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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 164
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In diesem Buch wird die Bedeutung von Ressourcenaufbau und Traumakonfrontation in der Integrativen Traumatherapie IBP im Vergleich mit weiteren traumatherapeutischen Richtungen diskutiert. Nach Darlegung des historischen Hintergrundes der Traumaforschung und der Diagnostik der traumareaktiven Störungsbilder in DSM IV und ICD 10 werden neurobiologische Aspekte zum Verständnis des Verhaltens in überfordernden Situationen dargelegt. Im Weiteren werden die Integrative Traumatherapie IBP (ITT IBP) nach Dr. Markus Fischer (CH) und ihre Grundlagen detaillierter beschrieben, sowie weitere traumatherapeutische Richtungen wie Somatic Experiencing, Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT), Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei PTBS, Prolonged Exposure und Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) zusammenfassend dargestellt. In der Folge werden die Wirksamkeit der vorgestellten traumatherapeutischen Konzepte aufgrund von Forschungsergebnissen sowie die Frage der Gewichtung von Ressourcenaufbau und Traumakonfrontation – auch auf dem Hintergrund der Neuroplastizität des menschlichen Gehirns – diskutiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5.1, Grundlegende Prinzipien der Stressbewältigung - Dissoziation, Mobilisation und soziale Kommunikation: Die Entwicklung der Reaktionen des Menschen auf überfordernde Situationen in Form von Kampf, Flucht und Dissoziation ist biologisch und sehr alt und vor der Entwicklung des Stammhirns entstanden. Es sind biologische Überlebensmechanismen, die bei allen Spezies zu finden sind von den Spinnen bis zu den Primaten und Menschen. Die ‚Kampf-oder-Flucht‘-Strategie wird vom Stammhirn und limbischen System ausgelöst. Es wird instinktiv zum Angriff übergegangen, wenn es erforderlich und erfolgversprechend im Zusammenhang mit dem Überleben (physisch und psychisch) scheint oder instinktiv die Flucht angetreten. Die phylogenetisch ältere Möglichkeit ist die Erstarrung oder die Dissoziation, wenn Kampf oder Flucht aussichtslos sind. Ein Säugling in einer lebensbedrohlichen Situation kann nicht kämpfen oder fliehen er kann nur durch Schreien und Weinen seine Bindungs- und Hilfewünsche an seine Bindungspersonen artikulieren. Wenn diese nicht reagieren oder sogar die Ursache der Bedrohung sind, bleibt dem gestressten Säugling nur der Totstellreflex, die Freeze-Reaktion, die Dissoziation, der Abzug der Aufmerksamkeit von der bedrohenden Situation. Reaktionen der Immobilität, der Erstarrung, der Dissoziation führen beim Menschen oft zur Entstehung einer Traumareaktion mit den traumaspezifischen Symptomen, wie Spaltung zwischen Bewusstsein und Körper, Denken, Emotionen und Empfindungen, Amnesie oder Teilamnesie bezogen auf das traumatisierende Ereignis. Anders als beim Tier, das sich nach einer tödlichen Bedrohung einfach schüttelt, ist beim Menschen oft der Neocortex im Weg. Wie der betroffene Mensch seine kognitiven Fähigkeiten einsetzt, entscheidet darüber, ob seine Fähigkeiten zur Selbstregulation zum Tragen kommen und die im überfordernden Ereignis aufgebaute und gehaltene Energie abgebaut werden kann und der Reiz-Regulationszyklus abgeschlossen werden kann. Das starke Kontrollbedürfnis des Menschen und die Angst verhindern instinktive Impulse und Reaktionen, so dass ein autonomer Reaktionszyklus zwar initiiert aber nicht zum Abschluss gebracht wird. Die nach Stephen Porges (vgl. Kap. 5.2) phylogenetisch ‚modernste‘ Möglichkeit, mit Reiz- und Stresssituationen umzugehen, ist Kommunikation und soziale Kontaktaufnahme. Dies bedingt eine spezifische Entwicklung des autonomen Nervensystems, die den höher entwickelten Säugetieren und uns Menschen vorbehalten ist. Versagt der Modus der sozialen Kontaktaufnahme in Not-, Gefahren- und potentiell traumatisierenden Situationen, wird auf die Modi Mobilisation (Kampf / Flucht) oder Dissoziation (Immobilisation) zurückgegriffen. […] Kapitel 5.2, Die polyvagale Theorie von Stephen W. Porges: S. Porges hat basierend auf anatomischen und neurophysiologischen Fakten aufgezeigt, dass die dem Menschen zur Verfügung stehenden drei Modi zur Reiz- und Stressregulation drei im Laufe der evolutionären Entwicklung erworbenen Errungenschaften entsprechen. M. Fischer geht davon aus, dass sich Porges naturwissenschaftlich fundierte Theorie durchsetzen wird und sie das bisherige Verständnis des autonomen Nervensystems ablösen wird. Porges Theorie ermöglicht einen neuen Zugang zum Verständnis von sozial gefährdendem Verhalten und von Kampf-, Flucht- und Dissoziationsreaktionen, indem sie aufzeigt, dass der Spielraum für soziale Kontaktaufnahme und Kommunikation durch physiologische Zustände begrenzt ist. Zudem zeigt seine Theorie auch auf, wie soziales Verhalten ermöglicht und unterstützt werden kann. Porges erklärt, wie sich das primitive autonome Nervensystem der Wirbeltiere im Verlaufe der Evolution zum autonomen Nervensystem der Säugetiere und Menschen weiterentwickelte, welches bedeutende funktionelle Eigenschaften hat: Es reguliert den Zustand der inneren Organe, um soziales Verhalten zu unterstützen. Porges nennt seine Theorie polyvagal, um die phylogenetischen Verlagerungen des 10. Hirnnervs, des Nervus Vagus, zu unterstreichen. Dieser Hirnnerv vermittelt dem autonomen Nervensystem die ursprüngliche parasympathische Einspeisung. Während die Vagusfasern primitiver Wirbeltiere nicht mit einem Myelinmantel umgeben sind, also unmyelisiert sind, haben Säugetiere sowohl durch Myelin geschützte als auch ungeschützte – unmyelisierte – vagale efferente Fasern. Die myelinisierten und unmyelisierten Neuronen haben unterschiedliche Funktionen. Sie entspringen unterschiedlichen Bereichen des Hirnstamms und unterstützen unterschiedliche adaptive Verhaltens- und Reizbewältigungsstrategien. Der Begriff ‚polyvagal‘ bedeutet also, dass das autonome Nervensystem – repräsentiert durch den 10. Hirnnerv, den Nervus Vagus – unterschiedliche Modi vermitteln kann und in diesem Zusammenhang unterschiedliche Funktionen zum Tragen kommen. Porges zeigt auf, dass die drei Möglichkeiten, die uns Menschen zur Verfügung stehen, um Reize, Stress und auch potentiell traumatisierende Erfahrungen zu regulieren – soziale Kommunikation, Mobilisation und Immobilisaton – drei im Verlaufe der Evolution aufeinander folgenden Errungenschaften entsprechen. Er stellt dem bisherigen Verständnis des autonomen Nervensystems als fundamental antagonistischem System, bestehend aus den beiden Untersystemen Sympathikus und Parasympathikus, seine Theorie des dreistufigen autonomen Nervensystems gegenüber. Er unterteilt das parasympathische (vagale) System in ein dorsal vagales System (dorsaler Vaguskomplex, DVC) und ein ventral vagales System (ventraler Vaguskomplex, VVC).

