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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Entwicklung in der Sozialen Arbeit hin zur Arbeit am Sozialraum sowie die Transformationen der Gesellschaft wirken auf die sozialräumliche Praxis und Theorie zurück. Als Grundlage für diese Fachstudie dient eine qualitative Inhaltsanalyse von Organisationsunterlagen der sozialräumlichen Praxis und Experteninterviews mit Professionellen der Sozialraumarbeit. Das daraus resultierende Berufsbild der sozialräumlichen Sozialen Arbeit beschreibt das heterogene sozialräumliche Handlungsfeld der Sozialen Arbeit. Die Gegenüberstellung von empirischen und theoretischen sozialräumlichen Fakten garantiert eine breite Absicherung der Ergebnisse. Diese unterstützen die sozialräumlichen Zugänge zur Gestaltung des Sozialraums über Menschen, Orte und Strukturen als Minimalstandard und betonen die hohe Relevanz sozialpolitischer Transformationen und des Sozialkapitals in der Sozialraumarbeit. Dabei ist das sozialräumliche Interventionsverständnis geprägt von der sozialen Produktion von Räumen. Unterstrichen wird die Notwendigkeit der transdisziplinären Herangehensweise in der Sozialraumarbeit und der disziplinären Vertiefung der Arbeit an Sozialräumen in der Sozialen Arbeit.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Ausgangslage: Räume sind immer Soziale Räume. Sie sind das Ergebnis sozialer Praktiken verschiedenster Akteure. Gesellschaftliche Entwicklungen wie die stärkere Mobilität, Zersiedelungstendenzen, der demografische Wandel oder die veränderte Thematisierung des öffentlichen Raums setzen neue Herausforderungen und fordern proaktive Gestaltungsformen. Um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, vermag ein erweiterter Blick auf räumliche, soziale und steuerungslogische Dimensionen sozialräumliche Herausforderungen vollumfänglich zu erfassen (FHS St.Gallen 2013, Kompetenzzentrum Soziale Räume, S. 1). Im geschichtlichen Ursprung der Sozialen Arbeit steht mit der Settlement-Bewegung das Quartier im Zentrum (vgl. Biesel 2007, S. 23). Im aktuellen Umgang der Sozialen Arbeit mit Sozialen Räumen sind ein wachsender Fachdiskurs und eine Zunahme an Interventionen im Sozialraum zu beobachten. Die Sozialraumorientierung entwickelt sich damit tendenziell zu einer Tätigkeit im Sozialen Raum. Diese Sozialraumarbeit hat viele Facetten, erfolgt interdisziplinär und etabliert sich mehrheitlich in urbanen Gebieten und im ländlichen Kontext in Projekten. In der vorliegenden Arbeit wird daher die Frage nach der Berufsidentität und dem Berufsbild der Fachkräfte der Sozialen Arbeit in der Sozialraumarbeit und nach ihrer Funktion und Legitimation im interdisziplinären Setting gestellt. In bestehenden Berufsbildern der Sozialen Arbeit fehlt nämlich diese Ausrichtung auf den Sozialen Raum hin noch weitgehend. Die Intensivierung der Sozialraumarbeit im fachlichen Diskurs hingegen veranschaulicht das Beispiel Schweizerischer Fachhochschulen, für die gilt: Die internationale und interdisziplinäre neuerliche und explizite Hinwendung zum Raum zeigt sich in verschiedenen strategischen Ausrichtungen Schweizerischer Fachhochschulen, die Raummetaphern wie Community Developement, Sozialplanung, Soziale Stadtentwicklung für übergeordnete Querschnittthemen und Schwerpunktbildungen regionaler, nationaler und internationaler Themensetzungen nutzen (Reutlinger & Wigger 2010, S. 7f). Sozialraumarbeit wird dabei durch Organisationen geleistet. Eine Annäherung an die Funktionsweise der sozialräumlichen Sozialen Arbeit kann versucht und der Optimierungsbedarf benannt werden, auch wenn es die klassische Organisation dafür nicht gibt. Mit Hilfe von Praxisbefragungen und dem Vergleich der Ergebnisse mit der Theorieentwicklung, im Sinne einer Präzisierung der sozialräumlichen