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- Chancen und Risiken von Industrie 4.0 für kleine und mittlere Unternehmen. Eine Untersuchung am Beispiel der mittelständischen Automobilzulieferer
Management
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Spätestens mit dem Erscheinen des vorläufigen Abschlussberichts der Forschungsunion und deren Arbeitskreis Industrie 4.0 im Jahr 2012 hat sich um den Begriff Industrie 4.0 ein regelrechter Hype entwickelt. Mit der vierten industriellen Revolution erfolgt laut Experten ein notwendiger Paradigmenwechsel und damit verbunden eine grundlegende Umwälzung der gesamten Industrielandschaft. Dabei kommt Deutschland eine bedeutende Rolle zu, denn im Gegensatz zu anderen großen Industrienationen hält Deutschland seit den 90er Jahren einen stabilen und vergleichsweise hohen Industrieanteil von über 25 Prozent. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den kleinen und mittleren Unternehmen und den Leitmärkten, wie der Automobilbranche. Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Bedeutung, Chancen und Risiken von Industrie 4.0 für kleine und mittlere Unternehmen aus dem Bereich der Automobilzulieferer zu analysieren. Zudem werden die nötigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen untersucht. Zu diesem Zwecke werden theoretische Grundlagen mit den Ergebnissen von Experteninterviews verglichen.
Textprobe: Kapitel 6.3: Relevanz von Industrie 4.0: Bei der Relevanz von Industrie 4.0 für den Mittelstand herrscht eine klare Meinung unter den Befragten, denn bisher besitzt die Thematik kaum an Bedeutung für die Unternehmen. Das liegt bei der Roland Deeg GmbH laut Herrn D. daran, dass bisher kaum Kunden an das Unternehmen bzgl. Industrie 4.0 herangetreten sind und Änderungen verlangt hätten. Allerdings erkennen alle Befragten an, dass die Digitalisierung im Zuge von Industrie 4.0 langfristig stattfinden wird und mit einer wachsenden Anzahl an digitalisierten Unternehmen auch mehr Bedeutung erhalten wird. Einstimmigkeit herrscht ebenso dahingehend, dass Industrie 4.0 noch Zeit benötigt bevor sie bei KMU konkret Einzug erhält. Die Dauer bis es zu einer vollständigen Digitalisierung der Wertschöpfungskette bei KMU kommt, wird hingegen ganz unterschiedliche eingeschätzt. Die Ansprechpartner wurden gefragt, ob sie die Prognose des Unternehmens PricewaterhouseCoopers AG, dass bis 2020 85 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe ihre Wertschöpfungskette weitgehend digitalisiert haben werden, teilen. Herr D. und Herr T. beurteilten die Prognose als realistisch. Das liegt laut Herrn T. daran, dass die Entwicklung von neuen Technologien immer schneller stattfindet und der Trend zur Digitalisierung somit unterstützt wird. Herr D. grenzte seine Aussage allerdings ein und stellte klar, dass die Prognose seiner Meinung nach lediglich für die Automobilbranche zutreffend sei, denn da werden konstant neue Linien von Autos produziert, welche wiederum die neuesten Technologien benötigen. Die Forderung nach der neuesten Technologie dient dann wiederum als Treiber für die Automobilzulieferer. Die drei übrigen Befragten waren der Meinung, dass der Zeitraum bis 2020 zu kurz sei für derart grundlegende Veränderungen. Alle Befragten waren sich hingegen darin einig, dass ihre Unternehmen, wenn überhaupt, als Anwender von Industrie 4.0-Lösungen zu sehen sind. Als es um das Wissen über die Relevanz von Industrie 4.0 bei Lieferanten, Kunden oder Wettbewerbern ging, kam es hingegen zu sehr unterschiedliche Antworten. Aufgrund der Tatsache, dass Herr R. noch nie zuvor von Industrie 4.0 gehört hatte, konnte er die Frage nicht beantworten. Ebenso konnte bzw. wollte Herr W. keine Auskunft darüber geben. Während Industrie 4.0 für die Zulieferer der B Fahrzeug-Elektrik GmbH laut Herrn T. noch