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- Die Ausschreibungspraxis der Agentur für Arbeit: Folgen bei Trägerwechsel im Maßnahmenverlauf von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) nach §§ 235, 240ff SGB III
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die berufliche Förderung benachteiligter Jugendlicher steht im Rahmen der stets aktuellen Diskussionen um Chancengleichheit und Abbau sozialer Ungleichheit immer wieder im öffentlichen Diskurs. Gleichzeitig wird über den Umgang mit den spärlichen öffentlichen Finanzmitteln diskutiert. Die Agentur für Arbeit versucht mit ihren Bemühungen um eine qualitativ hochwertige Maßnahmendurchführung bei möglichst geringem Mitteleinsatz den Spagat zwischen diesen Anforderungen zu schlagen. Im Rahmen von Ausschreibungen werden Maßnahmen der Benachteiligtenförderung in kurzen Abständen wettbewerblich vergeben: Der Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Angebot erhält den Zuschlag. Zweifellos wird mit diesem Verfahren in seiner Grundausrichtung beiden Aspekten entsprochen. Bei den damit verbundenen Wechseln der Trägereinrichtungen wird jedoch nicht genügend beachtet, wie die Teilnehmer/Innen der Maßnahme selbst mit dem Wechsel eines Trägers umgehen. In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Teilnehmer/Innen von einem Trägerwechsel beeinflusst werden bzw. welche Auswirkungen ein solcher auf die Maßnahme selbst hat.
Textprobe: Kapitel 2.4, Ergebnisse der Studie: 2.4.1, Folgen für und aus der Sicht von Teilnehmern: 2.4.1.1, Bedeutung der Berufsausbildung: Der Berufsausbildung wird durch die befragten Jugendlichen eine sehr große Bedeutung beigemessen. Diese stellt für sie einen wichtigen Punkt im Lebensverlauf dar, der möglichst dem idealtypischen Biographieverlauf entsprechen soll. Die Schulzeit dagegen wird als Kindheit betrachtet. Mit dem Beginn der Berufsausbildung wird der Start des Erwachsenenlebens markiert – die Integration ins Arbeitsleben soll über den Weg einer Ausbildung im dualen System erfolgen. Ja ich sag mal die Zeit früher war schon schön, also ich habs auch genossen, Kindheit, klar, aber es (…) ist normal, jetzt kommts wahre Leben . Die Teilnehmer in abH sehen einen starken Unterschied zwischen dem allgemeinen Schulbesuch und der Berufsausbildung. Veränderungen werden hauptsächlich bei den Faktoren Geld und Freizeit verspürt. Als Hauptmotivation für die Aufnahme einer Berufsausbildung wird die Entlohnung gesehen, weniger die Selbstverwirklichung durch einen bestimmten Berufswunsch oder der Wunsch nach einer höheren Bildung. Auszubildender kurz vor der Abschlussprüfung über seine ehemaligen MitschülerInnen: Ich weiß nicht, andere hocken jetzt noch in der Schule, (…) die dürfen jetzt noch ihre drei Jahre (…) die Ausbildung machen, die verdienen dann erst eigenes Geld, ich verdien nächstes Jahr mein eigenes Geld dann, mein richtiges Geld (…) . Allerdings bleibt an dieser Stelle zu vermuten, dass sich den Jugendlichen in abH ohnehin der Weg zu höheren Bildungsmöglichkeiten versperrt hätte, da ihre Leistungen in den vorhergehenden Schulen dies nicht ermöglicht hätten. Im Gegensatz zur allgemeinbildenden Schule werden die Leistungsanforderungen in der Berufsschule als Druck auf die Auszubildenden verspürt. Dieser Druck wirkt sich nach einiger Zeit negativ auf sie aus, und wird durch sie als Stress wahrgenommen. Ich glaub es wird mehr erwartet. Es wird einfach mehr erwartet und man merkts auch nach einer gewissen Zeit . Auch durch die zeitliche und mentale Einspannung ins Arbeitsleben wird dieser Stress erhöht. Der höhere Leistungsdruck hat dementsprechend auch einen Einfluss auf die mangelnde Motivation für Leistungen in der Berufsschule. Faulheit und die Unlust auf das Lernen wird hier als weitere Begründung für die schlechten Leistungen angegeben. Diese Null-Bock-Stimmung kann allerdings auch aus mangelndem Erfolg in der Berufsausbildung resultieren. Trotz Schwierigkeiten, denken die befragten Auszubildenden nicht unbedingt über den Abbruch der Berufsausbildung nach. Vielmehr wird weiterhin die Hoffnung gehegt, dass mit den aktuellen Leistungen die formalen Hürden überwunden werden können (Prüfungen schaffen). Da die Berufsausbildung aber für diese Jugendlichen als Basis der Integration ins Berufsleben gesehen wird und ihnen bei Misserfolg keine Alternative geboten wird, sehen sie keine Perspektiven, sollte eine Berufsausbildung vorzeitig beendet werden. Fazit: Als Motivation für eine Berufsausbildung im dualen System wird durch die befragten Auszubildenden der Faktor Geld angegeben. Die Ausbildung wird als sehr wichtiger Teil ihres Lebensverlaufes