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- Der Schulklassenkampf der ÖVP: Die hartnäckige Opposition zur Gesamtschule
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Eine Schulreform der Sekundarstufe I hin zu einer gemeinsamen Schule für 10- bis 14-Jährige wurde in Österreich politisch immer wieder diskutiert und 2011 auch in einem Bildungsvolksbegehren gefordert - als eines der wenigen europäischen Länder hält Österreich aber am differenzierten Schulsystem fest. Wie sinnvoll es ist, Kinder in diesem frühen Alter nach Talenten und Interessen zu trennen, ist umstritten: Die Aufteilung in unterschiedliche Schultypen führt dabei nicht zuletzt zu einer sozialen Selektion. Die Wahl zwischen Gymnasium und Hauptschule hängt stark von Bildung und sozialem Status der Eltern ab - Bildung wird ‘vererbt’. Die Durchsetzung der Gesamtschule scheitert dabei auf politischer Ebene allem voran am Widerstand der Österreichischen Volkspartei: Das konservative Lager hält an der Aufteilung in ein Gymnasium und eine Regelschule fest. Dabei ist die ÖVP eine von verzweigten Strukturen geprägte Partei, die in ihren Teil- und Vorfeldorganisationen unterschiedliche Interessen vereint. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand von Presseaussendungen zur Zeit der Aktualität des Volksbegehrens, welche Standpunkte der Partei zur Gesamtschule festzustellen sind. Es zeigt sich dabei, wie die Opposition zur Gesamtschule fast ungebrochen, aber in Teilen doch widersprüchlich, über den innerparteilichen Aufbau hinweg verfestigt ist. Durch polemisierende Schlagworte und Slogans wie ‘Leistungsdifferenzierung’, ‘ideologische Scheuklappen’ oder ‘Einheitsbrei’ werden diese dann nach außen getragen.
Textprobe: Kapitel 4, Empirische Untersuchung: 4.1, Die verwendete Methode: 4.1.1, Darstellung und Begründung der Methode: Um die Forschungsfragen zu beantworten ist Material erforderlich, dass die geäußerten Meinungen zum Thema aufzeichnet: Dafür bieten sich die Presseaussendungen der verschiedenen Organisationen an. Diese werden erst quantitativ und in einem weiteren Schritt qualitativ ausgewertet. Die vorausgehende quantitative Auswertung konzentriert sich nicht auf den Inhalt der Aussendungen, sondern fasst lediglich die wesentlichen Zahlen bezüglich aussendender Organisation und Aussendezeitpunkt zusammen. Die darauf folgende qualitative Analyse orientiert sich an den Kriterien zur qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring (2000). Mayring gilt als Begründer dieser Methode und unterscheidet dabei unterschiedliche Herangehensweisen. Für die Auswertung der in den Presseaussendungen dargestellten Einstellungen erscheint eine Methode sinnvoll, die den Kern der Botschaft herauskristallisiert: Deshalb wird eine strukturierende Inhaltsanalyse angewendet. Charakteristisch für diese Methode ist, dass bei der Strukturierung der Kontext, aus dem gelesen wird, nicht aus dem Auge verloren wird. Die Forschungsfragen sollen zum größten Teil im qualitativen Abschnitt beantwortet werden. Presseaussendungen zeigen eigene Positionen und versuchen dafür Aufmerksamkeit zu generieren. Dadurch sind die Inhalte eventuell aber auch in umschreibenden Formulierungen oder Polemik verpackt: Auf die Aussagen dahinter und auch die verwendete Verpackung soll in der Analyse fokussiert werden. 4.1.2, Die Auswahl des Materials/der Organisationen: Die Auswahl der Aussendungen begrenzt sich auf jene Presseaussendungen, die im OTS(Originaltextservice)-Archiv der Austria Presse Agentur (APA) auffindbar sind. Stellungnahmen der jeweiligen Organisationen, die woanders zu finden sind, wurden bzw. konnten in die Untersuchung nicht einbezogen werden, da die diesbezügliche Auswahl schwierig abzugrenzen und schwer auffindbar gewesen wäre. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit 1. Oktober 2010, da am 19. Oktober 2010 die Aussage von Hannes Androsch, ein Bildungsvolksbegehren zu starten, in den Medien auftauchte, und das Thema damit an Aktualität gewann. Untersucht werden alle OTS-Aussendungen der als relevant erachteten Organisationen bis zum 31. Dezember 2011: Das Volksbegehren wurde im November 2011 abgehalten, die intensivste Diskussion um das Thema sollte somit bis zu diesem Zeitpunkt eingefangen werden. Als ÖVP-Organisationen, ÖVP-Vorfeldorganisationen und ÖVP-nahe Organisationen wurden all die Organisationen betrachtet, denen in den in Kapitel 2 behandelten Quellen Nähe zur ÖVP zugesprochen wurde. Kleinere, im ÖVP-Umfeld weniger gewichtige Organisationen wurden genauso untersucht wie etwa die Bundesparteileitung selbst – zumindest, soweit sie sich per Aussendung dazu zu Wort gemeldet haben. Der Fokus in