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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ängste und Unsicherheiten aufgrund zunehmender Perspektivlosigkeit, mangelnde Motivation angesichts tiefer Unzufriedenheit, Ghetto-Bildungen, weil man sich unter Gleichgesinnten wohler fühlt, ein enorm steigender Werteverlust und die Überforderung durch Alltagssorgen sind erschütternde Feststellungen, die ich in meiner Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen täglich mache. Depression ist die neue Volkskrankheit in Deutschland. Der zunehmende Computer- und Fernsehgenuss fördert das Leben in fiktiven Welten und das passive Erleben. Glücksgefühle, Träume, Ziele und die Erfüllung wirklicher Grundbedürfnisse bleiben hierbei zunehmend auf der Strecke. Auf Bäume klettern, Hochsitze bauen, Murmel-Spiele im Sand und auf der Straße, mit den Nachbarskindern Ball spielen ist in Städten oft nur noch bedingt möglich und gewollt. Die Konsequenzen sind tragisch. Wie können wir dem entgegen wirken? Welche Optionen können hier noch greifen? City Bound soll eine mögliche Alternative zur Erlebnispädagogik in der Natur bieten, die das Handlungsfeld innerhalb einer Stadt begreift.Hier wird die Stadt in all ihrer Vielfalt zur wahren Herausforderung.
Textprobe: Kapitel 3, Erleben und Lernen in der Erlebnispädagogik: 3.1, Die wesentlichen Prinzipien der Erlebnispädagogik: Die Grundsätze der Erlebnispädagogik an sich, sind gleich. Einige Autoren erläutern mehr Prinzipien, die anderen weniger. Es ist in den Medien klar zu erkennen, dass sich die Erlebnispädagogik zu einem gigantischen Pol entwickelt hat. Es bleibt allerdings die Frage offen, inwiefern Anbieter die wesentlichen Prinzipien mit einfließen lassen. Anhand bedeutender Autoren der Erlebnispädagogik werden im Folgenden die wichtigsten Grundgedanken der Erlebnispädagogik aufgeführt. Das Erlebnis: ‘Erlebnis wird als innerer, mentaler Vorgang gesehen, bei dem äußere Reize aufgrund von Wahrnehmung, Vorwissen und Stimmung subjektiv zu einem Eindruck verarbeitet werden.’ Der Begriff Erleben steht für das Erfassen der Wirklichkeit und des menschlichen Bewusstseins. Erkenntnis beschreibt mit einem Wort das Erfassen der Wirklichkeit. Allerdings reicht die Erkenntnis alleine nicht aus, das subjektive Erleben vervollständigt erst das Begreifen der Wirklichkeit. Erleben steht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bewusstsein. Wenn etwas bewusst erlebt wird, ist es gleichzeitig gewollt erlebt, denn ‘Wer etwas nicht sehen will, den kann man dazu auch nicht zwingen’, behaupten Heckmair und Michl. Erleben in unserem Sprachgebrauch muss nicht alles meinen, was ins Bewusstsein gelangt. Es kann auch nur bestimmte Widerfahrnisse meinen, die sich aufgrund ihrer Besonderheit stark einprägen und emotional begleitet werden. Letztlich erhalten Menschen Eindrücke, haben Gefühle, wälzen Gedanken, machen Erfahrungen - und das tagtäglich. Dies sind alles Erlebnisse. Allerdings werden im alltäglichen Sprachgebrauch wichtige und unwichtige Erlebnisse ausdifferenziert und nur besonderen wird Aufmerksamkeit geschenkt. Schon in der Zeit der Reformpädagogik zwischen 1890 und 1933, in der man Zivilisation und Kultur kritisierte und nach neuen Lebensformen und neuen Formen der Erziehung suchte, wurde Erlebnisarmut in Schulen festgestellt. Das Erlebnis wurde Bestandteil von Therapien und anderen Konzepten, wie bereits bei Kurt Hahn erwähnt. Kurt Weis stellt Jahre später fest, dass der Begriff Erlebnis seinen inhaltlichen Wert verliert. Sämtliche Formen des Erlebens wie Rauch-, Ess-, Trink-, Fahr-, Flug- und Schlaferlebnisse werden für die Erwirtschaftung von Geldern genutzt. Kinder und Jugendliche brauchen Erlebnisse. Es ist eine automatische Reaktion von Kindern sich Erlebnisse zu suchen, um Langeweile beispielsweise stillen zu können. Eltern und Pädagogen sind in der Lage sinnvolle Erlebnisse für Kinder zu schaffen. Erleben fordert Feingefühl und Offenheit, so Heckmair, Michl und Walser. ‘Ein wahres Erlebnis ist ein Geschenk, das aber auch zusammenhängt mit eigenem Bemühen und eigener Aufmerksamkeit.’ Dadurch kann ein Erlebnis erst an Tiefe und somit an Qualität, statt Quantität gewinnen. Erlebnisse, sagt die Autorin Annette Reiners, ‘spricht den Menschen in seiner Ganzheit an’. Gefühle, Stimmungen und Tendenzen begleiten das menschliche Wahrnehmen und ermöglichen somit ein sehr intensives Erleben. Erlebnisse dienen unbestritten der Bildung der persönlichen Identität. Erlebnisse bereichern, wenn völlige Ergriffenheit, Glücksempfinden und Staunen zugelassen werden können. In der Erlebnispädagogik dienen Erlebnisse dazu, sich Herausforderungen zu stellen, neue Möglichkeiten und Handlungsalternativen zu erfahren und Lösungsansätze für alltägliche Aufgabenstellungen zu finden. ‘Erlebnisse werden so zu prägenden Selbst-Erfolgs-Erfahrungen’, bestätigen die Autoren Andrea Zuffellato und Astrid Habiba Kreszmeier. ‘Wer viel erlebt, dem wird viel einfallen,’ so der Hirnforscher Frederic Vester. Der Augenblick: Der Augenblick meint einen bestimmten Moment in der Gegenwart, in dem Zukunft und Vergangenheit miteinander verschmelzen. Heckmair und Michl drücken sich folgendermaßen aus: ‘Im Augenblick verschmelzen Zukunft und Vergangenheit, den Augenblick erlebe ich – ich erlebe, also bin ich’. Die Unmittelbarkeit: Unmittelbarkeit steht in der Erlebnispädagogik für das Erleben von direkten, unmittelbaren und ungeschönten Erfahrungen und Herausforderungen, eben der Realität entsprechend. Konsequenzen können unmittelbar erfahren werden. Der unmittelbare Realitätsbezug, die Lebensnähe und Gesellschaftsrelevanz haben eine wichtige Bedeutung. Die Wirkung der Unmittelbarkeit ermöglicht unter anderem den Transfererfolg. Die Ganzheitlichkeit: Die Ganzheitlichkeit beschreibt das Lernen wie bereits erwähnt, mit ‘Kopf, Herz und Hand’. Das Lernen durch und mit allen Sinnen. Der gesamte Mensch muss im pädagogischen Prozess Berücksichtigung finden. Die reformpädagogischen Schulen entwickelten das ganzheitliche Lernen als Gegenbewegung zum alt-typischen ´Auswendiglern-Unterricht`. Die Ganzheitlichkeit umfasst neben den natursportlichen Methoden, Kreativtechniken, szenisches Arbeiten, sowie rituelle Gestaltung und Naturerfahrungen. Ziel ist es, das Lernen in allen Erfahrungsfeldern zu ermöglichen. Gemeinschaft: Von großer Bedeutung in der Erlebnispädagogik ist der Begriff ´Gemeinschaft`. Experimente mit Säugetieren ergaben, dass Gemeinschaft beim Individuum in sozialen Systemen eine wertvolle Bedeutung hat, auch wenn damit die Aspekte ´mit anderen teilen` und ´zu Gunsten von anderen die persönlichen Interessen zurück stellen` verbunden sind. Durch Gemeinschaft findet soziales Lernen statt. Zudem bietet eine Gemeinschaft die Möglichkeit für pädagogische Gruppenprozesse. Sie können positive Lernerfahrungen mit sich bringen. Aktion und Reflexion: ´Action and reflection` finden sich im Lernmodell ´Outward Bound Plus` wieder. Auf eine Handlung folgt unmittelbar eine Reflexion, in der die Erfahrungen aufgearbeitet werden. Reflexionen müssen nicht zwingend verbal stattfinden. Sie können auch ohne sprachliche Form erfolgen. Mit Hilfe von Metaphern, Kreativtechniken oder szenischen Techniken kann erfolgreich reflektiert werden. Freiwilligkeit: Der Grundsatz der Freiwilligkeit ist ebenfalls ein maßgebliches Element der Erlebnispädagogik. Ein lang anhaltender Erfolg ist nur möglich, wenn der Teilnehmer es auch selbst möchte. Jemanden zu zwingen, erzeugt oft das Gegenteil, wie man aus eigenen Erfahrungen kennt. Dem Teilnehmer muss immer freigestellt sein, sich der Herausforderung zu stellen oder auch abzubrechen. Angst beispielsweise blockiert und macht ein wirkungsvolles Lernen unmöglich. Allerdings ist ein direktes Aufgeben vielleicht nicht unbedingt notwendig, hier ist positive Bestärkung und individuelle Feinfühligkeit gefragt. So ist es eventuell auch möglich, zielgerichtet durch Überwindung und Bewährung aus objektloser, definierte Angst werden zu lassen. ‘Aktivitäten sind immer freiwillig, dem Leiter bleiben seine Überzeugungs- und Ermutigungskünste’, so Crowther. Grenzen werden sich dort zeigen, wo Teilnehmer sich nicht überwinden können, Aktionen scheitern oder auch Teilnehmer und Trainer keine Einigkeit erzielen können.
Stefanie Grigowski, geboren 1982 in Düsseldorf, arbeitet als Dipl. Sozialpädagogin und Konflikt- und Deeskalationstrainerin im Kinder- und Jugendbereich. Als Schulsozialarbeiterin und in ihrer derzeitigen Tätigkeit als stellvertretende Leitung einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung verfügt sie über viele Einblicke in Düsseldorfer Schulen, insbesondere Grundschulen, und in die Freizeitgestaltung der in Düsseldorf lebenden Kinder und Jugendlichen. Sie kämpft vor Ort für ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander.
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