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- Australien im Englischunterricht der Sekundarstufe II: Doris Pilkingtons "Rabbit-Proof Fence" und Phillip Noyce' "Long Walk Home"
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Englischunterricht der Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen wurde in jüngster Zeit durch eine Reihe von administrativen und regulativen Veränderungen beeinflusst, welche im Sinne des demokratischen Prinzips der Chancengleichheit auf gleiche Lernbedingungen für alle Schüler abzielen. Die Einführung des Zentralabiturs hat zu einer verbindlicheren Festlegung des Lehrkanons und damit zu einer genaueren Vorgabe der zu behandelnden Themen und Inhalte in den Lehrplänen geführt. Diese regulativen Verschärfungen erheben für den Unterricht den Anspruch, jeden Unterrichtsinhalt daraufhin zu überprüfen, ob er mit den allgemeinen Zielen von Lehrplan und Curriculum übereinstimmt. In dieser Arbeit soll dargelegt werden, dass das Unterrichtsthema Australien im Rahmen des Englischunterrichts anhand des Romans Rabbit-Proof Fence von Doris Pilkington und seiner Verfilmung Long Walk Home von Regisseur Phillip Noyce den genannten Anforderungen durch Curriculum und Lehrplan gerecht werden kann. Sie vermitteln auch Orientierung in der Lebenswelt der Schüler und können so auch dem definierten Bildungsbegriff entsprechen. Das Thema Australien kann sich - besonders im Fremdsprachenunterricht - Problemfeldern wie Postkolonialismus und Postmodernismus, aber auch spezifisch australischen Themen von globaler Bedeutung öffnen: So beschäftigt sich der stolen generations narrative, zu dem Long Walk Home und Rabbit-Proof Fence gerechnet werden, mit Themen wie Rassismus und Völkermord, Kulturkonflikten, Identitätskonzepten und indigenen Lebensweisen.
Textprobe: Kapitel 3.1.2, Inhaltliche Lernziele einer Beschäftigung mit Australien: Die inhaltlichen Lernziele bezeichnen all solche Ziele, die sich auf zu vermittelnde Inhalte beziehen. Von großer Bedeutung, um Long Walk Home und Rabbit-Proof Fence verstehen zu können, sind kulturgeschichtliche Hintergründe in Bezug auf geschichtliche und kulturelle Bedingungen im Australien des 20. Jahrhunderts. Um das Verhalten der Kolonialmächte gegenüber den Aborigines und die Reaktionen der Kolonisierten verstehen zu können, ist kulturgeschichtliches Wissen unabdingbar. Deswegen müssen die historische Entwicklung des australischen Kontinentes genauso wie das jeweilige kulturelle Umfeld der Aborigines und der Weißen im Unterricht behandelt werden. In Anlehnung an die cultural studies sollen alle Elemente des Romans und des Films analysiert werden, welche kulturell bedeutsam sind: Geschichte, Geographie und Kultur gehören ebenso dazu wie Religion, Politik und Literatur. Dadurch werden die Schüler kulturell sensibilisiert bzw. zu cultural awareness erzogen (HELLWIG 2000: 159). Das Thema der kolonialen Geschichte Australiens ist eng verbunden mit verschiedenen kulturellen Auffassungen. Um das Verhalten der Weißen den australischen Ureinwohnern gegenüber einschätzen und bewerten zu können, müssen Schüler sich der Unterschiede zwischen Kulturen bewusst sein. Deshalb spielen die Kulturtheorie und die postkoloniale Theorie eine große Rolle im Hinblick auf die Thematik. Die Bedeutung von Rabbit-Proof Fence und Long Walk Home als postkoloniale Literaturen, deren zentrale Funktionen die Bewältigung traumatischer Erlebnisse der Kolonialzeit sowie die Auseinandersetzung mit und Suche nach der eigenen Identität sind, muss herausgestellt werden. Schreiben hat die Bedeutung eines Heilungsprozesses, weil sich die lange unterdrückten Stimmen endlich Gehör verschaffen und so die Verbrechen an den eigenen Vorfahren rächen können. Diese zentralen