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Pädagogik & Soziales

Wenke Pietsch

Arbeitslose Jugend: (K)ein Problem!?!

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Jugendarbeitslosigkeit ist seit vielen Jahren ein großes gesellschaftliches Problem und ein breit diskutiertes Thema. Erziehungs- und Sozialisationsinstanzen bereiten jeden Menschen in der westlichen Welt von Anfang an auf die spätere Arbeit vor. Heute dürfte sich angesichts der verschlechterten Wirtschaftslage und damit der verringerten Ausbildungsplatz- und Arbeitsplatzkapazität der Konkurrenzdruck erhöht haben. Eltern fördern ihre Kinder immer früher in unterschiedlichsten Disziplinen, damit diese für den Arbeitsmarkt gut vorbereitet sind. Aber es sind auch die Jugendlichen selbst, die mit Blick auf bessere zukünftige Arbeitsmarktchancen ihr Leben planen. Vielfach wird darauf geachtet, wie sich dieses oder jenes im Lebenslauf macht und damit später verkaufen lässt. Nicht wenige Jugendliche gehen nicht zuletzt ins Ausland, weil Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt noch nie so gefragt waren. Seit Jahrzehnten expandiert die Bildung. Immer mehr Jugendliche streben das Abitur oder einen Hochschulabschluss an. Wer will da bezweifeln, dass dies nicht in erster Linie wegen der schlechten Arbeitsmarktlage geschieht? Viele streben, lernen und verfolgen von Anfang an das Ziel, später einen Beruf auszuüben und so pragmatisch wie die Jugend heute sein soll, hinterfragt sie dieses Ziel nicht einmal. Sie kommt vor lauter Anstrengungen dies zu erreichen erst gar nicht dazu, möchte man meinen. Strebten nicht ganze Generationen zuvor und das heutige soziale Umfeld, die westliche Gesellschaft, immer noch unbeirrt nach Erwerbsarbeit? Die Jugendendlichen von heute wissen um die große Arbeitsmarktproblematik. Das Erleben von Zukunftsangst ist für sie in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit charakteristisch und jene, die mit genügend Ressourcen ausgestatten sind, und das dürften die meisten von ihnen sein, machen sich auf, dieses Problem für sich persönlich in Angriff zu nehmen, indem sie sich anstrengen und Leistung zeigen. Dies schlägt sich in einer ausgeprägten Leistungsorientierung nieder. Sie müssen sich anstrengen, wollen sie nicht auf der Strecke bleiben. Es bleiben kaum Raum und Zeit, in dieser angespannten Situation über den Sinn von Erwerbsarbeit nachzudenken. Was passiert aber, wenn dieser Jugend, für die die Erwerbsarbeit ungebrochen ungeheuer wichtig ist, der Zugang zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen verwehrt bleibt? Was geschieht in einem Menschen, dem die Chance auf eines seiner wichtigsten Lebensziele genommen wird – in einem Lebensabschnitt, indem so vieles richtig anfängt wie z.B. die Selbstständigkeit? Auf diese Fragen versucht dieses Buch Antworten zu liefern.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel III,2. Verlust sozialer Kontakte und veränderte Familienbeziehungen: Sowohl erwerbstätige als auch arbeitslose Jugendliche verfügen über eine Bindungsbereitschaft sowie ein Bindungsbedürfnis. Jedoch ist die Labilität der Bindungsverhältnisse bei arbeitslosen Jugendlichen wesentlich größer. Sie ,… ist ein Ergebnis der durch die Arbeitslosigkeit hervorgerufenen sozialen Unsicherheit …' und der erhöhten Verwundbarkeit. Die Folgen der Arbeitslosigkeit wie der Status- und Prestigeverlust, die eingeschränkte Identitätsfindung, der erschwerte Aufbau des Selbstbewusstseins sowie die berufliche Desorientierung tragen zu einer Entwicklung von Angst vor sozialen Kontakten bei. Infolge dessen kommt es zum Abbau sozialer Kontakte und einer Familienzentrierung, die bei Mädchen aufgrund des Sozialisationseffektes stärker ausfällt als bei Jungen, obwohl die Reduktion sozialer Kontakte durch Erwerbslosigkeit ist bei Jugendlichen wohl geringer als bei erwachsenen Erwerbslosen. ,Arbeitslosigkeit hat oft soziale Isolierung innerhalb weniger Wochen zur Folge.' 