Arbeit, lässt sich dieses Handlungsfeld der Sozialen Arbeit jedoch entsprechend analysieren. Der sozialräumliche Fachdiskurs beschreibt die Sozialraumorientierung und die Sozialraumarbeit in der Sozialen Arbeit. Das Handlungsfeld ‚Sozialer Raum’ ist von transdisziplinären und transnationalen Prozessen geprägt. Mit der sozialräumlichen Sozialen Arbeit stehen der Einbezug des Sozialraums ins sozialarbeiterische Verständnis und das professionelle Wirken im Sozialraum im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Wichtigkeit des sozialräumlichen Denkens und Handelns in der Sozialen Arbeit zeigt sich in der interdisziplinären Zugangsweise zum Raum und der Ungleichverteilung der Disziplinen in den Entscheidungsstrukturen über die Gestaltung von Sozialen Räumen. Die Soziale Arbeit könnte sich daher vermehrt an der räumlichen Erkenntnisgewinnung und den Entwicklungsprozessen beteiligen und die Anliegen der Sozialen Arbeit, wie die Prävention, die Integration und die Netzwerkbildung einbringen. Die Globalisierung und die Aufweichung von nationalen Grenzen sowie die weltweiten Kommunikationstechnologien bedingen für die Soziale Arbeit eine Überprüfung der Definition und Sichtweise auf Soziale Räume, deren Funktion und Beschaffenheit. Die Beschaffenheit der Räume und die sozialen Vernetzungen verändern sich fortwährend und fordern eine Definition in Richtung ‚fliessender Räume’ oder ‚sich öffnender Räume’. Der Soziale Raum bildet durch die vielfältigen Dimensionen eine sinnvolle Grundlage und einen Zugang, um soziale und gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten und zu verstehen. In Organisationen, die eine sozialräumliche Soziale Arbeit anstreben, sind daher auch die Tätigkeiten sowie die Berufsrollen der Professionellen vielfältig. Je nach Einbezug des Sozialen Raums und den gewählten Zielsetzungen in der Sozialraumarbeit formieren sich die Anforderungen und methodischen Vorgehen daher unterschiedlich. Eine breite, differenzierte sozialräumliche Praxis ist in der Sozialen Arbeit nicht vorhanden. Einerseits ist eine Förderung dieser im Sinne der sozialen Integration sinnvoll. Andererseits gibt es in den verschiedenen Disziplinen sehr unterschiedliche berufliche Umsetzungen für die Sozialraumarbeit. Eine Vernetzung unter Professionellen und eine interdisziplinäre Funktionsbestimmung ist daher unabdingbar für eine nachhaltige Praxis. Die Untersuchung der sozialräumlichen Sozialen Arbeit im Rahmen dieser Arbeit ist eine Annäherung an das entsprechende Berufsbild, das kontinuierlich überprüft werden muss. Dabei steht die Soziale Arbeit ausgerichtet auf Netzwerke, das Gemeinwesen, Soziale Räume und Gruppen im Fokus, aber nicht die ausschließlich auf diese Klientel orientierte Praxis. 2.1, Problemstellung: Nach einer einleitenden Benennung von grundlegenden sozialräumlichen Aspekten werden, ausgehend von der Literaturrecherche, drei Problemfelder beschrieben. Das Sozialraumverständnis und die Funktion und Verortung der Sozialraumarbeit sind wichtige Komponenten der Berufsbildbeschreibung der sozialräumlichen Sozialen Arbeit. In den Fachtexten zur sozialräumlichen Sozialen Arbeit von Christian Reutlinger (vgl. Reutlinger 2011, S. 8) wird daher folgende Transformation als Paradigmenwechsel in der Praxis und Forschung der Sozialen Arbeit bezeichnet: Die Sozialraumorientierung bezogen auf die Klientel oder ein Thema entwickelt sich zur Sozialraumarbeit mit der Ausrichtung auf den Sozialraum an sich mit dessen verschiedenen Längs- und Querschnittdimensionen. Die Gemeinwesen- oder Quartierarbeit in ihrer ursprünglichen Form scheint an ihren Ansprüchen der Sozialraumbezogenheit gescheitert zu sein (vgl. Schubert 2011, S. 1). Die Sozialraumorientierung hat somit in den meisten Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit Einzug gehalten und