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- Real-World Evidenz im Spannungsfeld von Versorgungsforschung, klinischer Forschung und patientenorientiertem Gesundheitswesen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die qualitative und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung älterer Gesellschaften ist eine hochkomplexe Aufgabe und bedarf eines stärkeren Zusammenwirkens aller Akteure im Gesundheitswesen. Der Mehrwert gesundheitlicher Innovationen muss als Investition in die Zukunft betrachtet werden. Patientenorientiertes Gesundheitswesen erfordert andere Forschungsansätze. Mehr Anbindung an Versorgungsrealität, Ärzteexpertise und Patientenpräferenzen ist neben Daten aus kontrollierten Studien gefragt. Versorgungsdaten (Real-World Daten RWD) eröffnen neue Möglichkeiten für gesundheitliche Innovationen, unter anderem für Preisgestaltung und Nutzennachweis aus dem Behandlungsalltag. Allerdings müssen Entscheidungsträger neben den Vorteilen auch methodische Herausforderungen der Versorgungsdaten erkennen können. Lediglich Ergebnisse aus hochwertigen und qualitativen Versorgungsforschungsstudien sollen für gesundheitspolitische Entscheidungen genutzt werden. Dieses Buch untersucht die Studien mit Versorgungsdaten und analysiert die aktuelle Sachlage bezüglich der Einsatzmöglichkeiten von RWD in Deutschland und weiteren ausgewählten europäischen Ländern im Rahmen der patientenfokussierten Gesundheitsforschung.
Textprobe: Kapitel 5.2.1 Geschichte der Versorgungsforschung im internationalen Vergleich In den USA begann die Geschichte der Versorgungsforschung bereits um 1950. Im Jahr 1952 wurden bereits die ersten Fragen zur medizinischen Versorgung im Alltag im Rahmen der Conference on research requirements for health and medical care an der University of North Carolina, Chapel Hill, besprochen. 1960 wurde der offizielle Begriff Health Services Research eingeführt. Danach folgten die Gründung einer Zeitschrift sowie des National Center for Health Service Research and Development. Heute ist die Versorgungsforschung in den USA einer von drei Schwerpunkten der medizinischen Forschung neben der biomedizinischen und der klinischen Forschung. Ihre Kerninstitutionen sind die Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) und die AcademyHealth, die Fachgesellschaft amerikanischer Versorgungsforscher. Diese Fachgesellschaft hat zum Ziel, die Versorgungsforschung besser mit Politik und Praxis zu verbinden, führt eigene Forschungsprogramme durch und finanziert externe Projekte (Raspe et al. (2010), S. 11). Die Entwicklung der Versorgungsforschung in Großbritannien begann 1980 und fand eine große Relevanz in den 1990er Jahren mit der Erhöhung der finanziellen Förderung durch staatliche Institutionen und private Stiftungen wie Nuffield Trust. Das Ziel war die Bedingungen von Forschung und Entwicklung in der Gesundheitsversorgung zu verbessern. 2005 wurde das Health Services Research Network gegründet. Dieses sollte unterschiedliche Akteure im Bereich der Versorgungsforschung, wie beispielsweise Universitäten, Berufsorganisationen, Unternehmen, zusammenbringen (Raspe et al. (2010), S. 11). Die Versorgungsforschung in Deutschland ist mit Abstand die jüngste Disziplin im Gesundheitswesen und begann im internationalen Vergleich sehr spät. Etwa 1998 hat sich unter dem aktuell bekannten Begriff Versorgungsforschung ein sowohl theoretisch/methodisches als auch inhaltlich differenziertes Forschungsgebiet entwickelt. Die Institutionalisierung der Versorgungsforschung begann im Jahr 2002 mit dem 1. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) in Köln. 2006 wurde in Berlin der gemeinnützige Verein Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V. (DNVF) gegründet und organisiert seitdem die jährlichen Kongresse (Raspe et al. (2010), S. 11). Das erste nationale Förderprogramm in Deutschland im Rahmen der Versorgungsforschung war im Jahr 2000 die Kooperation zwischen der GKV und dem heutigen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Als Vorbild galt dabei das erfolgreiche Rehabilitationsforschungsprogramm von 1996, das ein Zusammenschluss der Rehabilitationsforschungszentren der Universitäten Berlin, Bremen, Freiburg, Halle, Hamburg, Leipzig, Lübeck, Münster, Ulm, Würzburg beinhaltete und sich zu einer auch strukturell nachhaltigen breiteren Versorgungsforschung entwickelte. Im Jahr 2005 startete auch die Bundesärztekammer das erste Förderprogramm für Versorgungsforschung. Nachfolgende Förderprogramme wurden und werden weiterhin unter anderem von Bundes- und Landesministerien, Stiftungen, regionalen Fördervereinen und der Industrie ausgeschrieben. Raspe et al. (2010) zufolge war jedes nationale Programm deutlich überbucht, die Förderquoten im Fall von der GKV und dem BMBF lagen allerdings unter 20 % (Raspe et al. (2010), S. 14). Die Arbeitsgruppen und Abteilungen, die sich um Förderung bewerben, stammen meistens von universitären medizinischen Einrichtungen der Allgemeinmedizin, Medizinsoziologie und -psychologie, Psychiatrie und Sozialmedizin. Zu entsprechender Schwerpunktbildung ist es über die Jahre unter anderem in Berlin, Bremen, Hamburg, Köln, Leipzig, Lübeck und Witten-Herdecke gekommen. In diesem Zusammenhang können exemplarisch das fakultätsübergreifende Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) sowie das Zentrum für Versorgungsforschung (ZVFK) an der Universität Köln, das akademische Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung (aZBV) an der Medizinischen Fakultät der Universität Lübeck sowie das Center for Health Care Research (CHCR) am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf genannt werden. Der aktuelle Stand der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwischen 2005 und 2008 geförderten Projekte beträgt etwa 200. Seit April 2007 wird eine versorgungswissenschaftliche Forschergruppe gefördert, die sich auf das Thema Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung fokussiert hat (Raspe et al. (2010), S. 16).
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