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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Coaching ist ein Begriff, der in den meisten Definitionen in den Kontext beruflicher Entscheidungen gesetzt wird. In manchen Definitionen wird er sogar explizit nur als eine Methode, um Führungskräfte zu begleiten, dargestellt. Dabei lässt sich zeigen, dass Coaching im eigentlichen Sinne als Hilfe zur Selbsthilfe dargestellt werden kann und somit im weitesten Sinne dem sozialpädagogischen Handeln zugehört und in den Handlungswissenschaften (Soziologie, Psychologie etc.) einen Theoriehintergrund finden kann. Außerdem öffnet sich Coaching damit weiteren Zielgruppen, und auch die Themen lassen sich ganzheitlicher unter dem Begriff Lebensführung darstellen. Coaching-Angebote für Jugendliche in Österreich gibt es sowohl im Bereich der Berufsberatung und Lernhilfe als auch in anderen Bereichen des Lebens sowie in der Schule. Diese Bereiche werden hier in ihrer Unterschiedlichkeit dargestellt. Ist Coaching in diesem Zusammenhang ein sozialpädagogischer Strategiebegriff, der Jugendliche in ihrer Entwicklung stärkt oder ihnen den Rahmen vorgibt, in dem Entwicklung sein darf? Die Prinzipien der offenen Jugendarbeit als Lobby für Jugendliche entstammen einem speziellen Blickwinkel hier kommen ExpertInnen mit unterschiedlicher Sicht auf Coaching zu Wort. Auch wenn von außen das Handeln der JugendarbeiterInnen als Coaching beschrieben werden könnte, entscheiden sie sich oft nicht dazu, es so zu bezeichnen. Es wird eine mögliche Beziehung zwischen offener Jugendarbeit und dem kybernetisch-systemischen Coaching-Ansatz abgeleitet und aufgezeigt, dass diese Haltung der Ethik auch die Schule, durch eine andere Art des Lernens, bereichern könnte und damit zur Partizipation der Jugendlichen an der Gesellschaft beitragen kann.
Textprobe: Kapitel 2, Coaching – Bemühungen um einen Begriff: 2.1, Quantität ist gleich Qual-ität? Der Begriff ‘Coaching’, wie er in Zeitungsartikeln oder Buchform, im Internet auf dem Markt für Ausbildungs- und Beratungsangebote verwendet wird, ist sehr vielfältig. Zählen wir die Einträge auf Google.at, finden sich für den Suchbegriff ‘Coaching’ ‘ungefähr 273.000.000 Ergebnisse (0,30 Sekunden)’. Wenn man den Filter auf ‘Seiten in Deutsch’ einstellt, bleiben noch immer 36.300.000 Möglichkeiten, sich zu informieren. Wenn man dort den Filter auf ‘Seiten aus Österreich’ einstellt, so kommen noch immer ‘ungefähr 4.240.000 Ergebnisse (0,29 Sekunden) für Coaching’ und für eine Suche mit dem Begriff Supervision ‘ungefähr 1.510.000 Ergebnisse’. Die Menge der Einträge zeigt, wie groß der ‘Markt für Coaching’ ist aber reicht das Wort aus, um eine Qualität zu vermitteln? Ist Coaching auf dem Weg, ein Markenartikel zu werden? Es kann quälend sein, unter so großer Auswahl den richtigen Coach zu finden. 2.2, Coaching als Kutschenfahrt?: Ein englischsprachiger Erwachsener versteht den Teil des Begriffes, der im metaphorischen Sinn einiges an Bedeutung vermittelt: ‘To coach’ wird im Sport verortet und bedeutet ‘intensives Trainieren’ oder ‘to instruct’ im Sinne von anleiten oder instruieren jemanden auf ein Examen vorbereiten, etwas einüben, jemanden auf eine Rolle vorbereiten. Die Etymologie zeigt Verwandtschaft zwischen dem alten englischen und französischen ‘coche’, dem deutschen Wort ‘Kutsche’. Im Ungarischen sei der Ursprung von ‘kocsi’ herzuleiten. Mit ‘the Coach/es’ (die Kutsche/n) werden im englischen Sprachgebrauch auch andere Transportmittel bezeichnet. Der Begriff Coach erschien erst 1885 mit einer zusätzlichen Bedeutung. In England und in den USA wurde der private Tutor eines Universitätsstudenten umgangssprachlich auch Coach genannt. Inzwischen versteht man unter Coaching eine Form des Unterweisens, Anleitens und Beratens. Im Sport ist uns der Coach in seiner modernen Bedeutung schon seit den 60er Jahren ein Begriff: Man erkannte damals, dass zusätzlich zum körperlichen Training eine psychologische und mentale Vorbereitung auf den Wettkampf die Leistungsfähigkeit der Sportler enorm steigert. Wettbewerb und Leistung sind auch in der Wirtschaft gut eingeführte Begriffe, so scheint eine Entwicklung von Coaching Konzepten für ManagerInnen nur passend zu sein. In den 70er Jahren zog der Begriff Coach in den beruflichen Kontext ein. In den USA erkannte man im Coaching eine Methode, mit