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- Der Einfluss von Volksschule und Kindergarten auf den Bildungsprozess des Kindes: Schulfähigkeit und Vorläuferfertigkeiten am Beispiel Mathematik
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Intention dieser Arbeit ist zum einen zu definieren, was Schulfähigkeit und Schulreife heißen, und zum anderen zu erörtern, wie sich diese Begriffe in den letzten Jahren gewandelt haben. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, wie Kinder schulfähig werden. Nach einem kurzen geschichtlichen Exkurs zu Entstehung und Wandel von Volksschule und Kindergarten in Österreich werden die beiden Institutionen auf ihr Bildungsziel beziehungsweise ihren Bildungsrahmenplan hin beleuchtet. Es wird erläutert, worin sich die Institutionen unterscheiden und wo Gemeinsamkeiten zu finden sind. Im weiteren Verlauf wird evaluiert, dass Eltern und soziales Umfeld eine entscheidende, richtungsweisende Rolle im Bildungsprozess des Kindes haben und zu einem guten Start der Bildungslaufbahn ihres Kindes beitragen können und müssen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die mathematischen Vorläuferfertigkeiten. Es soll herausgearbeitet werden, um welche entscheidenden Fertigkeiten es sich dabei handelt und welche Möglichkeiten der frühen Förderung es gibt - sowohl im Kindergarten als auch zuhause. Weiterhin soll dezidiert auf das möglicherweise richtungsweisende Fehlen bzw. Vorhandensein dieser Vorläuferfertigkeiten hingewiesen werden. Im praktischen Teil der Arbeit wird die Zusammenarbeit einer österreichischen Volksschule mit dem örtlichen Kindergarten beschrieben. Den Abschluss der Arbeit bilden eine Zusammenfassung und in weiterer Folge Schlussfolgerungen für die Kooperation der Volksschule mit dem Kindergarten und einer bestmöglichen Gestaltung der Übergangsphase für alle beteiligten Personen.
Textprobe: Kapitel 5.3, Wie können die mathematischen Vorläuferfertigkeiten gefördert werden: Was Eltern leisten können und müssen: Die Frage ist, worauf es in der mathematischen Frühförderung ankommt. Die Ausrichtung einer sinnvollen Frühförderung lässt sich wie folgt skizzieren: Kinder sollen im weitesten Sinne mathematische Handlungserfahrungen in alltagsrelevanten Situationen machen. Je nach Bedarf und Interesse werden dabei Annäherungen an die mathematische Fachsprache bzw. Aufgaben stattfinden, die natürlich auch vertieft werden können. Kinder sollen aber nicht genötigt werden, Fachsprache zu üben, die sie nicht auch mit Handlungserfahrungen verknüpfen können (vgl. Jansen, 2011, S. 35). Die beschriebenen Handlungserfahrungen (wie z.B. Schuhbänder binden, Menschärgere-dich-nicht spielen, Einkaufen gehen usw.) lassen sich nur schwer in der Schule machen, geschweige denn nachholen. Es ist die notwendige Einzelbetreuung nicht möglich, außerdem ergibt sich der Sinnzusammenhang nur in einer konkreten Situation. In der Förderung der mathematischen Vorläuferfertigkeiten sind also ganz stark die Eltern gefordert. Sie müssen ihrem Kind die notwendigen Erfahrungen ermöglichen und ihm die notwendige Unterstützung geben. Jansen (Jansen, 2011, S. 35) betont in seinem Artikel, dass die Förderung dieses mathematischen Vorwissens zu einem gelingenden Übergang in die Grundschule beiträgt. Er meint damit mengen- und zahlenbezogenes Vorwissen sowie die Raum- Lage-Beziehungen (‘Wir fahren los, wenn der Zeiger auf der 10 steht. Wir bezahlen die Eintrittskarte mit einem 20 Euro Schein. Wir dürfen 1 Stunde bleiben. In den Spind gehört ein Euro.’). Beim Umziehen, Kleider ordnen, Duschen, Schwimmen usw. sind Reihenfolgen, Muster einzuhalten, die man auch mit speziellem Material fördern kann (Seriation), aber beim Schwimmen macht es mehr Spaß und mehr Sinn. Wie warm das Wasser heute ist, lässt sich am Thermometer ablesen. Wie viel Zeit bleibt uns noch? Können wir noch einmal rutschen? Kinder werden also zu mathematischen Entdeckungen durch Vorbilder angeregt. Der Alltag steckt laut Jansen so voller Mathematik, dass es genügt, Kinder im Alltag einzubeziehen und sie zu fordern. Er meint damit, wer alles im Überfluss bekommt, braucht nicht sparsam mit Ressourcen umzugehen, braucht nicht darauf zu achten, ob das Rückgeld stimmt, braucht sich nichts einzuteilen, sein Taschengeld nicht zu sparen und braucht