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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ob Finanzkrise oder Personalmanagement, ob es die Arbeitsmethoden des Marketings oder die Planung eines logistischen Verlaufs, bei dem Arbeitskraft eine Rolle spielt, betrifft - etwas ist diesen Feldern gemein: Sie sind sozialwissenschaftlich. Dieser eigentlich selbstverständliche Punkt zwingt dazu, die Probleme der Sozialwissenschaften wahrzunehmen, sie in den Kontext ihrer Methoden einzusortieren und Entscheidungen zu reflektieren. Während der Untersuchung des Themas ist ein schwieriger Spagat über einem brodelnden Abgrund zu leisten. Einerseits muss aufgezeigt werden, wie Ansichten zustande kommen, um zu überprüfen, ob sie der Wirklichkeit entsprechen und was Wirklichkeit eigentlich ist. Andererseits ist die Bedeutung für die Praxis so groß, dass die Gedanken nicht im berühmten stillen Kämmerlein oder ebenso sprichwörtlichen Elfenbeinturm der Theoretiker verbleiben dürfen. Der Autor führt durch typische Anwendungsgebiete der Betriebswirtschaftslehre wie Marketing, Logistik und Finanzwirtschaft und widmet sich Aussagen im wirtschaftspolitischen Rahmen wie dem Schulenkrieg zwischen Neoklassik und alternativen Ansätzen. Umfassend wird entwickelt, wie Entscheidungen im wirtschaftlichen Alltag gefällt werden und welche Gefahren durch ein zu logisches Herangehen entstehen. Das Buch führt durch die verschiedenen Anwendungen unter der Betrachtung der Theorien und Quellen, die zu dem Denken führen. Die Frage ist etwas wirklich alternativlos und logisch oder tun wir es letztlich, weil wir es schon immer so getan haben? , erfährt anhand praktischer Beispiele ihre Beantwortung. Während der Beginn der Betrachtung einzelne Beispiele bearbeitet und in der Analyse bis zu einem beispielhaften Kaufprozess kleinteiliger wird, bettet das letzte Drittel des Buches die Bedeutung der Thematik in den gesellschaftlichen Kontext ein und bietet dem Leser eine Einführung in Aspekte wirtschaftsethischer Betrachtungen sowie der Kulturgeschichte und ihrer Auswirkung bis heute.
Textprobe: Kapitel 4.2.1, Der Kapitalmarkt: Der vollkommene Kapitalmarkt ist ein Markt, ‘an dem Kapitalnehmer in beliebigem Umfang zu einem festen Zinssatz Geld aufnehmen können und andererseits Anleger zu eben diesem Zins ihr Kapital investieren können…’. Hoher Kapitalbedarf kann über den Kapitalmarkt, der die beschriebene Aufgabe übernimmt, gedeckt werden. Eine Besonderheit in der Finanzwirtschaft bilden die Wertpapiere. Als Anteilsbesitzer, wie es bei einer Aktie beispielsweise der Fall ist, ist der Halter an den Gewinnen und Verlusten der Unternehmung, von der er Anteile erwarb, beteiligt. So kann er deutlich mehr erhalten, als er einsetzte, nimmt jedoch das Risiko in Kauf, dass er das Kapital verliert und verzichtet vorerst selbst auf die Nutzung für seine direkten Zwecke. Perridon/Steiner bemerken, dass im Falle eines unvollkommenen Kapitalmarkts die Investitions- und Finanzierungsentscheidungen simultan zu treffen wären, wenn ein sicherer Referenzzinssatz bestehen würde. Daraus folgt, dass eine Kapitalabgabe mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Große Kapitalströme und Massen suchen dieses Risiko zu mindern und andererseits Gewinne zu maximieren. Eine Möglichkeit wird in der Anwendung des Capital Asset Pricing Model (CAPM) gesehen. Wenn wir in Folge vom Markt sprechen, so meinen wir den Markt, an dem diese Anleihen gehandelt werden, also Gewinne unter Risiko durch Teilhabe an Unternehmungen realisiert werden können. ‘Durch die Unterstellung homogener Erwartungen, ergeben sich für alle Anleger identische Portefeuillestrukturen, die im Kapitalmarktgleichgewicht mit der Struktur des Marktportefeuilles übereinstimmen. Das Marktportefeuille setzt sich aus der Gesamtheit aller riskanten Wertpapiere zusammen und enthält von jeder Unternehmung Wertpapiere entsprechend deren Anteil am Gesamtwert aller umlaufenden Wertpapiere. Befindet sich der Kapitalmarkt im Gleichgewicht, so ist das Marktportefeuille risikoeffizient.’ Durch optimale Streuung kann die Gefahr minimiert und können Gewinne realisiert werden. Ein hervorragendes System, es findet Anwendung im Finanzmanagement, der Firmenbewertung und der Bewertung von Kapitalbedarf. Alles beruht auf dem Grundprinzip von Harry M. Markowitz Portfolio Selection Theory die vor allem besagt, dass Diversifikation (also Streuung im Rahmen des Angebots) rational gestaltet werden kann. Aufgrund seiner Aussagefähigkeit bildet das CAPM die Grundlage für den Weighted Average of Cost of Capital (WACC)-Ansatz, der den Wert eines Unternehmens zu ermitteln hilft und damit entsprechende Verkaufswerte für Unternehmen oder potenzielle Wertentwicklungen für die Anteile darstellt, die nichts weiter als Teile des Gesamtumfangs sind. Markowitz erhielt für seine Leistungen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften 1990 den Nobelpreis und seine Theorie bietet unschätzbaren Wert für Finanzmanagement wie gemeinhin anerkannt ist. Leider gibt es ein zentrales Problem mit diesem Modell. Es existiert unter schwierigen Annahmen wie unbegrenzt verfügbarem Kapital, Steuerfreiheit, keine Transaktionskosten und es wird angenommen, dass es eine risikolose Investitionsform gibt. Diese Investitionsform ist aus methodischen Gründen dringend notwendig. Da dieses Problem - es gibt keine Risikolosigkeit - natürlich bekannt ist, wird zwischen dem systematischen Risiko und dem unsystematischen Risiko unterschieden. Das systematische Risiko bildet das Risiko was bleibt und sich nicht ändern lässt, es werden allgemeinhin Staatsanleihen als risikolos betrachtet. Die Frage, ob dies zurecht geschieht, drängt sich im Hinblick auf die aktuelle Finanzkrise natürlich auf. Wir erinnern uns: Die risikobehafteten Unternehmensanleihen werden in ihrem Risiko entschärft, in dem sie diversifiziert werden, d.h. vereinfacht ausgedrückt ihre Verteilung so gewählt wird, dass der ganze Markt und seine Entwicklung abgedeckt ist. Der Maßstab, in dem dieser Vorgang stattfindet, wird uns von Paul Krugmann genannt: ‘Nahezu ebenso offenkundig ist, dass zwar sowohl Exporte als auch Importe angestiegen sind, der Anstieg der Importe aber schneller erfolgte, sodass die Importe die Exporte schließlich bei weitem übertrafen. Wie können die Vereinigten Staaten all diese importierten Güter bezahlen? Das Geld dazu entstammt einem starken Zufluss an Kapital - Geld, das Menschen aus dem Ausland investieren, um an der boomenden Us-Wirtschaft teilzuhaben. Ein derart umfangreicher Kapitalzufluss wäre früher undenkbar gewesen, heute gilt er als selbstverständlich.’ Es ist logisch, dass dieser Zufluss an Kapital nach dem erklärten Prinzip diversifiziert wird, daraus folgt der Bedarf an risikolosem Kapital um gemäß dem CAPM und anderer aus der Markowitztheorie abgeleiteten Methoden vorzugehen. So kommt es, dass die Staatsanleihen der USA gleichzeitig mit dem großen Zufluss auch der wichtigste Anker sind. Sozusagen die Nullmarke der Märkte, der Zins, der eben immer sicher ist. Dafür steht die USA als Staat ein. Dienstag, den 2. August 2011 hatte das Göttinger Tageblatt, keine Zeitung die unbedingt als Finanzfachblatt bezeichnet werden kann, auf ihrer Titelseite einen Verweis auf eine Artikelreihe in ihrer Ausgabe, die übertitelt war mit ‘Obama erkauft Einigung im Schuldenstreit’ Der Artikel berichtete, dass die Zahlungsunfähigkeit der USA knapp abgewandt wurde, da sich Demokraten und Republikaner darauf geeinigt hätten, ihre Schuldenobergrenze zu erhöhen. Dies im Übrigen bei weiter schlechten Wirtschaftsprognosen für die Zukunft. Das Göttinger Tageblatt ziehe ich bewusst heran, da an der Schlagzeile gezeigt werden kann, dass rein kausale Ansätze dem widersprechen, was mittlerweile bereits nicht nur für ein Fachpublikum, sondern für jeden Interessierten offensichtlich ist. Die Staatskrise führt die Möglichkeit der risikolosen Anleihe ad absurdum. Unter diesen Umständen ist keine homogene Verknüpfung von Risikoaspekt und Rendite möglich. 