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Fabian Pilz

Die Entschlüsselung von Einfachheit. Ursachen und Merkmale einfacher Produkte

ISBN: 978-3-96146-669-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 61
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bei der Entwicklung innovativer Produkte spielen drei Gestaltungsprinzipien eine wichtige Rolle im Entwicklungsprozess. Diese verlangen, dass ein Produkt eindeutig, einfach und sicher ist. Bei näherer Betrachtung dieser Prinzipien wird deutlich, dass Eindeutigkeit und Sicherheit in Bezug auf ein bestimmtes Umfeld durch genaue Definitionen festgelegt werden können. Ein häufig verwendeter Ansatz ist die Charakterisierung der Einfachheit durch die (zunehmende) Abwesenheit von Komplexität. Diese Grenzen sind jedoch nicht klar definiert und verschwimmen innerhalb verschiedener Definitionen von Einfachheit und Komplexität. Bisher scheint es keine Kriterien zu geben, die sowohl die Qualität als auch den Grad der Einfachheit erklären und bestimmen. Es ist fraglich, was Einfachheit im Produktkontext bedeutet, wie sie erreicht werden kann und welche Strategien und Methoden hierfür eingesetzt werden. Das vorliegende Buch untersucht Ursachen und die Entstehung von Einfachheit im Produktkontext und deren Übertragbarkeit auf verschiedenartige Produkte. Dabei werden Phasen aus dem Produktlebenszyklus und zudem unterschiedlichen Gruppen, welche mit dem Produkt agieren, betrachtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3.3: Subjektive Einfachheit des Designs: Zusammenfassend kann daraus abgeleitet werden, dass das Empfinden von Einfachheit im Bereich des Designs eine vom Anwender abhängige Definition ist. Je nach Ausrichtung der einzelnen Persönlichkeiten empfinden Benutzer Design als einfach oder komplex. Hierbei ist keine klare Definition gegeben, ab wann Design als zu komplex empfunden wird. Zusätzlich wurde ein Ansatz zur Einteilung der Nutzergruppen aufgrund ihres Verlangens nach Komplexität aufgezeigt. Es wird erkenntlich, dass vor allem in den Bereichen der oberen Mittelschicht in den Sinus-Milieus ein hohes Streben nach Komplexität zu verzeichnen ist. Hingegen ist die untere Mittelschicht eher auf einfache Merkmale fokussiert. Weiterhin ist eine Einordnung von Einfachheit im geschichtlichen Kontext des Produktdesigns erfolgt. Hierbei ist zu erkennen, dass gerade durch die Zunahme der technischen Vielfalt [BHJ15] ein erneutes Streben nach Einfachheit in Form und Bedienung entstand, welche bis heute anhält. Zur Einordnung vom Ordnung und Komplexität in Bezug auf das ästhetische Empfinden sind die Gestaltungsgesetze zu beachten, mit deren Hilfe die menschliche Wahrnehmung gesteuert werden kann. Diese Gesetze werden vor allem zur Erzielung von Benutzerfreundlichkeit verwendet, um eine effiziente Wahrnehmung zu realisieren (vgl. Abschnitt 3.2). 3.4: Einfache Fertigung und Wartung: Wird der Bereich der Fertigung und Montage von Produkten untersucht, ist erkenntlich, dass keine konkreten Regeln und Definition eines einfachen Prozesses vorliegen. Pahl und Beitz [PBF13] definieren einen einfachen Fertigungsprozess anhand geringer Rüst- und Wartezeiten und standardisierten, geometrischen Formen. Die Montage ist mit einmaligen Einstellvorgängen zu tätigen und muss leicht nachvollziehbar sein [PBF13], vergleiche Abschnitt 3.1. Diese Beschreibungen sind sehr offen und allgemein gehalten. Um einen genauen Einblick über einfache Produktionsvorgänge zu gewinnen wird im folgenden Abschnitt als Beispiel für effektive und effiziente Arbeit die Entstehung der Fließbandfertigung untersucht. Von diesem Beispiel sind Grundaspekte abzuleiten. Weiterhin ist eine Betrachtung der japanisch geprägten schlanken Produktion sinnvoll, welche der Massenproduktion gegenübersteht. 