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Pädagogik & Soziales

Maike Pickers

ADHS bei Erwachsenen: DSM-V Kriterien im Vergleich mit früheren Versionen

ISBN: 978-3-8428-8736-7

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Mai 2013 erschien die neue Ausgabe des ‘Diagnostischen und Statistischen Manuals für Psychische Störungen’ (DSM-5). Darin enthalten sind diagnostische Kriterien zur Erstellung von Störungsdiagnosen. Auch die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird hier definiert und durch Diagnoserichtlinien klassifiziert. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den geplanten Änderungen dieser ADHS-Kriterien, wobei sich auf Erwachsene mit ADHS konzentriert wird. Außerdem werden die möglichen Auswirkungen der Änderungen auf Therapie und Rehabilitation diskutiert. Dieser Studie liegt dabei die Fragestellung zugrunde, wie die möglichen Änderungen der ADHS-DSM-Kriterien aussehen werden und wie sich diese Änderungen auf die Therapie und Rehabilitation Erwachsener mit ADHS auswirken könnten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, ADHS bei Erwachsenen: 3.1, Epidemiologie: Die Angaben zur Prävalenz der ADHS liegen bei 3 - 7%, diese Werte variieren stark, je nachdem welche Personengruppen und Methoden zur Datenerhebung herangezogen wurden (vgl. American Psychiatric Association, 2000, S. 90). ‘Auf Basis der DSM-IV-Kriterien [wurde] in Deutschland eine Häufigkeit von 3,1% festgestellt’ (Lauth & Raven, 2009, S. 17). Aufgrund häufiger Fehldiagnosen, bedingt durch Überschneidungen mit anderen Störungen, werden nur 9,7% der Erwachsenen mit ADHS fachgerecht behandelt (vgl. ebd., S. 17). Das Geschlechterverhältnis bei der ADHS zeigt eine Ungleichverteilung zur männlichen Seite hin, je nach Subtyp schwankt die Verteilung laut DSM-IV-TR von 2:1 bis 9:1 (vgl. American Psychiatric Association, 2000, S. 90). Auch andere Angaben bestätigen diese Tendenz. So wird bei Lauth und Raven beschrieben, wie sich das Verhältnis von Jungen zu Mädchen (8:1), bei Jugendlichen in 5:1 und letztendlich im Erwachsenenalter zu 2:1 bei Männern und Frauen wandelt (vgl. Lauth & Raven, 2009, S. 17). Die Störungssymptomatik unterscheidet sich bei Männern und Frauen, so weisen Männer ‘eher Substanzmittelmissbrauch auf, während für Frauen ein leicht erhöhtes Risiko für zusätzliche Ängste und Depressionen besteht’ (vgl. ebd., S. 17). 3.2, Symptome: Hauptsymptome für Erwachsene mit ADHS sind ‘Vergesslichkeit, unzureichende Aufmerksamkeit, mangelnde Konzentration, hohe Ablenkbarkeit, geringe Ausdauer sowie […] fehlerhaftes und flüchtiges Arbeiten’ (Lauth & Raven, 2009, S. 18). Weitere Symptome können risikoreiches Verhalten, übereilte Entscheidungen, starke Stimmungsschwankungen, eine geringe Frustrationstoleranz und ein geringes Selbstwertgefühl sein (vgl. Lauth & Raven, 2009, S. 18). Die Hyperaktivität, die sich in der Kindheit oft durch eine offene Bewegungsunruhe zeigt, wandelt sich im Erwachsenenalter häufig in eine ‘innere Unruhe und angespannte Nervosität’ (ebd., S. 18) um. 3.3, Bedingungsmodell: Grundsätzlich ist die ADHS bei Erwachsenen durch eine mangelnde Selbststeuerung zu erklären (vgl. Lauth & Raven, 2009, S. 19). Die Ursachen findet man bei Lauth und Raven zu ‘einem multifaktoriellen Bedingungsmodell zusammengefasst’ (ebd., S. 19). Biologische Faktoren sind eine Komponente in diesem Modell. Sie sind alleine gesehen jedoch kein Auslöser für die Entwicklung einer ADHS (vgl. ebd., S. 20). Aspekte, die bei der Betrachtung dieser Komponente als Ursachen diskutiert werden, sind mangelnde Aktivierungssteuerung, Mängel bei der zentralnervösen Reizübertragung, Mängel bei der zentralnervösen Inhibitionskontrolle und genetische Komponenten (vgl. ebd., S. 20ff). Eine weitere Komponente ist in diesem Bedingungsmodell die soziale Umwelt (vgl. ebd., S. 20). Aspekte, die hierunter gefasst werden, sind mangelnde Anleitung, geringe soziale Anreize, unzureichende positive Verstärkung, fortgesetzte ungünstige Attribuierung (vgl. ebd., S. 20ff). Ein Zusammenspiel aus den beiden eben beschriebenen Komponenten kann dann dazu führen, dass daraus psychische Folgen beim Individuum entstehen, die die Herausbildung eines ADHS- typischen Verhaltens begünstigen (vgl. ebd., S. 20). Folgen können sich als Performanzdefizite, Kompetenzdefizite, unzureichendes Effort Control System, mangelnde exekutive Funktionen oder idealisierte Erwartungen manifestieren (vgl. Lauth & Raven, 2009, S. 20). Das Aufeinandertreffen dieser verschiedener Komponenten kann schließlich dazu führen, dass sich ADHS-typische Verhaltensweisen in Form von Aufschieben, Unkonzentriertheit, Ablenkbarkeit, innerer Unruhe, risikoreichem Verhalten und Beeinträchtigungen im Alltagsverhalten zeigen (vgl. ebd., S. 20ff). 