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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Über 25 Millionen Markennamen sind weltweit registriert. Allein in einem einzigen großen, deutschen Kaufhaus buhlen über 60.000 verschiedene Markennamen um die Aufmerksamkeit der Konsumenten. Eine enorme Summe, insbesondere im Hinblick darauf, dass der aktive Wortschatz eines Menschen meist nur 3.000 bis 6.000 Wörter umfasst. Ergo wird das Ziel jeden Markenartiklers – seinen Namen in den Wortschatz seiner Zielgruppe einzubringen – zu einer immer komplexeren Aufgabe. Diese Herausforderung, die Kreation eines erfolgreichen Markennamens, ist Kernpunkt dieses Buches. Die zentralen Fragestellungen lauten: Wann ist ein Markenname erfolgreich und wie kann er entwickelt werden? Ziel dieses Buches ist es, Unternehmen und verantwortlichen Gestaltern einen Leitfaden zu bieten, um einen erfolgreichen Markennamen zu entwickeln.
Textprobe: Kapitel 3.3, Begriffsmonopol (Prototypensemantik): Einen Hinweis auf den spezifischen Erfolg von Markennamen gibt die Prototypensemantik. Hierzu sind folgende Definitionen des Brockhaus’ dienlich: Prototyp: (allgemein) Urbild, Muster, Inbegriff. Gattungsname (Appellativ): Bezeichnung für eine Gattung gleichgearteter Lebewesen oder Dinge, zugleich für jedes einzelne Wesen oder Ding dieser Gattung (beispielsweise »Baum«). Markennamen können zum Gattungsbegriff (Appellativ) werden. Laut Ronneberger-Sibold wird ein Markenname erst zum echten Appellativ, wenn ‘er auch auf Referenten bezogen wird, die den ursprünglichen nicht mehr völlig gleichen, sondern nur mit ihnen gemeinsame Merkmale teilen’. Demnach handelt es sich also um ein Appellativ, wenn nicht mehr nur die Papiertaschentücher einer bestimmten Firma (Procter & Gamble) als Tempo bezeichnet werden, sondern alle Papiertaschentücher schlechthin. Ronneberger-Sibold bezeichnet dieses Phänomen die Deonymisierung von Markennamen. Einfacher ausgedrückt kann auch von einem generalisierten oder generischen Markennamen gesprochen werden. Die Deonymisierung kann sich auch so weit ausdehnen, dass von dem Markennamen sogar neue Verben abgeleitet werden. Beispiele hierfür sind googeln oder einwecken. Die Generalisierung von Markennamen ist international zu beobachten. So ist in Deutschland der Markenname Tesa zum Gattungsnamen für durchsichtiges Klebeband geworden, während sich in angelsächsischen Ländern für das gleiche Produkt der Begriff Scotch Tape (nach der gleichnamigen Marke) durchgesetzt hat. Aus dieser Betrachtungsweise heraus ist der Fall von besonderer Bedeutung, in dem sich der Gattungsname international, also universal, durchsetzt. Am ehesten kann Coca Cola als Beispiel dienen, da der Markenname laut einer Studie der Harvard Business School nach dem Begriff okay weltweit am besten verstanden wird. Wie kommt es zu einer Generalisierung von Markennamen und welche Gründe gibt es dafür? Zum einen kann es sein, dass die Bezeichnung für ein neues Produkt umständlicher ist (durchsichtiger Klebefilm) als der Markenname (Tesa) und sich deshalb der Markenname im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzt. Zum anderen kann es zur Generalisierung des Markennamens kommen, wenn noch gar kein Gattungsbegriff existiert und das Produkt einen völlig neuen Markt erschließt (Babyfon). Samland spricht hierbei auch vom ‘Gesetz des Ersten’. Er stellt dem Leser eine Frage, die das Prinzip veranschaulicht, nämlich wer der erste Mann auf dem Mond war. Vermutlich erinnern sich in diesem Zusammenhang viele Menschen an den Namen Niel Armstrong, aber Edwin Aldrin ist in Vergessenheit geraten. Er war (nur) der Zweite. Bugdahl geht noch einen Schritt weiter und unterstreicht die Bedeutung des Ersten, indem er behauptet: ‘Es ist (mitunter) besser, Erster zu sein, als besser.’ Ist also der Markenname als Gattungsbegriff die oberste Maxime in der Namenskreation? Samland behauptet etwa, die Integration des Markennamens in den aktiven Wortschatz der Zielgruppe sei oberstes Ziel jeden Markenartiklers. Es gibt jedoch Gegenbeispiele, die zeigen, dass die Generalisierung des Markennamens so weit gehen kann, dass der Konsument nicht mehr weiß, dass es sich bei dem vermeintlichen Gattungsbegriff ursprünglich um eine Marke handelt. In diesem Fall ist die Integration in den Sprachgebrauch schädlich, da sie sich nicht mehr betriebswirtschaftlich rechnet. Lötscher spricht hier von einer ‘unerfreulichen Entwicklung’ und Bugdahl bezeichnet die ‘Berühmtheit als höchstes Ziel und gleichzeitig Gefahr’. Beispiele für Begriffsmonopole, die als Marken im DPMA (Deutsches Patent- und Markenamt) eingetragen sind und weitgehend nicht mehr mit der eigentlichen Marke in Verbindung gebracht werden, sind Colt (Trommelrevolver), Dynamit (Sprengstoff) oder Whirlpool (Massagebadewanne). Weitere Beispiele sind in der Abbildung 3, »Begriffsmonopole «, auf Seite 35 aufgezeigt.
Stephanie Deissner wurde in Oldenburg (Niedersachsen) geboren. Nach dem Abitur studierte sie Kommunikationsdesign an der HAW Hamburg und Design an der Köln International School of Design und Polytechnic University Hong Kong. Noch während ihres Studiums begann Deissner sich mit den Themen Sprachphilosophie, Linguistik, Semiotik, Prototypensemantik und interkulturelle Kommunikation zu beschäftigen. Sie organisierte Symposien und veröffentlichte eine Arbeit zum Thema Naming im Diplomica Verlag (Hamburg) und beim Onlineverlag GRIN. Ihr linguistisches Hauptinteresse gilt vor allem der intersubjektiven Kommunikation sowie der Kommunikation über Wort und Bild. Geistes- und sozialwissenschaftlich ist ihre Arbeit insbesondere von Ansätzen der Psychologie und Werbepsychologie beeinflusst. Heute arbeitet die Autorin als Managerin für Marketing und Strategie für eine Unternehmensberatung in Hamburg.
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