eine Verwässerung an expliziter Fachlichkeit erfahren. Die Sozialraumarbeit als Handlungsfeld steht in einem Institutionalisierungsprozess mit grossem Entwicklungspotenzial, wobei neue Praxisformen entstehen oder angedacht werden. Die theoretischen Konzepte der Gemeinwesenarbeit, der Sozialraumorientierung und der Sozialraumarbeit funktionieren in der Praxis parallel und ineinander verwoben. Dieser Wechsel der Denkweise ist begründet in sozialpolitischen Transformationen, wie demographischen Veränderungen oder wohlfahrtsstaatlichen Deformationen und einer zusätzlichen Ausrichtungsoption der Sozialen Arbeit auf die Bevölkerung als Ganzes mit ihren Bewältigungsleistungen. 2.1.1, Das uneinheitliche sozialräumliche Verständnis: Mit dem transdisziplinären Zugang ist die Reflexion des gegebenen Kontextes mit vorherrschenden Normen in der Sozialraumarbeit wichtig. Von Bedeutung ist für die Praxis, den sozialräumlichen Diskurs interdisziplinär zu führen und über das notwendige theoretische und methodische Werkzeug zu verfügen. Diese Notwendigkeiten brauchen eine Thematisierung in der Praxiserforschung und eine entsprechende Benennung im Berufsbild. Kessl und Reutlinger (2009, S. 4) vertreten diesbezüglich die Ansicht, dass ‘im Mittelpunkt ... der Sozialraumarbeit ... [bei den] Fachkräften die Ausbildung einer reflexiven räumlichen Haltung [steht] als Realisierung einer reflexiven Professionalität im Fall raumbezogener Vorgehensweisen’ und die Förderung dieser bei sozialen Organisationen und politischen Verantwortungstragenden auf allen Ebenen. Die von Reutlinger und Wigger (2007) in der Ostschweiz untersuchten Praxen haben Anspruch darauf, den Sozialraum zu gestalten, wobei hier das Fehlen eines relationalen Raumverständnisses oder des Verständnisses von Struktur- und Prozessdimensionen des Sozialen oft in einer Verkürzung oder Vereinfachung der Raumwahrnehmung endet (vgl. Reutlinger & Wigger 2010, S. 51). Dieses Defizit an einem differenzierten Verständnis und der einheitlichen Definition der Funktion der sozialräumlichen Sozialen Arbeit ist eine der Herausforderungen dieser Praxisforschung. Es gilt somit, mit der vorliegenden Studie Klarheit zwischen Berufspraxis und Fachdiskurs bezüglich der Sozialraumarbeit zu schaffen. Der Transfer im Sinne der Theorieentwicklung in der Sozialraumarbeit von der Wissenschaft in die Praxis könnte durch die Beteiligten überprüft und von der Praxis zur Wissenschaft vorangetrieben werden. Selbst- und Fremdeinschätzungen der Sozialraumarbeit durch Professionelle interessieren dabei besonders in Bezug auf das Berufsbild und die Entwicklungen in der Profession der Sozialen Arbeit. Für eine erfolgreiche sozialräumliche Soziale Arbeit und deren Verständnis braucht es eine Einbindung in gesellschaftliche Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse. Im sozialräumlichen Denken und Handeln wird somit Gouvernementalität (Foucault 2005) wichtig. Die folgenden Auszüge aus der Fachliteratur zeigen dabei die Spannweite dieser Vernetzung: Die Etablierung von sozialräumlichen Governance-Strukturen wird sinnvollerweise von einem kollektiven Lernprozess begleitet, ‘in dem die Beteiligung der Bürger als Bereicherung und nicht als Kompetenzverlust oder als Gefährdung der Routinen wahrgenommen wird’ (vgl. Holtkamp & Bogumil 2007 zitiert nach Schubert 2011, S. 4). ‘Durch den Netzwerkcharakter von Governance-Strukturen verschiebt sich sukzessive das Interventionsgefüge’ (Schubert 2011, S. 4). Das politische Mandat der Sozialen Arbeit, der Einsatz für sozialverträgliche Strukturen, ist gefordert. Gleichzeitig sind solche Mitwirkungsmöglichkeiten begrenzt und von politischen Tendenzen und Regierungsformen abhängig: ‘Das heißt für Soziale Arbeit insgesamt, dass gleichzeitig eine kritische Reflexion der aktuellen Möglichkeiten und Grenzen