keine Relevanz besitzt und ihm bei Wettbewerbern nichts bekannt ist, setzen die Zulieferer der C GmbH bereits erste Industrie 4.0-Lösungen ein. Ebenso sind laut Herrn O. ein bis zwei Wettbewerber besser aufgestellt als sein Unternehmen bzgl. der Digitalisierung. Die Roland Deeg GmbH ist unter den fünf befragten Unternehmen am weitesten fortgeschritten was die Digitalisierung angeht. Die Wettbewerber des Unternehmens sind laut Herrn D. auf einem ähnlichen Stand wie sein Unternehmen. Das liegt daran, dass in den Branchen, in denen sein Unternehmen tätig ist, eine fortschreitende Digitalisierung unumgänglich ist, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Für ausländische Zulieferer-KMU sieht Herr D. Industrie 4.0 als weniger relevant an, da diese die fehlende Automatisierung der Produktion mit geringeren Personalkosten ausgleichen können. 6.4. Probleme und Potenziale von Industrie 4.0 für KMU: 6.4.1. Hauptrisiken/ -probleme aus der Sicht der Befragten: Für die Roland Deeg GmbH und die BöSha GmbH sind die zu geringen Stückzahlen aufgrund von individuelleren Kundenwünsche die größten Umsetzungsprobleme bei Industrie 4.0. Während Herr D. noch auf die Potenziale der Automatisierung bei Wiederhol- bzw. Serienteilen hinweist, sieht er die Fertigung von Teilen mit geringeren Stückzahlen kritisch, da der Aufwand den Gewinn leicht übersteigen kann. Herr R. äußerte außerdem als einziger unter den Befragten, Bedenken über mögliche Arbeitsplatzeinsparungen aufgrund von Industrie 4.0. Er vermutet, dass durch die Digitalisierung eine Vielzahl an Arbeitsplätzen verloren geht und sieht das als Risiko für die Arbeitnehmer im Mittelstand. Für Herrn T. und Herrn W. liegen die größten Risiken hinsichtlich der Umsetzung von Industrie 4.0 bei den hohen Investitionen. Bei der B Fahrzeug-Elektrik GmbH sieht man neben den hohen Investitionen auch die fehlende Standardisierung der Kommunikation als Problem. Herr W. erklärte, dass nahezu jeder seiner Zulieferer und Kunden unterschiedliche Software benutzt, welche wiederum unterschiedliche Schnittstellen hat. Um eine Vernetzung zwischen den Unternehmen zu realisieren, müsste laut Herrn W. erstmal dieselbe Sprache gesprochen werden . Bei der C GmbH steht wiederum ein völlig anderes Problem im Vordergrund. Nach der Meinung von Herrn O. fehle nämlich hauptsächlich qualifiziertes Personal, welches sich mit Projekten, wie der Digitalisierung des Unternehmens, überhaupt auseinandersetzen könne. Bei ihm im Unternehmen seien die Führungspersönlichkeiten bereits heute beruflich so eingespannt, dass diese keine Zeit hätten sich über Industrie 4.0 Gedanken machen zu können. Er sieht diesen Faktor auch als Hauptproblem für andere Unternehmen aus dem Mittelstand. Als es um das Thema Cyberkriminalität ging waren sich alle Befragten einig, dass dies als Problem bei der Umsetzung der Digitalisierung zu sehen ist. Vor allem Herr T., der bereits bei den ersten Fragen seine Angst vor Datendiebstahl äußerte, sieht die zunehmende Cyberkriminalität als Problem. Herr D. und Herr R. verweisen auf die Gefahr von Cyberkriminalität, sind sich aber im Gegensatz zu den anderen sicher, dass sich die IT-Sicherheit in Zukunft deutlich verbessern wird. Herr D. ist als Einziger der Meinung, dass sein Unternehmen bereits heute gut geschützt ist. Es ist zusammenzufassen, dass für mittelständische Unternehmen die hohen Investitionen für die Umsetzung von Industrie 4.0, die Angst vor dem Verlust sensibler Daten durch Cyberkriminalität und zu kleine Losgrößen in der Produktion die größten Hindernisse für die Digitalisierung darstellen. Zudem bereiten die nicht-standardisierte Kommunikation und das Fehlen von qualifiziertem Nachwuchs Probleme. 