sich auch nicht um geschickte Problemlösungen zu bemühen. Wichtig ist, den Kindern schrittweise Verantwortung zu übertragen (vgl. Jansen, 2011, S. 35 - 37). Ich finde diese Ausführungen sehr interessant und zutreffend, die Eltern werden in die Pflicht genommen und, wie die Ausführungen zeigen, gewisse Aufgaben können nicht gänzlich an Bildungseinrichtungen (weder Kindergarten noch Schule) delegiert werden. Jansen hat eine Liste zusammengestellt, die, wie er schreibt, den Eltern schon beim ersten Kontakt - also mit der Schuleinschreibung - in die Hand und mit nach Hause gegeben wird. Es werden viele Fähigkeiten angeführt, die ein Kind am Schulanfang kennen bzw. lernen sollte. Die übernommene Liste (Jansen, 2011, S. 36) wird im Anhang beigefügt. Was der Kindergarten leisten kann und muss: Aufgabe des Kindergartens ist es im Bereich der Vorläuferfertigkeiten den natürlichen Lernwillen der Kinder gezielt zu fördern, um nachfolgenden Bildungsprozessen den Boden zu bereiten. Gefördert werden sollen die kognitiven Fähigkeiten, die wie bereits ausführlich dargestellt, selbstverständlich auch die Entwicklung mathematischer Kompetenzen betreffen. Lorenz (vgl. Lorenz, 2012, S. 109) schreibt, dass Kinder durch Ausprobieren, Experimentieren, Versuche, neue Hypothesen und Veränderung ihres Wissens lernen. Als beste Vorbeugung gegen spätere Lernschwierigkeiten nennt er das Bereitstellen vielfältiger anregender Situationen, in denen die Kinder mit ihren Freunden Neues entdecken können und in denen Mathematik mit den anderen Lebensbereichen verknüpft bleibt. Für Hasemann (Hasemann, 2006, S. 68) ist es besonders wichtig, dass Kindern im Kindergartenalter die entsprechenden Möglichkeiten gegeben werden, um die bereits erwähnten wichtigen Erfahrungsbereiche zu erweitern und vertiefen zu können. Lorenz (vgl. Lorenz, 2012, S. 113) betont, dass es wichtig ist für mathematische Spiele immer einen festen Raum und eine festgelegte Zeit zur Verfügung zu stellen. Das heißt also, dass für entdeckende Spiele eine feste Struktur wichtig ist. Die wichtigste Aufgabe des Erziehers/der Erzieherin sieht Lorenz darin, die Kinder zum Nachdenken und Mutmaßen anzuregen. Ich werde nun die einzelnen Bereiche auflisten, die schon im Kindergarten entscheidenden Einfluss auf die - sich entwickelnden - mathematischen Fähigkeiten der Kinder haben und gezielt gefördert werden sollten. 6, Kooperation zwischen Kindergarten und Volksschule - Zusammenarbeit ist der Erfolg: Kindergarten und Volksschule sind zwei Institutionen, die sich - wenn sie miteinander verglichen werden - grundsätzlich voneinander unterschieden, die aber auch ganz viele Gemeinsamkeiten haben. Eine Zusammenarbeit mit vorschulischen Einrichtungen wird im Lehrplan der Volksschule zwar empfohlen, ist aber gesetzlich nicht festgeschrieben. Eine Weitergabe von Informationen aus dem Kindergarten an die Volksschule ist überhaupt nur dann möglich, wenn die Erziehungsberechtigten dazu schriftlich ihr Einverständnis geben. Die wohl bedeutendste Gemeinsamkeit ist, dass es sich bei beiden Institutionen um Bildungseinrichtungen handelt. In der Öffentlichkeit wird der Kindergarten jedoch weniger als Bildungseinrichtung gesehen, sondern eher als ein Ort, an dem Kinder spielen und mit anderen Kindern soziale Erfahrungen machen können. Außerdem wird der Kindergarten als Betreuungseinrichtung wahrgenommen, während die Eltern arbeiten. Die Schule wird oftmals zu Beginn als ‘der Ernst des Lebens’ bezeichnet. Sie wird als Ort gesehen, an dem die Kinder etwas lernen und die Leistungen im Vordergrund stehen. Von der äußeren Organisation her unterliegt der einzelne Kindergarten in Österreich seinem jeweiligen Erhalter. Deren gibt es vor allem in Oberösterreich eine Vielzahl, die von Gemeinden oder Magistraten über kirchliche Organisationen, wie beispielsweise der Caritas, bis hin zu privaten Erhaltern reicht. Die gesetzliche Grundlage für den Kindergarten bildet in Oberösterreich das Oberösterreichische Kinderbetreuungsgesetz 2007’ (vgl. Moser, o.E.). Gemeinsam ist Schule und Kindergarten auch, dass Eltern meist großes Interesse zeigen, das äußert sich auch in der Bereitschaft zur Mitwirkung an beiden Bildungseinrichtungen. Eltern sind in ihren Erwartungen an die Lehrerinnen und Lehrer bezüglich der Zusammenarbeit schon