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Pädagogik & Soziales

Rebekka Stöckermann

Die globale Nahrungskrise: Maßnahmen zur Verringerung der Folgen

Das Projekt "land for food" in der Region Turbod/Carmen (Philippinen)

ISBN: 978-3-8428-5084-2

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Jahr 2007 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und Energie sehr stark an. Vor allem die Bevölkerung in den ärmeren Regionen spürte die negativen Auswirkungen. Die Lebensmittel des täglichen Bedarfs zu kaufen war für die meisten mit Einschränkungen im Bereich der Bildung, der Gesundheitsversorgung und der Qualität des Essens verbunden. Das Risiko eines Anstiegs der Verwundbarkeit nahm somit zu. Das vorliegende Buch legt seinen Schwerpunkt auf die Region Tubod Carmen auf den Philippinen. Die Bevölkerung hier ist sehr stark von der Landwirtschaft abhängig. In den letzten Jahren hat der Anbau von sogenannten Cash-Crops deutlich zugenommen. Durch den Verlust der Flächen für den traditionellen Anbau steigt die Abhängigkeit von den Marktpreisen, da verstärkt Nahrung hinzu gekauft werden muss. Ein Anstieg der Marktpreise hat somit starke Auswirkungen auf die Bevölkerung. Im Rahmen eines mehrmonatigen Aufenthalts vor Ort wurde untersucht, inwieweit der Anstieg der Preise die Bevölkerung in ihrem alltäglichen Leben beeinflusst. Im Vordergrund stand eine Vorabanalyse des aktuellen Zustands um die Basisvulnerabilität zu ermitteln. Weiterhin wurden die Veränderungen in den letzten Monaten untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in Bezug zu verschiedenen Vulnerabilitätstheorien gesetzt. Dadurch sollte geklärt werden, ob es bereits zu einem Anstieg der Verwundbarkeit gekommen ist bzw. ob schon erste Indikatoren für eine Nahrungskrise zu erkennen sind. Ein weiteres wichtiges Kapitel des Buches stellt das Projekt land-for-food der NGO Mariphil dar. Im Rahmen einer Farmerkooperative sollen neue Technologien an die einfachen Bauern weiter gegeben werden. Um das Risiko für die einzelnen Bauern relativ gering zu halten, können die Methoden zuvor auf Kooperativflächen ausprobiert werden. Benötigte Maschinen werden vor Ort gegen eine geringe Gebühr verliehen. Unter anderem sind es Ziele, dass die Mitglieder die Techniken anschließend auf ihren eigenen Feldern anwenden, der Ertrag gesteigert wird und somit die Subsistenz erhöht werden kann. Im Zusammenhang mit dem vorliegenden Buch wurde vor allem untersucht, inwieweit das Projekt seinem Anspruch, die Situation nachhaltig zu verbessern, gerecht werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Theoretische Grundlagen der Untersuchung: Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Möglichkeiten zur Identifikation und Analyse der Vulnerabilität einer Region untersucht. Hierbei stellte sich heraus, dass eine Ermittlung der externen wie auch der internen Ursachen nötig ist. Weiterhin müssen die allgemeine und die spezifische Vulnerabilität untersucht und es müssen die Faktoren Sensitivität und Ausprägung der Bewältigungskapazität erfasst werden. In dem folgenden Kapitel werden verschiedene Ansätze und Erklärungsversuche dargestellt. Ihnen gemeinsam ist das Ziel, die Ursachen zu analysieren, die den Vulnerabilitätsgrad einer Region bestimmen. Den Beginn macht ein allgemein gehaltener Überblick über die verschiedenen Richtungen. Anschließend wird auf den grundlegenden Ansatz von CHAMBERS eingegangen. Es folgt der interdependenztheoretische Blickwinkel. Der Entitlement-Ansatz wird im An¬schluss daran näher erläutert. Hieran schließt sich eine Vorstellung des Empowerment-Ansatzes an. Den Abschluss bildet die Sichtweise der politischen Ökonomie und Ökologie. Weiterhin werden die zur Identifikation des Vulnerabilitätsgrades einer Region benötigten Faktoren und die jeweiligen Auswirkungen auf die Betroffenen dargestellt. In dem Zusammenhang wird auch genauer auf die Indikatoren, die die Vulnerabilität beeinflussen, eingegangen. 