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- Anforderungen an die Pflege muslimischer Patienten in der akut stationären Sterbeversorgung. Eine Literaturstudie
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In einem vertrauten Umfeld zu sterben, ist für die Mehrzahl aller Menschen von großer Bedeutung. Gleichwohl ist das Krankenhaus in der Bundesrepublik Deutschland der Ort, an dem das Leben zahlreicher Personen endet. Dies betrifft auch die Lebenswirklichkeit türkischstämmiger Muslime bzw. allgemein der hiesigen Bevölkerungsteile mit Migrationshintergrund. Um dem Anliegen sterbender türkisch-muslimischer Behandelter zu entsprechen, will die vorliegende Arbeit die bei deren Pflege zu bedenkenden religiösen Besonderheiten sowie die notwendigen Kenntnisse und interpersonellen Fertigkeiten der Pflegekräfte ermitteln. Die konkrete Bedeutung religiös begründeter Erfordernisse bzw. Vorschriften sterbender türkischstämmiger Muslime soll mit Blick auf die professionelle Behandlung mittels einer tief gehenden Literaturrecherche dargestellt und deren Anforderungen bei der Pflegehandlung und -beziehung verdeutlicht werden. Durch das Personal zu berücksichtigen sind demnach vor allem die folgenden Punkte: der konkrete Umgang mit der betreffenden Person während des Todes und nach dem Tod, die Ausübung der Religion (Fasten, Pflichtgebet während des Ramadan etc.), Aspekte der Intimität/Sittsamkeit sowie abweichende islamische Auffassungen zur Hygiene und zu den Vorschriften der Nahrungsart bzw. -aufnahme. Transkulturelle Kompetenzen sind demnach die Schlüsselqualifikation beim Umgang mit sterbenden türkisch-muslimischen Patienten.
Textprobe: Kapitel 5.5 Zur Bedeutung der Kommunikation am Lebensende: Dreißigs Studie zeigt die große Bedeutung unzureichender Verständigung beim Austausch von Krankenhauspersonal und Migranten in Behandlung, obgleich die Pflegekräfte gerade in der letzten Lebensphase des Patienten auf eine hinreichende Kommunikationsbreite angewiesen sind: Gerade während der einleitenden Phase eines Pflegeaufenthaltes sterbender Muslime sind Entschlüsse und Festlegungen für das Lebensende zu treffen und rechtzeitig umzusetzen. Um eine Patientenbeziehung aufzubauen, ist nach Malin insbesondere der persönliche Dialog mit dem Betroffenen zu suchen nur so können die Patientenbedürfnisse umfassend und ergebnisoffen ermittelt werden. Findet dieser Austausch nicht statt, können Befürchtungen und Anliegen des Behandelten nicht ausreichend Berücksichtigung finden bzw. es kann keine angemessene seelsorgerische Betreuung erfolgen. Verwandte von Sterbenden bzw. die Patienten selbst öffnen sich in den beschriebenen Konstellationen nicht selbstverständlich für einen Austausch mit dem Klinikpersonal, mittels dessen jedoch der finale Lebensabschnitt stärker gemäß den Wünschen des Betroffenen gestaltet werden könnte. Es liegen vielmehr häufig eklatante Kommunikationsprobleme vor, was den Prozess für alle Beteiligten Parteien schwieriger als nötig gestaltet: Das Personal ist verunsichert, während der (türkischstämmige) Behandelte Furcht empfindet, falls ihm in seinen Anliegen Unverständnis entgegenschlägt. Die dabei stets drohenden Missverständnisse im Rahmen des Klinikaufenthaltes sind dabei hauptsächlich den o. g. Sprachbarrieren zwischen ihm selbst und dem Krankenhauspersonal geschuldet. Diese Kommunikationsprobleme betreffen vor allem türkischstämmige Muslime in Deutschland, die der ersten Generation zuzurechnen sind, obwohl auch deren Nachfolgegeneration im Gespräch mit dem Fachpersonal Verständigungsdefizite bei der deutschen Sprache zeigt. Verfügt das Pflegepersonal dabei erkennbar nicht über ausreichende Kenntnisse zum Umgang mit muslimischen Patienten, verstärkt dies die Befürchtung der Betroffenen, mit Verständigungsproblemen zu den eigenen Wünschen und Verhaltensregeln konfrontiert zu werden, was die psychische Mehrbelastung der entsprechenden Patienten nach sich zieht, die religiösen Pflichten auf keinen Fall zu missachten. Das oft zu beobachtende freundliche Nicken muslimischer Patienten bzw. deren Verwandter tritt allerdings oft selbst bei Unverständnis auf. Des Weiteren unterbleiben wichtige Fragen. Dahinter steht eine Kultur der höflichen Nichtbelästigung des Gegenübers, in diesem Fall der Pflegekraft. Zugleich wird Unwissenheit in diesem Kulturkreis mit einem Gesichtsverlust gleichgesetzt – ebendiese aber könnte durch eine Nachfrage offenbart werden, was wiederum Übersetzer in vielen Fällen unverzichtbar macht. Damit zusammenhängende situative Schwierigkeiten sind gleichwohl einzukalkulieren, etwa aufgrund der Konvention im türkisch-muslimischen Kulturkreis, diese Rolle einem Verwandten zuzusprechen, um Scham bzw. Autoritätsprobleme des muslimischen Dialogpartners zu vermeiden, denn Wichtiges wird hier üblicherweise nicht öffentlich bzw. offen thematisiert. Auch dolmetschende Krankenhausmitarbeiter außerhalb medizinischer Einsatzbereiche wären von diesem Problem betroffen, denn die Simultanübersetzung bei operativen Alltagsangelegenheiten in der Klinik setzt fachmedizinisches Wissen und ein entsprechend angezeigtes Kommunikationsvermögen voraus. Diese Konstellation bevorzugt folglich dahin gehend bemittelte Pflegekräfte mit Migrationshintergrund, sofern sie die eigene Muttersprache fachbezogen fehlerfrei nutzen können. Ein professioneller Übersetzer würde also die Verständigung in Situationen verbessern, die gezielte Entscheidungen zu umfangreichen Prozessabläufen erforderlich machen, um den Klinikaufenthalt Sterbender muslimischen Glaubens zu verbessern.
Imran Karkin, B.A., Jahrgang 1991, entschied sich nach ihrer Berufsausbildung als Sozialbetreuerin im Bereich der Altenpflege, ihre fachlichen Qualifikationen im Bereich der Pflege und Gesundheit durch ein Studium weiter auszubauen. Das Bachelorstudium in Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Evangelischen Hochschule Darmstadt schloss die Autorin im Jahre 2016 erfolgreich ab. Um ihre Qualifikation auch praktisch weiter auszubauen, engagierte sich die Autorin als freiberufliche Dozentin für Migration und Kultursensible Pflege bundesweit. Ihre Erfahrungen aus der Praxis und ihre ehrenamtliche Tätigkeit als islamische Sterbebegleiterin in hiesigen Gesundheitseinrichtungen motivierten sie dazu, sich der sensiblen Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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