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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 78
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Eine gestiegene Wettbewerbsintensität zwischen Kreditinstituten und die bereits vielfach gesättigten Heimatmärkte - dies sind die Hauptgründe weshalb die Internationalisierung eine immer größere Bedeutung im Kreditgewerbe einnimmt. Viele Bankmanager sehen vorhandenes Wachstumspotenzial ihrer Institute nur noch im Ausland und richten ihre Geschäftsstrategien darauf aus. Die eigene Marktmacht soll dadurch gestärkt und die damit erzielbaren Margen durch Übernahmen von Konkurrenten ausgebaut werden. Synergieeffekte, Economies of Scale und Kosteneinsparungen sind weitere Motive. Dieses Buch befasst sich mit den theoretischen Grundlagen der Internationalisierung, einer Vorstellung des ausgewählten türkischen Bankenmarktes und der UniCredit Group sowie deren türkischen Tochterunternehmen. Darauf aufbauend werden die Internationalisierungsstrategien anderer ausländischer Institute in Form einer empirischen Erhebung kritisch geprüft. Schwerpunkte dieser Empirie bilden die Untersuchung der verschiedenen Markteintrittsstrategien, die gewonnenen Erkenntnisse aus der Marktbearbeitung und die zukünftige strategische Positionierung der Institute. Abschließend werden konkrete Handlungsempfehlungen für ein dauerhaft erfolgreiches Türkeigeschäft abgeleitet.
Textprobe: Kapitel 5.3, Ergebnisse der empirischen Untersuchung: 5.3, Markteintritt: Um Aussagen zur Strategie einer Bank innerhalb eines Marktes treffen zu können, muss man sich zwangläufig auch mit der Historie befassen und den Markteintritt analysieren. Welches waren die Hauptgründe für das Engagement im neuen Markt? Wie und wann erfolgte der Markteintritt? Wurde eine eigene Repräsentanz gegründet oder ein einheimisches Institut übernommen? Viele verschiedene Möglichkeiten stehen den Marktteilnehmern zur Verfügung. Umso interessanter sind die Antworten auf die Frage, warum ein spezieller Weg für den Markteintritt gewählt wurde. Abschließend wird dargestellt, ob die Markteintrittsstrategie für die Bank den erhofften Erfolg gebracht hat, wenn das Institut imaginär in die Situation vor den Markteintritt zurückversetzt wird. Wenn der Eintritt wieder genauso vollzogen würde, könnte dies ein Indiz für ein bislang erfolgreiches Engagement sein. Das Institut, welches unter den Banken am längsten im türkischen Bankenmarkt vertreten ist, feiert im Jahr 2009 bereits seinen 100-jährigen Markteintritt. Andere Institute entschieden sich in der Zeit zwischen 1970 und 1990 dazu, die türkische Finanzwelt zu erschließen. Die jüngsten Markteintritte datieren hingegen erst zur letzten Jahrtausendwende. Der Eintritt der Institute vollzog sich somit zu unterschiedlichen Phasen der Weltwirtschaft. Aber auch die wirtschaftliche Situation in der Türkei und natürlich des jeweiligen Heimatmarktes stellte die Banken vor nur schwer vergleichbare Rahmenbedingungen. Auch das politische Umfeld vor 100 Jahren war ein völlig anderes als in den genannten Phasen der zeitlich späteren Markteintritte. Viel entscheidender sind die Gründe, die die Banken überzeugten den Finanzmarkt des Staates, der Europa und Asien miteinander verbindet, zu erobern. Da die Bevölkerungsdemographie, das Bevölkerungswachstum, die Inflationsentwicklung und auch die Struktur der heimischen Wirtschaft maßgebend für das Wirtschaftwachstum eines Landes sind, ist es nicht verwunderlich, dass die absolute Mehrheit der Banken die makroökonomischen Rahmenbedingungen als einen ‘sehr wichtigen’ Faktor eingestuft haben. Eine junge, stark wachsende Bevölkerung, zurückgehende Inflationsraten und ein sich in den letzten Jahren