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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Jugendarrest wird in seiner Ausgestaltung, Effizienz und Wirksamkeit von Experten immer wieder diskutiert. Dabei treffen kritische Haltungen auf optimistische Ansichten, die den Jugendarrest als Chance sehen. Innerhalb dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob es Möglichkeiten gibt, den jugendlichen Arrestanten zu fördern und zu unterstützen, so dass einer weiteren Straffälligkeit vorgebeugt werden kann. Ziel ist es hierbei zu klären, ob der Jugendarrest in seiner aktuellen Form wirksam ist. Außerdem wird aufgezeigt, in welchem Rahmen und unter der Berücksichtigung welcher Faktoren eine sozialpädagogische Intervention möglich ist. Hierfür wird ein Überblick über die Institution Jugendarrest sowie die relevanten gesetzlichen Grundlagen gegeben. Weiterhin werden spezifische sozialpädagogische Maßnahmen aufgezeigt bzw. ausgearbeitet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Rückfallbegünstigende Faktoren: Wie bereits erwähnt können die Gründe für die hohen Rückfalldaten unterschiedlichen Ursprungs sein. Hierzu benennen Bihs und Walkenhorst ‘rückfallbegünstigende Faktoren der Arrestvollstreckung’. Im Folgenden werde ich diese Faktoren benennen und anhand verschiedener Meinungen beschreiben. Diese rückfallbegünstigenden Faktoren bieten der Sozialen Arbeit die Möglichkeit zur Erarbeitung neuer wirksamer Konzepte für den Jugendarrest und somit sozialpädagogischer Interventionsmöglichkeiten. Die Konstitution der jungen Arrestanten: Der pädagogische Förderbedarf der jugendlichen Arrestanten wird in verschiedenen literarischen Werken und Fachartikeln deutlich. In einem unveröffentlichten Dokument von Unland aus dem Jahr 2003 aus Nordrhein-Westfalen heißt es, dass ein Großteil der Jugendlichen den Arrest ohne Schulabschluss, Arbeit oder Ausbildung antritt. Auch die Familienverhältnisse beschreibt er als problematisch. Die Tages- und Freizeitstruktur fehle bei den Jugendlichen ebenso wie der Zugang zu Möglichkeiten einer Ausbildung oder Arbeit. Die Dauer zwischen Tat und Vollstreckung: Schwegler stellte in einer Untersuchung in der Jugendarrestanstalt Nürnberg fest, dass der Abstand zwischen der Tat und dem Arrestvollzug nur bei 12,8% zwischen 4 und 6 Monaten lag. Bei 46,5 % der Jugendlichen betrug der Zeitraum 7 bis 12 Monate. Bei 38,4% lag sogar ein Zeitraum von 15 Monaten zwischen Straftat und Arrestantritt. Bei 84 befragten Arrestanten betrug der Abstand im Durchschnitt 13,4 Monate. Bei diesem langen Zeitraum besteht kaum noch ein Bezug zu der Straftat, welche der Jugendliche begangen hat. Aus diesem Grund ist es kaum möglich von dem Jugendlichen Reue und Betroffenheit zu erwarten. Individuelle Wirkung auf den Jugendlichen während des Arrestes: Durch den Aufenthalt im Arrest und dem damit verbundenen Entzug von Freizeitaktivitäten sowie dem ‚Eingesperrtsein‘, kann es zu einer Selbstbesinnung kommen. Allerdings führt der Arrestaufenthalt nicht zwangsläufig zur Motivation das Verhalten zu ändern. Eisenhardt kommt in seinen Ausführungen zu dem Ergebnis, dass eine ‘wirkliche Neubesinnung’ nur dann möglich ist, wenn eine fachliche Anleitung stattfindet. Der Arrest müsste also durch die Erarbeitung einer Konzeption und pädagogische Maßnahmen gefüllt werden, um den Jugendlichen bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten zu unterstützen. Die sozialpädagogische Ausgestaltung im Jugendarrest: Wichtige präventive Themen werden während des Arrestaufenthaltes kaum erarbeitet oder nur punktuell mit wenig Nachhaltigkeit angeschnitten. Hierzu gehören unter anderem Themen wie Drogenkonsum, Sexualität, die eigene Lebensgestaltung, Alkoholkonsum, Cliquen und Freundschaften sowie Berufsorientierung. Als Alternative zu stattfindenden Angeboten gibt es in den meisten Fällen nur den Einschluss in die Zelle. Pädagogische Förderung und Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung: Aufgrund der fehlenden Diagnose durch verschiedene Stellen (Jugendhilfe, Schule, Justiz), nicht vorhandener individueller sozialpädagogischer Interventionen und fehlender individueller Nachbetreuung des Jugendlichen, kann eine Kompetenzerweiterung und somit Änderung der Lebenssituation des Jugendlichen kaum erreicht werden. Ein Grund hierfür sind die strukturellen, personellen und räumlichen