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- Die Wirkungen des Nationalpark Wattenmeer: Die regionalökonomischen Effekte für Unternehmen in Nordfriesland und Dithmarschen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 106
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist der flächengrößte Nationalpark Deutschlands und ausgezeichnet als UNESCO-Weltnaturerbe. Die Nordsee ist ein traditionelles Fremdenverkehrsgebiet, wodurch eine grundlegende konkurrierende Situation zum Naturschutz besteht. Schutzgebiete werden deshalb häufig als Verhinderer einer wirtschaftlichen Entwicklung angesehen. Oft führt das zu mangelnder Akzeptanz bei Anwohnern, Entscheidungs- und Wirtschaftsträgern, was eine regionale Verzahnung des Schutzgebietes erheblich erschwert oder sogar verhindern kann. Was kann in dieser Situation unternommen werden? Seit 20 Jahren wird in Schleswig-Holstein an einer Harmonisierung der Interessen um den Nationalpark gearbeitet. Inhalt des Buches ist es einmal, die Effekte des Nationalparks für dessen Anrainerkreise Nordfriesland und Dithmarschen herauszustellen. Welche Wirkungen und Impulse gehen vom Nationalpark aus? Was bekommen insbesondere die hiesigen Unternehmen davon mit? Weiterhin wird betrachtet, wie und in welchem Umfang der Nationalpark die im Nationalparkgesetz verankerte Zielsetzung umgesetzt hat, die regionale Entwicklung zu fördern. Dafür wurden 2009 Unternehmen in den Anrainerkreisen online nach ihren Einstellungen zum Thema Nachhaltigkeit, zur Geschäftsentwicklung und zu Erfahrungen mit dem Nationalpark befragt. Experteninterviews mit regionalen Akteuren geben weiteren Aufschluss über die Bedeutung des Nationalparks. Es werden Empfehlungen für das Untersuchungsgebiet und für die weitere Forschung daraus abgeleitet.
Textprobe: Kapitel 5, Strukturelle Rahmenbedingungen des Untersuchungsgebiets: Das Untersuchungsgebiet ist die Nationalparkregion und umfasst die Anrainerkreise Nordfriesland und Dithmarschen. Die Nationalparkregion setzt sich zusammen aus der Fläche des Nationalparks und dessen Umgebung. Die Größe der Nationalparkregion hat nicht nur Einfluss auf die Höhe der regionalwirtschaftlichen Effekte, sondern sie ‘bestimmt vor allem nationalparkbezogene touristische Aktivitäten’ im Umfeld. Die Abgrenzung der Nationalparkregion erfolgt im Fallbeispiel nach angrenzenden Gemeinden mit touristischem Anziehungspunkt. Andere Nationalparks zum Beispiel in Österreich beziehen nur Gemeinden ein, die direkt im Nationalpark liegen. Im Nationalpark Harz wird der gesamte niedersächsische Harz als Nationalparkregion angesehen. Im Untersuchungsgebiet grenzen zwei Kreise mit jeweils mehreren Gemeinden östlich an den Park, wobei wahrscheinlich nicht alle 70 Gemeinden zu der Nationalparkregion zu zählen sind. Kreis Dithmarschen: Im Kreis leben 137.434 Menschen auf einer Fläche von 142.812 Hektar, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 96 Einwohnern je Quadratkilometer. Er zählt damit zu den ländlichen Regionen Deutschlands. Bei einer landwirtschaftliche Nutzfläche von 77,5 Prozent der gesamten Fläche des Kreises macht die Landwirtschaft zusammen mit der Forstwirtschaft (Waldfläche 3,4 Prozent) jedoch etwa nur vier Prozent der Bruttowertschöpfung aus. Der Siedlungs- und Verkehrsflächen Anteil liegt bei 10,2 Prozent die Erholungsfläche belaufen sich auf 0,4 Prozent. Der südliche Teil von Dithmarschen, der Wirtschaftsraum Brunsbüttel, ist