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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2008
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wissen ist ein schwer zu definierender Begriff, tritt es doch auf individueller als auch auf kollektiver Ebene in sowohl impliziter als auch expliziter Form auf, und ist stets verbunden mit einem unterschiedlichen Kontext. Dies scheint ein Grund zu sein, warum es im Wissensmanagement kein allgemein gültiges Modell für die Verwaltung von Wissen gibt. Es kann sogar behauptet werden, dass Wissen gar nicht gemanaged werden kann. Vielmehr geht es beim Wissensmanagement darum, den Wissensentstehungsprozess im Unternehmen zu erkennen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die solchen Prozessen förderlich sind. Diese Einsicht ist insbesondere wichtig für Multinationalen Unternehmen, weil Wissen in diesen Organisationen fast überall auf der Welt in unterschiedlichster Form auftritt. Eine vernünftige Verwertung dieses organisationalen Wissensbestandes kann Unternehmen zu Wettbewerbsvorteilen in Form von Produkt- oder Prozessinnovationen verhelfen. Allerdings müssen bei einer in diesem komplexen Umfeld ausgeführten Wissensmanagement-Initiative eine Vielzahl von Faktoren beachtet werden, von denen der nachhaltige Erfolg dieser Initiative letzten Endes abhängen kann. Diese Arbeit hat daher unterschiedliche Bereiche definiert, innerhalb derer die Anforderungen eingeordnet werden, die für Multinationale Unternehmen beim Wissensmanagement gelten.
Kapitel 3.2, Wettbewerbsvorteil durch Wissensmanagement: Während im vorigen Abschnitt auf die Bedeutung von Wissen in Multinationalen Unternehmen eingegangen wurde, wird in diesem Abschnitt auf die Bedeutung von Wissensmanagement in Multinationalen Unternehmen eingegangen. Es liegt in der Natur von Organisationen, dass sie nach Beständigkeit streben. Wendet man diese Aussage auf Multinationale Unternehmen an, so können diese nur bestehen, wenn sie dem unternehmerischen Ziel nachgehen und den Markt mit ihren Produkten oder Dienstleistungen befriedigen können. Hierzu müssen sie jedoch wettbewerbsfähig bleiben oder idealerweise einen Vorteil gegenüber den Wettbewerbern erlangen. Solch ein Wettbewerbsvorteil erlangen Unternehmen, indem sie über eindeutige Vorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern verfügen. Diese Vorteile können unter anderem in Form von Produktinnovationen oder Prozessinnovationen erzielt werden, jedoch nur dann, wenn diese schneller und verständlicher erstellt werden als durch den Wettbewerb . Ein Unternehmen kann somit seine Marktanteile ausbauen, indem es entweder neue Produkte entwickelt, die von der Konkurrenz nicht angeboten werden oder seine Produkte qualitativ und preislich besser gestaltet als die Konkurrenz für vergleichbare Produkte. Diese unterschiedlichen Aspekte des Wettbewerbsvorteils werden im folgenden Abschnitt untersucht. Dabei wird auch die Rolle vom Wissensmanagement untersucht um dessen Bedeutung in diesem Zusammenhang zu betonen. Produktinnovation: Produktinnovationen sind solche Innovationen, die das Design, die Entwicklung, die Produktion sowie das Marketing von neuen Produkten oder Dienstleistungen betreffen . Besonders Multinationale Organisationen haben erkannt, dass sie aufgrund ihres globalen Charakters ihre Produkte ständig erneuern und diversifizieren müssen, also an unterschiedliche Märkte (z.B. Asien oder Europa) und somit an unterschiedliche Kundenbedürfnisse anpassen müssen. Dies erfordert ein hohes Maß an Innovationsfähigkeit, welche in der Literatur oft mit den Begriffen weltweit verteilte Forschungszentren und New Product Development in Verbindung gebracht wird. Forschungszentren: Forschungszentren, auch centers-of-excellence genannt, sind weltweit verteilte Wissensentwicklungszentren in industriellen Schlüsselregionen wie Silicon Valley und New York/New Jersey in den USA, das Tokyo-Osaka-Kobe Dreieck in Japan sowie Taiwan, Singapur und Israel. Regionen wie Peking und Shanghai in China und Bangalore in Indien kommen gegenwärtig als Schlüsselregionen hinzu. Sie alle haben den Vorteil, dass dort eine Vielzahl an Unternehmen in unmittelbarer Nähe miteinander und integriert mit universitären oder staatlichen Institutionen in neuen Bereichen wie Informationstechnologie oder Biotechnologie federführende, wissenschaftliche Forschungsarbeit leisten. Der finanzielle Nutzen solcher Aktivitäten an diesen Standorten ergibt sich spätestens durch die Mitwirkung bei der Entwicklung von Patenten. Diese werden entweder verkauft oder fließen in die Entwicklung neuer Produkte und somit ins Unternehmen zurück. Oft sind Multinationale Unternehmen nicht an einem, sondern mit der begründeten Aussicht auf möglichst viele und neue Wissensquellen zu stoßen an