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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ein Großteil der von einem Produkt ausgehenden Umweltauswirkungen wird bereits in der Entwicklungsphase festgelegt. Für eine Reduktion negativer ökologischer Auswirkungen von Produkten bedarf es geeigneter Instrumente. In diesem Buch wird das Potenzial des Life Cycle Assessments (LCA) als Werkzeug einer ökologisch orientierten Produkt-entwicklung untersucht. Dabei handelt es sich um ein Bewertungsinstrument, bei dem alle Umweltauswirkungen analysiert werden, die entlang des gesamten Produktlebensweges ver-ursacht werden – von der Rohstoffgewinnung über alle Stufen der Produktherstellung und der Produktnutzung bis zur endgültigen Entsorgung des Produktes. Zentrale Forschungsziele der Studie sind, die Eignung des LCAs für eine Integration in die Produktentwicklung zu prüfen, organisatorische Gestaltungsmöglichkeiten einer Integration zu untersuchen und den Nutzen, den Unternehmen daraus ziehen können, aufzuzeigen. Weiter werden Verbesserungspotenziale des Instruments LCA erhoben, die eine Integration in die Produktentwicklung vereinfachen könnten.
Kapitel II.3.4, Auswertung: In der abschließenden Phase eines Life Cycle Assessments erfolgt die Auswertung und Verarbeitung der Ergebnisse zu einem Gesamturteil. Dieses umfasst folgende Bestandteile: Identifizierung signifikanter Parameter Prüfung auf Vollständigkeit und Konsistenz Sensitivitäts- und Unsicherheitsanalysen Schlussfolgerungen, Einschränkungen und Empfehlungen Signifikante Parameter sind Beiträge, die bedeutsamen Einfluss auf die gesamten Umweltwirkungen eines Produktsystems haben. Es kann sich dabei um Aktivitäten, Prozesse, Materialien, Komponenten oder ganze Lebenswegabschnitte handeln. Eine mögliche Methode zur Identifizierung der signifikanten Parameter besteht in der Berechnung relativer Beitragswerte. So können Aussagen darüber getroffen werden, welchen prozentualen Beitrag bestimmte Prozesse des Produktlebensweges an der Gesamtauswirkung des Systems auf die Klimaänderung hat. Die Vollständigkeitsprüfung soll sicherstellen, dass alle relevanten, dem Untersuchungsziel entsprechenden Prozesse des Produktsystems vollständig erfasst wurden. Hier wird beispielsweise mit einfachen Checklisten gearbeitet, in denen alle Einzelprozesse aufgelistet werden, deren Vollständigkeit bewertet wird und ggf. notwendige Tätigkeiten zur Vervollständigung beschrieben werden. Die Kontrolle, ob Methoden, Verfahren und Annahmen für das gesamte LCA konsequent gleichartig angewandt wurden, wird ‚Konsistenzprüfung’ genannt. Anhand von Sensitivitätsanalysen kann eine Einschätzung der Zuverlässigkeit der LCA-Ergebnisse erfolgen. Dabei wird der Einfluss verschiedener möglicher Unsicherheiten ermittelt, wie beispielsweise Unsicherheiten in den Daten, den Allokationsverfahren oder in der Berechnung der Wirkungsindikatoren. Oft werden die Unsicherheiten anhand von Bandbreiten oder anhand der Darstellung von Gut- und Schlecht-Szenarios veranschaulicht. In einem abschließenden Bericht werden Schlussfolgerungen, Einschränkungen und Empfehlungen für die angesprochene Zielgruppe formuliert. Auch die Daten, Methoden und Annahmen, die zu den Ergebnissen führen, müssen transparent und mit ausreichender Ausführlichkeit geschildert werden. Zu beachten ist, dass der eigentliche Entscheidungsprozess nicht Bestandteil eines LCAs ist. Vielmehr ist die Methode als Werkzeug zur Entscheidungsunterstützung zu sehen, da hauptsächlich globale ökologische Gesichtspunkte fokussiert