der Metropolregion Hamburg zugehörig. Neben der traditionellen Landwirtschaft sind noch weitere Wirtschaftszweige stark vertreten, wie zum Beispiel die chemische Industrie und der Fremdenverkehr. Zusammen bilden sie 80 Prozent der Bruttowertschöpfung. Die Nutzung von Windenergie hat vor allem in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Weitere wichtige Arbeitgeber sind die Bundeswehr (Luftwaffengrundausbildung) mit dem Standort in Heide sowie die Shell-Erdölraffinerie in Hemmingstedt, die sich zwischen Heide und Meldorf befindet. Kreis Nordfriesland: Der 204.698 Hektar große Kreis Nordfriesland ist der nördlichste Landkreis Deutschlands und in seiner Fläche geringfügig größer als der Vergleichskreis Dithmarschen. Zum Kreisgebiet gehört auch das Wattenmeer mit den zehn Halligen, die Inseln Amrum, Föhr, Pellworm und Sylt. Mit 165.795 Bewohnern hat der Kreis eine Bevölkerungsdichte von 81 Einwohnern je Quadratkilometer (ländlicher Raum). Zu den wirtschaftlichen Leitbranchen zählt neben dem Tourismus (20 Prozent der Wertschöpfung) insbesondere auch die Gewinnung von Windenergie. Der Dienstleistungsbereich, zu dem auch der Tourismus zählt, ist mit 79,1 Prozent der Wertschöpfung der dominierende Sektor. Land-, Forstwirtschaft und Fischerei nehmen zwar große Flächen ein (77,6 Prozent Landwirtschaftliche Nutzfläche), machen aber nur 3,1 Prozent der Wertschöpfung aus. Auch das Produzierende Gewerbe erreicht mit 17,8 Prozent der Wertschöpfung noch eine relative große Bedeutung. Die weitere Aufteilung der Nutzflächen sind ähnlich wie im Kreis Dithmarschen. Die wirtschaftliche Stärke Nordfrieslands zeigt sich auch in seiner hohen Erwerbstätigenquote von über 70 Prozent und einer geringen Arbeitslosenquote von 8,9 Prozent. Damit hat der Kreis im Mittel etwas weniger Arbeitslose als der Kreis Dithmarschen mit 11 Prozent. Im Vergleich zu Dithmarschen nimmt auf der einen Seite der Fremdenverkehr in Nordfriesland eine deutlich größere Rolle ein: 12 Millionen Übernachtungen und 1,5 Millionen Gästeankünfte in Nordfriesland stehen etwa 2 Millionen Übernachtungen und 300.000 Gästeankünfte in Dithmarschen gegenüber. Auf der anderen Seite ist das produzierende Gewerbe stärker in Dithmarschen vertreten und bringt eine fast doppelt so hohe Wertschöpfung ein. Insgesamt zählen beide Kreise zu den einkommensstabilen Regionen Deutschlands (vgl. Regionalatlas der Statistischen Bundesämter 2009). Im Jahr 2006 lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Schleswig-Holstein bei 24.701 Euro in Dithmarschen bei 21.995 Euro und Nordfriesland bei 23.657 Euro. Beide liegen damit unter den Durchschnitt des Landes sowie unter bundesweitem Durchschnitt (28.194 Euro). Ländliche Räume befinden schon länger in einem Prozess der strukturellen Veränderung. Diese Räume sehen sich unter anderem mit dem Bedeutungsverlust der Landwirtschaft (auch traditionelles Gewerbe) und mit daraus resultierenden Arbeitsplatzverlusten. Deshalb haben die ländlichen Räume in Schleswig-Holstein Anspruch auf Fördermittel im Rahmen der europäischen Strukturpolitik. Besondere Bedeutung in der Nationalparkregion haben die Förderprogramme LEADER (‘Entwicklung des Ländlichen Raumes’), ELER (‘Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums’) und Finanzierungsinstrumente wie LIFE+. Aktuell unterstützt das ‘Zukunftsprogramm Ländlicher Raum 2007 bis 2013’ (ZPLR), welches aus dem ELER Fond finanziert wird, die Region. Es