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- Ambient Assisted Living (AAL): ein Zukunftskonzept für die Wohnungswirtschaft?
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 82
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Auswirkungen des demographischen Wandels lassen sich für die Wohnungswirtschaft nicht wegdiskutieren, sondern werden immer bedeutsamer. Hieraus ergeben sich neue Aufgaben, aber auch Chancen und Möglichkeiten für bisher nicht genutzte oder gekannte Märkte. Es gilt, nicht nur den Wohnungsbestand altengerecht anzupassen, sondern mit modernen Technologien zukunftsfähig zu machen. Ein Schlagwort, das im Zusammenhang von Wohnen, Alter, Zukunft, Dienstleistungen und Technologien immer wieder fällt, ist Ambient Assisted Living, kurz AAL (deutsch: altersgerechte Assistenzsysteme). AAL bringt manche Experten zum Schwärmen über die Möglichkeiten der Technik, Demographieprobleme zu lösen. In der öffentlichen Wahrnehmung und beim Endverbraucher scheint AAL jedoch noch nicht angekommen. Diese Unkenntnis mag auch daran liegen, dass kaum einer weiß, was sich hinter der Begrifflichkeit AAL verbirgt. Zahlreiche Definitionen, unterschiedliche Projektbeteiligte und Intentionen, verschiedenste Konzepte oder Produkte und damit verbunden diversifizierte Nutzergruppen erschweren die Diskussion. Zudem existieren, trotz teilweise mehrjähriger Forschungsarbeiten, bisher nur sehr wenige tragfähige Geschäftsmodelle. In dieser Untersuchung sollen eine Definition und eine begriffliche Einordnung der Thematik AAL vor allem aus wohnungswirtschaftlicher Sicht erfolgen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die aktuelle und zukünftige Finanzierungssituation von AAL- Lösungen. Die Einordnung und Abgrenzung erfolgt dabei besonders zu den Bereichen Smart Home und Vernetztes Wohnen . Daneben liegt ein Schwerpunkt auf dem Zusammenhang von AAL- Lösungen mit sozialen Dienstleistungen, die als zwingend notwendig für eine erfolgreiche Umsetzung von Geschäftsmodellen eingeschätzt werden. Ausgehend von den Ursachen und Auswirkungen des demographischen Wandels werden die Anforderungen an das zukünftige Wohnen dargelegt. Zudem wird erörtert, warum sich Wohnungsunternehmen mit diesem Thema beschäftigen müssen, wenn sie langfristig zukunftsfähig bleiben möchten und auf dem Markt erfolgreich bestehen wollen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Bereichen des barrierearmen oder -freien Bauens und des Vernetzten Wohnens . Um sich des Umgangs mit der Thematik Wohnen im Alter im eigenen Unternehmen bewusst zu werden und eventuell (neue) Strategien zu entwickeln, wurde von der Autorin ein Leitfaden entwickelt, dessen Fokus besonders auf die Einbindung von AAL- Lösungen und sozialen Dienstleistungen im Sinne eines Vernetzten Wohnens gerichtet ist. Angesprochen werden darin jene Aspekte, die besonders wichtig scheinen, um eine erfolgreiche Umsetzung der Strategien im eigenen Unternehmen zu ermöglichen und es somit langfristig für die Auswirkungen des demographischen Wandels zu rüsten.
Textprobe: Kapitel 3.2.1, Schaffung von barrierearmem bzw. barrierefreiem Wohnraum und Gestaltung des Wohnumfeldes: Umbauten/Veränderungen im Wohnungsbestand: Die wohl bekannteste und von den Unternehmen am meisten angewandte Methode, um den Anforderungen der immer älter werdenden Mieterschaft entgegenzuwirken, sind seniorengerecht angepasste Wohnungen. Hierbei kann zwischen drei Bereichen unterschieden werden: - Individuelle Wohnraumanpassung im Bestand: Hierbei handelt es sich um eine senioren- bzw. altengerechte Anpassung der Wohnung, die meist aufgrund individueller Anfragen einzelner Mieter durchgeführt wird. Seniorengerecht bedeutet in diesem Fall oftmals eine Reduzierung vorhandener Barrieren, z.B. wird die Schwelle zum Balkon mit einer Rampe überbrückt oder der Umbau von Badewanne zu (bodengleicher) Dusche vorgenommen. Hierbei werden meist nur einzelne, individuell störende Barrieren entfernt die Wohnung wird also hier nicht in einen grundsätzlich barrierefreien Zustand versetzt, sondern es kommt zu einer Umsetzung von Mindeststandards im Bereich Barrierefreiheit. Diese Umbauten werden oftmals auch nur dann durchgeführt, wenn der Mieter mit seinen persönlichen Problemen auf das Unternehmen zugeht und zusätzlich für eine Kostenübernahme, z.B. bei Vorliegen einer Pflegestufe durch die Pflegekasse oder durch Aufnahme eines KfW-Kredites, sorgt. Über die Möglichkeiten der Wohnraumanpassung informieren mittlerweile viele Ratgeber für Senioren, es gibt eine 'Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V.' und Pflegestützpunkte oder Kranken- und Pflegekassen geben ebenfalls