werden und ökonomische, soziale sowie lokale ökologische Belange im allgemeinen außerhalb der Betrachtung stehen. Aus diesem Grunde kann das LCA nicht als alleiniges Entscheidungswerkzeug verwendet werden. Als optionaler Bestandteil der Auswertungsphase kann das ‚kritische Review’ gesehen werden. Dies stellt eine kritische Prüfung der gesamten Studie durch interessierte Kreise, sowie interne oder externe Sachverständige dar, die das Ziel verfolgt, die Akzeptanz der Studienergebnisse zu erhöhen. Laut Norm ist diese Überprüfung dann zwingend durchzuführen, wenn die Ergebnisse für eine Veröffentlichung vergleichender Aussagen vorgesehen sind. Kapitel II.4, Vereinfachung von LCAs: Wie die vorangegangene Darstellung des Instrumentes erahnen lässt, ist der Aufwand zur Erstellung eines LCAs beträchtlich. Besonders angesichts der immer schneller wechselnden Marktbedingungen, den damit einhergehenden kürzer werdenden Produkt-Marktzyklen und damit auch verkürzten Entwicklungszeiten, sind für Unternehmen kostengünstige und rasch anzuwendende Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung gefordert, die trotzdem eine hohe Akzeptanz erzielen. Aus diesem Grunde wurden Wege zur Vereinfachung von LCAs entwickelt. Eine Vereinfachung kann erzielt werden durch: Verkürzung des LCAs, Verwendung generischer Daten, Unterstützung durch LCA-Software Kapitel II.4.1.1, Verkürzung von LCAs: Vollständige LCAs, also Analysen, bei denen alle Flüsse und Prozesse des Produktsystems komplett erfasst werden, erreichen zwar eine sehr hohe Aussagesicherheit, sind jedoch mit erheblichem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Dem stehen verkürzte LCAs gegenüber, bei denen im allgemeinen eine Abkürzung des aufwändigsten Teils, der Erstellung der Sachbilanz, erfolgt. Die Methoden zur Verkürzung von LCAs haben gemein, dass sie Teile des Produktsystems von der Betrachtung ausschließen. Durch die, mit einer solchen Verkürzung im allgemeinen einhergehenden Verringerung der Aussagesicherheit entsteht ein Zielkonflikt. Es gilt, einen Kompromiss zu finden, der bei vertretbarem Aufwand eine ausreichende Aussagesicherheit zulässt. Da die notwendige Aussagesicherheit auch vom Zweck der Studie abhängt, muss für die jeweilige Entscheidungsunterstützung ein optimales Verhältnis von Aufwand und Nutzen gefunden werden. Im Folgenden werden übliche Verkürzungsansätze vorgestellt: Abschneiden von Lebenswegabschnitten (Restriktive LCAs) Ausblenden von Umweltwirkungen (Screening LCAs) Hybridvereinfachung von LCAs Bei Restriktiven LCAs besteht die Vereinfachung in einer Elimination von Prozessen und mit diesen zusammenhängenden Stoff- und Energieströmen in der Lebenswegmodellierung. Die Erstellung solcher restriktiver LCAs erfolgt nach verschiedenen Verfahren, welche nach unterschiedlichen Kriterien eine Auswahl der auszugrenzenden Prozesse treffen. Untersuchungen zu den verschiedenen restriktiven Verfahren haben allerdings gezeigt, dass die ungeprüfte Ausgrenzung von Teilen des Produktsystems die Richtigkeit der Ergebnisse gefährdet. Auch der Ausschluss von Stoff- oder Energieflüssen aus der Betrachtung bzw. eine Konzentration auf bestimmte Flüsse führt zu einer Vereinfachung. Man spricht in diesem Fall von Screening LCAs. Prinzipiell werden bei diesem Verfahren alle Prozesse des Produktsystems abgebildet, doch werden dabei nicht alle Massen- und Energieströme betrachtet. Als Beispiel für ein Screening LCA sei hier die Methode des ‚Kumulierten Energieaufwandes’ (KEA) genannt, die ausschließlich Energieströme betrachtet. Mischformen