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  • Der nachhaltige Tourist – Eine Utopie? Zur Situation nachhaltiger Reiseformen auf dem deutschen Pauschalreisemarkt

Nachhaltigkeit


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 224
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Reisen hat sich im Laufe der Jahrzehnte in einer globalisierten Welt vereinfacht, so dass sich Sehnsüchte nach exotischen und unberührten Orten leichter erfüllen lassen. Reisen in Entwicklungsländer sind heute ein fester Bestandteil der Urlaubsgesellschaft und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Seit einigen Jahrzehnten reisen immer mehr Menschen zwischen den verschiedensten Teilen der Erde hin und her. Dadurch entstanden jedoch auch weitreichende negative Konsequenzen für die Umwelt, für die Einheimischen und die lokale Wirtschaft in den Zielregionen, sodass der Tourismus längst nicht mehr als weiße Industrie gilt. Einige Autoren sprechen gar von einer moralischen Krise. Seit den 1990er Jahren, spätestens mit der Agenda 21, ist das Konzept der Nachhaltigkeit in aller Munde. Im Tourismus gelten diverse Ansätze der Nachhaltigkeit als ersehnter Gegenentwurf zum konventionellen Massentourismus und somit als Hoffnungsträger für eine weitere Entwicklung. Sie vereinigen die Elemente der Partizipation der einheimischen Bevölkerung und den Umweltschutz mit dem Ziel, die aktuellen Interessen und Ressourcen zu wahren und langfristig die Grundlage des Reisens für zukünftige Generation zu erhalten. In diesem Kontext entstand der Anspruch, eine wirtschaftlich sinnvolle und sozial- und umweltverträgliche Gestaltung in den Zielgebieten zu stärken. Die als Beispiel angeführten Ansätze des Ökotourismus und des Community-based Tourism, stellen hierzu in erster Linie Ansätze dar, die in der Theorie ihren Platz gefunden haben, aber in der Praxis mit Umsetzungsproblemen zu kämpfen haben. Im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit vermögen es nachhaltige Tourismusansätze nicht, über den Status als Nischensegmente auf dem Markt hinaus zukommen. Daher laufen viele derartige Projekte Gefahr vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht zu scheitern. Im nachfrageorientierten Markt des Tourismus steht und fällt der Erfolg solcher nachhaltigen Ansätze, wenn sie von den lokalen Akteuren überhaupt gewünscht werden, folglich mit dem tatsächlichen Buchungsverhalten der Reisenden. Ziel des Buches ist es, das Nachfragepotential für als nachhaltig geltende Tourismusformen herauszustellen. Neben der Auswertung bisheriger beispielhafter Studien wird über eine empirische Untersuchung unter deutschen Pauschalreisenden die aktuelle Ansprechbarkeit für solche Tourismusformen erhoben. Es wird von der These ausgegangen, dass in heutigen Zeiten der Pluralisierung der Lebensstile und einer kritischen Konsumhaltung durchaus Raum für Reisen abseits des konventionellen Massentourismus vorhanden ist. Ein wachsender Anteil der Reisenden verhält sich flexibler, individualistischer, abenteuerlustiger und anspruchsvoller als noch vorhergehende Generationen. Oft stehen dabei nicht der günstige Preis im Vordergrund, sondern auch die Qualität und das besondere Erlebnis eines Urlaubs. Der Kernnutzen der Erholung wird somit möglichst um einen oder mehrere Zusatznutzen ergänzt. Nachhaltige Reiseangebote können diesen Zusatznutzen für den Urlauber gewährleisten, insofern er bereit ist, diese auch in Anspruch zu nehmen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 7.1, Zur Idee des Ökotourismus: Zu den konzeptionell konkreten Überlegungen für einen Nachhaltigen Tourismus gehört der Ökotourismus, dessen Idee bis in die 1960er Jahre zurückgeht. Auf Grund seiner besonderen Angebots- und Nachfragestruktur lässt er sich vom konventionellen Massentourismus abgrenzen. Nach PAGE und DOWLING gliedert er sich dadurch in die Formen des Alternativtourismus ein und sie definieren ihn als […] a niche form of tourism which comprises one segment of the range of alternative forms of tourism, which by assumption, is alternative to traditional mass tourism. Mehrere Autoren betonen hingegen, dass der Ökotourismus als Unterform dem Nachhaltigen Tourismus, als eine Weiterentwicklung alternativer Ansätze, zuzurechnen ist. So schreibt HAWKINS 1994 dass Ecotourism has extraordinary potential as a tool for sustainable development conversely, the principles of sustainable development are central to ecotourism.” Auch VORLAUFER ordnet den Ökotourismus als eine Sonderform des nachhaltigen Tourismus ein. Nach CATER sollte ein Ökotourismus immer ein nachhaltiger Tourismus sein, während nicht jeder nachhaltige Tourismus auch Ökotourismus ist. HÄUSLER resümiert daher: Nachhaltiger Tourismus beinhaltet alle Aspekte des Tourismus, während unter Ökotourismus verantwortungsbewusstes Reisen in naturnahe Gebiete verstanden wird, also ein Segment des nachhaltigen Tourismus darstellt. Häufig werden beide Begriffe aber für ein und dieselbe Sache verwendet. . Einen Überblick über die verschiedenen