vorbelastet bzw. geprägt durch ihre Erfahrungen im Kindergarten mit den dortigen Pädagoginnen und Pädagogen (vgl. Utesch, 2010, S. 23 - 24). Um einen gemeinsamen, gelungenen Übergang vom Kindergarten in die Volksschule zu gestalten, ist es unumgänglich, dass von beiden Seiten die Bereitschaft zur Kooperation besteht und dass beide Institutionen zusammenarbeiten können und wollen. Zusammenkommen ist der Anfang. Zusammenarbeiten ist der Erfolg (Henry Ford). Jede Form der Kooperation ist somit ein lang andauernder Prozess. Utesch (vgl. Utesch, 2010, S. 28) betont, dass einerseits die Qualität im Kindergarten eine entscheidende Rolle spielt, andererseits das letzte Kindergartenjahr stärker auf die Bildungsfunktion und die Schulvorbereitung ausgerichtet sein soll und dass in der Schule der Anfangsunterricht so gestaltet sein soll, dass ein Anschluss an den Kindergarten möglich ist. Die Bildungsinhalte und die pädagogischen Methoden beider Institutionen sollen anschlussfähig gemacht werden, indem der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule von beiden Einrichtungen gemeinsam gestaltet wird. ‘Eine Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule ist somit unverzichtbar. Das Wort Kooperation lässt Folgendes assoziieren: - Kooperative Arbeit heißt: mehrere Personen arbeiten zusammen, um ein Ergebnis zu erreichen, welches unter gegebenen Rahmenbedingungen nur gemeinsam, aber nicht einzeln erzielt werden kann. - Kooperation findet im Kontext konkreter struktureller Bedingungen statt und sollte auf sachlicher und auf der Beziehungsebene von den beteiligten Personen immer neu erarbeitet werden. - Zusammenarbeit sollte sich in einem kooperativen Arbeitsklima zur Selbstverständlichkeit entwickeln. - Kooperation ist bewusste, von allen Beteiligten verantwortete, zielgerichtete, gleichwertige und konkurrenzarme Zusammenarbeit’ (Utesch, 2010, S. 30 - 31). Ziel einer Kooperation sollte immer sein, dass das Kind einen weitgehend bruchlosen Wechsel vom Kindergarten in die Volksschule erleben kann. Problematisch in Bezug auf den Austausch von Informationen zwischen den Einrichtungen Kindergarten und Schule ist, dass nach wie vor das Einverständnis der Eltern eines jeden Kindes eingeholt werden muss. Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit geht auch aus einem Artikel (vgl. Der Standard, 2014, o.A.) hervor, in dem der Grünen-Bildungssprecher Martin Walser für ein ‘weg von starren Strukturen, auch beim Kindergarten und den Volksschulen’ plädiert und die Grünen-Familiensprecherin Daniela Musiol mehr Kooperation der Pädagoginnen und Pädagogen beim Übergang vom Kindergarten in die Volksschule fordert. Weiter im Artikel pochen die Grünen auf einen ‘sanften Übergang’ vom Kindergarten in die Volksschule, wie er auch im Regierungsprogramm angekündigt wird. Die Familiensprecherin der Partei wünscht sich auch pädagogisch mehr Durchlässigkeit. Derzeit gebe es keine standardisierten Verfahren, wie Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen die Information über den Entwicklungsstand der Kinder an die Volksschulen weitergeben, denn momentan müssten die Schulen beim Einschulungstest bei Null beginnen. Vorstellbar wäre für sie ein Portfolio, in dem steht, wie es um die sozialen Kompetenzen und die motorische Entwicklung des Kindes bestellt ist, wo es Begabungen oder Defizite hat und wie es in Konfliktsituationen reagiert. Um der bereits erwähnten Notwendigkeit der Zusammenarbeit gerecht zu werden, treten die Grünen auch für eine gemeinsame Ausbildung von Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen und anderen Pädagoginnen und Pädagogen ein (vgl. derStandard.at, 2014, o.A.).
Sabine Schinnerl, BEd, wurde 1973 geboren. Sie ist Sonderschullehrerin (Abschluss 1996) und Volksschullehrerin (Abschluss 2014). Beide Studien wurden an der Pädagogischen Akademie bzw. an der Pädagogischen Hochschule des Bundes in Linz absolviert. Die Autorin arbeitet in Sonderschulen für schwerstbehinderte Kinder und in Integrationsklassen. Die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, die die Kinder beim Schuleintritt mitbringen und die damit verbundenen Herausforderungen für alle Beteiligten, motivierten die Autorin, sich mit dieser Thematik intensiv auseinanderzusetzen.
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