Bedeutungen postkolonialer Literatur müssen im Unterricht erarbeitet werden, denn heute ist die Beschäftigung der australischen Ureinwohner mit der eigenen Vergangenheit größer denn je: Aboriginal literature is centrally involved with the maintenance and extension of Aboriginal confidence and the feeling of self-worth (SHOEMAKER 1989: 278). Die Suche nach Identität und der eigenen Bedeutung sind Probleme, welche auf anderer Ebene auch die Schüler beschäftigen, und so werden sie zu universalen Themen der Menschheit (GOODSPEED-CHADWICK 2003: 200 POTTER & SCHAFFER 2004). Postkoloniale Literaturen sind bedeutsam für die Erkenntnis von und Konfrontation mit kolonialen Strukturen als wesentliche Elemente der Geschichte, um den Schülern Mechanismen der Ausbeutung, welche auch heute noch existieren, bewusst zu machen (ANTOR 1999: 249). Die durch postkoloniale Literatur erreichte Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und dem Fremden und die Beschäftigung mit Identitätskonzepten, jedoch auch eine Auseinandersetzung mit Stereotypen (ANTOR 1999: 259), bewirkt einen sich weitenden Bildungsprozess bei den Lernenden (HELLWIG 2000: 176). Durch den Umgang mit diesen ‚fremden‘ Konzepten können Schüler ihre eigenen Konzepte überdenken, weiterentwickeln und transformieren, weil postkoloniale Minderheitenliteraturen fremde und andere Verhaltensstrukturen und Denkmodelle als die eigenen vermitteln (HELLWIG 2000: 95). Diese Interaktion zwischen der eigenen und der Fremdwelt dient dem zweiten wichtigen inhaltlichen Lernziel, nämlich der Vermittlung von interkultureller Handlungskompetenz. Dieses Ziel ist eng mit dem oben vorgestellten Ziel der Vermittlung kulturgeschichtlichen Wissens verknüpft, stellt aber eine Vertiefung dar: Erst durch ein gewonnenes vertieftes Wissen kann die interkulturelle Handlungskompetenz weiterentwickelt werden. Eine solche multikulturelle Erziehung und ein Verständnis über die eigene Kultur hinaus sind wesentlich für den Erziehungsauftrag der Schulen (WANG 2004: 278). Die inhaltliche Analyse soll also auf mehrdimensionaler Basis stattfinden, weil Verständnis im Sinne der interkulturellen kommunikativen Handlungskompetenz nur durch das Zusammenspiel kultureller Elemente der eigenen und fremder Kulturen erreicht werden kann. Wesentliche Fähigkeiten um dies zu erreichen sind das Medium der Sprache, das Wissen über andere Kulturen, die Bereitschaft für Verständnis durch Empathie und Toleranz sowie die Beherrschung bestimmter Lernstrategien. Um das Verhalten Mr. Nevilles verstehen zu können, müssen Schüler das Wissen über historische und kulturelle Kontexte haben, aber auch die Bereitschaft, Mr. Neville verstehen zu wollen. Sie müssen seine Sprache verstehen und über Strategien verfügen, wie sie ihn überhaupt verstehen können. Das Konzept des interkulturellen Lernens ist also elementar für das Verständnis der kulturellen Zusammenhänge des Romans und des Films. 3.1.3, Methodische Lernziele der Roman- und Filmanalyse: Zentral für diese Arbeit sind drei methodische Lernziele, und zwar die Verbesserung der Sprachkompetenz, Kompetenz in Bezug auf die Roman. Und Filmanalyse sowie die Vermittlung von media literacy. Neben den Funktionen der Vermittlung analytischer Kompetenz und der Förderung des Verstehens, ist der Erwerb sprachlicher Fertigkeiten für den Englischunterricht elementar. Der Roman fördert insbesondere das Leseverstehen, der Film wird der Verbesserung des Hörverstehens (bzw. Hör-/Sehverstehens) gerecht. Besonders die rezeptiven Sprachkompetenzen werden also gefördert (HAß et all. 2006: 73). Lesekompetenz, d.h. die Fähigkeit, geschriebenen Texten Informationen zu entnehmen (HAß et all. 2006: 8), ist ein zentrales Element der Sprachkompetenz. Durch