Auskunft. Dass die Wohnungsunternehmen selbst geschulte Mitarbeiter auf dem Gebiet der Wohnraumanpassung einsetzen, ist bisher die Ausnahme. - Vorsorgliche Anpassung anlässlich von Sanierungen oder Modernisierungen: Einige Unternehmen achten mittlerweile verstärkt darauf, bei Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen bereits barrierearme bzw. barrierefreie Wohnungen (z.B. unter Anwendung entsprechender DIN-Normen) in das Gesamtkonzept zu integrieren oder bauen in diesem Zusammenhang komplette Blöcke seniorengerecht um. Diese Wohnungen bieten meist keine zusätzlichen, bereits im Mietpreis enthaltenen Betreuungsleistungen, sind also kein 'Betreutes Wohnen'. Daher handelt es sich hierbei im Vergleich um eine kostengünstigere Form des Wohnens im Alter, da Zusatzleistungen bei Bedarf vom Mieter selbst eingekauft werden können. Die gezielte Nachfrage nach diesen Wohnungen scheint in den letzten Jahren stark angestiegen zu sein, da Wohnungsunternehmen mit solchen Immobilien offensichtlich gute bis sehr gute Auslastungen zu verzeichnen haben, teilweise mit Wartelisten. Allerdings fehlen auf diesem Gebiet bisher verlässliche empirische Daten. - Anpassung des Wohnumfeldes: Hierbei werden im Wohnumfeld Aspekte des barrierefreien Bauens berücksichtigt, bspw. beim ebenerdigen Zugang zum Haus oder der Vermeidung von 'halben Treppen' beim Zugang zum Aufzug. Daneben gewinnen aber auch neue Elemente, wie Unterbringungsmöglichkeiten für Rollatoren oder verbesserte Aufenthaltsqualitäten in den Außenanlagen an Bedeutung. Umsetzung finden solche Maßnahmen zumeist bei Sanierungen oder Neubauten. Diese Anpassungsmaßnahmen bei Wohnungen, Gebäuden und Wohnumfeldern sind die am meisten verbreitete Methode und oft der erste Schritt des Unternehmens mit der Beschäftigung mit dem Gebiet 'Wohnen für ein langes Leben'. Allerdings sind mit dieser Thematik noch längst nicht alle Wohnungsunternehmen vertraut und überlassen die Mieter und ihre Probleme dann weitestgehend sich selbst. So wurden als Gründe gegen ein Engagement auf diesem Gebiet von Narten folgende Argumente identifiziert: - Kaum Kenntnisse im Unternehmen über technische Lösungen, Kosten und Beratungserfordernisse. - Keine Kenntnisse über Finanzierungsmöglichkeiten, Umbauten werden als sehr teuer und aufwändig eingeschätzt. - Viele Unternehmen sehen den Mieter in der 'Bringschuld', Aussage: 'Keine schlafenden Hunde wecken'. - Personelle Überforderung. - Teilweise wird die Auffassung vertreten, dass sich jemand, der das braucht, eine andere Wohnung suchen müsse. Hierbei wird deutlich, dass viele Unternehmen vor allem aus Unwissenheit einer Beschäftigung mit diesen Themen bisher eher zurückhaltend gegenüberstehen. Auch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung stellte 2011 im Rahmen einer Untersuchung fest, dass noch 'erhebliche Kenntnislücken im Hinblick auf die Bedeutung barrierefreier Wohnungsangebote für eine selbstständige Lebensführung im Alter, in Bezug auf praktikable und bewährte Möglichkeiten der Anpassung sowie über mögliche Kosten und Finanzierungswege' bestehen. Nachbesserung und Neuschaffung von seniorengerechten Sonderwohnformen: Spezielle Sonderwohnformen für Senioren sind bisher eher die Ausnahme und rangieren bei den Aktivitäten der Wohnungsunternehmen auf den hinteren Rängen. Hierbei handelt es sich meist um spezielle Seniorenwohnanlagen, Anlagen des 'Betreuten Wohnen' bis hin zu Pflegeheimen. Neben der Modernisierung von Alten- und Seniorenwohnanlagen werden der Umbau normaler Bestandsgebäude zu betreutem Wohnen oder der gänzliche Neubau vorgenommen. Daneben werden mittlerweile auch räumliche Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen, bspw. für selbst organisierte gemeinschaftliche Wohnprojekte, aber auch für die Schaffung von Pflegewohngruppen geschaffen.
Melanie Rosliwek-Hollering studierte Diplom-Pädagogik (univ.) in Bamberg und schloss dieses Studium 2002 ab. Sie beschäftigt sich seitdem hauptsächlich mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Wohnungswirtschaft. Seit 2005 arbeitet sie im Rahmen des Konzeptes SOPHIA, welches ältere Menschen und Menschen mit Handicap beim längeren Verbleib in der eigenen Wohnung unterstützt. SOPHIA gewann mehrere Forschungspreise und gilt EU-weit als innovatives und erfolgreiches Konzept. Melanie Rosliwek-Hollering ist derzeit Prokuristin und Leiterin der Servicezentrale der SOPHIA Berlin GmbH. Nebenberuflich qualifizierte sie sich betriebswirtschaftlich. 2012 absolvierte sie den Studiengang Real Estate Management erfolgreich mit dem Abschluss eines Master of Business Administration.
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