3.4.1: Der Modell T – ein historisches Beispiel: Das Paradebeispiel für die Steigerung der Effektivität und Effizienz in der Fertigung sowie Montage ist der Ford Modell T, welcher 1903 seine Produktion begann. Hierbei stand die Massenproduktion im Vordergrund. Der wirtschaftliche Vorsprung, den Ford damals machte, ist drei Gründen zu verdanken: Standardisierte Bauteile Aufteilung von Arbeitsschritten Einführung des Fließbands Auch wenn die Einführung des Fließbandes die am meiste honorierte und am besten dokumentierte Entwicklung war, ist der Erfolg des Modell T besonders auf die ersten beiden Punkte zurückzuführen. Durch das Standardisieren der Bauteile, der Einfachheit ihres Zusammenbaus und der daraus resultierenden leichten Montage konnte ein einfacher Fertigungsprozess realisiert werden, der eine Einsparung an Fachkräften ermöglicht [WJR95]. Die zweite Innovation war die Aufteilung der Arbeitsaufgaben in einzelne Arbeitsschritte. 1903 wurde ein Auto von einer geringen Anzahl Monteuren gefertigt, von welchen jeder für eine Baugruppe des Fahrzeugs zuständig war. Im Laufe der nächsten Jahre wurde der Arbeitszyklus eines Arbeiters von 514 Minuten auf 2,3 Minuten verringert. Dies hatte den Effekt, dass die Arbeiter sehr vertraut mit der jeweiligen einfachen Aufgabe waren, was in einer schnelleren Ausführung resultierte. Das Fließband optimierte diesen Prozess, da er die Bewegung des Arbeiters, bspw. zur Materialbeschaffung, entfernte. Hierdurch entstand eine Steigerung des Arbeitstempos, wodurch der Arbeitszyklus auf 1,19 Minuten optimiert werden konnte. Bezogen auf das Produkt und die Prozessschritte war diese Arbeit einfach ausführbar und schnell zu erlernen, reduzierte jedoch den Monteur auf eine austauschbare Arbeitskraft mit monotonen Abläufen. Diese Art der Arbeit begann Anfang der 70er Jahre in eine sackgassenähnliche Monotonie umzuschlagen, welche im Laufe der Jahre dazu führte, dass die einzelnen Arbeitsprozesse erweitert und in Gruppen bearbeitet wurden [WJR95]. Hier ist erkenntlich, dass einfache Arbeit nur bis zu einem gewissen Maß angenommen wird. Ein gewisser Grad an Neuheit und Komplexität zur Erzielung der Lernförderlichkeit der Arbeiter verbessert die Zufriedenheit der Angestellten. Weiterhin kann die Massenproduktion wenig flexibel auf eine Variantenvielfalt reagieren. Eine Umstellung der Produktionsprozesse ist eine kostenaufwändige Aufgabe und wirft organisatorische Wellen, welche zur Verkomplizierung des Unternehmens führen, vergleiche Abschnitt 4.1. Somit sind bei der Massenproduktion aus Prozesssicht die einzelnen Arbeitsschritte einfach, jedoch nur unter der Bedingung realisierbar, dass die Produktvielfalt geringgehalten wird. Aus der Sicht des Monteurs sind einfache Arbeitsvorgänge zwar schnell erlernbar und gut zu optimieren, laufen aber Gefahr ein Monotonie-Gefühl auszulösen.

Über den Autor

Fabian Pilz, M.Sc., wurde 1992 in Bad Homburg geboren. Sein Studium des Maschinenbaus: Integrated Design Engineering an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg schloss der Autor im Jahre 2017 mit dem akademischen Grad des Master of Science erfolgreich ab. Bereits während des Studiums konnte er Erfahrungen und Erkenntnisse im Bereich der User Experience und Usability sammeln. Aktuell ist der Autor am Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik an der OvGU tätig und forscht aktiv im Bereich der systematischen Generierung von Produkteinfachheit.

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