der Auswertung richtet sich aber auf jene Gruppen, die sich stark in die Diskussion einbrachten. Die Aussendungen wurden den Organisationen zugerechnet, in deren ‘Pressemappe’ sie sich im OTS befanden, nach Angaben zu Rückfragehinweisen wurde nicht differenziert. Auch der Rathausklub als Teil der ÖVP Wien wurde, da er eigene Aussendungen macht, eigens betrachtet. Ebenso wenig wie die die ÖVP finanziell unterstützende Industriellenvereinigung ist die GÖD eine Vorfeldorganisation der ÖVP. Da sie aber überwiegend vom ÖVP-nahen FCG bestimmt ist, und in dieser Studie nicht nur nach formaler Zusammengehörigkeit vorgegangen werden soll, sondern auch nach personellen und ideologischen Übereinstimmungen, werden auch sie in die Bewertung einbezogen. 4.1.3, Die Durchführung der Untersuchung: Bei der Sammlung der Presseaussendungen wurde mit relevanten Suchbegriffen auf der Plattform des APA-Originaltextservice (www.ots.at) nach Presseaussendungen gesucht, die für die Gesamtschul-Debatte relevant erschienen. Diese Suchbegriffe waren in Kombination mit den jeweiligen Organisationen: Gesamtschule, Gymnasium, Hauptschule, Mittelschule, Bildung, Volksbegehren Bildungsinitiative, Bildungsvolksbegehren, Sekundarstufe I. Die damit erhaltenen Suchergebnisse wurden anschließend nach ihrer Relevanz für das Thema aussortiert. Presseaussendungen, in denen einer der Begriffe im Rahmen der Beschreibung eines Lebenslaufs oder in rein taxativen Aufzählungen – ohne inhaltliche Stellungnahme dazu – verwendet wurde, wurden nicht für die Untersuchung verwendet. Die lückenlose Vollständigkeit aller relevanten Äußerungen der relevanten Parteien kann dabei schwer garantiert werden: Einerseits gibt es abseits von Presseaussendungen noch andere Möglichkeiten für Organisationen, sich zu einer Problematik zu äußern, andererseits kann auch innerhalb des Tools Presseaussendung keine eindeutige Grenze in Bezug auf die Relevanz für des Thema gezogen werden – diese erfolgte nach beschriebener Vorgehensweise. Allerdings gibt die quantitative Auszählung einen Eindruck vom Engagement in der Debatte, und mit den untersuchten Aussendungen wird eine theoretische Sättigung erreicht, die im Rahmen der qualitativen Untersuchung angestrebt wird. Konkret bedeutet dies für diese Studie, dass der Standpunkt der untersuchten Organisation zum Thema Gesamtschule hinreichend deutlich wird. Die komplette Anzahl der gesammelten Presseaussendungen wurde qualitativ ausgewertet. Redundanzen ergaben sich nicht zwischen Aussendungen sondern zwischen Analyseeinheiten – also Satzteilen oder Sätzen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Diese wurden durch die Reduktion als Teil der qualitativen Inhaltsanalyse beseitigt. Die Analyseeinheiten wurden als Paraphrasen herausgenommen und generalisiert und daraus Kategorien gebildet. Die Kategorien strukturieren die Aussagen nach Themengebieten. Die Ausformung der Standpunkte sollte sich vor allem durch die Texte selbst erweisen, deshalb wurden die Kategorien nicht a priori erstellt sondern im Zuge einer ersten und zweiten Aussortierung des Materials induktiv aus dem Material heraus, und in einem weiteren Durchgang auf die Generalisierungen, die sich ableiten ließen, deduktiv angewendet und adaptiert. Die entstandenen Kategorien (‘Zum Status Quo der Schule’, ‘Forderungen an das Schulsystem’, ‘Vorschläge für das Schulsystem’, ‘Eigenes Engagement für Schule’, ‘Zur Schuldebatte’, ‘Zur Gesamtschule’, ‘Zur Ganztagsschule’, Ausformung der NMS’, ‘Umsetzungsprozess der NMS’, ‘Zum Bildungsvolksbegehren’, ‘Die anderen Parteien’, ‘Vergleiche nach außen’) sind nicht an sich wichtig, sondern geben Struktur und damit die Priorität der Ergebnisse für die Beantwortung der Forschungsfragen. Mayring (2000, 9) sagt selbst, dass die qualitative Inhaltsanalyse kein Standardinstrument sein kann, sondern dem Gegenstand, dem Material und der Fragestellung angepasst sein muss. Diesem Grundsatz folgend wird die Auswertung ausgedehnt auf zur Unterstützung der Argumentation festzustellende Metaphern und Auffälligkeiten. In den Aussendungen enthaltene Zitate – sofern sie nicht kritisierte Aussagen etwa politischer Gegner sind – wurden in die Analyse miteinbezogen, da ihr Zweck ist, die Argumentation der Aussender zu unterstreichen.
Regina Kriechhammer wurde am 1987 in Salzburg geboren. Sie studierte Politikwissenschaft in Wien und Innsbruck, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien und Umwelt- & Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien. Ihre Schwerpunkte legte sie innerhalb dieser Bereiche unter anderem auf Marktkommunikation bzw. Marketing.
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