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Marcus Herrmann

Corporate Sound Identity: Psychoakustik und Sound-Design für eine neue CI

ISBN: 978-3-8428-7211-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Produkte werden in punkto Aussehen, Funktionalität und Qualität immer austauschbarer. Für viele Unternehmen ist es lebensnotwendig geworden, durch eine unverwechselbare Identität Orientierung und Sicherheit zu bieten und sich von anderen Unternehmen abzuheben. Während bisher das visuelle Design im Vordergrund stand, ist in neuester Zeit der Klang von Kommunikationsmaßnahmen und Produkten immer wichtiger geworden. Diese Tatsache muss im Konzept der Corporate Identity Berücksichtigung finden. Gleichzeitig ist unsere Klanglandschaft siebenmal lauter als die vor hundert Jahren und damit die lauteste, die es jemals gegeben hat. Circa 70 Prozent der heutigen Umgebungsgeräusche werden künstlich erzeugt. Diese Arbeit aus dem Jahr 2001 geht der zentralen Frage nach, was Unternehmen tun, um Menschen über das Hören in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dazu werden die Grundlagen des Hörens vermittelt, die wichtigsten Ergebnisse der Psychoakustik kurz vorgestellt und gezeigt, in welchem Maße Sound-Engineering diese anwendet. Zum Abschluss geht es um Verantwortung: Was können Wirtschaft, Politik und jeder Einzelne leisten, damit unsere Lautsphäre ein menschenwürdiges Leben ermöglicht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 7, Akustik, Psychoakustik und Sound-Engineering: Um darstellen zu können, was Aufgabengebiet der Psychoakustik ist, muss zunächst der Begriff der Akustik definiert werden: Die Akustik ist die Wissenschaft, die sich mit dem Schall befasst. Sie zählt zu den Naturwissenschaften und wird in verschiedene Unterbereiche gegliedert: - die physikalische Akustik, die ein Teilgebiet der Mechanik darstellt, - die physiologische Akustik, die in der sensorischen Physiologie zu finden ist, - und die psychologische Akustik, auch Psychoakustik genannt. Sie ist Teilgebiet der Wahrnehmungspsychologie und untersucht die Zusammenhänge zwischen Hörempfindungen und den Schallbedingungen (vgl. Hellbrück 1993,13 u. 32). 7.1, Psychoakustik: ‘Psychoakustik behandelt den Zusammenhang zwischen akustischen (physikalischen) Parametern von Signalen und Attributen von Hörereignissen’ (Bodden 2000, psychoakustik.html). ‘Die Psychoakustik ist ein Teilgebiet der Psychophysik und erklärt die Zusammenhänge zwischen der Physik der Schallsignale und der Wahrnehmung’ (Deutsch 1996, 138). Hören besteht aus zwei Komponenten: Klang und Reaktion auf Klang (vgl. Yost 1993, 1). Die Psychophysik betrachtet die physikalische Beziehung eines sensorischen Stimulus zur Reaktion, die dieser Stimulus auslöst. Die Psychoakustik ist das Studium der verhaltensmäßigen Folgen einer akustischen Stimulierung, also Hören. Psychoakustiker suchen nach der Formel ?=?(S), wobei ? ein Verhalten repräsentiert, S für die physikalische Eigenschaft von Schall steht und die Funktion ? eine Beziehung zwischen beiden Elementen herstellt (vgl. Yost 1993, 1). M.a.W. geht es um den Zusammenhang zwischen dem, was mit Instrumenten physikalisch messbar ist und dem, was von Menschen wahrgenommen wird. Empfindungen und Wahrnehmungen sind Gegenstände der Psychologie. Die Psychophysik als Teilgebiet untersucht die funktionalen Beziehungen zwischen physischen Reizen und zugehörigen Empfindungen und erweist sich daher als wichtig für die Akustikforschung. Begründer der Psychophysik war Gustav Theodor Fechner (1801-1887), der in Leipzig Professor u.a. für Physik war. Er und der Physiologe Ernst Heinrich Weber (1795-1858) entwickelten das psychophysische Gesetz (Weber-Fechner- Gesetz) und das Webersche Gesetz. Die Psychoakustik bedient sich im Wesentlichen der Methoden, die der Psychophysik entstammen. Dies sind u.a. die Verfahren zur Bestimmung der Reiz- und Unterschiedsschwelle (Fechner), die Methoden der Signalentdeckungstheorie (Tanner & Swets) oder der direkten Skalierung (z.B. Stanley Smith Stevens). 7.1.2, Geschichte der Akustikforschung (Antike bis Neuzeit): Die östliche und westliche Akustikforschung entwickelten sich unabhängig voneinander, basierten aber auf einem Konzept, welches wohl seine Ursprünge im alten Babylon hat. Dort wurde Musik erstmals theoretisch untersucht, nämlich der Zusammenhang zwischen den Längenverhältnissen einer gespannten Saite und den erzeugten Tonhöhen: ‘This ancient discovery, that sublengths of a given stretched string fix musical intervals, has the hallmark of all work in hearing, which ist the intertwining of physics, physiology, and psychology’ (Carterette 1978, XV). Für die Chinesen gehörten Luft, Dampf, Wind, Atem und Schall zu einem wissenschaftlichen Konzept, dem das Prinzip der Bewegung, der Veränderung und des Lebendigen zugrunde lag. Die Annahme, dass eine Beziehung zwischen Schall und Bewegung bestünde, war auch bei den Griechen verbreitet. Archytas von Tarent (etwa 430-345 v.Chr.) entdeckte, dass bestimmte Medien, wie z.B. Luft, nötig sind, damit sich Schall ausbreiten kann. Klang war bei Pythagoras (ca. 580-500 v.Chr.) die Verkörperung von Zahl. Er erforschte