der Bearbeitung des Sozialen Raums durch die Soziale Arbeit im Sinne der Gestaltung sozialer Prozesse notwendig ist’ (Reutlinger 2011, S. 8). Denn präzise gesehen, gehören Governance-Strukturen, als Teil des Sozialraums, zu den durch die sozialräumliche Soziale Arbeit zu bearbeitenden Systemen. Gemäss Foucault meint die Gouvernementalität das Gesamtsystem der Regierungsinstitutionen mit allen Komponenten und Facetten der Machtausübung. In seinem Konzept der Gouvernementalität bezieht Foucault sich dabei auf drei verbundene Erscheinungen: die politische Rationalität, den Machttypus und die historischen Prozesse (vgl. Foucault 2005, S. 177-179). Mit Blick auf Gemeindestrukturen geht aus Praxisberichten der sozialräumlichen Sozialen Arbeit hervor, dass es sozialräumliche Ansätze schwer haben, sich nachhaltig zu verbreiten, da in Verwaltungen noch immer das territoriale Denken herrscht. Die aktuelle politische Rationalität und historische Prozesse scheinen somit mehr Bedeutung zu haben als gesellschaftliche Entwicklungen im Sozialraum. 2.1.2, Unklare Funktion und Verortung der Sozialraumarbeit: Die Funktionen Sozialer Arbeit sind aus der Sicht des Autors: (Re-) Integration in die Gesellschaft zu fördern, Prävention und stellvertretende Bewältigung von sozialen Problemen im Sinne der Gemeinwesenentwicklung die Förderung von Vernetzung und Mitwirkung und die Gestaltung von sozialverträglichen Strukturen und Räumen. Diese gelten grundsätzlich auch für die sozialräumliche Soziale Arbeit. Es stellt sich daher die Frage, ob die Arbeit mit Sozialen Räumen eine neue Funktion erfüllt oder anders gefragt: Wie begegnet die Praxis der Sozialen Arbeit den vielfältigen Zugängen, der Beschaffenheit und den Anforderungen von Sozialen Räumen und wie interveniert sie bei Sozialraumproblemen? In Sozialen Räumen wirken gesellschaftliche und politische Prozesse und prägen die Partizipation der Bevölkerung an Raumentwicklungen, die im schweizerischen Raumplanungsgesetz verankert ist. Ein politischer Auftrag, diese Mitbeteiligung herzustellen, schwingt daher für die Sozialraumarbeit mit. Die Soziale Arbeit mit ihrem Auftrag der stellvertretenden Inklusion von Individuen ist doppelt oder mehrfach adressiert und gefordert. Ob das Ziel der sozialräumlichen Sozialen Arbeit politisch ist oder u.a. in der Moderation, Initiierung oder Gestaltung der Sozialraumentwicklung liegt, sind in der Ausgestaltung der Praxis zentrale Entscheide. Um die aus diesen Zielen herleitbaren Funktionen auch kontrollieren und weiterentwickeln zu können, muss auch ein Wirkungsmessungsprozess etabliert werden. Denn die Messung von sozialer Vernetzung oder das Mass der Partizipation könnten damit vorangetrieben und benannt werden. Ist das Sozialkapital (vgl. Bourdieu 2007, S. 63) eine dafür verwendbare Grösse? Der Zusammenhang vom Sozialkapital zur Solidarität im Sozialraum wäre sicherlich ein lohnender Ansatz, der in einer separaten Studie untersucht werden müsste. Für die Berufsbildbeschreibung ist eine Annäherung an diese funktionalen Faktoren in jedem Fall von wichtiger Bedeutung. Durch die Verbindung verschiedenster Orte und Kontexte rückt die Verortungsfrage ins Zentrum der Sozialen Arbeit. Menschen in transnationalen und transdisziplinären Gesellschaften sind immer mehr an verschiedene und wechselnde Orte gebunden. Diesem Dilemma kann die Praxis nicht ausweichen und eine Lösung ist immer an sozialräumliche Prozesse gebunden. ‘Verortungsprozesse stellen insofern soziale Praktiken dar, mit denen spezifische räumliche Kontexte, die das Ergebnis vormaliger sozialer Praktiken sind, verändert, bestätigt oder verworfen werden’ (Kessl & Reutlinger 2009, S. 5). Ob dieses Bewusstsein und Vorgehen in der Praxis thematisiert wird, ist zu untersuchen. ‘Nicht weniger, aber auch nicht mehr als eine explizite und