des ‚Screening LCAs’ und des ‚Restriktiven LCAs’ werden ‚Hybrid-vereinfachte LCAs’ genannt. Die beiden Ansätze werden dabei gleichzeitig angewandt. Die Vorgehensweise, bei der anhand von vorgelagerten Screening Untersuchungen wichtige Prozesse ermittelt werden, und im Anschluss ein Restriktives LCA mit den relevanten Prozessen durchgeführt wird, hat in Untersuchungen zu Ergebnissen geführt, die vergleichbar zu denen aus voll-ständigen LCAs sind. Durch systematische Kombination mehrerer Screening Parameter bei schrittweiser Ausdehnung des Lebenswegmodells sowie Erhöhung der Datenqualität kann bei relativ geringem Aufwand eine gute Aussagesicherheit erreicht werden. Auch in der Praxis hat sich diese Vorgehensweise bereits bewährt. Bei jeder der beschriebenen Methoden zur Verkürzung von LCAs ist höchste Vorsicht geboten. So erfordert die Wahl des anzuwendenden Vereinfachungsansatzes Expertenwissen, das eine richtige Abschätzung der Auswirkungen auf das Ergebnis ermöglicht. Kapitel II.4.1.2, Verwendung von generischen Daten: Eine weitere Möglichkeit der Vereinfachung besteht in der Verwendung von generischen Daten anstatt von Daten, die für den spezifischen Fall eigens ermittelt werden müssten. Generische, also allgemeingültige Daten sind für eine Vielzahl von Prozessen bzw. Prozessarten aus öffentlichen, übers Internet zugänglichen Datenbanken erhältlich. Beispielsweise gibt es Datenbanken zur Gewinnung von Rohstoffen und Herstellung von Materialien, Halbzeugen und Bauteilen, Nutzungsphase (z.B. Kraftstoffverbrauch im Kraftfahrzeug), Recycling und Entsorgung. Eine Kategorisierung von solchen Datenbanken findet sich in Abbildung 12. Kapitel II.4.1.3, Unterstützung durch LCA-Software: Der große Informationsumfang sowie die Komplexität der Produktlebenszyklusmodelle, macht eine Unterstützung durch spezialisierte Softwaretools unumgänglich. Vor allem bei der Durchführung umfangreicher Analysen stellen Standardsoftwaresysteme keine adäquate Unterstützung dar. Es ist bereits eine große Anzahl von leistungsfähigen LCA-Softwaretools erhältlich, welche teilweise verschiedene Bedürfnisse abdecken und individuelle Vor- und Nachteile aufweisen. Zur Auswahl einer professionellen Software für die Anwendung in der betrieblichen Produktentwicklung ist darauf zu achten, dass die spezifischen Eigenschaften eines Tools den individuellen Anforderungen der Anwendung entsprechen. Folgende Kriterien sollten bei einer solchen Auswahl unbedingt beachtet werden: Benutzerfreundlichkeit bei der Modellierung von Produktlebenszyklen Flexibilität bei der individuellen Benutzung der Software Enthaltene Datenbanken und lieferbare Datensätze Berechnungsfunktionen zur Auswertung der erstellten Bilanzen Ergebnisdarstellung und Exportfähigkeit der Daten Hard- und Softwareanforderungen. Die Abbildung 12 zeigt eine Kategorisierung von LCA-Datenbanken sowie von LCA-Software. Bei den in der Abbildung angeführten Beispielen handelt es sich um gängige Werkzeuge, jedoch ist es keineswegs eine vollständige Auflistung. Für eine umfangreiche Analyse von LCA-Software wird an dieser Stelle auf eine Untersuchung der Sirii (Swedish Industrial Research Institutes’ Initiative) verwiesen.
Clemens Möltner, Studium des Innovations- und Produktmanagements an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels mit Studienaufenthalten in Finnland und Indonesien. Abschluss 2008 mit Diplomarbeit zur ökologischen Produktgestaltung. Freie Mitarbeit an der TU Wien zur Erstellung von Life Cycle Studien.
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