3.4, Komorbidität: Als Komorbidität wird die ‘Mehrfachkodierung von Diagnosen bei einer Person’ (Wittchen & Hoyer (Hrsg.), 2011, S. 41) bezeichnet. Bei circa ‘einem Drittel der Betroffenen liegt neben der ADHS noch eine weitere psychische Störung vor’ (Lauth & Raven, 2009, S. 18). Auch hier schwanken die Zahlen jedoch wieder abhängig von der Studie (vgl. ebd., S. 18). Komorbide Erkrankungen können unter anderem Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeit, Borderline- Persönlichkeitsstörungen oder antisoziale Persönlichkeitsstörungen sein (vgl. (Matthies, Hesslinger, & Philipsen, 2007, S. 436). Menschen mit ADHS nehmen ‘deutlich häufiger psychosoziale Dienste in Anspruch als unauffällige’ (Lauth & Raven, 2009, S. 18) Personen. 3.4.1, Psychosoziale Folgen: Die Symptome einer Störung können sich nicht nur beeinträchtigend auf Betroffene direkt auswirken, sondern auch weitere psychosoziale Folgen nach sich ziehen. Betroffene mit ADHS ‘sind seltener verheiratet, häufiger arbeitslos und haben im Durchschnitt ein geringeres Einkommen’ (Lauth & Raven, 2009, S. 18). Gemessen am Leistungsniveau erreichen Personen mit ADHS ‘weniger häufig höherwertige Schul- und Ausbildungsabschlüsse’ (Matthies, Hesslinger, & Philipsen, 2007, S. 437) als andere. Es kommt häufiger zu Ausbildungsabbrüchen, Arbeitsstellenwechsel oder -verlust, Scheidungen, Partnerwechseln und Unfällen mit schweren Verletzungen (insbesondere Verkehrsunfälle) (vgl. ebd., S. 437). 3.5, Diagnostik: ‘Die Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter ist eine ‘klinische Diagnose’’ (Ebert, Krause, & Roth- Sackenheim, 2003, S. 939) und sie setzt sich aus vielen einzelnen Komponenten zusammen. Grundlage der Diagnostik sollte ein umfassendes Interview mit dem Patienten sein. Dieses sollte eine vollständige psychiatrische Untersuchung, eine Erfassung von Differentialdiagnosen und Komorbiditäten, sowie die Abklärung ADHS-spezifischer Inhalte umfassen (vgl. ebd., S. 940). Im nächsten Schritt sollten organische und psychische Störungen ausgeschlossen werden. Dies sollte mit Hilfe einer Krankheitsanamnese und einer körperlichen Untersuchung geschehen (vgl. ebd., S. 940). Ein weiterer Aspekt der Diagnostik ist ein Interview mit Vertrauenspersonen und/oder Eltern zur aktuellen und früheren Symptomatik (vgl. ebd., S. 940). Abschließend kann eine testpsychologische Untersuchung erfolgen, mit der Aspekte wie Intelligenzquotient, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen erfasst werden können (vgl. ebd., S. 940). Zur Diagnosestellung können DSM-IV-, ICD-10- oder Wender-Utah- Kriterien verwendet werden (vgl. ebd., S. 940). 3.6, Therapie: 3.6.1, Allgemeines: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es nicht die eine richtige, immer gleiche Behandlungsform für alle Patienten gibt, da jeder Patient ein ganz eigenes Störungsbild aufweist und auch jeweils ganz individuell auf verschiedene Behandlungsformen anspricht. Auch leitet sich aus der Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter ‘noch keine Behandlungsnotwendigkeit bzw. eine bestimmte Art der Behandlung ab’ (Ebert, Krause, & Roth- Sackenheim, 2003, S. 941). Abhängig ist eine Behandlungsentscheidung ‘vom Ausprägungsgrad einer ADHS, von den psychischen und sozialen Beeinträchtigungen sowie der Relevanz der Symptome im Kontext vorhandener Ressourcen’ (ebd., S. 941). Grundsätzlich gibt es laut Ebert et al. zwei Behandlungsoptionen. Zum einen die Psychotherapien und zum anderen pharmakologische Therapien (vgl. ebd., S. 941). Auch Kombinationen aus beiden Therapieformen sind möglich, ‘obwohl nur für die Pharmakotherapie eine Effizienz ausreichend […] nachgewiesen wurde’ (ebd., S. 943). Ein erster Schritt in einer kognitiven Verhaltenstherapie ist die Psychoedukation (vgl. Lauth & Raven, 2009, S. 26).

Über den Autor

Maike Pickers wurde 1987 in Solingen geboren. Das Lehramtsstudium der Sonderpädagogik, welches sie 2013 an der Universität zu Köln abschloss, veranlasste sie dazu, sich der Thematik der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung zu widmen und sich damit in dem vorliegenden Werk auseinanderzusetzen.

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