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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Tod und Trauer am Arbeitsplatz treten oft plötzlich und unvorhersehbar auf besonders gravierend ist dies dann, wenn Kollegen sterben. Der Tod durchbricht den Führungsalltag und sorgt für Krisenzustände und Chaos. Die tiefgreifende Veränderung durch den Tod eines Kollegen sind nicht kontrollierbar. Für ein Team und seine Führungskraft beginnt eine intensive Zeit mit vielen komplexen Anforderungen und Herausforderungen. In Unternehmen, Organisationen und in Teams wird dieses Thema gerne verdrängt und es herrscht Unsicherheit, Hilflosigkeit oder Orientierungslosigkeit. Die Führung eines Teams nach einem Todesfall im Kollegenkreis steht hierbei Fokus. In diesem Buch soll ein Bewusstsein für das Thema geschaffen werden und durch die aufgeführten Next Practice Impulses und die tiefe Auseinandersetzung mit der Thematik zusätzlich ein Erkenntnisgewinn und ein Mehrwert für die Führungspraxis – im Umgang und in der Bewältigung – geschaffen werden. Durch die durchgeführte strukturierte Literaturanalyse findet eine Betrachtung und Identifikation des wissenschaftlichen Diskurses und die Ableitung möglicher weiterer Forschungstrends auf Grundlage von Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften statt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4. Sterben, Tod und Trauer: 4.1 Todesfälle und Todesursachen in Deutschland: Im Jahr 2017 sind insgesamt 932.272 Menschen in Deutschland verstorben (Statista, 2019). Die Zahl der Todesfälle ist beispielsweise auch im Jahr 2015 um 6,5 % angestiegen, so sind beispielsweise im Jahr 2015 in Deutschland 925 200 Menschen verstorben, laut statistischem Bundesamt. Diese Zahlen werden jedoch untermauert von deren Altersverteilung, so handelt es sich hierbei bei etwa der Hälfte der um Frauen und Männer, welche 85 Jahre und älter waren (Statistisches Bundesamt, 2017). So verzeichnete das statistische Bundesamt (2018) zusätzlich für das aktuelle Jahr 2017 mehr Sterbefälle und weniger Geburten. Es können lediglich Schätzungen unternommen werden bezüglich der genauen Angabe von Todesfällen im erwerbsfähigen Alter und somit zum Ausscheiden aus dem betrieblichen und beruflichen Umfeld, man kann jedoch davon ausgehen, dass es sich um ca. 140 000 Personen handelt (Metzger, 2015). Betrachtet man die Todesursachen, sind diese in den letzten Jahren unverändert in ihrem Ranking, so starben beispielsweise 12 868 Personen durch einen Sturz, und ein vollendeter Suizid wurde von 10 078 Menschen begangen, mit einer hohen Anzahl an Männern, nämlich insgesamt 73 % (Statistisches Bundesamt, 2017). Die Zahl der Unfälle im Jahre 2017 hat beispielhaft insbesondere Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahre als Todesursache untermauert. So kamen beispielsweise 78 Jugendliche im Jahr 2017 im Straßenverkehr ums Leben (Statistisches Bundesamt, 2017a). In Deutschland begehen jedoch jedes Jahr mehr Menschen Suizid, als bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen (Welt Online, 2017). Wobei die Anzahl der häufigsten Todesursachen sich verschiebt hinsichtlich psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen (Ärztezeitung, 2014). Aktuell liegen bereits Daten vor, dass die Zahl der Verkehrstoten im Jahre 2018 auf 3220 ansteigen wird (Statistisches Bundesamt, 2018a). Somit repräsentieren laut des Statistischen Bundesamtes Unfälle, Suizide und Herz-Kreislauferkrankungen eine der größten Gruppen für einen oftmals plötzlichen und unerwarteten Tod in Deutschland. 