angesehen, bei vorzeitiger Beendigung der Ausbildung stehen ihnen keine weiteren Perspektiven offen. Durch die Ausbildung selbst erfahren sie einen hohen Leistungsdruck, der als Stress erkannt wird und sich auf die schulischen Leistungen auswirken kann. 2.4.1.2, Bedeutung der abH für die Teilnehmer: Die Berufsschulbildung wird zu Beginn der Berufsausbildung als weniger wichtig angesehen. Daraus resultiert eine geringere Leistung, die durch abH ausgeglichen werden soll. Die Motivation zum Besuch der abH liegt also in der Verbesserung der Noten. Die Suche nach Hilfe zur Überwindung individueller persönlicher Probleme wird nicht als Motivation für den Besuch der abH angesehen. Der Zugang zur abH erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise. Natürlich werden auch die Berufsschulen über die abH informiert, zeigen jedoch ein ambivalentes Bild bei der Bewertung dieser Maßnahme. Zwar wird die abH-Förderung teilweise durch die Berufsschullehrer nahegelegt, die aufgrund von erkannten Leistungsschwächen ihrer SchülerInnen zu einem Besuch der abH raten, einer der Teilnehmer berichtet aber von einer Berufsschullehrkraft, die in den abH eine Konkurrenz zum eigenen Unterricht sieht. Die Förderung durch abH wird von ihm als uneffektiv angesehen. Diese Einschätzung wird vom Schüler aber nicht geteilt. Auszubildender zur Reaktion der Berufsschullehrer auf den Besuch von abH: (…) dass sie immer (…) falsch drauf lernen würden, gar nicht so wie er es im Unterricht machen würde und ja, dass es halt in seinem Kopf gar nichts bringt, meint er. Aber man sieht ja, dass es was bringt ! Die Förderung in abH soll für die Teilnehmer umfassend, dass heißt in allen Berufsschulfächern, erfolgen. Die Unterstützung in abH wird als Möglichkeit aufgefasst, Schulstoff in Ruhe zu wiederholen und die Räumlichkeiten des Trägers hierzu nutzen zu können. Wie bereits in Kapitel 1.4 beschrieben, zeigt sich auch bei den Interviews, dass abH zwar als adäquates Mittel gesehen werden, mit schulischen Problemlagen umzugehen, sie aber erst bei akuten schulischen Problemen (z.B. drohendes Sitzenbleiben) in Anspruch genommen werden. Ein Besuch der abH wird retrospektiv allerdings als sinnvoller angesehen, wenn von Beginn der Ausbildung an daran teilgenommen wird. Die Freiwilligkeit der Maßnahme wird hoch geschätzt. Zwar wird teilweise durch das Elternhaus oder den Ausbildungsbetrieb der Besuch der abH als sinnvoll erachtet oder sogar erwünscht, dennoch bleibt die Entscheidung über den Besuch der abH beim Auszubildenden. Durch die freiwillige Teilnahme liegt die Verantwortung für den Besuch der abH bei den Teilnehmern selbst. Da diese die abH als notwendigen Bestandteil ihrer Ausbildung sehen, nutzen sie das Angebot auch. Diese auf Grundlage der intrinsischen Motivation gezogene Arbeitsmoral zieht sich durch den gesamten Förderprozess. Die Teilnehmer sollen eine Eigenverantwortlichkeit für das Ziel der Ausbildung (Erfolgreiche Abschlussprüfung) erkennen und die abH als Mittel zum Erreichen dieses Ziels ansehen. Dennoch wird von den Auszubildenden eine Kontrolle ihrer Leistungen, z.B. durch die Lehrkraft, gewünscht. Die Wichtigkeit dieser Kontrollfunktion, der Tritt in den Hintern , wird als notwendig erachtet, um die abH-Förderung erfolgreich zu gestalten. Auszubildender über die Notwendigkeit der Leistungskontrolle durch die Lehrkräfte: (…) das auch wirklich geguckt wird und nicht das einer sagt, jaja, ich habs verstanden, tschüss bis morgen, sondern dass ders auch wirklich kapiert hat (…) . Ausbildungsbegleitende Hilfen werden dementsprechend als integrativer Bestandteil für das Gelingen der Berufsausbildung angesehen. Die Maßnahme hat für die Teilnehmer definitiv positive Auswirkungen gezeigt. Ne, auf jeden Fall, ich denk nicht, dass ich es geschafft hätt ohne abH . In dem vertrauten Rahmen der Kleingruppenförderung nutzen die Teilnehmer zudem die Möglichkeit, Problemsituationen mit den Lehrkräften zu besprechen. Dennoch wird abH grundsätzlich als Lernhilfe aufgefasst. Die Hilfe bei persönlichen Problemlagen oder gar eine sozialpädagogische Unterstützung wird jedoch nicht als Bestandteil der Förderung wahrgenommen. Dieser Eindruck verstärkt sich bei der Betrachtung von Teilnehmern, die erst kurze Zeit an der Maßnahme teilnehmen. Als AnsprechpartnerIn in abH wird zunächst nur eine Person erkannt: die der Lehrkraft. Da als Hauptkriterium für die Inanspruchnahme einer persönlicheren Beratung in Problemsituationen die Vertrautheit zur in abH beteiligten Person ist, wird ausschließlich die Lehrkraft als Bezugsperson angenommen.
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