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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 41
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In weiten Teilen des Bildungssystems werden traditionsbedingt die sprachlichen sowie mathematisch-logischen Fähigkeiten als herausragende Merkmale der Menschen favorisiert und das Handeln der darin tätigen Akteure nach diesem monopolistischen Modell ausgerichtet. - Dieser vom Autor als verbesserungswürdig erachtete Befund der pädagogischen Vereinseitigung, hat den Anstoß für die vorliegende Untersuchung gegeben. In ihr wird ein Unterrichtsentwurf theoretisch begründet, geplant, durchgeführt und kritisch reflektiert, der darauf abzielt, die vielfältigen Fähigkeiten und menschlichen Ressourcen wahrzunehmen, wertzuschätzen und im Unterrichtsgeschehen zur Geltung zu bringen. Die Studie stützt sich in ihrer didaktischen Unterrichtsplanung auf die Theorie der multiplen Intelligenzen nach Howard Gardner und versucht ihre pädagogischen Implikationen praktisch auszuloten. Den Leser erwartete dabei nicht nur eine alternative Sicht- und Herangehensweise auf die Gestaltung von Unterricht, sondern vielleicht auch einen anderer Blick auf die Menschen und ihre verborgenen Fähigkeiten im Alltag.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.1, Didaktisch-methodische Folgerungen aus der MI-Theorie: A: Intelligenzen kennenlernen: Eine erste Konsequenz aus der MI-Theorie ist, das die Lerner Informationen über die Intelligenzen erhalten und in einem Testverfahren herausfinden können, welche Potentiale es gibt bzw. welche Stärken sie haben und wie diese eingesetzt werden können. D. h., die Lerner werden über ihre Fähigkeiten ‘aufgeklärt’ und gewinnen so metakognitiv eine neue Sichtweise auf sich und ihre vorhandenen und möglichen Potentiale im Sinne eines ‘Intelligenzprofils.’ Wichtig ist dabei zu betonten, dass den Lernern auch dargelegt werden soll, dass keine Intelligenz statisch ist und gefördert werden kann und jeder ein einmaliges, aber veränderbares Intelligenzprofil besitzt, um mögliche Intelligenz-Etikettierungen und ein fixes Selbstverständnis zu umgehen. B. Lernerzentrierung: Aufgrund der verschiedenen Potentiale der Lerner stehen diese und ihre Fähigkeiten im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Aus der MI-Theorie folgt also aufgrund der Intelligenzorientierung eine ‘Schülerzentrierung’ durch die die Lernwege und Interessen der Lerner mitentscheidend für die Unterrichtsgestaltung werden. Das Individuum und dessen Lernerfolg stehen im Zentrum. Dieser neue Blick der Schülerzentrierung ist auch eine Konsequenz, die von der konstruktivistischen Didaktik in Form der Lern- und Lernerzentrierung didaktisch befürwortet wird. C. Lerninhalte vielfältig aufbereiten: Aus der MI-Theorie folgt für die Lehrerperson, will man den Intelligenzen gerecht werden, dass in der Unterrichtsvorbereitung der ‘Lernstoff methodisch vielfältig’ aufbereitet wird, um auf diesem methodisch mehrperspektivischem Wege die einzelnen Intelligenzen anzusprechen und die Kompetenzen zu fördern. Ferner können, da bei vielen Tätigkeiten auch mehrere Intelligenzen beteiligt sind, die Lerninhalte so aufbereitet werden, dass gleichzeitig eine Kombination von Intelligenzen angesprochen wird. Es ist aber zu betonen, dass sich nicht jeder Inhaltsaspekt methodisch für alle Intelligenzen darstellen lässt. D. Inhaltsreduktion: Diese Konsequenz aus der MI kann mit dem Slogan ‘Weniger ist mehr’ umschrieben werden. D. h., es geht beim Inhaltsaspekt des Lernens nicht so sehr um die epische Breite, sondern um die praktische Vertiefung der sorgfältig ausgewählten Inhalte. Oder wie es Reich sagt: ‘Weniger Stoff vertiefend erarbeiten, als vielen Stoff oberflächlich handhaben,’ da Studien belegen, dass die Verstehens- und Lernleistungen absinken, wenn man pauschal zu viel Unterrichtsmaterial anbietet. E. Handlungsorientierung, Komplexität und Exemplarizität: Mit der Stoffreduktion eng verbunden ist die Handlungsorientierung, die Komplexität bzw. Exemplarizität des Dargebotenen. Die Lerner