2.1, Ansätze der Vulnerabilitätsforschung: Entsprechend der Definition des deutschen Fremdwörterbuchs wird der Begriff Vulnerabilität mit Verwundbarkeit oder Verletzlichkeit übersetzt. Die Bedeutung des Wortes lässt sich auch aus der lateinischen Bedeutung vulnus (Wunde) oder vulnerare (verletzen) ableiten. Schon zur Zeit der Römer wurde der Begriff verwendet, um die Anfälligkeit bereits verwundeter Soldaten gegenüber einem neuen Angriff zu bezeichnen. Aus diesem Verständnis lässt sich ableiten, dass ein Individuum oder eine Gruppe aufgrund eines Ereignisses nicht mehr in der Lage ist, sich gegen nachfolgende Eingriffe ausreichend zu schützen. Eine Synthetisierung des Begriffs in einer einheitlichen wissenschaftlichen Begriffsdefinition ist kaum möglich, da der jeweilige Anwendungsbereich und der Benutzer eine entscheidende Rolle spielen. Laut WISNER kann man zwischen acht verschiedenen Formen von Vulnerabilität differenzieren: es gibt die materielle/ökonomische, die soziale, die ökologische, die bildungsbedingte, die stellungsabhängige, die politische, die kulturelle und die physikalische Vulnerabilität. Sie alle betreffen unterschiedliche Gruppen in verschiedenem Grade und können auch in Kombination auftreten. In der entwicklungspolitischen Debatte gewann der Ausdruck in den frühen 1980er Jahren an Bedeutung. Immer wieder wurde er im Zusammenhang mit der Beschreibung von Naturkatastrophen verwendet und es wurde eine direkte Verbindung mit letzterem angenommen. Einige Autoren beschäftigten sich in den folgenden Jahren mit der Analyse des Konzepts der Vulnerabilität. Neben der Verwendung von ökologischen Begriffen wurde das Konzept als Reflexion sozialer Beziehungen angesehen bzw. im Bezug zur politischen Ökonomie und Klassenstruktur diskutiert. Von vielen Wissenschaftlern wird der Ansatz der Vulnerabilität als Schlüsselkonzept zur Definierung und Erfassung unterschiedlichster Aspekte von Naturrisiken und –katastrophen angesehen. Es kristallisierten sich zwei Diskussionsrichtungen heraus. Auf der einen Seite stehen die Vertreter des naturwissenschaftlichen bzw. klimadeterministischen Ansatzes, die des sogenannten ‘Risk’- oder ‘Natural-Hazard-Ansatzes’. Sie stellen Vulnerabilität als das Ergebnis externer Einwirkungen dar. Hierbei bestimmen die Intensität, die Häufigkeit und die Form des Ereignisses, das auf die Betroffenen einwirkt, den Grad der Verwundbarkeit. Dem gegenüber steht der sozialwissenschaftlich geprägte Ansatz, welcher die Ursache von Verwundbarkeit in den sozialen Begebenheiten verankert sieht. Es kommt jedoch bei beiden Betrachtungsweisen zu Schwierigkeiten beim Versuch, den Begriff direkt auf eine konkrete Situation anzuwenden. Verstanden werden können diese Unsicherheiten u.a. durch die Tatsache, dass Vulnerabilität einen dynamischen Prozess darstellt und somit ständigen Änderungen unterworfen ist. Hieraus können unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten des Begriffs abgeleitet werden. Zum einen wird er als Messgröße zur Bestimmung der Intensität und der Auswirkungen von negativen Ereignissen verwendet. Zum anderen hilft er bei der Konkretisierung bestehender Schwächen, die eine bestimmte Bevölkerungsgruppe besonders anfällig gegenüber Veränderungen macht. In