vollziehender Strukturwandel vom Landwirtschaftsstaat hin zu einer modernen Industrie- und Dienstleistungsvolkswirtschaft waren für alle Institute überzeugende Gründe für den Markteintritt. Aber auch für Häuser, die bereits vor Jahrzehnten unter anderen Voraussetzungen den Markteintritt wagten und für die diese positive Entwicklung nicht vorhersehbar war, ist das wirtschaftliche Umfeld für die zukünftigen Aktivitäten von entscheidender Bedeutung. Neben den makroökonomischen Bedingungen war für die Mehrzahl der Kreditinstitute auch die eigene Analyse des Marktpotentials gleichbedeutend wichtig, da von dieser Einschätzung der direkte Erfolg ihrer Entscheidung abhing. Denn hohe Marktanteile im Massengeschäft oder eine starke Stellung als ‘Nischen-Player’ sichern indirekt die dauerhafte Rentabilität und rechtfertigen somit langfristig das Auslandsengagement. Die Struktur des türkischen Bankenmarktes spielte ebenfalls für alle befragten Banken eine wichtige Rolle bei ihrer Investitionsentscheidung. Bevor der türkische Markt im großen Stil von internationalen Banken ‘erobert’ wurde, deckten einheimische staatliche Geschäftsbanken, Entwicklungs- und Investitionsbanken und wenig international erfahrene private Geschäftsbanken den Bedarf von Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden ab. Bis zur Liberalisierung des Marktes für internationale Banken im Jahre 2001 gab es im türkischen Bankwesen nur einen eingeschränkten Wettbewerb und somit gute Voraussetzungen für einen Markteintritt von ausländischen Banken. Die schrittweise Annäherung der Türkei an Westeuropa und die damit einhergehenden zahlreichen Reformen innerhalb des Rechtssystems und die Liberalisierungsmaßnahmen unter anderem auch im Geld- und Kapitalmarkt haben das Interesse internationaler Finanzkonzerne positiv beeinflusst. Mehrheitlich spielt das rechtliche Umfeld für die Institute eine ‘wichtige’ Rolle bei den eigenen Expansionsbestrebungen. Kriterien wie das steuerliche Umfeld, die geringen Markteintrittsbarrieren und die Erzielbarkeit höherer Margen gegenüber dem Heimatmarkt wurden nahezu einheitlich als ‘weniger wichtig’ eingestuft. Auch der Umstand, dass internationale Wettbewerber bereits am türkischen Markt vertreten sind, beeinflusste die Entscheidung der Geldinstitute, wenn überhaupt, nur marginal. Diese Aussagen sind nachvollziehbar, da jedes einzelne Haus in seinem in der Regel gesättigten ‘westlichen’ Heimatmarkt ohnehin einem starken Wettbewerb ausgesetzt ist und die Situation in der Türkei insofern kein außergewöhnliches sondern eher gewohntes Umfeld darstellt. Der türkische Bankenmarkt befindet sich vielmehr immer noch in einem Konsolidierungsprozess, in dem es in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit leichter sein wird, Marktanteile hinzuzugewinnen als im jeweiligen Heimatmarkt. Neben den fundamentalen Daten gab es auch bankspezifische Gründe, die die Entscheidung des Markteintritts maßgeblich beeinflusst haben. Ein Institut folgte den eigenen inländischen Geschäfts- und Firmenkunden in die Türkei bzw. begleitete deren Expansionsweg dorthin. Dieses Beispiel zeigt sehr schön auf, dass einerseits die Kundenbindung im Heimatmarkt und andererseits das Erschließen neuer Märkte eine sinnvolle Gesamtstrategie ergeben können. Bei der Art des Markteintritts spiegelt sich kein einheitliches Bild wider. Von der Übernahme der Mehrheit einer türkischen Bank, über die Eröffnung einer eigenen Repräsentanz bis hin zum Erwerb einer bereits bestehenden Repräsentanz einer internationalen Bank sind die Konzerne sehr unterschiedliche Wege gegangen. Die Tatsache, dass sich die Institute ausnahmslos auch heute für dieselbe Art des Markteintritts entscheiden würden, ist ein Indiz dafür, dass