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- Die vergessene Zielgruppe - Kinder psychisch kranker Eltern: Konzept einer Beratungsstelle auf der Basis qualitativ durchgeführter Interviewverfahren
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Tatsache, dass psychisch kranke Menschen auch Eltern sind, wird häufig vergessen oder als unwesentlich zur Kenntnis genommen. Einer Perspektivenerweiterung, die zunehmend auch die Kinder als betroffene Angehörige in den Blick nimmt, sollte mehr Beachtung gewidmet werden, da es noch wenig ausgereifte Konzepte und spezielle Einrichtungen gibt, die speziell für die Kinder psychisch kranker Eltern Beratung oder Begleitung anbieten. Um Folgeschäden und Verhaltensauffälligkeiten bei den betroffenen Kindern zu verringern und einer Stigmatisierung und Tabuisierung psychischer Erkrankungen entgegenzutreten, die letztlich die Erreichbarkeit dieser Kinder erschwert, müssen nicht nur die Lebenswelten der Kinder, sondern auch die der Eltern betrachtet werden. Dieses Buch hat einerseits das Ziel, die schwierige Situation der Kinder und die Auswirkungen der Erkrankung ihrer Eltern auf sie auf der Basis qualitativer Interviews mit Expertenstellen und Betroffenen exemplarisch aufzuzeigen. Weiterhin soll mit diesem Buch diese vergessene Zielgruppe mehr in die Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit rücken. Den Abschluss bildet ein Vorschlag, der aufzeigt, wie diese Intervention aussehen könnte und welcher institutionelle Rahmen dafür geeignet wäre.
Textprobe: Kapitel 8, Konzeption für eine Beratungsstelle als Präventionsprojekt für Kinder psychisch kranker Eltern: Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (Primärprävention) für die 'leise leidenden' Kinder tragen vor allem zur Reduzierung des Erkrankungsrisikos der Kinder bei. Dass nicht alle in späteren Jahren selbst psychisch erkranken ist im Wesentlichen davon abhängig, ob und wann diese Kinder Unterstützung erfahren. Da viele psychisch kranke Eltern befürchten, dass sie ihr Kind verlieren oder fremdbestimmt werden, scheuen sie davor zurück, entsprechende Stellen, wie z. B. das Jugendamt, aufzusuchen. Es ist davon auszugehen, dass circa 70 % der psychisch kranken Menschen mit minderjährigen Kindern, Frauen sind. Dies bedeutet, dass dieses Thema vorrangig ein Frauenthema ist. Bei der Konzeption einer Beratungsstelle für Kinder von psychisch kranken Eltern bedeutet dies, eine große Herausforderung zu meistern, um die Eltern zu erreichen. Je nach Schwere der Erkrankung ist es z. B. Alleinerziehenden nicht mehr zusätzlich möglich, sich um Hilfe für ihre Kinder zu kümmern. Bei Zwei- Eltern- Familien ist der gesunde Elternteil oftmals mit der Organisation des Haushalts, der Versorgung der Kinder und der eigentlichen beruflichen Tätigkeit so ausgelastet, dass er nicht mehr in der Lage ist, noch zusätzliche Angebote wahrzunehmen, bzw. sich eigenständig um solche zu kümmern. Ein weiteres, nicht unwesentliches Hindernis für die Erreichbarkeit der Eltern und ihrer Kinder, sind die Kooperationsprobleme innerhalb der Hilfesysteme. Auch die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche in der Regel einen langen Schultag haben, oder sogar Ganztagsschulen besuchen, führt dazu, dass ein Defizit in den vorhandenen Kapazitäten besteht. Dies bedeutet zum einen, dass die Angebote und Sprechstunden für Kinder zu einem relativ späten Zeitpunkt am Nachmittag angeboten werden müssen, und/oder auch aufsuchend konzipiert sein sollten, d.h. dort, wo Kinder und Jugendliche sich überwiegend aufhalten, z. B. in Schulen, Horten, Jugendzentren aber auch in Sportvereinen statt zu finden haben. Der präventive Ansatz ist dabei ausschlaggebend, denn Kinder psychisch kranker Eltern, die sich unauffällig verhalten, werden von ihrer Umgebung in der Regel übersehen. Erst wenn die Kinder selbst Auffälligkeiten zeigen und von professionellen Helfern wahrgenommen werden, greift das Hilfesystem für die Kinder, z. B. über die öffentliche Jugendhilfe oder in Form stationärer Aufenthalte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Um genau diese Möglichkeit so gering wie möglich zu halten, die Entwicklung und Zuspitzung von Krisen bei den Kindern zu verhindern, benötigt es einen niederschwelligen Zugang zu den Hilfsangeboten. Der Autor konzipiert daher eine Beratungsstelle, in deren Focus vor allem die betroffenen Kinder stehen. Das Ziel dieser Beratungsstelle sollte vorrangig die Vermittlung von altersgerechten Informationen zur psychischen Erkrankung des Elternteils sein. Dies ermöglicht den betroffenen Kinder zunächst einmal, die familiäre Situation besser zu erfassen, und lässt die Kinder wissen, dass sie keine Schuld an der Erkrankung haben. 'Die drei maßgebenden Gefühle ... waren einmal die übergroße Schuld, die ich empfand, die Scham über den Wahnsinn in der Familie, für den ich mich mitverantwortlich fühlte, und die Angst, selbst verrückt zu werden'(Mattejat & Lisofsky, 2011, S. 9). Darüber hinaus sollten in Kooperation mit den Eltern Gespräche darüber erfolgen, welche Unterstützung sie für ein sicheres häusliches Setting benötigen. An dieser Stelle kann bereits die Vermittlung von Informationen über die Kooperationspartner und deren Leistungskatalog erfolgen. Im Hinblick darauf, dass sichere frühkindliche Bindungen einen Schutzfaktor in Bezug auf eine eigene psychische Erkrankung darlegen, wird die Notwendigkeit eines präventiven Ansatzes noch mal umso deutlicher. Ziel sollte es daher sein heraus zu finden, wer in dem Umfeld des Kindes als Erwachsener eine dauerhaft gefestigte Beziehung zu dem Kind aufrechterhalten kann. Diese Ressource sollte mit allen Beteiligten kontinuierlich gefördert werden. Dabei gilt es, den Blick auch außerhalb der Familie zu richten, um auch andere Interessensgebiete des Kindes zu stärken, und so auf die individuellen Ressourcen des Kindes, wie z. B. einem positiven Selbstwertgefühl oder hilfreichen Bewältigungsstrategien, aufbauen zu können. Zum richtig gewählten Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung können hier auch Hilfen außerhalb der Familie installiert werden.
Eugen Daser, B. A., wurde 1964 in Regensburg geboren. Nach seiner Berufsausbildung zum staatlich anerkannten Motopäden/ Mototherapeuten und seiner über zehnjährigen therapeutischen Tätigkeit in der Fachklinik für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Regensburg sowie seiner langjährigen freiberuflichen Tätigkeit als intensiver Erziehungsbeistand für das Amt für Jugend und Familie, entschied sich der Autor, seine fachlichen Qualifikationen im Bereich der sozialen Arbeit durch ein Studium der Sozialwissenschaften auszubauen. Sein Studium der sozialen Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Regensburg schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums arbeitete er mit psychisch kranken Erwachsenen, unter denen sich viele Eltern befanden. So entstand das Interesse am Thema des Buches als logische Konsequenz und Verschmelzung seiner gesammelten beruflichen Erfahrungen.
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