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- Der Einfluss von Printmedien auf das Lehrerbild in der Öffentlichkeit
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Schicksal einer Gesellschaft wird dadurch bestimmt, wie sie ihre Lehrer achtet. Karl Jaspers- Was eine Gesellschaft über etwas denkt, hängt unter anderem - wenn auch nicht allein - davon ab, wie in den Medien darüber berichtet wird. Dass viel und auch kontrovers über den Lehrerberuf geschrieben wird, ist gut und wichtig. Insbesondere die Printmedien, die noch immer eine große Anzahl an Menschen erreichen, tragen zum Bild bei, das sich die Öffentlichkeit von deutschen Lehrern macht. Das vorliegende Buch möchte deshalb am Beispiel ausgewählter Printmedien die Entwicklung dieser Berichterstattung in den letzten Jahrzehnten untersuchen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten verschiedener Zeitungen aufzeigen, da sich hier eine vielfältige Bandbreite von Perspektiven findet, die jeweils eigene Absichten zum Ausdruck bringen und Ergebnisse bewirken
Textprobe: Kapitel 4, Die Berichterstattung über Lehrer in den Jahren 2000 bis 2012: Die Berichterstattung für diesen Zeitraum darzustellen, gestaltete sich schwieriger als im Zeitraum von 1990 bis 2000. Grund dafür war die große Menge an Artikeln, die inhaltlich nicht direkt zur Zielsetzung der Arbeit passten. So erschienen sehr viele Artikel mit bildungspolitischen Inhalten, die aber keine Rückschlüsse darüber erlaubten, welches Lehrerbild für die Öffentlichkeit daraus resultieren könnte. Aber es erschienen auch in größerer Anzahl Artikel über Vorurteile gegen Lehrer, über deren Arbeitsbedingungen sowie deren Ausbildung und Fähigkeiten. Grund für dafür war vor allem die PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) aus dem Jahr 2000. Sie bewirkte in der Öffentlichkeit und auch in der Politik den sogenannten PISA-Schock. Deutschland belegt damals nur Platz 25 von 32 teilnehmenden Staaten und war damit nur unteres Mittelmaß. Als Ursache wurden hauptsächlich die schlechte Ausbildung und die daraus entstandenen mangelnden Fähigkeiten der Lehrer gesehen. Seitdem wurde viel diskutiert sowie reformiert und in der Folge war bildungspolitisch einiges geschehen. Die Hauptschule wurde abgeschafft und durch die Realschule Plus ersetzt, das Zentralabitur eingeführt und seit neustem auch das Turboabi mit acht statt neun Schuljahren. Die Lehrerschaft blieb zwar Schuld am schlechten Abschneiden, allerdings verstärkte sich nun der Trend, der sich um 1997 bereits abzeichnete. Die Hintergründe der schlechten Lehrerausbildung wurde hinterfragt und in die Haltung der Medien kam Bewegung. Den Printmedien nach waren nun vor allem die Universitäten Schuld an den PISA-Ergebnissen, denn diese würden die Lehrer praxisfern und schlecht ausbilden. Die ZEIT merkte 2000 in einem Artikel, der in der Hauptsache gegen die Arbeit der Bildungspolitiker gerichtet war, an, dass nach den PISA- und TIMSS-Studien (Third International Mathematics and Science Study), Berliner Wissenschaftler […] Empirisch gut gesichert, methodisch über alle Zweifel erhaben bewiesen hätten […] woran es fehlt in den deutschen Schulen. Demnach mangele es an guten Lehrern und angepassten Lehrplänen, denn […] es mögen annehmbare Physiker oder Mathematiker sein, die unser Land auf seinen Nachwuchs loslässt, aber sicher sind es miserable Pädagogen . Zusammen mit den vermehrten Berichten über die schlechte Ausbildung, stieg auch die Anzahl der Artikel, die sich mit den Erwartungen und Hoffnungen für den Lehrer in der Zukunft beschäftigten. Diese zeigten, verdeutlicht an einem Beispiel (ZEIT 2000), dass die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Lehrer weit über die bloße Wissensvermittlung hinausgingen. 85% würden demnach […] vor allem sozialpädagogische und therapeutische Kompetenzen erwarten. Dies führe speziell zwischen Eltern und Lehrern zu besonders konfliktbeladenen Verhältnissen. Denn diese verlangten über die Wissensvermittlung hinaus […] immer mehr auch Erziehungsaufgaben ein . Inhalte der klassischen Elternerziehung wie gute Umgangsformen, Toleranz und Höflichkeit sollen den Wünschen der Eltern entsprechend, zusätzlich in der Schule vermittelt werden. In gleichen Artikel fanden sich weitere Aspekte, die zum komplexen Lehrerbild der letzten zwölf Jahre dazugehörten. Denn laut der ZEIT haben die Themen Lehrerprestige und Lehrerbelastung mittlerweile derart an Bedeutung gewonnen, dass sich inzwischen auch die Wissenschaft damit beschäftige. Ziel der Wissenschaft sei es herauszufinden, weshalb die Lehrer in dieser […] chronischen Krise ihres Berufs unter dem permanenten Verdacht stünden, im Grunde nicht in der Lage sein […] ihre Arbeit ordentlich zu machen und darüber hinaus noch ständig an Prestige verlieren. In der Einleitung begegnete die ZEIT der Thematik auf sehr ironische Art und Weise, welche allerdings die Situation der Studienräte präzise wiedergab (Tab1 Seite 10). So schrieb die ZEIT: Doch zunächst die gute Nachricht: Lehrer sind besser als ihr Ruf, weil sie schlechter kaum sein könnten . Um die Aussage zu bekräftigen, verwies die Zeitung auf einige Studien die zu dieser Zeit erschienen waren. So auch auf eine Untersuchung vom Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität München, die festgestellt hatte, dass sowohl Grundschullehrer als auch Studienräte die großen Prestigeverlierer seien. Letztere hätten demnach von 1966 bis 1999 einen Verlust an Hochachtung unter der Bevölkerung um 13% (von 28% auf 15%) erlitten. Der Grundschullehrer habe im gleichen Zeitraum 17% (von 37% auf 20%) verloren und läge damit trotzdem weiterhin vor dem Studienrat. Dabei sei das Lehrerbild in der Öffentlichkeit durchaus als sehr diffus und widersprüchlich zu bezeichnen und die Belastungen für Lehrer seien enorm. Den Pädagogen würden zwar ihre […] vermeintlichen Privilegien wie Freizeit, Ferien, […]sicher Job bei guter Bezahlung geneidet, gleichzeitig stellte sich heraus, dass […] drei von vier Befragten auf gar keinen Fall selbst Lehrer seien wollten . Problematisch sei auch, dass der Druck und die Belastungen auf Lehrkräfte immer mehr zunehme. Insbesondere die Lehrer selber, sähen in den neuen Kindern und den großen Klassen die größten Schwierigkeiten. Eine Studie der Universität Potsdam beweise laut dem Artikel, dass die gestiegenen Belastungen Lehrer anfälliger mache für Erkrankungen. Generell ließe sich erkennen, dass es zwei Arten von Reaktionen auf die hohen Anforderungen gäbe. Typ A reagiere mit erhöhtem Ehrgeiz und gelange damit […] in eine unselige Schleife aus kräftezehrendem Einsatz bei ausbleibendem Erfolgserlebnis , während Typ B resigniert und in eine Null Bock -Haltung verfalle. Eine weitere Studie, die von der Zeitung herangezogen wurde, von der Universität Hamburg bestätigte das zusätzlich: Jede zweite Lehrkraft scheidet vorzeitig aus dem Schuldienst aus. 84 Prozent der Befragten waren im vergangenen Jahr in ärztlicher Behandlung . Ein Jahr später erschien mit Die Schule brennt ein weiterer, ausführlicherer Artikel, mit Bezug zur PISA-Studie und die schlechte Ausbildung der Lehrer. Anlass war der Befund, dass Deutschlands Schülern […] in allen getesteten Fächern im Schnitt ungenügende Leistungen bescheinigt worden waren. Den Unterschied, warum andere Länder so viel besser abschnitten als Deutschland, sah die ZEIT vor allem im Unterricht und den Lehrern die diesen hielten. Es hieß dort, der Unterricht in anderen Ländern sei anspruchsvoller als bei uns, statt Faktenwissen würden den Schülern […] dort das Denken beigebracht . Außerdem seien viele deutsche Schüler durch die traditionelle Manier des Unterrichtens und das […] Lehrer-fragt-wir-antworten-Ping-Pong stark unterfordert. Als Quintessenz der Berichterstattung der ZEIT zum Thema Lehrerausbildung lässt sich folgendes Zitat aus dem Artikel nennen, welches auch sinnbildlich für die weitere Berichterstattung der folgenden Jahre gesehen werden kann. Mit den deutschen Lehrern verhält es sich wie mit einem Läufer, den man lange trainiert und gut ernährt, ihm genaue Vorschriften mit auf den Weg gibt, wie er laufen soll - und dann nicht fragt, ob er jemals ins Ziel gelangt . Damit kritisierte die ZEIT die Problematik, das zwar sehr viel Geld in die Lehrerausbildung gesteckt werde, nach deren Abschluss aber keine weitere Kontrolle mehr erfolge. Doch nicht nur die ZEIT beschäftigte sich mit der PISA-Studie und der darauf folgenden Welle der Kritik an der Lehrerausbildung. Der SPIEGEL ONLINE veröffentlicht am 4. Dezember 2001 einen Artikel unter der Fragestellung Schlechte Schüler wegen schlecht gebildeter Lehrer? . Darin wurde die Art und Weise der Lehrerausbildung als schlecht und unzureichend bezeichnet. Mehrere hochrangige Politiker forderten daraufhin eine verbesserte und effizientere Lehrerausbildung. So zum Beispiel der Berliner Bildungsforscher Rainer Lehmann, der angehenden Lehrern vorschreiben wollte, […] dass sie Kernbereiche der Erziehungswissenschaften belegen müssen . Gleichzeitig, so der SPIEGEL weiter, wehre sich der DPhV (Deutscher Philologenverband), vor […] einseitigen Schuldzuweisungen an die Lehrer. Denn die zum Teil mangelnde Analyse- und Verstehensfähigkeit der Schüler läge auch an der […] extremen Konsumorientierung in der deutschen Gesellschaft . Schließlich sei in den Ländern, die bei PISA gut abgeschnitten hätten noch das Bewusstsein lebendig, 'dass Bildungsanstrengungen auch mit Konsumverzicht' zu tun hätten . An dieser Stelle ließ sich gut eine weitere Methode erkennen, die der SPIEGEL häufig verwendete, um ein Lehrerbild aufzubauen. Das Magazin gab Äußerungen der Lehrer geschickt so im Kontext wieder, das immer ein ähnlicher Eindruck entstand: Wir sind es nicht gewesen, die andern sind doch Schuld, die Eltern die falsch Erziehen, das Fernsehen das alle verblöden lässt.
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