylbewerber/innen, Familiennachzügler aus Drittstaaten, Studierende, Saisonarbeitnehmer/innen u. a. hierher. In jüngster Vergangenheit wurden - unter dem Stichwort Greencard - IT-Spezia-listen ins Land geholt, die ihre befristete Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung erhielten. Je nach individuellen Migrationserfahrungen und aufenthaltsrechtlichem Status der Zuwanderer ergeben sich sehr divergierende Lebenswelten und Perspektiven für diese so unterschiedlichen Menschen, die jahrzehntelang vereinfachend als die Ausländer von der deutschen Mehrheitsbevölkerung bezeichnet wurden. Kapitel 3.3.2, Defizitäre Sichtweise von Zuwanderern: Beim Thema Migration gehen noch immer viele Experten (auch der Sozialen Arbeit) in der BRD von einem defizitär geprägten Ansatz aus. Migrant/innen werden in der Öffentlichkeit und in der Literatur sowohl von Befürwortern als auch Skeptikern der Migration tendenziell als bedürftige, fremde und hilflose Wesen beschrieben, die es zu»integrieren und zu kulturalisieren gilt, denn Differenzen und Heterogenitäten werden nicht toleriert. Mit Migration wird vor allem eine Krisensituation assoziiert und sie ist oft mit beängstigend konstruierten Bildern verbunden, die eine Überflutung der BRD oder das Boot (BRD) ist voll suggerieren sollen. Auf der anderen Seite werden die Herkunftsländer der Migrant/innen (Entwicklungs- oder Schwellenländer) in ähnlicher Weise als defizitär eingeschätzt. Sie sollen mit Hilfe der Europäer oder Amerikaner befähigt werden, ihre Unterentwicklung zu kompensieren und endlich ,international gesehen, wettbewerbsfähig zu werden. Diese beiden Bereiche sind lange mit einer dritten Defizit-Idee verknüpft worden, der des brain-drain, dem Abwandern der Gebildeten aus dem Süden in den Norden oder ihres Verbleibens nach dem Studium in Europa bzw. Amerika. Die deutsche Entwicklungspolitik ist geprägt von der festen Überzeugung, dass die hier ausgebildeten Fachkräfte konsequent in ihre Heimatländer zurückgeführt werden müssten, sobald sie ihre Ausbildung vollendet hätten, sofern diese Rückkehr nicht durch eine Eheschließung abgewendet werden konnte. Kapitel 3.3.3, Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt: Butterwegge stellt beim Thema Migration fest, dass Globalisierung und Zuwanderung kein harmonisches Wechselverhältnis bedeuten, sondern eher ein widersprüchliches und konfliktreiches Spannungsfeld sind, das sich in Fragen von Arbeitsmarktintegration und gesellschaftlicher Teilhabe teilweise massiv widerspricht. Gleichzeitig ist Migration nach Deutschland in den 90er Jahren weitgehend regional auf Europäer und zeitlich auf IT-Experten aus dem öst-lichen Raum beschränkt worden. Dieses Vorgehen erscheint jedoch in Hinblick auf eine erfolgreiche Migrationspolitik und einen nachhaltigen Nutzen für den nationalen Arbeitsmarkt äußerst fraglich. Denn welche hoch qualifizierten Expert/innen werden sich schon auf eine international gesehen geschichtlich eher belastete Gesellschaft (die u. a. auch ganz aktuelle ausländerfeindliche Tendenzen erkennen lässt), eine lokal begrenzt einsetzbare Sprache und eine fremde Kultur einlassen wollen, wenn sie diese, gerade wenn die Bewältigung einer langwierigen Eingewöhnungszeit vollzogen ist, postwendend wieder verlassen müssen? Ohne die Garantie einer klaren, zukunftsfähigen Perspektive und eines verbindlich geregelten Bleiberechts werden diese Spezialisten es wahrscheinlich vorziehen, in die USA, nach Kanada oder andere, wesentlich aufnahmefreundlichere Länder als Deutschland zu gehen und sich dort auf Dauer niederlassen.
Helena Cunha Krönner hat in Brasilien Sprach- und Literaturwissenschaften studiert. Nach einem vierjährigen Aufenthalt in Belgien und England, lebt sie seit 2000 in Deutschland und hat 2008 an der Katholischen Stiftungsfachhochschule in München ihren Abschluss als Diplom Sozialpädagogin (FH) gemacht. Derzeit ist sie tätig im Ambulanten Fachdienst Wohnen München.
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