4.2.2, Die Rolle der Banken: Die Aufgabe der Banken ist es im Sinne der Realwirtschaft die notwendigen Finanzmittel zu beschaffen und die entsprechenden Ströme für die Investition zum Unternehmen (bzw. Verbraucher) hinzuleiten und für die Dienstleistung wieder mit entsprechenden Gewinnen abzuziehen nach Verwendung. Der so entstandene Mehrwert kann später wieder verliehen und somit höhere Gewinne realisiert werden. Das Wachstum des Geldwertes entspricht in diesem Modell dem der realen Wertschöpfung. Am 09.09.2011 führte Sven Prange im Auftrag des Handelsblatt ein Interview mit Ludwig Poullain, dem ehemaligen Chef der WestLB, durch. Das Thema schnitt unter anderem die Rolle der Banken. Poullain stellt während des Interviews fest, dass die Rolle der Banken sich radikal verändert habe. ‘Aus Dienstleistern, die produzierende Unternehmen mit Geld versorgen, sind Produzenten geworden.’ Er führt die Unterscheidung zwischen konkretem und abstraktem Geld in das Gespräch ein und nennt als Beispiel Daimler und die Deutsche Bank. Sie zahlen vergleichbare Dividenden und Steuern. Daimler betreibt während dessen jedoch nachhaltige Wertschöpfung, während die Deutsche Bank schlicht Geld zur Seite legt und neues Geld produziert, das dann keine Entsprechung mehr in der realen Wirtschaft habe. Poullain warnt davor, dass abstraktes Geld abstrakt bleiben würde und nur noch in einer losgelösten Sphäre bestünde, verselbständigt. Der ehemalige Topbanker sieht darin eine epidemische Gefahr für das System. Der Bereich, auf den die Beschreibung am stärksten gemünzt wird, ist der des Investmentbankings. Schon einige Tage zuvor, am 26.08.2011, erschien unter dem Titel ‘Vorsicht Investmentbanker!’ ein Artikel, der einem verwandten Thema gewidmet war. ‘Sie wollten Sicherheit verkaufen und schufen Unsicherheit. Sie versprachen ihren Anlegern Gewinne und müssen ein ums andere Mal von der Gesellschaft gerettet oder gestützt werden. Sie sollten den Firmen der sogenannten Realwirtschaft dienen. In Wahrheit bedrohen sie ihre Kunden.’ Finanzmärkte gelten gemeinhin als emotionsfrei, profitorientiert, unbarmherzig. Es braucht derzeit keine besondere empirische Studie um zu zeigen, dass dieser Befund nicht zutrifft. Die Nervosität und Irrationalität der Märkte und ihrer Teilnehmer ist im Sommer 2011 allenthalben in den Wirtschaftsteilen jeder Tageszeitung und in der Fachliteratur zu finden gewesen. Das Handelsblatt nennt in dem Artikel einen drastischen Vergleich ‘…die Finanzmärkte unserer Tage wirken eher wie das verwirrte Gemüt eines Zirkuselefanten, der den Kopf in rhythmischen Bewegungen von links nach rechts wirft, um ihn sodann zornig gegen die Gitterstäbe knallen zu lassen. Instinktgetrieben. Orientierungslos. Unbeherrscht.’ Die auf quantitativen statistischen Methoden beruhenden Methode des dargestellten CAPM und dem daraus abgeleiteten WACC sagen die Zukunft voraus, in dem sie - logisch - die Vergangenheit analysieren und einen Rahmen bilden. Dieses Vorgehen gleicht dem Fahren eines Wagens, der gesteuert wird, in dem man nach hinten schaut und anhand der Erdkrümmung und des Straßenverlaufs abschätzt, wie man vorn zu lenken hat. Die Leitplanke war stets der risikolose Zinssatz und der Mittelstreifen, der Orientierung war, rationale Entscheidung. Es scheint, der Mittelstreifen ist eine Täuschung und die Leitplanke ist verschwunden. Die Unternehmungen müssen weiter fahren und suchen nach Orientierung in der bis vor Kurzem noch scheinbar so logischen Welt.
Simon Mamerow, B.A., wurde 1979 in Berlin-Kreuzberg geboren. Nach seiner Ausbildung als Chemisch-Technischer-Assistent und einer entsprechenden Zivildiensttätigkeit in der Berliner Charité war er in verschiedenen Bereichen der Werbung- und Kommunikationsbranche tätig. 2007 nahm der Autor ein Studium der Betriebswirtschaftslehre auf und vertiefte dort die Schwerpunkte Operations Management und Marketing. Durch umfassende gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen arbeitete er sich intensiv in die Gebiete der Wissenschaftstheorie und der kritischen Theorie ein. Das Interesse an der Relevanz der Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen und der Betriebswirtschaftslehre im Speziellen - für die Gesellschaft insbesondere unter anthropologischen Gesichtspunkten - wurden zu einem Schwerpunkt, den der Autor in seinem Masterstudium des Personalmanagements weiterhin konsequent verfolgt. Simon Mamerow studiert und forscht heute an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.
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