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  • Der Holocaust bei Spiegelman, Croci, Kubert und Heuvel: Eine Untersuchung zum historischen Lernen durch Comics

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 34
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Historisches Lernen durch Sprechblasen? Der Holocaust im Comic? Auf den ersten Blick eine seltsam anmutende Kombination. Kann der Comic ein geeignetes Medium sein, um Kindern und Jugendlichen eine so ernsthafte Thematik wie den Holocaust näher zu bringen und historisches Lernen zu fördern? In diesem Buch untersucht die Autorin vier Comics, deren Gegenstand der Holocaust ist: Art Spiegelmans Maus, Pascal Crocis Ausschwitz, Joe Kuberts Yossel und Eric Heuvels Die Suche. Anhand eines aufgestellten Kriterienrasters zur Betrachtung von Geschichtscomics wird analysiert, welches Potential diese Comics für historisches Lernen bieten, und wie der Einsatz im Geschichtsunterricht die im Kernlehrplan geforderten Kompetenzen von historischem Lernen berücksichtigen und fördern.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 9.4 Darstellung von Tätern und Opfern: Wie bereits herausgestellt wurde, werden sowohl Täter als auch Opfer recht neutral dargestellt. Die Opfer werden hier in keiner Weise idealisiert, da sie mit all ihren Schwächen und Fehlern geradezu schonungslos dargestellt werden. Das Mittel der Verfremdung verhindert eine Identifikation mit den Opfern, da sie zwar durchaus individuelle Züge besitzen, dennoch aber nur anhand dieses Einzelfalles stellvertretend für das Schicksal der europäischen Juden stehen, wie sich an Vladeks Fotocollage erkennen lässt. Hier handelt es sich um seine Familie, die ermordet wurde, aber die Fotos gehen über die Seitenbegrenzung hinaus und verdeutlichen, dass die Zahl der ermordeten Menschen während des Nationalsozialismus in keinem Verhältnis zu einer Albenseite steht und sich nicht nachvollziehen lässt. Vladeks Angehörige stellen nur einen Bruchteil der Menschen dar, die ermordet wurden, und repräsentieren das Gruppenschicksal der europäischen Juden (siehe Abbildung 10: Art Spiegelman, Maus Bd. II, S. 273. Ermordete Familie). Da hier aber ausschließlich aus der Opferperspektive erzählt wird, bleibt Maus dennoch anklagend. Die Täter werden ambivalent dargestellt. Vladek verheimlicht nicht, dass es auch Wachhaber gab, die anfänglich freundlich zu ihm waren. Es gab Katzen , die trotz der Gefahr zu ihrem jüdischen Partner standen, wie der Abbildung mit den Mischlingskindern zu entnehmen ist (siehe Abbildung 11: Art Spiegelman, Maus Bd. II, S. 289. Mischlingskinder ). Trotz der meist negativen Darstellung von Deutschen und Polen ist ihre Charakterisierung differenziert und realistisch, da auch positive Erfahrungen mit Deutschen und Polen nicht verschwiegen werden, ebenso wenig wie negative Erfahrungen mit Juden. 9.5 Darstellung von Gewalt und Vernichtung: Spiegelman schildert die Verbrechen der Nationalsozialisten zwar, bildet sie aber nicht direkt ab. Wenn er die Todesmaschinerie der Nationalsozialisten beschreibt, bleibt die Gaskammertür verschlossen, ebenso wie die Krematorien leer sind. Die Vernichtung von Menschen in den Gaskammern wird nur auf der verbal erzählten Ebene dargestellt. Die Geschehnisse darin muss der Leser mittels der Erzählung und Induktion selbst nachvollziehen. Vorwiegend wird auch Gewalt nur indirekt und sehr selten bildlich dargestellt. So erzählt Spiegelman beispielsweise, dass Vladek fast zu Tode geprügelt wurde, aber es wird nie gezeigt, dass z. B. ein Knüppel den Kopf trifft oder Blut fließt. Dadurch dass Spiegelman auf die direkte Darstellung von Gewalt verzichtet, zeigt er die Grenzen des Mediums auf und ein reflektierender, nicht zu stark emotionalisierender Zugang zu der Geschichte wird hergestellt. Eine Szene jedoch, in der ungarische Juden in riesigen Gruben verbrannt werden, bildet den Höhepunkt der Darstellung von Gewalt. In dieser sieht man schreiende, lebendig verbrennende Juden, wobei die Schreie aber nicht durch Sprechblasen abgebildet werden. Das Panel bleibt stumm und verdeutlicht so, dass eine realistische Darstellung des Leidens der Ermordeten nicht darstellbar und auch nicht vorstellbar ist (siehe Abbildung 12: Art Spiegelman, Maus Bd. II, S. 230. Stumme Schreie). Spiegelman versucht erst gar nicht, die Verbrechen und die Vernichtung der europäischen Juden bildlich darzustellen, da diese in ihrer gesamten Tragweite nicht zu erfassen sind.

Über den Autor

Silke Telaar wurde 1981 in Rhede (Westfalen) geboren. Ihr Studium der Germanistik und Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster schloss sie im Jahr 2011 mit dem akademischen Grad Master of Education erfolgreich ab. Bereits während ihres Studiums entwickelte die Autorin ein besonderes Interesse an geschichtskulturellen Themen. Speziell die Darstellung des Holocausts in der Geschichtskultur bildete einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Arbeiten.

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