Über den Autor

Die Autorin Ramani E. Panser (geb. 1958 in Köln) war ursprünglich Dipl.Sozialarbeiterin.1996 holte sie die Matura nach und im Jahr 2011 hat sie ihren Mastertitel mit Auszeichnung in Psychotherapeutischer Psychologie an der Universität Krems (Österreich) erworben. In ihrem Studium hat sie sich schwerpunktmäßig bereits mit Psychotraumatologie befasst. Sie hat im Jahre 2009 ihre Fortbildung in der integrativen Traumatherapie IBP (ITT IBP) - traumatherapeutischer Prozessbegleitung – bei Dr. Markus Fischer (Winterthur CH) abgeschlossen. Heute arbeitet sie als diplomierte Biodynamische Körpertherapeutin nach Gerda Boyesen und psychologische Beraterin (Absolvierung einer individualpsychologischen und psychoanalytischen Ausbildung) in Basel und Zürich. In Basel leitet sie ein Orientalisches Tanzstudio und ihr Therapiestudio, in dem sie auch traumatisierte Patientinnen und Patienten behandelt. Ihr Anliegen ist es, dem Menschen ganzheitliche Entwicklungsimpulse zu geben und ganzheitlich in allen Lebensfragen weiter zu helfen. Momentan absolviert sie den Weiterbildungslehrgang für Integrative Körperpsychotherapie IBP nach Jack Lee Rosenberg / Markus Fischer am IBP – Institut in Winterthur (CH).

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