2.1 Familie: Die Shell Jugendstudie 2006 geht davon aus, dass die Familie ,… angesichts unsicherer Zukunftsperspektiven offenbar einen Bedeutungszuwachs …' erlebe. Das Familienleben ist komplementär zu weiteren sozialen Kontakten, aber kein Ersatz, so groß auch ihre Bedeutung sein mag, denn die Beziehungen innerhalb der Familie sind stark emotional besetzt, während die Beziehungen zu Kollegen Informationen sowie Gelegenheiten für eine Beurteilung oder rationale Einschätzung anderer Menschen bieten. Ein funktionierendes Elternhaus wirkt sich stabilisierend auf die Jugendlichen aus. Sie haben dann ein stärkeres Gefühl allgemeiner Sicherheit, aus dem eine gestärkte Sicherheit gegenüber der sozialen Umwelt resultiert. Sie sind folglich offener vertreten selbstbewusst ihre eigene Meinung versuchen, die Situation zu verbessern und leiden an weniger Angst. Die Familie kann als Flucht- und Rückzugsort fungieren und in den meisten Familien wird die Jugendarbeitslosigkeit nicht als individuelles Versagen betrachtet. Doch darf bei alledem nicht davon ausgegangen werden, dass sich familiäre Unterstützung und familiäre Konflikte ausschließen. Sie bedingen sich u.U. sogar gegenseitig. So kann es z.B. sein, dass es aufgrund der Sorge um die berufliche Zukunft des Jugendlichen zu Spannungen kommt. Aufgrund dessen empfinden einige Jugendliche eine gewisse Gleichgültigkeit der Eltern-Kind-Beziehung als entlastend, da elterliche Vorwürfe ausbleiben und oft sind Familien froh, wenn der Jugendliche seine Zeit außerhalb der Familie verbringt, da so das Problem des Jugendlichen – die Arbeitslosigkeit – nicht allgegenwärtig ist und infolge dessen als weniger belastend empfunden wird. Nicht selten wird das Problem in andere Sozialisationsbereiche wie in die Clique oder in den Freundeskreis verlagert, denn diese gewinnen als Bereich für Selbstdarstellung und Selbstbestätigung in der Adoleszenz an Bedeutung. Doch ist dieses Desinteresse besonders negativ für die Bewältigung der Erwerbslosigkeit, da so eine wichtige Unterstützungsressource fehlt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Familie die Situation des erwerbslosen Jugendlichen entlasten oder verschärfen kann. Interessanterweise ist es für die Verarbeitung der Arbeitslosigkeit in der Familie unwichtig, ob die Jugendarbeitslosigkeit als ein gesellschaftliches oder ein individuelles Problem gesehen wird. Jugenderwerbslosigkeit wird je nach Sozialstatus der Herkunftsfamilie unterschiedlich aufgenommen. So stehen Jugendliche aus Arbeiterfamilien unter erhöhtem Druck, weil es um die Einkommenssituation schlecht bestellt ist. Andererseits sind Arbeiterfamilien eher von Arbeitslosigkeit bedroht und so kann es ebenso entlastend wirken, wenn die Arbeitslosigkeit nicht als Einzelschicksal erlebt wird. Ein erhöhter Druck für den arbeitslosen Jugendlichen kann demnach ebenfalls oder erst recht in Familien mit einem höheren Sozialstatus auftreten, da in diesen ein erhöhtes Anspruchniveau ,… von den Jugendlichen der höheren Herkunftsschicht auch eher internalisiert ist. 