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- Wissenstransfer in medizinischen Packungsbeilagen: Was verstehen Patienten?
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Untersuchung widmet sich der Analyse von zwei ausgewählten Packungsbeilagen mit dem Ziel festzustellen, ob Packungsbeilagen von Arzneimitteln, die auf dem deutschen Markt zu erwerben sind, immer noch Probleme beim Lesen und Verstehen bereiten können und diesbezüglich optimiert werden müssen. Zum anderen soll die Frage beantwortet werden, ob Gebrauchsinformationen die aktuellen gesetzlichen Vorschriften berücksichtigen. Die für die Analyse ausgewählten Packungsbeilagen stammen von verschreibungspflichtigen Medikamenten, da solche Medikamente nebenwirkungsträchtiger sind und ihr Missbrauch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Zunächst wird ein Einblick in die Problematik des Wissenstransfers gegeben sowie die Rolle und die Besonderheiten von Fachsprachen erläutert. Anschließend werden die Formen des Wissenstransfers nach Möhn/Pelka (1984) und Verständigungsprobleme dargestellt. Im Weiteren erfolgt ein grober Abriss der Besonderheiten der medizinischen Fachsprache sowie der medizinischen Textsorten. Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich mit der Textsorte Packungsbeilage . Es werden Informationen zur Entstehungsgeschichte und zu besonderen Merkmalen dieser Texte mit einem Überblick über bestehende deutsche sowie europäische Gesetze und Richtlinien gegeben. Dabei werden die Empfehlungen der aktuellen Readability Guideline vom 12. Januar 2009 sowie die Kritikpunkte seitens der Gruppe PAINT – Consult® ausführlich behandelt. Anschließend werden gesetzliche Regulierungen hinsichtlich der inhaltlichen Gliederung und der haftungsrechtlichen Anforderungen präsentiert und mit Ergebnissen einiger aktueller Studien und Umfragen verglichen. Das Kapitel 4 ist der Problematik des Textverstehens und der Textverständlichkeit gewidmet. Die Kriterien der Textverständlichkeit nach Heringer (1979) sowie die Vierkomponententheorie der Textverständlichkeit nach Heringer (1984) werden dabei betrachtet. Im Anschluss wird die Verständlichkeitsproblematik bezüglich der Packungsbeilagen erörtert. Im letzten Teil folgt die sprachliche und inhaltliche Analyse von zwei willkürlich ausgewählten Beispielpackungsbeilagen. Bei der ersten Packungsbeilage handelt es sich um ein Medikament gegen Bluthochdruck sowie eines gegen Sodbrennen. Den Abschluss des vorliegenden Buches bildet eine Zusammenfassung der Ergebnisse der durchgeführten Analyse von Beispieltexten.
Textprobe: Kapitel 2.3, Medizinische Fachsprache: 2.3.1, Allgemeine Bemerkungen: Die Medizin versteht sich als Wissenschaft von ‘Pathologie, Diagnostik, Therapie, Begutachtung und Prophylaxe menschlicher Krankheiten’ und weist demnach eine ausgeprägte horizontale und vertikale Schichtung auf. Die horizontale Schichtung der medizinischen Fachsprache gliedert sich nach Roelcke in Sprache der Anatomie, Physiologie, Biochemie, (medizinische) Psychologie, (medizinische) Soziologie, Pathologie, Mikrobiologie, und Pharmakologie. Vertikal unterscheidet er (jedoch stark vereinfacht) drei Ebenen: die reine Wissenschaftsebene (Kommunikation über medizinische Erkenntnisse zwischen Ärzten, Forschern usw.), die Praxisebene (Kommunikation zwischen Ärzten und medizinischem Fachpersonal) und die Behandlungsebene (Kommunikation zwischen Ärzten und medizinischen Laien). Der medizinische Gesamtwortschatz umfasst heute nach Einschätzung rund 500.000 Einheiten. Mindestens 20.000 Begriffe bezeichnen organische Funktionen, 60.000 fallen für Krankheitsnamen, Untersuchungs- und Operationsmethoden, rund 80.000 sind Medikamentenbezeichnungen. Unter Bezeichnungen für Körperteile und Organe sind etwa 10.000 lateinischer und griechischer