4.2 Gesellschaftlicher und individueller Umgang im Wandel: Ein allgemeiner oder universeller Konsens über den Ausdruck tot sein und dessen wirkliche Bedeutung und wann genau der Todeseintritt erfolgt, existiert nicht, und unterliegt unterschiedlichen Varianten, je nach kultureller und religiöser Wertvorstellung (Hermida, Fischer, Mayr, Penzkofer, Fuhrmann, Hilpert & Anders, 2018). Die Angst vor dem Tod in unserer Gesellschaft und beim Individuum begründet sich insbesondere dadurch, dass dieser nicht reflektierbar sei und der Sterbende selbst keine reflektierten Erfahrungswerte abgeben könne (Dunger, Seidlein, Schallenburg, Roshangar, Schulz-Quach & Schnell, 2018). Laut einer Umfrage in Deutschland ist die größte Angst der jüngeren Menschen jedoch nicht der Tod oder die Angst vor Krankheiten, sondern das offene Sprechen vor Personen (Destatis, 2018). Tirschmann (2019) verwendet hierbei den Begriff einer Unsichtbarkeit des Todes und formuliert: Der Typus vom sichtbaren Tod verweist auf den Tod als soziales Ereignis, der Typus vom unsichtbaren Tod verweist auf die Abwesenheit des Todes im öffentlichen Leben (Tirschmann, 2019, S. 31-32). Er begründet dies durch ein neues Verständnis der Abnahme von direkten Konfrontationen mit dem Tod. Er merkt hierbei eine …gesellschaftliche Verdrängung des Todes an (Tirschmann, 2019, S. 32) und widerlegt somit in seinem Verständnis, und wie er formuliert, die These des französischen Philosophen Philippe Aries. Insbesondere seine Forschungsarbeiten und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Todes hat zu einer Wandlung des Todes in der Gesellschaft im 19. Jahrhundert geführt. So definiert sich heute der Tod laut Aries (2002) als angstbesetzt, unkontrolliert, unbeherrscht und findet in modernen und leistungsorientierten Gesellschaften kaum Berechtigung. Die Thematisierung des Todes in Deutschland geht laut Tirschmann (2019) auf die Thematisierung von Suizid in Johann Wolfgang von Goethes Leiden des jungen Werthers zurück. Daher stammt die Ausdrucksweise des sogenannten Werther-Effektes, welcher insbesondere als Ausdruck für Nachahmungstaten gilt (Tirschmann, 2019). Lammer (2014) thematisiert, dass insbesondere in unserer westlichen Gesellschaft sich der Tod und das Sterben verändert haben. Begründend auf Annahmen einer verlängerten Lebenserwartung, einer verbesserten Lebensqualität, der Möglichkeit zum Aufschub des Todes, der Verlagerung des Sterbeortes in Krankenhäuser und Hospizeinrichtungen, oder Traditionsabbrüche und ein Auseinandertreten von Tod und Bestattungen. In Mexiko hingegen wird beispielsweise der Tod transformiert und an Allerseelen am Dias de los muertos ein Fest veranstaltet (Danzinger, o.J.). Die Thematik von Sterben, Tod und Trauer unterscheidet sich, aus einer westlichen Perspektive betrachtet, auch mit anderen Ländern. In Japan und der östlichen Welt beispielsweise, zeigt sich ein weit differenzierterer Umgang mit Sterben und Tod, geprägt durch den sogenannten Synkretismus, einer Konfession aus Shintuismus und Buddhismus. So unterscheidet man den Tod der ersten, zweiten und der dritten Person. Es handelt sich hierbei um den ersten Tod (eigener Tod), den zweiten Tod (einer nahestehenden Person) und den dritten Tod (unbekannte Personen) (Honekamp-Yamamoto, 2008). In einer jüngst erschienenen Framework Analyse (Datenauswertungsmethode) zum Thema 30 Gedanken zum Tod , welche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, konnten durch die angewandte Methodik die Ansichten von Erwachsenen, welche insbesondere beruflich und in ganz unterschiedlicher Weise mit dem Tod konfrontiert sind (Experten, Diagnostiker, Begleiter) analyisiert werden, was zu einer Änderung der gesellschaftlichen Thematik in der Öffentlichkeit geführt hat. (Dunger, et al., 2018). Beispielsweise beschreibt die Expertengruppe, die sich beruflich mit dem Tod auseinandersetzte, dass sie zwar klare Herangehensweisen an den Tod und die Konfrontation habe, ebenfalls Verarbeitungsmechanismen, aber trotzdem aufgrund ihrer Erfahrung und der Wahrung von Distanz, um nicht angreifbar zu sein. Der Tod kann generell Angst machen, besonders in der Expertengruppe, da diese Todesfälle gehäuft und oftmals unter schwierigen Umständen erlebt wurden (Dunger, et al., 2018). Der Tod hat insbesondere in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus eine Bedeutung erlangt, so Tirschmann (2019). Er spricht