sinnentnehmendes und ganzheitliches Lesen, also ein Lesen trotz individueller Lücken im Vokabular oder in sprachlichen Strukturen, sollen sprachliche Fertigkeiten und Lesekompetenz verbessert werden. Literarisches Lesen im Sinne eines reading between the lines dient der Interpretation des Textes im Hinblick auf die oben vorgestellten Konzepte der Hermeneutik, der Rezeptionsästhetik etc. (HAß et all. 2006: 87). Filme sind sinnvolle Mittel der Unterrichtsgestaltung, weil sie die Fähigkeit des Zuhörens fördern, die non-verbale Kommunikation verbessern und Wissen über andere Kulturen vermitteln (MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-von DITHFURT 2004: 133). In Bezug auf das Hör-/Sehverstehen unterstützen die Bilder des Films das Verständnis, besonders bei einer Literaturverfilmung, weil die Schüler durch die Konfrontation mit einem authentischen Text ihr Verständnis verbessern (HAß et all. 2006: 77ff.). Außerdem werden sie mit authentischer Sprache konfrontiert und lernen so regionale Sprachvariationen kennen. Während Mr. Neville als emigrierter Brite relativ britisches Englisch spricht, reden die Mädchen untereinander gebrochen und oft in sehr kurzen Sätzen. Diese Unterschiede im Umgang mit Sprache müssen im Unterricht analysiert werden und sollen den Schülern den eigenen sprachlichen Umgang, sowohl mit dem Englischen als auch mit der Muttersprache, bewusst machen. Schüler sollen Methoden des Transfers von einer Sprach- in eine Bildnarration kennenlernen, d.h. lernen wie Sprache umgesetzt werden kann, aber auch wie Eindrücke verbildlicht und vertont werden können (KERN 2002: 225f.). Um den Lernenden einen angemessenen Umgang mit der Thematik zu ermöglichen, werden pre-, while- und post-viewing bzw. reading activities eingesetzt. Dies sind bestimmte Aktivitäten, die vor der Romanlektüre/dem Sehen eines Films zur Einstimmung und Erzeugung einer Erwartungshaltung eingesetzt werden, während des Lesens/Sehens, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren und zu intensivieren und nach dem Lesen/Sehen, um das Verständnis zu vertiefen, zu erweitern und Inhalte und Sprache zu analysieren (MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-von DITHFURT 2004: 117f., 128f, HAß et all. 2006: 78f., 151f.). Das zweite methodische Lernziel bezieht sich auf die Analysekompetenzen in Bezug auf die Roman- und Filmanalyse, um Methoden des Umgangs mit Texten und Medien zu erlernen. Dies sind die Analyseverfahren des close reading , der Hermeneutik, der Rezeptionsästhetik und des New Historicism, welche sich neben den Inhalten und gesellschaftlichen, kulturellen, historischen und politischen Kontexten auch mit strukturellen Aspekten befassen, um Verstehen zu erreichen. Die Untersuchung der strukturellen Mittel der Textgestaltung von Roman und Film (Erzählsituation und –perspektive, Erzähltechniken, Ton, Bild etc.) dient der Verbesserung der analytischen Kompetenz. Dazu müssen Schüler wesentliche Termini der Roman- und Filmanalyse beherrschen, um Perspektive, Erzählsituation usw. adäquat beschreiben zu können. Besonders wichtig ist dabei, dass die Schüler den Zusammenhang zwischen den Inhalten der Werke und ihren Strukturen erkennen, um die Wirkung auf den Rezipienten verstehen zu können. In Bezug auf diese Rezeption sollen die Schüler Einblick in steuernde Mechanismen der Beeinflussung des Rezipienten durch Stereotypisierung, Vereinfachung, Einseitigkeit der Darstellung etc. kennenlernen (KERN 2002: 225f.). Sowohl die Inhalte als auch die Wirkungen von Roman und Film, die Umsetzung des Romans in eine Verfilmung sowie narrative Strategien des Romans und Techniken der Filmanalyse bedürfen also intensiver Untersuchungen.
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