Definitionsansätze geben PAGE und DOWLING. Trotz der Begriffsverwirrung, lässt sich festhalten, dass er vornehmlich ab den 1980er Jahren geprägt wurde. Seit diesem Zeitpunkt ist um ihn ein großer Wachstumsmarkt als ein spezielles Nachfragesegment entstanden, welches durch das gestiegene ökologische Bewusstsein ab den 1980ern Jahren getragen wird. Dieses Marktsegment beinhaltet oberflächlich Reisen in die Natur durch Reisende, von Wissenschaftlern, über Naturschützer und Naturinteressierten, bis zu Reisenden, die solch eine Tour als ungewöhnlichen Teil ihres Urlaubs buchen. Ökotourismus lässt sich als ein Trendsegment im Tourismus identifizieren, das schnell wächst und als Marktnische seit Jahren eine rege Aufmerksamkeit in Praxis und Theorie erhält. Im Jahr 2002 war das internationale Jahr des Ökotourismus, unter der Federführung der UNWTO und UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAMME (UNEP). Es wird für die Zukunft erwartet, dass mehr Menschen naturbasiert reisen, mit Naturschutzgebieten, naturnahen Landschaften und Reservaten als Hauptziel ihrer Reise. Die hierfür relevanten Destinationen befinden sich vor allem in Mittelamerika, in Süd- und Ostafrika, in Süd- und Südostasien sowie im Amazonasgebiet. Nach MÜLLER lassen sich Ökotouristen in zwei Extremtypen differenzieren. Zum einen die oberflächlichen Naturtouristen mit hohen Ansprüchen an die Infrastruktur, einem kurzen Aufenthalt und gering ausgeprägten Naturinteressen, zum anderen die engagierten Naturtouristen mit hohen Ansprüchen an das Naturerlebnis, einem hohem Interesse an Natur bei einem langen Aufenthalt. Häufiger ist hierbei der erste Typ anzutreffen. Im Laufe der Zeit ist der Markt für den Ökotourismus differenzierter geworden. Anstelle weniger Anbieter für einige individuelle Reisende sind mehr Anbieter in Erscheinung getreten auf einem Markt, auf dem sich der Ökotourismus in verschiedene Reiseerlebnisse, ausgewählte Naturspots, Tourist-Host-Beziehungen und Gruppengröße aufteilt. So gibt es ökotouristische Reisen für selbstbewusste Personen in kleinen Gruppen, mit nichtmotorisierter Fortbewegung, denen Herausforderungen und ein direkter Kontakt zu unberührter Natur wichtig sind und die einen geringen Bedarf nach Dienstleistungen und Infrastruktur haben. Ein Beispiel hierfür wäre Canoeing. Des Weiteren gibt es Angebote für Kleingruppen, die motorisiert im Gelände abseits der Touristenrouten reisen und dabei moderate Herausforderungen suchen. Hier werden breitere Gruppen von Touristen angesprochen, die nicht zwingend Outdoor-Erfahrung haben. Mittlerweile gibt es auch Offerten für große Gruppen von Reisenden zu bekannten Naturplätzen mit den gängigen Transportmitteln und geringen Herausforderungen, bei denen viel Service und Infrastruktur geboten werden. Unter dem Begriff Ökotourismus vereinigen sich die verschiedensten touristischen Aktivitäten zu einem Schlagwort, weil sie den gemeinsamen Nenner eines Tourismus, der natur-basiert ist, teilen. Ökotourismus ist aber nicht einfach nur rein naturbasierter Tourismus, der in seinem Ursprungsgedanken Reisen aller Art in die Natur als Hauptattraktion und Motiv des Reisens sieht, sondern weitergehend ein gemäßigter Tourismus, der die Natur in den Mittelpunkt stellt, um sie zu schützen und durch den Einheimische vor Ort profitieren. In diesem Sinne ist also Ökotourismus ethisch und nachhaltig gedacht. Ecotourism is a sustainable form of natural resource-based tourism that focuses primarily on experiencing and learning about nature, and which is ethically managed to be low-impact, non-consumptive, and locally oriented (control, benefits, and scale). It typically occurs in natural areas, and should contribute to the conservation or preservation of such area.”. Damit ist der Ökotourismus auch ein Resultat der neuen Nachhaltigkeitsagenda im Tourismus seit den 1980ern. So merkt FRANKLIN an, dass […] nature tourism was given a considerable boost through its connection with environmentally correct and sustainable new forms of tourist development. Ökotourismus ist eine konkrete Reiseform des Nachhaltigen Tourismus, unter besonderer Berücksichtigung des Reisens in die Natur. Dazu hat das Bewusstsein um einen Natur- und Ressourcenschutz auch Einkehr bei den Entscheidungsträgern und Planern gehalten. Regierungen, Parteien, und Think Thanks antizipieren die Diskussion um den Nachhaltigen Tourismus und beziehen eine Position für eine weitere ökologische Tourismusförderung.

Über den Autor

Alexander Bleifuß wurde 1985 in Malchin geboren. Sein Studium der Geographie, Psychologie und Soziologie an der Georg-August Universität in Göttingen schloss der Autor im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Diplom-Geographen erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in der Entwicklungsländerproblematik, ergänzend zum früh geweckten Interesse an tourismusgeographischen Fragestellungen. Nach Reisen auf Kuba und Thailand reifte der Gedanke zur Arbeit an dem vorliegenden Werk.

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