Bedingungen. Nachhaltigkeit des Jugendarrestes: Laut Bihs und Walkenhorst scheint der Arrest bei den Jugendlichen eher dazu zu führen, dass sie sich beim nächsten Mal nicht mehr erwischen lassen wollen. Ein Grund hierfür ist, dass sich die Lebensumstände, Freundeskreise, Freizeitgestaltung etc. des Jugendlichen nicht ändern. Die Risikofaktoren für problematisches und kriminelles Verhalten sinken durch den Arrestaufenthalt nicht und müssten individuell durch Nachsorgemaßnahmen und sozialpädagogische Interventionen thematisiert werden. Der Arbeitsauftrag des Jugendarrestes: In einigen Jugendarrestanstalten fehlt den Vollzugsleitungen, dem Allgemeinen Vollzugsdienst und dem Sozialen Dienst die Klarheit wie der Arrest zu gestalten ist. Die fachlichen und pädagogischen Qualifikationen des Personals spielen kaum eine Rolle und werden für die Arbeit im Jugendarrest nicht vorausgesetzt. Auch die Möglichkeiten zur Supervision, Fortbildungen oder Hospitation sind in den Jugendarrestanstalten begrenzt. Fehlende Partizipation: Der Jugendarrest soll vor allem der Beziehungsarbeit dienen, um dem Jugendlichen das richtige Verhalten aufzuzeigen. Statt dass der Jugendliche den Arrest lediglich als Strafe ansieht, wäre es wünschenswert, ihn durch Partizipation und Mitgestaltung auch zu erreichen und ihm dadurch erstrebenswertes Benehmen näher zu bringen. Auf diese Art und Weise könnte der Handlungsspielraum des Personals vergrößert werden. Die Räumlichkeiten des Jugendarrestes: Für eine individuelle und erfolgsversprechende fachliche Auseinandersetzung mit den Jugendlichen fehlt in den meisten Jugendarrestanstalten die räumliche Voraussetzung. Hierfür müssten die Arrestanstalten mit ausreichend Gruppenräumen ausgestattet werden. Außerdem sollten für eine geeignete Unterbringung jugendgerechte Zellen eingerichtet werden. Das Personal des Jugendarrestes: Um mit den Jugendlichen arbeiten zu können, ist es unabdingbar, dass der Soziale Dienst intensive Gespräche zum Beziehungsaufbau führt. Allerdings ist für die Anzahl an Arrestanten kaum genügend Zeit, sich individuell um jeden Einzelnen zu kümmern. Auch für die adäquate sozialpädagogische Ausgestaltung des Jugendarrestes ist es notwendig, für ausreichend Personal aus unterschiedlichen Fachgebieten zu sorgen. Fachliche Qualifikation des Personals: Wie bereits erwähnt fehlt in vielen Arrestanstalten das Personal für die wirksame pädagogische Arbeit. Um eine ganzheitliche Arbeit gewährleisten zu können, sollte das Personal aus Lehrern, Psychologen und Sozialarbeitern bestehen. Durch die verschiedenen Qualifikationen des Personals kann individuell auf die Probleme des Jugendlichen eingegangen werden. Dabei sollte es dem Personal möglich sein, sich durch Fortbildungen, Supervision etc. stetig weiter zu bilden. Risikofaktoren des Jugendlichen: Der Jugendarrest als ‘rote Kelle’ wirkt am ehesten bei Jugendlichen die ‘punktuell aus dem Ruder laufen’ und aus einem gut funktionierenden Elternhaus kommen bzw. ein angebrachtes Erziehungsverhalten erfahren. Der Lerneffekt des Arrestes ist jedoch bei Jugendlichen, deren Umfeld viele Risikofaktoren birgt, eher gering. Die Notwendigkeit von Vernetzung mit anderen Sozialen Diensten wie der Schule, Jugendhilfe oder Jugendberufshilfe ist aufgrund der personellen Voraussetzungen kaum möglich.

Über den Autor

Franziska Tiemann, B.A. wurde 1987 in Nürnberg geboren. Nach ihrer Berufsausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin, entschied sich die Autorin ihre fachlichen Qualifikationen im Bereich der Sozialwissenschaften durch ein Studium weiter auszubauen. Das Bachelorstudium der Sozialen Arbeit an der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg schloss sie im Jahre 2013 erfolgreich ab. Im Anschluss daran belegte sie den weiterführenden Masterstudiengang der Sozialen Arbeit. Während der Ausbildung und des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Jugendarbeit, Straffälligenhilfe, Resozialisierung, Jugend- und Familienhilfe. Die Neugier an der Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen entstand bereits während der Ausbildung zur Erzieherin. Beeinflusst von der Arbeit im Jugendarrest entwickelte die Autorin Interesse an Sozialpädagogischen Interventionsmaßnahmen im Jugendarrest. Aus diesem Grund entschied sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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