hier von einem überall spürbaren Todeswahn. Die Vereinnahmung des Todes durch die Politik im Namen des Volkes mündete im Vernichtungskrieg und den systematischsten Massentötungen des 20. Jahrhunderts (Tirschmann, 2019, S. 19). Er formuliert unter anderem ein Deutungsproblem des Todes. Die Bebilderung des Todes, seine Ausstaffierung mit Ideen, Motiven und anschaulichen Inhalte, ist der Versuch der Lebenden, das Geheimnis des Todes zu lüften (S. 32). Auf der gesellschaftlichen Ebene verändert sich die Thematik des Todes insbesondere auch in den Medien (Stapf, 2010). Der Tod wird repräsentiert durch beispielsweise Katastrophen oder dem Tod von berühmten Persönlichkeiten wie Papst Johannes Paul II (Stapf, 2010). Tina Weber (2006) spricht von einer neuen Sichtbarkeit des Todes im Fernsehen. Deutlich zum Vorschein kommen die Symbole des Todes und der Trauer erst beim Verscheiden einer prominenten Person im öffentlichen Leben, bei Natur- und Technikkatastrophen oder terroristischen Anschlägen (Weber 2006, S. 3485). So wurde beispielsweise in Amerika das öffentliche Sterben von Terri Schiavo, einer Komapatientin intensiv diskutiert (Spiegel Online, 2005). Rundfunk und TV-Sender zeigen oftmals über einen längeren Zeitraum Bilder von solchen Szenarien, wie auch von Terroranschlägen und Naturkatastrophen, was jedoch als Erweiterung und nicht als Ersatz der bisherigen Darstellungen des Todes betrachtet werden kann (Weber, 2006). Stapf (2010) thematisiert das Spannungsfeld innerhalb der medialen Berichterstattung und sieht hierbei die Medien in der Verantwortung, ethische Abwägungen zu treffen. Sie betont in diesem Kontext den Begriff der Medienethik, die im Zwiespalt von Berichterstattung zwischen, wie sie es formuliert, Zeige-Gier und Katstrophen-Journalismus befindet (Stapf, 2010). Steinke (2014) merkt zudem die große Macht und Vielfalt des Internets und Social Media zur Recherche für Journalisten in Krisen- und Extremsituationen an und nennt hier beispielsweise den Suizid eines Mitarbeiters und die Nutzung von Internetportalen zur kollektiven Annahme über die entsprechenden Unternehmen. Insbesondere die Berichterstattungen von abgeschlossenem Suizid haben sich im Laufe der letzten Jahre in einem Spannungsfeld bewegt, wie am folgenden Beispiel deutlich wird. Die Berichterstattung in Deutschland hat sich beispielsweise dahingehend verändert, dass die renommierte Süddeutsche Zeitung in einer Bemerkung am Ende eines Artikels über Suizid mitteilt, dass sie keine weiteren Meldungen über Suizide veröffentlichen werden, aufgrund der Gefahr der großen Nachahmung, sprich also dem oben genannte Werther-Effekt. Kritik an der Berichterstattung über Suizid und Katastrophenszenarien sowie die komplette Veröffentlichung des Namens vom Piloten der German Wings Katastrophe und die völlige Ausblendung von Pietät und Schicksal können zudem, wie es Ammerland (2015) bezeichnet, als journalistischen Shitstorm mit starken Stigmatisierungsfolgen für psychische Erkrankungen, in diesem Falle der Depression, angesehen werden. Eine weitere Komponente der medialen Nutzung von Tod, so Hilbig (2016) sei insbesondere in der Werbung deutlich und zeige der anrührende und weitverbreitete Edeka Spot, welcher an Weihnachten in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde (47 Millionen Klicks). In diesem inszeniert ein alter Mann seinen eigenen Tod, um seine desinteressierte Familie aufzurütteln, so scheint es (Hilbig, 2016). Der Tod in der Werbung wurde anhand dieses durchaus erfolgreichen Beispiels laut Hilbig stark diskutiert, wobei der Clip zudem zwei renommierte Auszeichnungen des Deutschen Werbefilmpreises verzeichnete. Hilbig kritisiert trotz des Erfolges den Bezug zum Lebensmitteldiscounter oder die tiefere Bedeutung des Werbebeitrages (Hilbig, 2016). 