sollen durch handlungsorientierte Methoden zur Selbsttätigkeit und zum verstehenden Anwendungsbezug animiert werden, um die Intelligenzen zu fordern. Ferner darf die Aufgabestellung aber insgesamt nicht zu einfach gewählt sein. Sie muss komplex, d.h. so problemhaltig sein, dass die Intelligenzen als Problemlösefähigkeiten aktiviert werden. Des Weiteren, da man nicht alle alles lehren kann, muss die Unterrichtsreihe exemplarisches Lernen ermöglichen, sodass die Lerner über das Lernen am konkreten Beispiel ihre Kompetenzen entwickeln und auf andere Bereiche und Situationen übertragen können. D. Komplexe Testverfahren: Aufbauend auf handlungsorientiertem, komplexem und exemplarischem Unterricht ist es logisch, Lernkontrollen nicht ein leicht auf ‘handhabbare Aufgabebögen’ zu beschränken, da diese die eingeübte Komplexitätsbewältigung unnötig reduzieren. Vielmehr sollten Tests sich stärker an der Komplexität des lebensweltlichen/beruflichen Lebens orientieren, um es in seinen weitreichenden Problem- und Verweisungszusammenhängen zu simulieren. Denn Verstehen heißt für Gardner: Anwenden können. Dass dies die Bewertungssituation ebenfalls schwieriger werden lässt, ist ebenfalls eine logische Konsequenz aus der Handlungsorientierung der Unterrichtsdurchführung. E. Empathie: Als weitere Konsequenz aus Gardner Theorie wird der Beziehungsaspekt betont. Wie oben dargestellt ist es für den pädagogischen Beruf von Nöten selbst eine gute emotionale Intelligenz zu haben, um ein Unterrichtsklima zu gestalten, das auf Empathie gründet, um so den Beziehungsaspekt zwischen Lehrer und Lerner und der Lerner untereinander zu befördern. F. Vielfältiges Lernarrangement: Es soll im Unterricht und im schulischen Leben die Möglichkeit der vertiefenden Intelligenzerprobung und der Beziehungen unter ihnen erfahrbar werden. Schule bzw. Unterrichtsarrangements können so zu ‘Erfahrungsräumen’ werden, in denen die Lerner mehr über sich, ihre Lernwege und Zugänge zur Welt erfahren können. ‘Künstlerische Fächer, Kommunikation und Fächer, die sich mit der Natur und Existenzfragen intensiv befassen, Möglichkeiten zur kinästhetischen Entfaltung, aber auch zur Beziehungs- wie auch Selbsterfahrung müssten verstärkt in das schulische Leben integriert werden.’ G. Ressourcen- und Präferenzorientierung: Aufgrund der Intelligenzen der Lerner, ihren bekannten Ressourcen im Sinne von schon vorhandenem Können, muss ihnen die Möglichkeiten gegeben werden ihre unterschiedlichen Präferenzen und Lernwegen gemäß zu lernen, um von ihren Intelligenzen Gebrauch zu machen. D. h., die Lerner müssen vermehrt auch in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden, es müssen ihnen Wahlmöglichkeiten offen stehen, die ein selbstgesteuertes Lernen entsprechend ihres Lernpotenzials ermöglichen. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Schulen dürfen ‘nicht länger nur bestimmte Lerndimensionen oder bestimmte Unterrichtsmethoden bevorzugen.’ 2.3.2, Argumente für den Einsatz der MI-Theorie im Unterricht: Im Folgenden werden wesentliche Aspekte genannt, die für den Einsatz der oben genannten Maßnahmen sprechen. Es handelt sich dabei um -lerntheoretisch gesprochen – ‘positive Effekte,’ von denen in der Literatur gesprochen wird und die zu erwarten sind, wenn man die MI-Theorie und die möglichen didaktisch-methodischen Konsequenzen ernst nimmt und sie je nach didaktischer Zielvorstellung umsetzt. A. Verbesserte Lernmotivation und -bereitschaft: Aufgrund der Ressourcenorientierung ist eine erhöhte Lernmotivation zu erwarten, da sich die Lerner mit ihren Stärken einbringen können. Der Blick auf die Defizite bewirkt oft ein Bloßstellen des Nichtkönnens, was nicht unbedingt lernförderlich ist. Wenn man aber, wie in der MI angedacht, die Stärken vermehrt in den Blick nimmt, diese weiter fördert bzw. schon vorhandene Ressourcen weiter fordert, dann ist eine höhere Lernbereitschaft zu erwarten, da die Lerner ‘motivierter sind und sich kompetenter fühlen.’ B. Steigerung des Selbstbewußtseins und Metakognition: Eng mit dem Aspekt der individuellen Ressourcenorientierung und der Erhöhung der Lernmotivation ist ein gesteigertes Selbstbewusstsein der Lerner zu vermuten. Denn durch ‘Vermeidung von Reduktion auf Schwächen entstehen (sic!) ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung.’ D. h., indem Lerner mehr über sich und ihr vorhandenes, aber veränderbares Intelligenzprofil erfahren, das gleichzeitig ein ‘kognitive(s) Profil’ ist, erfahren sie etwas über ihre kognitiven Zugänge zur Welt. Auf Grundlage dieser Metakognition lassen sich Strategien ableiten, die das ‘Lernen lernen’ begünstigen können, indem sie auf einem gestärkten Selbstbewusstsein aufbauend, für effektiveres Lernen und Arbeiten an ‘vermeintlichen Schwächen’ genutzt werden können. C. Unterrichtsklima von Wertschätzung und Toleranz: Einen weiteren positiv zu erwartenden Effekt kann die Minderung der Intelligenzstigmatisierung durch die Berücksichtigung der MI-Theorie sein. Denn es ist ‘die deutliche Tendenz zu beobachten, Kinder, die dem monopolistischen Modell von sprachlicher und rational-logischer Intelligenz nicht entsprechen, mehr oder weniger als Versager zu behandeln.’ D. h., wenn die MI-Theorie zur Geltung kommen würde, der gemäß die ‘Arten der Intelligenzen gleichwertig zu betrachten sind’, dann würde dies einer Stigmatisierung entgegenwirken, da man die einzelnen Fähigkeiten der Lerner individuell in den Blick nehmen könnte und wertschätzen würde. Dies kann zu einem Klima der Toleranz untereinander führen, da keine Fähigkeit mehr als höher oder minderwertig eingestuft werden müsste, sondern jeder in seiner Individualität wahrgenommen, wertgeschätzt und gefördert werden könnte. 4. Nachhaltiges Lernen: Last, but not least ist durch den Einsatz der MI-Theorie und der Berücksichtigung der didaktisch-methodischen Maßgaben, bezogen auf das jeweilige Ziel, ein nachhaltiges Lernen zu erwarten. Gardner bezeichnet dieses nachhaltige Lernen als ‘aktives, angewandtes Verstehen,’ das m. E. eine Handlungsorientierung impliziert und damit in die sachliche Nähe des Kompetenzbegriffs rückt. Ferner lässt sich m. E. die Nachhaltigkeit des gardner`schen Verstehens durch die konstruktivistische Lerntheorie stützen. Denn laut Siebert wird nachhaltiges Lernen durch folgende Komponenten begünstigt: ‘Bedeutsamkeit des Themas, Praxisrelevanz, Anschlussfähigkeit, Flow-Gefühl, Vielfalt der Lernwege, angenehme Lernatmosphäre, metakognitive Reflexion.’ Es ist nach den bisherigen Ausführungen offensichtlich, dass viele dieser Aspekte in den oben genannten didaktisch-methodischen Konsequenzen aus der MI-Theorie ihre Entsprechung finden. So können ‘Bedeutsamkeit des Themas’ und ‘Praxisrelevanz’ durch Handlungsorientierung initiiert werden. ‘Anschlussfähigkeit’ kann durch die Ressourcen- und Präferenzorientierung angebahnt werden. ‘Vielfalt der Lernwege’ entspricht der Ermöglichung von intelligenzspezifischen Zugängen zu einer Problematik. ‘Metakognition’ kann durch die Selbsterkenntnis des Intelligenzprofils auf den Weg gebracht werden und die ‘angenehme Lernatmosphäre’, hervorgerufen durch Empathie und Toleranz, findet ebenfalls in der obigen Darstellung eine Entsprechung. Fazit: Von der MI-Theorie und ihren didaktisch-methodischen Umsetzungen ist ein Lernzuwachs mit Nachhaltigkeit zu erwarten.

Über den Autor

Mario Stenz (Dipl-Päd.) wurde 1978 in Koblenz geboren. Sein Studium der Bildungswissenschaften an der Universität Koblenz-Landau beendete er 2009 erfolgreich. Inhaltlicher Schwerpunkt seines Studiums war, neben der Fachrichtung Erwachsenenbildung und Sport, die bildungstheoretische Denktradition seit der Antike bis in die Postmoderne und das Fach Philosophie. Sein anschließendes Zweitstudium für das Lehramt für die Realschule Plus mit den Fächern Wirtschaft und Geschichte, beendete er nach vier Semestern aus Gründen der Neuorientierung zugunsten des Quereinstiegs für das Lehramt an berufsbildenden Schulen, wo er seit 2011 die Fächer Ethik und Pädagogik unterrichtet. Die vorliegende Studie ist aus den persönlichen Unterrichtserfahrungen entstanden.

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