Herkunft, z.B. Erythrozyten, Appendix vermiforis. Parallel zu ihnen und mit ihnen werden zahlreiche Synonyme aus der deutschen Fachsprache verwendet (rote Blutkörperchen, Wurmfortsatz des Blinddarms) sowie synonyme oder hyperonyme internationale und deutsche Kurzformen für diese Bezeichnungen (Erys, Appendix oder Blinddarm). Internationale Begriffe werden morphologisch assimiliert, so verwendet man akute Appendizitis anstelle des Terminus appendicitis acuta. Lateinisch- griechische Begriffe erschweren einerseits erheblich die Verständigung der medizinischen Sprache, ‘da die Verbreitung und Kenntnis des Lateinischen und Griechischen ständig abnimmt’. Andererseits hat die Verwendung dieser Begriffe viele Vorteile: ‘sie ist weitgehend international, sie ruft keine störenden Assoziationen hervor, ihr semantischer Inhalt ist konstant, sie besitzt die Möglichkeit zur Bildung nahezu beliebig vieler Wörter’. Da die englische Sprache die Rolle des internationalen Kommunikationsmittels in der Wissenschaft eingenommen hat, wird die deutsche Fachsprache der Medizin immer mehr von den englischen und amerikanischen Fachwörtern geprägt, so findet heute eine breite Verwendung solcher englischen Begriffe und Abkürzungen, wie Compliance, HIV (human immunodeficiency virus) usw. statt. Ein weiteres Merkmal des medizinischen Fachwortschatzes ist der aktive Gebrauch von allgemeinsprachlichen Wörtern neben den fachspezifischen Begriffen und Ausdrücken. Diese gemeinsprachliche Elemente, wie Herz, Lunge, Leber, ergänzen den fachlichen Wortschatz und haben eine wichtige Bedeutung im Kontext, ohne sie ist die Existenz der medizinischen Fachsprache nicht vorstellbar. Die Tatsache, dass der umgangssprachlich verwendete Wortschatz aus ungefähr 500 Bezeichnungen und Ausdrücken besteht, wobei bereits ein Medizinstudent aktiv ca. 6.000 – 8.000 Fachtermini benutzt, bedeutet für Patienten, neben Nominalisierung und Unpersönlichkeit dieser Sprache, weitere Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung mit ihr. Als Folge hat man oft das Gefühl, über die eigene Krankheit wenig oder überhaupt nicht informiert zu sein. Dennoch wird der Aufklärung der Patienten ein hoher Stellenwert im therapeutischen Prozess beigemessen. ‘Empirische Untersuchungen in den USA und der BRD haben erwiesen, daß [sic] das durch die Sprache -Ausdrucksweise der Ärzte, medizinische Fachausdrücke –bewirkte Kommunikationsdefizit den Heilerfolg beeinträchtigen kann.’ Laut Ergebnissen dieser Untersuchungen, fühlten sich manche Patienten durch die Sprache des behandelten Arztes dermaßen ‘gestört und verwirrt’, dass sie ihm unkonzentriert zuhörten und infolge dessen sich wichtige Informationen entgehen ließen. Das gewachsene Interesse der Patienten gegenüber ihrem Gesundheitszustand sowie ‘die zunehmende Einsicht in die Wichtigkeit der Prävention’, haben dazu geführt, dass die Fragen der angemessenen verständlichen Gesundheitsberatung und Aufklärung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Inzwischen sind viele Institutionen und Organisationen gegründet worden, die sich mit den Möglichkeiten der optimalen Aufklärung der Patienten über ihre Gesundheit auseinandersetzen.
Iryna Leunikava, M.A., Jahrgang 1983, schloss ihr Studium der Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum im Jahre 2010 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab Bereits während des Studiums interessierte sich die Autorin im besonderen Maße für die Problematik der erfolgreichen Wissensvermittlung zwischen Experten und Laien Beeinflusst durch ihre professionellen Erfahrungen in der pharmazeutischen Branche, besonders im Bereich der klinischen Forschung, fiel die Entscheidung, sich mit dem Thema des vorliegendes Buches intensiv zu befassen.
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