4.3 Trauer zwischen Moderne und Tradition: In Deutschland trauern laut einer Studie jährlich rund 28 Millionen Menschen, was immer mehr auch auf jüngere Generationen zutrifft (Friedwald Studie, 2017). Laut einer jüngsten Umfrage des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2017 benötigen 72 Prozent der Befragten Personen, dass sie für die Trauer und das Gedenken an eine Person keinen bestimmten Ort benötigen (Statista, 2017). Auch Trauer verändert sich aktuell und pendelt sich zwischen Tradition und Moderne, so verschwinden oftmals bekannte Rituale und Gebräuche (Tirschmann, 2019). Auch verschiebt sich die Auseinandersetzung mit dem Tod mehr hinsichtlich digitaler Trauer, wie durch die aktive Nutzung von Online-Plattformen, virtuellen Friedhöfen oder der Austausch in Trauerforen (Offerhaus, Keithan & Kimmer, 2013). Thieme (2019) formuliert hierzu unter anderem, dass Trauer meist ein vorübergehender Gemütszustand sei, welcher sich klar vom sogenannten Gedenken an eine verstorbene Person abgrenze. Das Gedenken sei hierbei auf unbestimmte Dauer angelegt. Einem frühzeitigen und plötzlichen Tod begegne das Umfeld oftmals mit dem Versuch der Sinnstiftung und einem Erklärungsversuch (Halling, Fehlemann & Vögele, 2009). Die Digitalisierung in der Bewältigung von Trauer gewinnt zudem immer mehr an Bedeutung, laut Wergin. So postete beispielsweise Sharly Sandberg, CEO von Facebook nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, Dave Goldberg, auf ihrer Facebookseite einen emotionalen Post mit unzähligen Reaktionen (Wergin, 2015). Kritik an Sharyl Sandbergs Verhalten lautet unter anderem, dass: Eine Art des offenen Umgangs mit einem heiklen Thema, die im amerikanischen Geschäftsalltag ungewöhnlich ist […] von manchen Kollegen als geschicktes Eigenmarketing kritisiert wurde (Kals, 2016). Besonders als sie nach kurzer Zeit wieder als trauernde Witwe im Unternehmen arbeitete (Kals, 2016). Rituale, insbesondere sogenannte kollektiver Trauer und Anteilnahme, gewinnen an Bedeutung und …sind der Versuch, dem Unfassbaren eine Form, eine Zeit und einen Ort zu geben, damit das Leben wieder fassbar wird je weniger fassbar ein Geschehen erscheint, umso wichtiger werden diese Rituale (Dobrinski, 2016). Eine weitere moderne Form ist die sogenannte Trauerkultur 2.0 wie bereits angedeutet, Trauer ist ein sozialer Prozess, der im Zusammenhang mit kulturell angeeigneten Praktiken und Ritualen steht und eng mit den medialen und soziokulturellen Rahmenbedingungen einer Gesellschaft verbunden ist (Offermann et al., 2013, S. 276). Sie haben in einer Umfrage versucht, den Trauerprozess und die Nutzung aus Sicht der Trauernden zu beleuchten. Ein Ergebnis weist unter anderem darauf hin, dass virtuelle Gedenkstätten insbesondere für Personen von Bedeutung sein können, die sich in ihrer Trauer im Umfeld nicht aufgenommen fühlen (Offermann et al., 2013). 4.4 Komplizierte und gelingende Trauer: Eine Unterscheidung und Abgrenzung zwischen komplizierter Trauer (tiefe Sehnsucht und Wunsch nach Gegenwart des Toten) zur Depression, sowie der posttraumatischen Belastungsstörung, können nicht differenziert vorgenommen werden. (Unterhitzenberger & Rosner 2014). Das Konzept der komplizierten Trauer findet in der Fachwelt Berechtigung und Anwendung (Unterhitzenberger & Rosner 2014). Ein Kriterium der sogenannten komplizierten Trauer zeige sich in der Unfähigkeit, das eigene … Leben ohne den Verstorbenen weiterzuführen oder den Tod zu akzeptieren… (Unterhitzenberger, Rosner, 2014, S. 8) und grenze sich somit von der Depression ab. George A. Bonanno befasst sich beispielsweise mit dem Konstrukt der komplizierten Trauer. Er ist Psychologe und Traumaforscher an der Columbia University in New York. Hinsichtlich einer Abgrenzung zur posttraumatischen Belastungsstörung lässt sich unter anderem feststellen, dass in den meisten Todesfällen das Kriterium eines traumatisierenden Erlebnisses nicht vorliege, da Verlust durch Tod eine universelle Erfahrung sei (Unterhitzenberger & Rosner, 2014). Der Verlauf von Trauer widmet sich aktuell insbesondere der Fragestellung, ob und wann es sich um eine psychische Erkrankung handelt, so Wagner (2016). Sie formuliert, dass insbesondere die konfliktbehafteten Beziehungen oder traumatischen Regeln zur einer schwierigen oder verzögerten Trauerbewältigung führen können, was aber durch therapeutische Interventionen und Behandlungsoptionen möglich sei und betont aber auch, dass der Verlust einer nahestehenden Person in der Regel von einem normalen und nicht, wie sie formuliert pathologischen Trauerprozess verlaufen würde, sind jedoch abhängig von Persönlichkeit und Kultur. Die pathologische Symptomatik zeige sich nur bei wenigen Personen, so haben auch Studien zur Therapie von Trauer wenig Erfolg und sind nicht effektiv (Schumer, 2009). Jedoch betonen Vertreter des Konstruktes die Dringlichkeit und Aufmerksamkeit der Situation, und fordern, das Thema ernst zu nehmen und weisen Zusammenhänge von komplizierter Trauer mit dem verstärkten Auftreten von Suizid, sozialen Problemen und schweren Krankheiten als Argument auf (Schumer, 2009). Joachim Küchenhoff (2011) formuliert zu den Bedingungen einer gelingenden Trauer unter anderem, dass Trauer die Voraussetzung dafür sei, mit Verlusten umgehen zu können. Er thematisiert hierbei unter anderem drei Fähigkeiten. Zum einen handelt es sich hierbei um die Fähigkeit, sich auf den Trauerprozess einzulassen, sowie ihn emotional auszuhalten und als drittes Kriterium ihn auch abschließen zu können. Küchenhoff betont jedoch die Abhängigkeit der Umwelt als Variable im Trauerprozess und inwieweit diese die Trauer zulassen würden. So sei Trauer kein einmaliger Vorgang, sondern tauche immer wieder im Lebensverlauf auf. Trauer ist keine psychische Erkrankung, so wird in einer Pressemitteilung der Bundespsychotherapeutenkammer (2013) erwähnt, diese warnt vor der wie sie es bezeichnen Aufweichung von diagnostischen Kriterien und warnt davor, den Trauerprozess an eine enges Zeitkontinuum von zwei Wochen nach dem Verlust zu setzen. Ebenso betont diese, dass ein Verlust unter anderem Monate und generell über ein Jahr dauern dürfe, ohne dass ein Behandlungsgrund bestehe. Lammer (2014) gibt in ihrem Buch Trauer verstehen einen Überblick über bekannte Phasenmodelle des Trauerprozesses, darunter bekannte Modelle nach Verena Kast, Elisabeth Kübler- Ross, oder Bowlby. Sie sieht prinzipiell die Orientierung an bekannten Trauerphasenmodellen als wertvolle Unterstützung im Trauerprozess, denn Aufgabenmodelle der Trauer wollen und können dasselbe leisten wie Phasenmodelle (S.75). Sie merkt an, dass Phasenmodelle, welche zu Uniformität neigen würden, zu simplizistisch seien, ebenfalls zu normativ, zu diagnostisch und sie würden sich somit stark von den Helfenden distanzieren. Und sie widerlegt auch den großen Mythos der Schockphase. Lammer befürwortet statt Phasenmodellen, wie sie es formuliert Aufgabenmodelle und beschreibt hier unter anderem das Modell nach Worden und das Spiralwegmodell nach Schbilisky. Letzterer geht davon aus, dass verschiedene Persönlichkeitstypen auch verschiedene Trauerstile entwickeln. Auch sie hat ein entsprechendes Aufgabenmodell entwickelt, das im Trauerfall gut angewendet werden kann. Auf eine detailliertere Darstellung und Ausführung der einzelnen Phasen- und Aufgabenmodelle wird hier verzichtet, sie sollen jedoch zur Unterstützung der theoretischen Grundlagen angebracht werden.

Über den Autor

Tanja Carina Schreiber, M.A. wurde 1983 geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und einem abgeschlossenen Studium der Sozialwirtschaft schloss die Autorin im Jahre 2019 mit dem akademischen Grad Master of Arts an der Hochschule für angewandtes Management erfolgreich den Studiengang Wirtschaftspsychologie ab. Bereits in ihrem Studium interessierte sie sich sehr für Führung, was die Schwerpunktwahl in ihrem Studium bekräftigte und sie motivierte dieses Buch zu veröffentlichen. Die Autorin ist selbst seit vielen Jahren als Führungskraft in einer Einrichtung der Behindertenhilfe und als Hochschuldozentin tätig.

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