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- Der Treibhauseffekt als Thema im Sachunterricht: Untersuchungen zu Möglichkeiten und Grenzen
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Jahre 2005 bis 2014 sind von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen worden. Diese weltweite Bildungsinitiative hat das Ziel, den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in den Bildungssystemen der Mitgliedsstaaten weltweit zu verankern. Bildung für nachhaltige Entwicklung beinhaltet die Idee vom nachhaltigen Denken und Handeln, also dass das heutige Handeln Einfluss auf das Leben zukünftiger Generationen weltweit hat. Diese Weichen für eine weltweite nachhaltige Entwicklung wurden vor allem in der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 gestellt. Auf dieser Konferenz wurde auch die Bedrohung des Weltklimas durch die globale Erwärmung thematisiert und versucht mit einer Klimaschutz-Konvention darauf zu reagieren. Als Hauptursache für diesen Klimawandel wird der anthropogene Treibhauseffekt angesehen. Im Kyoto-Protokoll, welches 2005 in Kraft trat, sind rechtsverbindliche Begrenzungs- und Verringerungsverpflichtungen der Industriestaaten bzgl. des Treibhausgas-Ausstoßes vereinbart. Allerdings gelten diese Vereinbarungen nur bis 2012 und bisher wurden noch keine verbindlichen Ziele für den Zeitraum danach festgelegt. Demzufolge sind der Klimawandel und der Klimaschutz ein immer wieder präsentes Thema in politischen Debatten und damit auch in den Berichten der Medien. So fand 2011 in Berlin das Klimaschutzfestival Rock fürs Klima statt, für das in der ganzen Stadt geworben wurde. Für Deutschland wurde der Atomausstieg bis 2022 beschlossen und heftig diskutiert. Meldungen über das Solarflugzeug Solar Impulse , welches ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird und im Mai 2011 zum ersten Mal international geflogen ist oder politische Diskussionen über eine unterirdische Kohlendioxid-Speicherung, verdeutlichen die Präsenz und die Aktualität des Themas. Diese Meldungen und Bilder nehmen auch Grundschüler wahr und es besteht die Gefahr, dass sie aufgrund der wahrgenommenen Bedrohungen Zukunftsängste entwickeln. Insbesondere der Sachunterricht hat die Aufgabe, Themen aus der Lebenswelt der Schüler aufzugreifen und ihnen zu helfen, ihr erworbenes Wissen zu ordnen und gegebenenfalls zu relativieren. Aus diesen wichtigen Gründen sollte der Treibhauseffekt m. E. Teil des Sachunterrichts sein. Inwiefern dieses Thema in Curricula des Sachunterrichts bereits vorgesehen ist bzw. sich einfügen lässt, im konkreten Unterricht bereits eine Rolle spielt und bei Kindern präsent ist bzw. auf deren Interessen stößt, wird in der vorliegenden Studie näher untersucht. Im Fokus steht dabei die Frage nach den Möglichkeiten der Thematisierung und deren Grenzen.
Textprobe: Kapitel 2.2.3, Folgen der globalen Erwärmung: Wie im vorangegangenen Abschnitt erläutert wurde, wird die mittlere globale Temperatur der Erdoberfläche sehr wahrscheinlich um mehrere Grad Celsius ansteigen. Daher ist es unbedingt notwendig, sich mit den möglichen Folgen dieser anthropogenen Klimaänderung zu beschäftigen. Nach Rahmstorf und Schellnhuber sind folgende Vorbemerkungen wichtig, um die Auswirkungen des Klimawandels besser verstehen zu können: - Die Ausprägung des Klimawandels kann regional sehr unterschiedlich ausfallen, da diese stark von der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation abhängt. Veränderungen in dieser Zirkulation beeinflussen z.B. die Richtung von Tiefdruckgebieten oder des Windes. Dadurch ergeben sich Änderungen in den Temperaturen und Niederschlägen und dies kann regional sehr verschieden sein. - Im vergangenen Jahrhundert hat sich das globale Klima um ca. 0,6°C erhöht. Jedoch beinhalten viele Datensätze lediglich die Daten der letzten