6.4.2. Potenziale von Industrie 4.0 für KMU: Einstimmigkeit herrscht unter den Befragten darüber, dass Industrie 4.0 mehr Chancen als Risiken bietet für kleine und mittlere Unternehmen. Potenziale im Zuge von Industrie 4.0 sehen die Befragten vor allem hinsichtlich des Qualitätsmanagements, der Flexibilität und für die externe Vernetzung des Unternehmens. In der Roland Deeg GmbH, der B GmbH sowie in der Dieteg Gerätebau GmbH wird unter anderem das verbesserte Qualitätsmanagement im Zuge von Industrie 4.0 als Potenzial genannt. Laut Herrn D. kann durch die digitalisierte Dokumentation und Nachverfolgung von Teilen die Fehlerquote klar gesenkt werden. Menschliche Fehler können damit weitgehend ausgeschlossen werden. Zudem sieht Herr D. eine zunehmende Flexibilität in der Produktion und die damit einhergehende höhere Kundenzufriedenheit als Potenzial. In der Roland Deeg GmbH werden deshalb auch sich automatisch aktualisierende EDI-Systeme verwendet, die dem Kunden die Möglichkeit geben, Konstruktionszeichnungen in Echtzeit zu verändern. Herr W. sieht neben dem verbesserten Qualitätsmanagement vor allem Potenzial für die Wartung von Fertigungsmaschinen. Er erwartet im Zuge von Industrie 4.0 eine deutlich weniger zeitaufwendige Wartung von Maschinen, da sich die Maschine automatisch beim Hersteller melden kann und genaue Informationen weiterleitet, was gewartet werden muss. Für eine bessere externe Vernetzung seines Unternehmens mit Kunden sieht er wiederum kein Potenzial. Die Kunden des Unternehmens sind langfristig gebunden (ca. zehn Jahre) und kurzfristige, variierende Bestellungen anzunehmen hält er für unmöglich aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu Materialien. Herr T. von der B GmbH hingegen erkennt großes Potenzial in der externen Vernetzung des Unternehmens. Vor allem der Kundenkontakt und ein besseres Serviceangebot stehen für ihn im Vordergrund. Deshalb erfolgt bei der B GmbH bereits heute eine automatisierte Kundenabwicklung mittels Datenfernübertragung. Zudem sieht Herr T. Möglichkeiten durch Industrie 4.0 aufgrund höherer Flexibilität in der Produktion. Allerdings betont er, dass dies erst der Fall sein wird, wenn die komplette Wertschöpfungskette digitalisiert ist. Bei der C GmbH sieht man in erster Linie für die Vereinfachung und Effizienz des Managements Vorteile. Durch eine verbesserte Datenerfassung und -übertragung im Controlling sollen Managemententscheidungen schneller und genauer getroffen werden, laut Herrn O.. Industrie 4.0 sieht er für sein Unternehmen als Chance, um weiterhin erfolgreich am Markt bestehen zu können. Herr R. sieht Potenziale vor allem für die Geschwindigkeit und Flexibilität, fügte dazu aber keine genauere Erklärung an. 6.5. Veränderungen auf das Geschäftsmodell durch Industrie 4.0: Die Ansprechpartner der Unternehmen wurden ebenso gefragt, ob sie Veränderungen auf ihr derzeitiges Geschäftsmodell erwarten bzw. welche Veränderungen sie als sinnvoll erachten. Zudem wurden sollten sie beantworten, ob sie sie im Zuge von Industrie 4.0 ein weiteres Geschäftsmodell in Betracht ziehen oder ihr bisheriges erweitern möchten und ob die Veränderungen intern initiiert oder extern gefordert sind bzw. waren. Einigkeit bei den beschriebenen Fragen bestand lediglich darin, dass alle Befragten kein neues Geschäftsmodell in Betracht ziehen. Zudem waren die Ansprechpartner fast alle der Meinung, dass die Veränderungen auf das Geschäftsmodell hauptsächlich extern gefordert seien im Mittelstand. Vor allem die großen Abnehmer würden darüber entscheiden, wann eine Weiterentwicklung bzw. Veränderung des Geschäftsmodells bei den Zulieferer-KMU stattzufinden hat. Es wurde allerdings auch angemerkt, dass die Innovationen zusätzlich von innen angetrieben werden müssen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Während Herr O., Herr W. und Herr T. weder zusätzliche Geschäftsmodelle in Betracht ziehen, noch