zielt, nach Angabe der Landesregierung, auf eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft sowie der Umwelt, der Natur und der Lebensqualität im Ländlichen Raum und strebt eine Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft an. 5.1, Historisch- anthropogeographische Verhältnisse in der Untersuchungsregion: Das ‘Land zwischen den Meeren’ ist Flachland und die vorgelagerten Inseln und Halligen sind den Einwirkungen von Ebbe und Flut ausgesetzt. Nur mächtige Deichbauten und große Sielanlagen hindern das Nordseewasser daran ins niedrige Hinterland einzudringen. Seit dem 11. Jahrhundert haben Friesen und später Bauern große Eindeichungen errichtet und dadurch große Salzwiesenbestände auf dem Marschland zerstört. Das vermoorte Hinterland konnte dadurch entwässert und kultiviert werden. Große Sturmfluten (1362, 1634), die so genannten Manndränken, zerstörten allerdings große Bereiche dieser zum Teil besiedelten Flächen. Spuren dieser Siedlungen tauchen immer wieder aus dem Watt auf. Das flache Küstenmeer ist ideal für Fischerei und wurde intensiv von Krabbenfischern und Miesmuschelfischern genutzt. Traditionell wurden vor allem Garnelen, einige Fischarten und die Europäische Austern als Nahrungsmittel genutzt. Jahrzehntelange Überfischung hat jedoch zu einem massiven Rückgang einiger Arten, wie der Europäischen Auster, Nagelrochen und des Störs geführt. Auch Viehzucht und Milchwirtschaft waren eine traditionelle Wirtschaftsweise bis der Fremdenverkehr zum wichtigsten Erwerbszweig mit heute jährlich 15 Millionen Touristen wurde (Vgl. Nordsee Tourismus Service GmbH 2009). Die Fischereiwirtschaft bringt heutzutage zwar nur eine geringe Wertschöpfung ein, aber im regionalen Bild haben die Krabbenkutter in den kleinen Küstenhäfen einen großen Anreiz für Touristen. 5.2, Erste Bilanz aus über 20 Jahren Nationalparkarbeit: Die Nordsee wurde über Jahrzehnte hinweg als ‘Abwasserbecken’ missbraucht. ‘Von allen Seiten gelangen große Mengen von Schad- und Nährstoffen in das offene Ökosystem des Wattenmeeres – Quecksilber, Blei, Cadmium, Chlorkohlenwasserstoff sowie gewaltige Mengen an Stickstoff und Phosphor’. Bereits in den 1970er Jahren wiesen Umweltschutzorganisationen in massiven Protesten öffentlich auf dieses Problem hin und bewirkten ein Umdenken. Seit der Gründung des Nationalparks stoßen jedoch viele Interessengegensätze (Ökosystemforschung, Küstenschutz, Umweltbeobachtung, Salzwiesenschutz, Fischerei, Tourismus, Schifffahrt, Verschmutzung, Erdölförderung, Jagd, Militär, Flugverkehr, Windräder, Kies- und Sandentnahme) aufeinander. Zur dessen Koordination ist seit 1985 das Landesamt für Nationalpark (das Nationalparkamt) beauftragt.
Jacqueline Gottschalk, geboren 1983 in Lutherstadt Wittenberg, ist an der Elbe aufgewachsen, wo sie ihre Faszination für die Natur entdeckte. Sie studierte Geographie, Publizistik und Soziologie in Berlin und Bratislava. Bei einem Feldaufenthalt bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt gewann sie wertvolle Einblicke in die Nationalparkarbeit. Diese Erfahrungen motivierten sie sich intensiv mit den Themen Naturschutz und Entwicklung auseinanderzusetzen. Beruflich spezialisiert auf Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt engagiert sie sich ehrenamtlich bei verschiedenen Organisationen in Deutschland und arbeitet international in der Entwicklungszusammenarbeit.
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