mehreren Standorten vertreten. Somit ist ein optimaler Wissensaustausch zwischen den Forschungszentren untereinander und zwischen den Forschungszentren mit der Unternehmenszentrale unabdingbar. Denn eine weltweite Verteilung von Forschungs- & Entwicklungsabteilungen muss auch durch eine effektive, grenzüberschreitende Koordination und Integration begleitet werden, um die Innovationsfähigkeit auch tatsächlich zu steigern. An dieser Stelle gewinnt das Konzept des Wissensmanagement entscheidend an Bedeutung, indem es eine solche Koordination und Integration ermöglicht und erleichtert. New Product Development: Die Neu-Produkt Entwicklung ist ein weiterer Begriff, der oft im Zusammenhang mit Produktinnovation erwähnt wird. Hiermit wird jedoch nicht nur die Entwicklung allein, sondern vielmehr die Geschwindigkeit der Entwicklung in Betracht gezogen. In der Tat lassen gegenwärtige Trends in der Produktentwicklung eine kürzere Entwicklungszeit und einen steigenden Komplexitätsgrad innovativer Produkte erkennen. Das heißt einerseits, dass Produkte immer kürzere Lebenszeiten haben und immer schneller durch neuere ersetzt werden. Ein gutes Beispiel ist die Unterhaltungsindustrie mit Geräten wie MP3-Player, die in immer kürzeren Abständen immer leistungsfähiger werden. Andererseits werden Produkte immer komplexer hinsichtlich ihrer Konstruktion und Bauweise. Mobiltelefone, beispielsweise, waren früher ausschließlich für Sprachkommunikation konzipiert, während es heutzutage selbstverständlich geworden ist, damit Fotos zu erstellen oder Video und Musik aus dem Internet abzuspielen. Um mit dieser schnellen Entwicklung Schritt zu halten, sind insbesondere Multinationale Unternehmen gezwungen, ihre weltweit verfügbaren Ressourcen sowie das Wissen ihrer Mitarbeiter bestmöglich einzusetzen, um so optimal reagieren zu können. Zusammengefasst kann Wissensmanagement somit einen entscheidenden Teil dazu beitragen, dass Unternehmen ihre global verteilten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten besser koordinieren und die Ergebnisse zeitnah in bestehende oder neue Produktentwicklungsprozesse integrieren können. Dies wiederum trägt dazu bei, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Prozessinnovation: Innovationsfähigkeit bezieht sich nicht nur auf Produkte, sondern auch auf Prozesse. Während im letzten Abschnitt Produktinnovation als Ansatz von Wettbewerbsfähigkeit Multinationaler Unternehmen betrachtet wurden, wird an dieser Stelle entsprechend auf Prozessinnovation eingegangen. Prozesse werden mit Häufigkeit und Qualität der Interaktionen innerhalb und außerhalb des Unternehmens definiert. Multinationale Unternehmen erkennen in diesem Zusammenhang immer öfter, dass nicht nur Produkte, sondern auch ihre Prozesse, bzw. ihre organisationalen und operationalen Kernprozesse, ein kritischer Teil ihrer Wettbewerbsfähigkeit sind. Zunächst können Unternehmen durch unternehmensinterne Zusammenarbeit den Wert ihrer global verteilten Ressourcen steigern und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit durch herausragende Prozesse verbessern. Was beispielsweise ein Entwicklungsteam in einer Niederlassung entwirft kann unternehmensweit von anderen Entwicklungsteams an anderer Stelle genutzt werden. Wissensmanagement kann an dieser Stelle helfen, Kosten einzusparen, indem Wissen wiederverwertet werden kann, schneller auf Wissensträger zugegriffen werden kann oder indem redundante Wissensgenerierungsprozesse vermieden werden können. Denn es kommt durchaus vor, dass in manchen Großunternehmen die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut . Des Weiteren bietet die Optimierung der Geschäftsprozesse den Vorteil, dass diese von der Konkurrenz nur äußerst schwer imitiert werden können. Während Produkte meist einfach nachzuahmen sind, können Geschäftsprozesse nicht ohne weiteren Aufwand von Wettbewerbern übernommen werden. Dies begründet sich nicht zuletzt durch Faktoren wie z.B. Unternehmenskultur, Unternehmensleitung, Kompetenz der Mitarbeiter und Verteilung der Aktivitäten an verschiedene Standorte. Dadurch bieten Geschäftsprozesse, wenn sie denn denen der Konkurrenz überlegen sind, auch einen länger andauernden Wettbewerbsvorteil. Zusammengefasst betrachtet können Multinationale Unternehmen Wissensmanagement implementieren, um sowohl die marktwirtschaftlich notwendige Produktinnovation als auch Prozessinnovation zu unterstützen um somit ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu bewahren und sogar Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu erlangen.
Bülent Cakir (MBA, MComIT). Master Studium an der Macquarie University Sydney und an der Universität Hamburg. Abschluss 2006. Derzeit tätig als Unternehmensberater für IT-Strategie.
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