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  • Das Produktionsschulprinzip in der Berufsbildungszusammenarbeit: Umsetzbarkeit und Realisierungsbedingungen in Ländern der Dritten Welt

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Konzept der Produktionsschule sorgte in der Berufsbildungszusammenarbeit schon vor einigen Jahren für durchaus kontrovers diskutierten Zündstoff . Obwohl es inzwischen um dieses Modell in der Wissenschaft etwas ruhiger geworden ist, wirft das Produktionsschulprinzip für die Entwicklungszusammenarbeit aus heutiger Sicht Fragen auf, da einige Experten davon ausgingen, dass das Produktionsschulprinzip einen großen Beitrag zur Bekämpfung von Armut in der Dritten Welt entfalten könne. Man unterstellte dieser Schulform eine hohe Wirksamkeit bei der Vermittlung von Kompetenzen und Fähigkeiten an Menschen, die sonst keinen Zugang zu Bildung und Berufsausbildung haben. Obwohl einige Annahmen als zu idealistisch abgetan wurden, ist zu vermuten, dass Produktionsschulen ein geeignetes Mittel sein könnten, um ganze Regionen bei Gewerbe- und Industrieförderung zu unterstützen. Tatsächlich konnte nie bewiesen werden, ob die damaligen Kritiker mit ihrer Skepsis im Recht waren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.3, Produktionsschulen auf dem Weg in die Moderne: Etwa Mitte der 1970er Jahre kam es zu einer neuen Gründungswelle. Auslöser war die damalig vorherrschende hohe Jugendarbeitslosigkeit. Es entstanden zahlreiche ‘[…] Programme wie die ‘entreprises intermèdiaires’ in Frankreich, oder das ‘Community Enterprise Programme’ in Irland (Greinert/Wiemann 1997, S. 27).’ Vor allem in Dänemark kam es diesbezüglich zu einer bemerkenswerten Entwicklung, denn es wurde ein flächendeckendes und landesweites Produktionsschulprogramm entwickelt, welches sogar gesetzlich eingebettet wurde. Die dänischen Produktionsschulen dienten auch den deutschen Produktionsschulen in vielen Bereichen als Vorbild (vgl. Greinert/Wiemann 1997, S. 27). Im Folgenden soll also zunächst das dänische Produktionsschulsystem vorgestellt werden, um, wie angekündigt, Anknüpfungspunke zur Bildungsidee, welche hinter den modernen Produktionsschulen steckt – auch in Deutschland - zu verdeutlichen. 3.1.3.1, Entstehung und Entwicklung des dänischen Produktionsschulsystems: In den Jahren 1974 bis 1978 entstanden die ersten Produktionsschulen in Dänemark. Die Schulen waren zunächst nur als kommunale Versuchsprojekte angelegt, erfuhren aber aus den bereits angegebenen Gründen (hohe Jugendarbeitslosigkeit) schnell einen Aufschwung und expandierten in ihrer Anzahl (vgl. Schöne/Weinrich/Weingold 2006, S. 37f.). Zunächst gegründet als eigenständige Vereine, konzentrierte man sich in diesen Bildungseinrichtungen darauf, lernschwachen und benachteiligten jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Produktionsaufgaben wahrzunehmen, um sie auf die Berufsausbildung bzw. die Arbeitsaufnahme vorzubereiten. Dabei ging es aber ausdrücklich nicht ‘nur’ um den Erwerb von Fachkompetenz. Die gesamte Philosophie der dänischen Produktionsschulen war vor allem auf die Förderung und den Erwerb von persönlichen und sozialen Kompetenzen ausgelegt (vgl. Schöne/Weinrich/Weingold 2006, S. 37f.). Den damaligen Pädagogen ging es vor allem darum, dass die Jugendlichen dazu befähigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und folglich auch selbst zu steuern. Es wurde betont, dass Eigenschaften, die vor allem bei benachteiligten jungen Menschen fehlen und zur Steuerung des eigenen Lebens zwingend benötigt werden, nicht durch reines Theorie- und Buchwissen erworben werden können. Die Produktionsschulen wurden daher auch auf den Erwerb von Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Selbstvertrauen und weiteren sozialen Fähigkeiten ausgelegt. Das ‘Lebenlernen’ und der Erwerb einer beruflichen Qualifikation sollte durch ‘[…] die geistige Aneignung, Bearbeitung und Verwertung gesellschaftlicher Normen und der eigenen Erfahrung’ (Pfarr 2007, S. 28) miteinander verzahnt werden. Dazu tragen in den dänischen Produktionsschulen bis heute die gleichzeitige Herstellung und Produktion von verkaufsfähigen Produkten und Dienstleistungen sowie der parallel erfolgende fachtheoretische Unterricht bei. Die Schüler erhalten zudem allgemeinbildenden Unterricht und werden in soziale Projekte sowie kulturelle Aktivitäten eingebunden. Alle Lernvorgänge und die meisten Unterrichte finden nach Möglichkeit mit direkter Bezugnahme auf die praktische Tätigkeit, also rund um die Werkstätten statt, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, durch ihre eigene Arbeit zu lernen. Dabei sollen die Schüler möglichst frei bleiben und nicht in vorgegebene Lernvorgänge eingebunden werden. Die pädagogische Arbeit wird deshalb an die individuellen Fähigkeiten und Defizite des jeweiligen Schülers angepasst (vgl. Pfarr 2007, S. 29). Der Verkauf der hergestellten Produkte soll zudem als Erfolgserlebnis für die Schüler gelten und trägt zudem zu einem Teil des Kapitalbedarfs der Schulen bei (vgl. Rapp 2004, S. 117f). Das besondere am dänischen Produktionsschulsystem ist deren staatliche Einbettung. Der dänische Staat ist per Gesetz dazu verpflichtet, benachteiligte Jugendliche zu unterstützen. Über kommunale Beratungsstellen werden Karrierepläne ausgearbeitet, die individuell auf den jeweiligen Schüler zugeschnitten sind. Man versucht so zu verhindern, dass junge Menschen den Anschluss an das Erwerbssystem verlieren. Dazu übt man aber auch Druck auf die Jugendlichen aus, denn sie sind dazu verpflichtet, spätestens nach dreimonatiger Arbeitslosigkeit, ein sog. Aktivierungsangebot bzw. eine Fördermaßnahme anzunehmen. Geschieht dies nicht, werden die staatlichen Sozialleistungen gestrichen (vgl. Rapp 2004, S. 115). Die Produktionsschulen gehören zu den benannten Aktivierungsangeboten. Nach Verabschiedung des Produktionsschulgesetzes in Dänemark (1985), wurden die Produktionsschulen 1996 als eigenständige Schulform in die dänische Schullandschaft aufgenommen. Sie werden seither vom Staat finanziert und einschlägige Vorgaben regeln die Rahmenbedingungen zum Betrieb von Produktionsschulen. Unter anderem sind Ziel, Sinn und Zweck sowie die Zielgruppe von Produktionsschulen klar geregelt. Auch die Dauer des Aufenthaltes von Schülern, die Gehälter von Schülern und Lehrern, sowie Lerninhalte wurden definiert und verbindlich festgelegt (vgl. Schöne/ Weinrich/Weingold 2006, S. 43). Das Lehrangebot der dänischen Produktionsschulen richtet sich vornehmlich an Schüler unter 25 Jahren, die an der Schwelle zwischen Schule und Beruf gescheitert sind. Bis 1996 galt als Aufnahmekriterium die Arbeitslosigkeit. Inzwischen werden aber auch Schüler aufgenommen, die keine Berufsausbildung haben oder das Abitur nicht gemacht haben. Die maximale Aufnahmedauer beträgt ein Jahr. Während dieser Zeit werden die Schüler nach dem Kleingruppenprinzip in einer 30-Stunden-Woche betreut und unterrichtet. Es wird angestrebt, dass nicht mehr als zehn Schüler von einem Lehrer betreut werden. Das Lehrpersonal besteht dabei überwiegend aus Praktikern mit mehrjähriger Berufserfahrung, welche die Schüler in den Berufsfeldern Küche, Elektronik, Metall, Holz, Hauswirtschaft, Radio und Journalistik, sowie Textil und Design ausbilden (vgl. Schöne/Weinrich/Weingold 2006, S. 57ff.).

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