der die Führungskräfte ihre Mitarbeiter zu Spitzenleistungen anspornen können. Man erkannte auch, dass die Topmanager kritische Selbstbeobachtung betreiben müssen, wenn sie den zunehmenden Führungsaufgaben weiterhin erfolgreich gewachsen sein wollen. In der deutschen Sprache seit den 80er Jahren benutzt und nun fest im Sprachgebrauch verankert, wird mit ‘Coach’ der/die professionelle AnwenderIn der jeweiligen Coaching-Beratungsform oder Methode bezeichnet. Im Plural wird aus ‘Coach’ dadurch ‘Coachs’. Noch nicht so verbreitet ist der Begriff ‘Coachee’, mit dem der/die Klient/in bezeichnet werden kann. 2.3, Coaching - viele Kutschen in bunten Farben und Formen: Coaching ist im weitesten Sinne eine ‘Form’ der Beratung und möglicherweise auf dem Weg zu einer eigenen Profession, doch muss sich diese Berufsbezeichnung die Kritik gefallen lassen, dass sie noch zu wenig wissenschaftliche Daten über die Wirksamkeit und die Anwendung anzubieten hat. Formale Qualitätsmerkmale lassen sich meistens anhand der Öffentlichkeitsdarstellung für das Coaching ablesen. Qualitätsmerkmale wie Haltung, Ethik und konkretere Prinzipien (Niederschwelligkeit, Diversitätsmanagement, Gendermainstreaming u. a.) scheinen sich erst auf dem oder für das Feld, in dem Coaching Anwendung findet, zu entwickeln. Unterscheidet sich die Haltung daher möglicherweise in der Begegnung mit der Zielgruppe? Dazu Wikipedia: In einer Studie rund 40 Definitionen des Begriffs ‘Coaching’ aus der akademischen und nichtakademischen Fachliteratur analysiert und ausgewertet. Sie kommt zu dem Ergebnis: Coaching wurde entwickelt, um vorhandene Fähigkeiten, Kompetenz und Leistung zu verbessern und ihre [Coachees – M.S.] persönliche Effektivität oder persönliche Entwicklung oder persönliches Wachstum zu stärken [...]. Es lassen sich drei Arten von Coaching einkreisen: Executive Coaching ist ein Prozess, der vor allem (aber nicht ausschließlich) in einer Eins-zu-eins helfenden und fördernden Beziehung zwischen Coach und Führungskraft (oder Manager) erfolgt, um berufliche, organisationsbezogene oder persönliche Ziele mit der Absicht, die organisationsbezogene Leistung zu verbessern, zu erreichen. Business Coaching ist ein kooperativer Prozess, der Unternehmen, Eigentümern / Managern und Mitarbeitern bei der Erreichung ihrer persönlichen und geschäftlichen Ziele einen langfristigen Erfolg zu sichern hilft. Life Coaching ist ein helfender und fördernder Prozess - in der Regel innerhalb einer Eins-zu-eins-Beziehung zwischen Coach und Coachee, in dem es um eine Verbesserung in der Lebensqualität und dem persönlichen Wachstum des Coachees geht und der möglicherweise eine lebensverändernde Erfahrung ist. Coaching und die Nachbardisziplinen lassen sich nicht leicht abgrenzen. Coaching gegenüber Training und Beratung abzugrenzen, zum Beispiel mit der Behauptung, Training sei weniger flexibel und stärker an Curricula oder Inhalten orientiert und Beratung würde dem Klienten sagen, was er tun solle, ist nach der Studie nicht aussagekräftig. Ein professionelles Coaching ist im Wesentlichen das Gleiche, was in vielen Aspekten des zeitgenössischen, innovativen Human Ressources Development (HRD) geleistet wird. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Coaching und Training bleibt somit nur das Gespräch unter vier Augen. Training unter vier Augen habe gegenüber Seminaren eine höhere Effektivität. Coaching ist in der Praxis ein schillerndes Modewort für traditionelle Lern-, Trainings und Beratungsaktivitäten. Der kleinste gemeinsame Nenner aller dieser Ansätze ist die Diagnose. Bei Vereinbarung von (Lern-)Zielen erstellt ein Coach (wie auch ein Berater, Trainer oder Therapeut) eine Diagnose der aktuellen Situation des Klienten. Diese umfasst die Einschätzung seiner Leistungsfähigkeit, seiner emotionalen Befindlichkeit, seiner Kompetenzen und anderer, nicht direkt beobachtbarer Eigenschaften. Als Instrumente dienen Anamnesen, Interviews, Beobachtungen, Beurteilungen und Tests etc. Um die Profession genau zu definieren und Verständnis und Transparenz zu erzeugen, sowie insbesondere denjenigen, die sich für eine Ausbildung zum Coach interessieren, aufrichtige inhaltliche Informationen zu geben über das, was Coaching ist und nicht ist, scheinen die Berufs- und Dachverbände geeignet. Doch gerade hier stellt sich durch die Quantität der Verbände wieder