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- Die Passung realer, idealer und sozialer Rollen. Ein neuer Ansatz zu Selbstkonzepten und Emotionsregulationsstrategien
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 198
Abb.: 33
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Studie fasst Ansätze und psychologische Studien des Konstruktes Geschlechterrollen zusammen. Bisherige Erhebungsinstrumente werden diskutiert und eine neue Methode zur Analyse von Rollenpassungen vorgestellt. Ziel der Arbeit ist es, Zusammenhänge von realen, idealen und sozialen Rollenpassungen und den eigenen Weiblichkeits-, Männlichkeits- und Androgynitätseinschätzungen mit Selbstkonzepten (FSKN) und Emotionsregulationsstrategien (REQ) explorativ zu untersuchen. Spannungsfelder sozial vorgegebener und individueller Lebensweisen werden für unterschiedliche Lebensbereiche untersucht. Die Studie kann als individuell und relativ kulturfair bezeichnet werden. Zur Vertiefung der quantitativen Analysen werden die Proband*innen der Onlinestudie angehalten, qualitative Kommentare zu Rollen anzugeben. Für die statistischen Berechnungen lagen die Daten von 116 Personen mit weiblicher Geschlechtsidentität im Alter von 16 bis 54 Jahren vor, 92 Teilnehmer*innen äußerten sich zu den qualitativen Fragen bezüglich der Rollen. Die Ergebnisse der hetero-, homo- und bisexuellen Frauen wurden miteinander verglichen. So ergibt sich ein komplexes und nuanciertes Feld von Ergebnissen.
Textprobe: Kapitel 2.5 Die Konstrukte Männlichkeit, Weiblichkeit, Geschlechterrollen und ihre Erhebungsinstrumente: Bezüglich der Konstrukte Männlichkeit , Weiblichkeit , sowie Geschlechterrollen , welche hier erfasst werden sollen, herrschten lange grobe konzeptuelle Unsicherheiten. Klare oder gar einheitliche Definitionen fehlen bis heute und die soziale Konstruktion wird in Fragbögen oftmals ignoriert. Man kann zusammenfassen, dass unterschiedliche Definitionen von Maskulinität und Femininität als unabhängige Dimensionen erst in den 1970er Jahren als Abgrenzung zur bipolaren These entstanden sind. Terman und Miles waren die Ersten, welche Maskulinität-Femininität (M-F) 1936 wissenschaftlich erhoben (Lippa & Arad, 1997). M-F stellte für sie eine Dimension dar, mit M und F als sich ausschließende Endpunkte. Es entstanden M-F Skalen mit Items, welche reliable Geschlechterdifferenzen normativer Stichproben anzeigten. Der multidimensionale bzw. zweidimensionale Ansatz der Kritiker der bipolaren eindimensionalen Theorie definiert M im Sinne von instrumentellen Persönlichkeitseigenschaften wie Aggressivität, Dominanz oder Unabhängigkeit, F im Sinne von expressiven Eigenschaften wie wärmend oder sensibel und ist in den letzten Jahren die am meisten etablierte Methode (ebd.). Spence fasste 1984 zusammen, dass jedoch bis dahin beide Theorien eine geringe Validität vorwiesen. Er forderte einen neuen theoretischen Ansatz. 30 Jahre später wird jedoch immer noch mit denselben Erhebungsinstrumenten gearbeitet. Die verwendeten und populärsten Fragebögen beinhalten Items, welche eine beschränkte Anzahl an sozial erwünschten geschlechtergetrennten Persönlichkeitseigenschaften abfragen – was bedeutet jedoch die Güte eines Fragebogens ohne eine valide Grundannahme? Wissenschaftlich wurden insbesondere der Bem Sex-Role Inventory (BSRI Bem, 1974, 1981) und der Personal Attributes Questionnaire (PAQ Spence, Helmreich & Stapp, 1974 Spence & Helmreich 1978), Fragebögen, die M und F als unabhängige Dimensionen abfragen, erforscht. Spence und Helmreich gaben bereits im Jahre 1980 an, dass die M und F Skalen eigentlich Instrumentalität und Expressivität abfragen, welche, wenn überhaupt, geringe und inkonsistente Zusammenhänge mit anderen geschlechterbezogenen Verhaltensweisen und Eigenschaften aufweisen. Die M Skalen überlappen sich größtenteils mit Extraversion und Neurotizismus in Bezug auf die Big Five, die F Skalen mit Verträglichkeit (Lippa, 1991, 1995). Bem machte bezüglich des BSRI‘s darauf aufmerksam, dass M und F Skalen versehentlich geschlechterbezogene individuelle Unterschiede vergegenständlichen könnten und psychologische Konstrukte von M und F mit alltagspsychologischen kulturellen Konstrukten fälschlich vermischen könnten (Bem, 1981b, 1985). Die Kritik an den Konstrukten F und M ist empirisch umso auswirkungsreicher, wenn man andere geschlechterbezogene Konstrukte, wie Geschlechterrollen erforschen möchte. Wenn es nicht mehr nur um die Frage geht, welche Eigenschaften oder Verhaltensweisen sozial für Frauen und Männer erwünscht oder gar als weiblich und männlich gelabelt werden, sondern was solche Rollen bedeuten, sowohl individuell als auch durchschnittlich. In Bezug auf Rollen (und Männlichkeit und Weiblichkeit) könnte ein anderer methodischer Ansatz geeigneter sein, der diesem flexiblen Konstrukt besser entspricht als bisherige Erhebungsmethoden. Zur Erforschung der Geschlechterrollen wurden in dieser Studie Venn-Diagramme erstellt. Diese Arbeit fasst Forschungsergebnisse zu Geschlechterrollen und wichtige Strömungen zusammen, um eine neue Methode vorzuschlagen, mit welcher die Passung realer, idealer und sozialer Rollen erfasst wird. Sie würdigt die Individualität der Studienteilnehmer*innen mehr als andere Erhebungsinstrumente und ist kulturfairer. Es handelt sich um ein exploratives Design, das anhand von Korrelationen und Regressionsanalysen Zusammenhänge von Rollenpassungen, Weiblichkeit, Männlichkeit und Androgynität mit Selbstkonzepten und Emotionsregulationsstrategien analysieren soll. Um besser verstehen zu können, wie Personen mit dem Spannungsfeld individuelle vs. sozial vorgegebene Rollen umgehen, sollen auch offene Fragen an die Teilnehmer*innen der Umfrage gestellt werden. Das Leben nach individuellen Rollen wird als Ressource angenommen, welche jedoch bei Widerständen belastend wirken kann. Die möglicherweise zunächst destabilisierenden und verwirrenden Zustände in diesem Prozess werden – verglichen mit einer therapeutischen Umstrukturierung durch Infragestellen oder Hinterfragen – nicht negativ interpretiert.
Vanessa Ufert schloß den Bachelor of Science in Psychologie 2012 in Erlangen und den Master of Science Klinische Psychologie in Bremen ab. Vor und während der Studienzeit konnte Vanessa praktische Erfahrungen in einer Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Klinik, in einer Psychiatrisch-Psychotherapeutischen Tagesklinik, sowie einer Forensischen Psychiatrie machen. Vanessa arbeitete bereits vor dem Studium in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und arbeitete nach dem Studium bis 2022 im Psychologischen Fachdienst in der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 2017 führt Vanessa eine eigene private Praxis. Seit 2021 ist diese auf telefonische Behandlungen spezialisiert.
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