Jahrzehnte, in denen nur eine Erwärmung von ca. 0,3°C zu verzeichnen ist. Der Nachweis von bereits eingetretenen Auswirkungen ist deshalb schwierig. Es handelt sich um 'eine Suche nach ersten Anzeichen, nicht nach dramatischen Wirkungen.' Die Erwärmungsszenarien für das Ende dieses Jahrhunderts gehen hingegen von einer globalen Erwärmung um ca. 3°C aus, weshalb von stärkeren Folgen ausgegangen werden kann. - Einige Auswirkungen sind stark nichtlinear. Dies bedeutet, dass erste beobachtbare Folgen, z.B. weitaus schneller oder stärker als in den vorausgesagten Szenarien ablaufen könnten. Rahmstorf und Schellnhuber geben als Beispiel dafür den Wasserabfluss in Gletscherflüssen an, welcher zunächst, aufgrund der Gletscherschmelze, zunehmen wird. Wenn die Gletscher verschwunden sind, werden auch die Gletscherflüsse versiegen. Für das 20. Jahrhundert sind bereits verschiedene Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten, die mit der Erhöhung der mittleren globalen Temperatur einhergehen. Dazu gehört u.a. der Gletscherschwund als eine Art Frühwarnsystem, da viele Gletscher bereits auf eine globale Erwärmung um wenige Grad mit Abschmelzen reagieren. Das Verschwinden der Gletscher würde für Gebirgsregionen zu Wassermangel führen, da die Gletscher ganzjährig Flüsse mit Wasser speisen und daher eine wichtige Quelle für die Landwirtschaft bzw. städtische Wasserversorgung darstellen. Des Weiteren ist ein starker Rückgang des arktischen Meereises zu verzeichnen. Rahmstorf und Schellnhuber weisen darauf hin, dass in den letzten 30 Jahren die Ausdehnung der Eisdecke um 20% abgenommen hat. Die weiße Schneedecke reflektiert viel Sonnenlicht, durch die Abnahme der Eisfläche verändert sich die Energiebilanz der Polarzone und führt zu einer weiteren Erwärmung. Außerdem ist durch die Abnahme der Schneedecke der Lebensraum verschiedener Tiere bedroht, wie z.B. der Eisbären, Walrosse, Seehunde oder Seevögel. Als weitere wesentliche Folge des Klimawandels ist der Anstieg des Meeresspiegels zu benennen. Im vergangenen Jahrhundert sei dieser global um 15 bis 20 cm angestiegen, wobei die ungenauen Angaben auf einer begrenzte Zahl und Qualität der Messreihen beruhen, so Rahmstorf und Schellnhuber. Im Vergleich zu den letzten Jahrtausenden ist der Meeresspiegel lediglich um ein Zehntel dieser Geschwindigkeit gestiegen. Dies waren ein paar Beispiele für die Auswirkungen des Klimawandels, wie sie bereits heute zu beobachten sind. Mögliche Folgen der globalen Erwärmung für das 21. Jahrhundert hat der IPCC in seinem Synthesebericht (zuletzt im Jahr 2007) zusammengestellt. In dieser Arbeit wird sich auf die deutsche Übersetzung des Syntheseberichts von 2007 bezogen, welcher von der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle übersetzt und herausgegeben wurde. 'Die größte Erwärmung wird über dem Land und in den meisten hohen nördlichen Breiten erwartet, die kleinste über dem südlichen Ozean (nahe der Antarktis) und dem nördlichen Nordatlantik (…).' Projiziert werden folgende Auswirkungen des Klimawandels für das 21. Jahrhundert: - Die Schneebedeckung nimmt ab, d.h. es wird ein Rückgang des Meereises in der Arktis und der Antarktis vorausgesagt. In einigen Projektionen verschwindet das Meereis in der Arktis am Ende des 21. Jahrhunderts vollständig. - Sehr wahrscheinlich nehmen heiße Extreme, Hitzewellen und Starkniederschlagsereignisse zu. - Es wird eine polwärtige Verlagerung außertropischer Sturmzugbahnen erwartet, die eine entsprechende Veränderung der Wind-, Niederschlags- und Temperaturmuster herbeiführen. - Wahrscheinlich werden tropische Wirbelstürme, wie Taifune und Hurrikane, intensiver, d.h. sie erreichen höhere Spitzengeschwindigkeiten und mehr Starkniederschläge. - Die Niederschlagsmengen nehmen einerseits in höheren Breiten sehr wahrscheinlich zu, hingegen nehmen sie wahrscheinlich