grundlegende Veränderungen auf ihr derzeitiges Geschäftsmodell erwarten, ist Herr R. der Meinung, dass, wenn Industrie 4.0 so kommen sollte wie beschrieben , alle Bereiche im Unternehmen eine grundlegende Veränderung erfahren werden. Bei der Roland Deeg GmbH sind diese grundlegenden Veränderungen bzgl. des Geschäftsmodells bereits in vollem Gange. Die Zahlung und Abrechnung wurde komplett digitalisiert, der Mensch dient hier lediglich noch zur Kontrolle. Ebenso wurde das CRM vollständig digitalisiert. Um beispielsweise neue Kundenkontakte zu knüpfen wurden Online-Plattformen eingeführt, auf welchen jeder Zulieferer seine Preise abgeben kann. Das System des Abnehmers trifft dann automatisch eine Entscheidung. Laut Herrn D. ist der Faktor Mensch, der Entscheidungen bzgl. der Auftragsvergabe oder des weiteren Bestehens eines Vertrages mit Emotionen trifft, heutzutage so gut wie verschwunden. Das Produktangebot der Roland Deeg GmbH wurde ebenfalls fast vollständig digitalisiert. Zudem hat Herr D. in den letzten zehn Jahren deutliche Veränderungen hinsichtlich der Bedienung von Produktionsanlagen erlebt. Vermeintlich entscheidende Aufgaben, bei welchen er dachte, dass sie ohne menschliches Personal nicht ausgeführt werden können, sind im Zuge der Digitalisierung weggefallen. Für die Roland Deeg GmbH ist das laut dem Ansprechpartner ein großer Vorteil, da nun immer mehr Maschinen mit weniger Personal bedient werden können. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels zieht Herr D. hier ein positives Resümee. Ein weiteres Geschäftsmodell zieht das Unternehmen, trotz der vielen Vorteile von Industrie 4.0, jedoch nicht in Betracht. Sie möchten ihr jetziges lediglich erweitern, um einen noch größeren Rund-um-Service anbieten zu können. 6.6. Wirtschaftspolitische Maßnahmen und Technologie-Trends: Bevor Industrie 4.0 von Unternehmen umgesetzt werden kann, müssen viele externe Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Deshalb wurden die Ansprechpartner der Unternehmen auch dazu befragt, welche Maßnahmen seitens der Politik getroffen werden müssen, um Industrie 4.0, für sie als KMU, realisierbar zu machen. Herr R. konnte zu beiden Fragen leider keine Antworten geben, da er sich noch zu wenig mit dem Thema beschäftigt habe. Bei den restlichen Unternehmen stand vor allem der Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur im Mittelpunkt bei der Beantwortung der Fragen. Während Herr W. als einziger Befragter der Meinung ist, dass die Anbindung an das Breitbandnetz sowie die restliche externe Kommunikationsinfrastruktur ausreichend entwickelt sei, sehen sich die übrigen Ansprechpartner bei dem Versuch, Zugang zu schnellem Internet zu bekommen, mit großen Problemen konfrontiert. Zusätzlich kritisiert Herr D. die staatliche Unterstützung für Forschungs- und Entwicklungszentren, vor allem im Maschinenbau, da hier lediglich Großunternehmen derzeit profitieren würden. Die Unterstützung der Produktion durch Tablets steht bei den Befragten im Mittelpunkt der technologischen Trends. Während die B Fahrzeug-Elektrik GmbH derzeit noch keine Tablets nutzt, die Anschaffung aber bereits in Planung ist, befinden sich sowohl bei der Roland Deeg GmbH als auch bei der C GmbH Tablets bereits im Einsatz. Zusammen mit RDIF-Tags und QR-Codes sehe man den Vorteil vor allem bei der Nachverfolgbarkeit von Produkten bzw. Teilen. Fertigungsprogramme von SAP und anderen Herstellern laufen laut Herrn D. bereits jetzt fehlerfrei auf Tablets. RFID-Tags werden zudem bei der Roland Deeg GmbH bei einem seit sechs Monaten laufenden Projekt mit einem Schraubenhersteller genutzt. Herr D. ist davon überzeugt, dass die Automatisierung von simplen Vorgängen, die Effizienz der restlichen Produktion deutlich steigern wird.
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