vielen Fällen wird Vulnerabilität mit Armut gleichgesetzt, was besonders augenfällig ist, wenn man sich Veröffentlichungen zur Hungerproblematik ansieht Armut wird von den bi- und multilateralen EZ-Organisationen vornehmlich anhand von mess- bzw. zählbaren Indikatoren bestimmt. So liegt beispielsweise die internationale Armutsgrenze, die von der Weltbank auf internationaler Ebene angenommen wird, bei 1US$ bzw. seit 2005 bei 1,25 US$ pro Tag und Person (Weltbank 2009). Dabei ist es sicherlich richtig, dass besonders die ärmsten Bevölkerungsgruppen in den armen Ländern von Hunger und Unterernährung betroffen sind. Jedoch muss hier beachtet werden, dass es sich nicht um eine homogene Gruppe handelt. Vielmehr kann man Unterschiede im Umgang mit negativen Gegebenheiten und Veränderungen feststellen. Es sind nicht zwingend die Ärmsten, die dem größten Risiko ausgesetzt sind und die höchste Vulnerabilität aufweisen. Es spielen hierbei, neben einkommensabhängigen Größen, eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle. Außer dem Einfluss der Faktoren Subsistenzwirtschaft, Tauschhandel und soziale Netze sind auch Charakteristika wie Klasse, Geschlecht, Ethnizität, Alter und Bildung von großer Bedeutung. Sie können zu unterschiedlichen Graden von Vulnerabilität innerhalb einer ökonomischen Gruppe führen. Um die verschiedenartigen Folgen, die ein und dasselbe Ereignis auf eine Personengruppe haben kann, zu untersuchen, müssen verschiedene wissenschaftliche Ansätze hinzugezogen werden. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen eines Ereignisses nicht unmittelbar nachzuvollziehen sind. Anfangs ist es oft noch möglich, die Folgen mit Hilfe der vorhandenen Bewältigungskapazitäten zu begrenzen. Kommt es jedoch über einen längeren Zeitraum zu einer solchen Einwirkung, bricht das Abwehrsystem zusammen und die Folgen werden sichtbar. Solche Veränderungen sind in vielen Fällen irreparabel. Als Beispiel, wenn auch aus einem anderen Bereich, kann hier das Ozonloch genannt werden. WILCHES-CHAUX weist zudem auf die unterschiedlichen Sichtweisen zur Erklärung der Vulnerabilität hin. Er differenziert zwischen einer ‘natürlichen, physischen, ökologischen, technischen, ökonomischen, sozialen, politischen, institutionellen, ideologischen, kulturellen und ‚educativen‘ Vulnerabilität’. Bei der Anwendung auf bestimmte Gebiete muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu Übergeneralisierungen kommt und so wichtige Faktoren bei der Betrachtung einer Region außer Acht gelassen werden. Werden beispielsweise ganze Städte oder Landstriche aufgrund ihrer Lage als vulnerabel eingestuft, kann es dazu kommen, dass eventuell vorhandene Randgruppen bei einer solchen Betrachtung nicht berücksichtigt werden. Durchgeführte Maßnahmen zur Verbesserung der Situation können somit zwar im Ganzen zu einer Optimierung führen, die Ungleichheit innerhalb des Gebietes wird auf diesem Weg aber nicht beseitigt. Im schlimmsten Fall, wenn nur ein Teil der Bevölkerung von den Maßnahmen profitiert, können solche Ungleichheiten im Gegenteil noch verstärkt werden.

Über den Autor

Rebekka Stöckermann wurde am 06.05.1982 in Birkenfeld/Nahe geboren. 2010 beendete sie erfolgreich ihr Studium der Geographie (Schwerpunkt Wirtschafts-/Sozialgeographie) mit dem akademischen Abschluss Diplom an der Johannes Gutenberg-Universität. Bereits während ihres Studiums hielt sie sich mehrfach im Ausland auf. Im Zusammenhang mit ihrer Mitarbeit an einem Entwicklungsprojekt auf den Philippinen entstand die Idee des vorliegenden Buches.

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