den Zusammenhang zwischen gleich empfundenen Abständen von Tonhöhen und den Längenverhältnissen von gespannten Saiten. Diese Entdeckung von Harmonien ist das erste Beispiel von psychologischer Akustik und kann als erste experimentelle Wissenschaft bezeichnet werden (vgl. Hellbrück 1993, 22). Hippokrates (etwa 460-370 v.Chr.), Begründer der empirischen Medizin, untersuchte das Trommelfell als Bestandteil des Ohres und glaubte, dass Schallschwingungen direkt über die Knochen des Kopfes in das Gehirn gelangen. Der Hörnerv wurde von Eristratos (etwa 300-240 v.Chr.) erstmalig erwähnt, aber erst Galen aus Pergamon (129-199 n.Chr.) entdeckte die Aufgabe von Nerven bei Sinnesempfindungen (vgl. Hellbrück 1993, 23). Die Erforschung des menschlichen Körpers machte in der Neuzeit große Fortschritte. Der flämische Arzt Andreas Vesalius veröffentlichte 1543 das erste vollständige anatomische Lehrbuch ‘De humani corporis fabrica libri septem’, in dem er u.a. das Mittelohr, Hammer und Amboss und Teile der Gehörschnecke beschrieb. Wenige Jahre später schrieb Eustachio, ein italienischer Professor für Anatomie seine ‘Epistola de Auditis Organis’, das erste Buch, welches ausschliesslich vom Gehörorgan handelt. Etwa zur selben Zeit entwickelte Chu Tsai Yü (1584) in China nach mathematischen Kriterien eine Tonleiter, die aus 12 gleichen Intervallen pro Oktave bestand - die heute in westlichen Kulturkreisen übliche Tonleiter: ‘ [...] a system of such fundamental utility that people in all Western countries today take it for granted and are unaware of its existence.’ (Carterette 1978, 4). Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Schallgeschwindigkeit berechnet und der Einfluss von Lufttemperatur und Windrichtung auf sie untersucht (z.B. Mersenne, Borelli, Bianconi, Derham). Zur selben Zeit wurde der Zusammenhang zwischen Schwingungsfrequenz und Tonhöhe sowie Grund- und Obertönen erforscht (Mersenne, Sauveur, Euler). Im 19. und frühen 20. Jahrhundert profitierte die Akustik von der allgemeinen Entwicklung in Wissenschaft und Technik. Sie erhielt als Teilgebiet der Mechanik einen festen Platz in der Physik, ihre erste grundlegende Veröffentlichung wurde die ‘Theorie des Schalls’, verfasst von Lord Rayleigh im Jahre 1878. Hermann von Helmholtz entwickelte 1863 eine Theorie des Hörens in seinem Buch ‘Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik’, die auch unter dem Namen Einorts- Resonanz-Theorie bekannt wurde. Helmholtz ging davon aus, dass die Basilarmembran an einer bestimmten Stelle je nach Frequenz eines Tones in Schwingung gerät. 7.1.3, Geschichte der Akustikforschung (19. und 20. Jahrhundert): Seit den Anfängen der Akustik befassten sich Wissenschaftler mit den anatomischen und physiologischen Voraussetzungen des Hörens, der physikalischen Messung von Schall und psychoakustischen Aspekten der Musik. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein neuer Bereich: die angewandte Akustik. Wissenschaftler und Erfinder beschäftigten sich nun mit der Umsetzung von akustischen Signalen in elektrische und brachten bedeutende Erfindungen hervor wie Thomas Alva Edison’s Phonographen (1877) und Johann Philipp Reis‘ bzw. Graham Bells Telefonapparat (1876). In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erfuhr die Forschung der Psychoakustik neue Impulse. Nicht nur die Einführung neuer elektrophysiologischer Methoden veränderte ihre Arbeit, sondern auch Forderungen aus der Praxis. Die technischen Entwicklungen beim Telefon und Rundfunk verlangten optimale Übertragungssysteme und eine verbesserte Schallwiedergabe. Ein entscheidender Teil der Forschung hierzu fand in den Bell- Laboratorien in den USA statt. Die Fragen, mit denen man sich dort beschäftigte, waren z.B., welche Frequenzen ein Telefonsystem übertragen sollte und wie laut das Signal bzw. wie leise das Grundrauschen sein musste, damit eine übertragene Botschaft verständlich blieb. Da es zu teuer war, einen breiten Frequenzbereich zu übertragen oder das Grundrauschen abzusenken, musste mit Hilfe von psychoakustischen Experimenten ein Kompromiss gefunden werden. Ein weiterer Auftraggeber der Psychoakustiker war die Unterhaltungsindustrie. Seit Beginn der Rundfunkära in den 20er Jahren wurde an der Verbesserung der Klangqualität gearbeitet. Harvey Fletcher, Ingenieur in den Bell-Laboratorien, realisierte im Jahre 1933 erstmals die stereophone Tonübertragung. Schon 1941 konnte ein Test-Publikum nicht mehr klar unterscheiden, ob die gehörte Musik von einem hinter einem Vorhang verborgenen Orchester oder vom Band stammte.

Über den Autor

Marcus Herrmann schloss 2001 sein Studium der Kommunikationswissenschaft an der Universität Essen mit dem akademischen Grad des Magister Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums arbeitete er in einem Tonstudio und sammelte dort umfangreiche praktische Erfahrungen bei der Produktion von Radiowerbung und Filmvertonung, aber auch von Hörspielen und akustischen Kunstprojekten. Heute ist er als Creative Director in großen Werbeagenturen tätig, wo er seine Leidenschaft für das Hören jeden Tag in die Praxis umsetzt.

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