eine Begriffs- und Bedeutungsverwirrung ein, möglicherweise weil in Österreich 1991 das Psychotherapiegesetzes in Kraft getreten ist. Dadurch wurden strengere Kriterien für diese Art der Beratung festgelegt. Hinzu kam die Kürzung vieler Ausbildungsprogramme in Unternehmen. Seither arbeiten viele Berater, Ausbilder und ehemalige Trainer als Coach. Diese benötigen ‘Qualitätsnachweise’, um sich auf dem Markt gegen Konkurrenten behaupten zu können, und sorgen damit für eine große Nachfrage nach Zertifizierungen, die von den über 20 Coaching-Verbänden in Deutschland zu Preisen bis zu 13.000 Euro und teilweise auch mehr angeboten werden (in Ländern wie Frankreich oder Großbritannien gibt es nur einen oder zwei solcher Verbände) […] Die Situation scheint in den USA nicht grundsätzlich anders zu sein. … Dennoch findet man einzelne positive Beispiele, deren Übertragbarkeit auf andere Fälle allerdings sorgfältig zu prüfen ist. So ist eine genaue Verortung und Beschreibung von Coaching sehr schwierig. Geht es den als Verband Organisierten darum, eine Ausbildung zu zertifizieren, Mitglieder zu werben oder einen Beruf zu entwickeln oder alles zusammen? Als auszubildende/r Coach ist genaue Recherche wichtig, und ein guter Dachverband kann den Rücken stärken und möglicherweise eine gewichtige Lobby bedeuten. Insbesondere wird immer wieder auf die Nähe zur Supervision hingewiesen, eine einheitliche Klärung zwischen Coachingverbänden und Supervisionsverbänden blieb bisher aus. Verschiedene AutorInnen machten darauf aufmerksam, dass man zunehmend von einer ‘Nähe’ der Gegenstandsbereiche, Verfahren, Funktionen oder Ziele sprechen [kann - M.S.], die jeweils unter den Überschriften Supervision und Coaching diskutiert werden (Buer 2005: 278ff. Kühl 2008: 15f. Taffertshofer 2008: 201 Schreyögg 2010: 393) […] Fachlich ist die Frage des Unterschieds zwischen Supervision und Coaching nicht entschieden eine Bewertung der bisherigen Debatten weist möglicherweise darauf hin, dass die Suche nach einer Unterscheidung ein unmögliches Unterfangen [...] darstellt. Letztlich ist auch festzuhalten, dass die Beantwortung der genannten Unterscheidungsfrage zudem dadurch außerordentlich erschwert wird, dass der Begriff Coaching durch seine unkontrollierte Nutzung weitgehend entgrenzt ist und jeder Abgrenzungsversuch immer auch die Gefahr der Abwertung seriöser und professioneller Beratungsangebote nach sich ziehen kann – sowohl im Coaching wie in der Supervision. In Österreich finden wir drei Verbände , den Austrian Coaching Council (ACC - Coachingdachverband), die Internationale Coaching Federation (ICF - Coachingfederation) und die Österreichische Vereinigung für Supervision (ÖVS). ICF-Austria agiert als österreichweite Plattform für die internationale Federation, die 1995 gegründet wurde und in den USA recht groß ist. ICF bietet in Österreich den ICF-zertifizierten Coachs eine Aufschulung zum ICF-Supervisor an, jedoch keine direkt zugängliche Supervsionsausbildung. Die ÖVS als Dachverband bietet ‘Informationen zu Supervision und Coaching, zur Österreichischen Vereinigung für Supervision und zu den ÖVS-anerkannten Ausbildungen’ und ‘versteht sich als Garant für professionelle Supervision und leistet im Sinne dieser Aufgabe vielschichtige fachliche und berufspolitische Entwicklungsarbeit’. ICF definiert die Supervision ähnlich wie die ÖVS, was daran liegen mag, dass dieser Berufsstand schon länger Berufsidentität erlangt hat. Für den ICF sind zwei Bereiche zu unterschieden, in denen Coaching zum Einsatz kommt: Berufliches oder Business Coaching und Persönliches oder Life Coaching. In beiden Bereichen gibt es wiederum zwei unterschiedliche Anlässe, die zu Coaching führen: Entwicklungswünsche und/oder Krisen. Wer wird gecoacht: Jeder, der sich weiterentwickeln und/oder eine Krise bewältigen möchte. Außerdem: Führungskräfte aller Ebenen. Die ÖVS und der ACC sind sich darin einig, dass Coaching im beruflichen Kontext stattfindet, der ACC benennt als Zielgruppen jedoch nicht nur Einzelne (wie der ICF), sondern auch Gruppen und Teams.
Michael Werner Schönen, geboren 1960 in Duisburg am Rhein, lebt seit 1993 in Österreich. Er ist seit 2010 verheiratet und arbeitet seit 1994 als Kinder- und Jugendbetreuer in Wien und seit 2014 in freier Tätigkeit als Supervisor und Coach.
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