transparente Positionierung innerhalb dieser Prozesse ist die Aufgabe einer raumbezogenen Sozialen Arbeit im Sinne der Sozialraumarbeit. Die (Weiter-) Entwicklung einer solchen Sozialraumarbeit steht allerdings erst am Anfang’ (ebd., S. 5). Durch die virtuelle Vernetzung entstehen zudem Sozialräume mit unbegrenzten Optionen. Dabei stellt sich die Verortungsfrage nochmals ganz neu und ortsunabhängig: Die Verortung der Sozialen Arbeit in virtuellen Räumen verschiebt sich tendenziell zum Individuum und dessen aktuellem Standort hin. Durch die Wechselwirkung zwischen realen und virtuellen Sozialräumen entstehen des Weiteren völlig neue Handlungs- und Vernetzungsoptionen und diese lösen gesellschaftliche Prozesse mit weitgehend unbekannten Entwicklungen aus. Deutlich wird hierbei, dass ‘das Internet entscheidenden Einfluss auf gesellschaftliche Bezüge nimmt und virtuelle Räume vor diesem Hintergrund als eine Ausweitung des gesellschaftlichen Sozialraums anzusehen sind, da hier in gleicher oder ähnlicher Weise Funktionen bedient werden, die dem (realen) Sozialraum zuzuordnen sind’ (Kress 2012, S. 13). 2.1.3, Fehlende Berufsbildentwicklung: Die dritte Kernfrage der Untersuchung lautet: Wieso braucht die sozialräumliche Soziale Arbeit ein Berufsbild? Die Antwort darauf lautet: Weil sie im Berufsbild der Professionellen Sozialer Arbeit von AvenirSocial weitgehend fehlt. Eine solche Berufsbildbestimmung wäre aber ein lohnender Versuch, dieses heterogene Handlungsfeld greifbar zu machen und den gemeinsamen Nenner zu betonen. In dieser Arbeit werden daher die Auswirkungen des sozialräumlichen Verständnisses auf die Profession, Berufsrolle, Qualifikationen und Ausbildung der Sozialen Arbeit und die Interdisziplinarität im Handlungsfeld fokussiert. Die Ausgestaltung der Praxis und das Berufsverständnis der sozialräumlichen Sozialen Arbeit können nämlich durch eine differenzierte Benennung transparenter werden. Eine Funktionsbeschreibung und ein mehrheitlich getragenes Verständnis von Sozialraumarbeit sind zudem für Legitimationsprozesse der Sozialen Arbeit in transdisziplinär geprägten Kontexten der Sozialraumarbeit existentiell. Denn eine räumliche Haltung erfordert eine spezifisch fachliche und damit eine berufspolitische Positionierung. ‘Damit schließt eine solche Sozialraumarbeit an ein reflexives Methodenverständnis an, das davon ausgeht, dass sozialpädagogische Fachkräfte prinzipiell über ein ganzes Spektrum an Methoden verfügen müssen, über deren Einsatz situationsspezifisch zu entscheiden ist und die zu legitimieren sind’ (Kessl & Reutlinger 2009, S. 1). Die Problematik der Berufsbildbeschreibung der Sozialarbeitenden in Sozialen Räumen besteht in den komplexen, pluralistischen, interdisziplinären und interkulturellen Anforderungen an die Kompetenzen. Diese Beschreibung ist somit abhängig von Sozialen Räumen und den entsprechenden Tätigkeitsfeldern mit den sozialpolitischen Rahmenbedingungen.

Über den Autor

Roman Niedermann, Jahrgang 1971, ist als Dozent für Soziale Arbeit bei der Höheren Fachschule Agogis in der Schweiz tätig. Sein beruflicher Werdegang führte über die Abschlüsse Master of Science in Sozialer Arbeit an der FHS St.Gallen und Ausbilder mit eidgenössischem Fachausweis. Mit Weiterbildungen in den Bereichen Geschäftsführung, Coaching und Mediation, Prävention und Gesundheitsförderung, Diakonie, Erlebnispädagogik, systemische Aufstellungen und Sexualpädagogik verfügt der Autor über eine große Bandbreite an beruflichen Kompetenzen. In über 15 Jahren Praxistätigkeit wirkte er in der sozialräumlichen Sozialen Arbeit, der Kinder- und Jugendarbeit, der Suchtprävention, der Sozialberatung, der Diakonieanimation, der Ausbildung von Freiwilligen und in der Praxisausbildung von Studierenden mit.

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