sich die Geschäfte im türkischen Markt bislang planmäßig bzw. überplanmäßig erfolgreich gestalteten. Auch lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen der Art des Markteintritts und der Türkeistrategie jedes einzelnen Hauses feststellen. Die Marktführerschaft im Privatkundengeschäft lediglich mit der Eröffnung einer Repräsentanz anzustreben, würde die gesamte Strategie unglaubwürdig erscheinen lassen. Die Übernahme der Mehrheit einer türkischen Großbank hingegen ist nahezu eine Mindestvoraussetzung für die Erreichung dieses ambitionierten Zieles. Stand der Markteintritt beispielsweise im direkten Zusammenhang zu einer einzigen Projektfinanzierung, so mag die Entscheidung, zunächst nur eineRepräsentanz zu eröffnen, zumindest kurzfristig sehr sinnvoll erscheinen. Ist es für ein Institut wichtig möglichst schnell im türkischen Markt präsent und leistungsfähig zu sein, so kommt der Kauf der Repräsentanz eines Wettbewerbers, der sich aus dem Markt wieder zurückziehen will, in Frage. Zudem ist dies zu deutlich niedrigeren Kosten möglich als beispielsweise der Erwerb einer gesamten Bank. Aber auch politische Gründe können zum Markteintritt durch Gründung einer Repräsentanz und anschließender Übernahme eines Minderheitsanteils einer türkischen Bank geführt haben. Im konkreten Fall wurde eine internationale Bank von der türkischen Regierung beauftragt, dabei zu helfen, die technische Bankeninfrastruktur im Land mit aufzubauen. Die vorgenannte Strategie könnte genau der richtige Weg für dieses Vorhaben gewesen sein. Vergleicht man die Aussagen der Wettbewerber mit denen der Yapi Kredi Bank so fällt auf, dass die YKB insbesondere der vorgefundenen Bankenstruktur und den Markteintrittsbarrieren eine größere Bedeutung beigemessen hat als dies bei der Masse der Banken der Fall war. Dieses lässt sich anhand der Strategie des Institutes erklären, denn die angestrebte Marktführerschaft im Retailgeschäft verlangt andere Voraussetzungen als beispielsweise die bloße Besetzung einer Nische. Sowohl eine extreme Wettbewerbssituation im Massengeschäft als auch die fehlende Möglichkeit eines raschen und umfassenden Markteintritts hätten zu einer negativen Einschätzung für den Markteintritt seitens der UCG führen können. Die Erzielbarkeit höherer Margen stand ebenfalls stärker im Fokus als bei anderen Banken und ist ein weiteres Indiz für die Beweggründe der Italiener, im türkischen Massengeschäft eine führende Rolle spielen zu wollen. Denn nur in weniger hart umkämpften Märkten lassen sich in der Regel höhere Margen durchsetzen, was wiederum auf den Bankenmarkt bzw. die Struktur reflektiert.
Der Autor dieses Buches, Thomas Wriede, wurde 1979 in Stade geboren. Nach der Ausbildung zum Sparkassenkaufmann bei der Sparkasse Stade-Altes Land und der anschließenden Laufbahn als Vermögens- und Finanzierungsberater im Alten Land entschloss er sich, seine berufliche Tätigkeit bei dem Bankhaus Wölbern & Co. in Hamburg fortzuführen. Der Autor wurde von diesem Unternehmen bei seinem Vorhaben unterstützt, ein nebenberufliches Studium bei der Frankfurt School of Finance & Management zu beginnen. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss zum Bankbetriebswirt im Jahr 2009, konnte er auch seinen Studiengang zum Diplom-Bankbetriebswirt im Januar 2010 erfolgreich beenden. Die Inhalte dieses Buches resultieren aus der Aufgabenstellung des Studiengangs. Hierbei hat sich der Autor an der aktuellen Themenstellung von Kreditinstituten orientiert, mit welcher Strategie neue Bankenmärkte erfolgreich erschlossen werden können. Die Türkei wurde von ihm als Beispiel für ein aufstrebendes und westeuropäisch-orientiertes Land gewählt.
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