'Doch die Mehrheit der Eltern hat Verständnis für die Situation ihrer arbeitslosen Kinder und genießt großes Vertrauen ihrer Sprösslinge. Viele Familien unterstützen ihre Kinder bei der Berufsfindung, bei der Arbeitsplatzsuche und leisten Hilfestellung bei der Gestaltung der freien Zeit. Jugendliche ohne Hauptschulabschluss und ohne berufliche Ausbildung genießen hingegen weniger Unterstützung durch ihre Familie. Unterm Strich sind die Beziehungen in den Familien arbeitsloser Jugendlicher jedoch positiv. ,Allerdings verschlechtert sich dieses Verhältnis zu den Eltern deutlich mit der Dauer der Arbeitslosigkeit.' Die aus der Erwerbslosigkeit resultierenden Folgen wie Langeweile, eine ungeregelte Zeitverwendung, die Zunahme der Passivität oder der Verlust sozialer Kontakte und dem damit häufigen Aufenthalt daheim erhöhen nach ca. über sechs monatiger Arbeitslosigkeit das Konfliktpotential innerhalb der Familie. Die Beschuldigungen und Ermahnungen der Eltern nehmen zu und ,… treffen auf einen Jugendlichen, der ohnehin verunsichert ist. ,Erwerbslose Jugendliche brauchen besonders finanzielle und emotionale Unterstützung. Meist fungieren Familien jedoch nur kurz als emotionaler Beistand. Aufgrund eigener Überforderung verursacht die andauernde Arbeitslosigkeit des Kindes zunehmend Konflikte in der Eltern-Kind-Beziehung, so dass sich die Unterstützung der Eltern bei andauernder Arbeitslosigkeit des Kindes fast ausschließlich auf Versorgungstätigkeiten beschränkt.' Es zeigt sich allerdings, dass Jugendliche, die emotional von ihrer Familie unterstütz werden, ihre Arbeitslosigkeit als weniger bedrohlich empfinden und aktiv versuchen, die Erwerbslosigkeit zu beenden. Der finanzielle Einschnitt ist oft der Hauptkonfliktgrund vieler Jugendlicher mit ihren Eltern. Oft werden die Jugendlichen sogar unter massiven Druck gesetzt, da viele Eltern mit dem Verständnis für die Situation ihrer arbeitslosen Kinder überfordert sind oft weil sie selbst in Zeiten des relativen Wohlstandes groß worden. Ein weiterer Konfliktgrund liegt in dem behinderten Ablösungsprozess aus der familiären Abhängigkeit. Individuelle Autonomie und Emanzipationsmöglichkeiten sind eingeschränkt schlimmer noch: Bereits vorhandene Verselbständigungstendenzen können wieder abgebaut werden, sodass der arbeitslose Jugendliche regelrecht anfängt, dem bereits erreichten physiologisch-psychischem und geistigen Entwicklungsstand nachzuhinken. Schlimmstenfalls kommt es zu einer entwicklungsgefährdenden Asynchronie. Die Verlängerung der kindlichen Abhängigkeit führt zum Konflikt mit dem entwicklungsnotwendigen Aufbau einer Privatsphäre, die nach einem Entzug der elterlichen Kontrolle sowie der Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit verlangt. Folglich wird das ,… Vertrauensverhältnis zu den Eltern wird mit der Dauer der Arbeitslosigkeit ebenso belastet wie die Vorstellung, durch die Eltern Hilfe zu erfahren.' ,Die familiäre Unterstützung lässt nach. Aufgrund dessen würden arbeitslose Jugendliche ihre Familie signifikant schlechter als nicht erwerbslose Jugendliche sehen. Die Arbeitslosigkeit des eigenen Kindes bedeutet für viele Familien eine schwer zu verarbeitende Aufgabe. Der Umgang mit den Folgen der Erwerbslosigkeit hängt wesentlich von der Beziehungsqualität der Familienmitglieder untereinander ab. Erstaunlich ist es, dass ein Teil der Eltern, die selbst erwerbslos sind, für den Jugendlichen nur begrenzt Fürsorge und wenig elterliches Verständnis aufbringen können. Zu einem anderen Ergebnis kommt das Sinus-Institut: So würden die meisten langzeitarbeitslosen Jugendlichen einen positiven Kontakt zu ihren Eltern haben, was jedoch, wie bereits erwähnt, in keinem Widerspruch zu familiären Konflikten stehen muss.

Über den Autor

Wenke Pietsch, B.A., wurde am 1986 in Magdeburg geboren. 2010 schloss sie Ihr Bachelorstudium der Sozialen Arbeit erfolgreich ab. Während des Studiums entwickelte die Autorin als Mitglied einer Generation, für die Arbeitslosigkeit längst kein Fremdwort mehr ist und Zukunftsängste charakteristisch sind, ein besonderes Interesse an den psychosozialen Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit. Nach ihrem Studium betreute sie als Sozialarbeiterin erwerbslose Jugendliche.

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