in subtropischen Landregionen ab. Im Synthesebericht sind weiterhin die Auswirkungen auf verschiedene Systeme und Sektoren-, sowie auf verschiedene Regionen aufgeführt, worauf an dieser Stelle lediglich hingewiesen wird. Es ist bereits deutlich geworden, dass durch den anthropogenen Klimawandel tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschheit zu erwarten sind, weshalb eine Thematisierung des Treibhauseffekts im Sachunterricht gerechtfertigt erscheint. Welche Möglichkeiten und Grenzen der Thematisierung sich nach dieser fachlichen Auseinandersetzung ergeben, wird im folgenden Abschnitt zusammengetragen. 2.3, Anmerkungen zu Möglichkeiten und Grenzen: Die Auseinandersetzung mit den Begriffen 'Wetter' und 'Klima' kann die Grundlage für die Behandlung der Klimawandelproblematik bilden. Im Sinne eines Spiralcurriculums kann so bspw. in der vierten Jahrgangsstufe das Wissen der Schüler zum Wetter aus den vorhergegangenen Klassenstufen aufgegriffen und der Unterschied zwischen den Begriffen erarbeitet werden. Mit dem Begriff des Klimasystems sind hingegen komplexe Wechselbeziehungen der verschiedenen Komponenten des Erdsystems mit der Atmosphäre verbunden, was für Grundschüler kaum fassbar ist. Da für die Thematisierung des Treibhauseffekts diese Zusammenhänge nicht zwingend erforderlich sind, ist es ratsam, auf diese zu verzichten. Ebenso verhält es sich mit der Geschichte des Erdklimas. Die Unterscheidung des natürlichen vom anthropogenen Treibhauseffekt ist wiederum notwendig, um den Schülern begreiflich zu machen, dass der Treibhauseffekt ein natürlicher und lebensnotwendiger Prozess ist, der erst durch das Handeln der Menschen verstärkt und somit zu einem Problem wird. Aufgrund der Komplexität des Treibhauseffekts, muss dieser kindgerecht aufgearbeitet werden, was mit einer Vereinfachung und Reduzierung einhergeht. Ein Beispiel für eine Erklärung des Treibhauseffekts für Grundschüler ist im Anhang auf Seite 76 aufgeführt. Verschiedene Experimente können den Schülern das Prinzip des Treibhauseffekts näher bringen, wie sie z.B. in dem Arbeitsmaterial 'Klimawandel' des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgestellt werden. Auch die Zeitschrift 'Grundschule Sachunterricht 41/ 2009' führt verschiedene Unterrichtsbeispiele auf, die sich dem 'Klima im Wandel' widmen, so dass Lehrkräfte auf gute Unterrichtsideen zurückgreifen können. Nichtsdestotrotz kann der Treibhauseffekt nicht direkt wahrgenommen oder erfahren werden, weshalb die Schüler immer eine Abstraktionsleistung erbringen müssen und die Arbeit mit Modellen unabdingbar ist. Modelle beinhalten aber meist nur die wesentlichen Faktoren, die für den betrachtenden Prozess bedeutsam sind und bilden die Wirklichkeit daher nur beispielhaft ab. Somit besteht immer die Gefahr, dass Modelle Fehlvorstellungen bei den Schülern hervorrufen bzw. verstärken können. Es ist daher Aufgabe der Lehrkräfte, die benutzten Abbildungen kritisch zu überprüfen, mit den Schülern zu diskutieren und sie auf problematische Aspekte hinzuweisen. Abschließend ist festzuhalten, dass mit der Thematisierung des Klimawandels bei den Schülern keine Ängste geschürt werden dürfen. Vielmehr sollte der Unterricht vorhandene Ängste thematisieren und Handlungsoptionen aufzeigen, um zu zeigen, dass jeder Mensch etwas zum Umweltschutz beitragen kann. Dies gehört seit den 70er Jahren zur Aufgabe der schulischen Bildung. Doch die Vorstellung von einer schulischen Umwelterziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. So wurde im Jahr 1992 ein weltweit zentrales Leitbild für umwelt- und entwicklungspolitische Prozesse gegründet: das Leitbild 'Nachhaltige Entwicklung'. Was dieses bedeutet und welche Auswirkungen es auf die schulische Bildung hat, wird im nächsten Kapitel dargestellt.
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