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- Behavioral Finance: Handlungsempfehlungen für den Einsatz im Gespräch mit Bankkundschaft
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Abb.: 15
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
'Kaufen Sie günstig, verkaufen Sie nie'. In den beschriebenen irrationalen und volatilen Märkten ist es für PrivatanlegerInnen schwierig das Zitat von Warren Buffet zu befolgen. Es hat viele Privatinvestoren und Privatinvestorinnen während den letzten Jahren vor eine große Herausforderung gestellt. Die Geduld und auch die Nerven vieler AnlegerInnen wurden getestet. Die Portfoliotheorie geht davon aus, dass AnlegerInnen stets rational handeln unter Einbezug sämtlich möglicher Informationen. Die Privatkundschaft beschäftigt sich oft nur oberflächlich mit den Finanzmärkten, dies ist darauf zurückzuführen, dass Ihnen die Zeit, teilweise Ausbildung wie auch das Know-how und die Lust fehlt. In den Gesprächen mit ihren Bankberatern und Bankberaterinnen fließen Erkenntnisse aus der Behavioral Finance nicht stark genug mit ein. Dies kann zu suboptimalen Anlageentscheiden führen. Diese Studie hat zum Ziel Verhaltensfehler, welche aus der Forschung von Behavioral Finance gewonnen wurden zu verstehen um anschließend verschiedene Interviews mit Kundenberatern zu führen und aus dieser theoretischen wie auch empirischen Erkenntnis Handlungsempfehlungen abzugeben. Um zu diesen Handlungsempfehlungen zu gelangen widmet sich die Studie der folgenden Fragestellung: Unsicherheit der AnlegerInnen bei ineffizienten Märkten - Wie kann der Einsatz von Behavioral Finance im Gespräch mit Bankkundschaft helfen Anlageentscheide zu optimieren?
Textprobe: Kapitel 6.1.4, Das Risikoprofil der Kundschaft in regelmäßigen Abständen diskutieren: Wie in der Theorie erwähnt, sind die Fähigkeiten und Kenntnisse der AnlegerInnen wichtig, um eine optimale Entscheidung zu treffen. Es wurde dabei auch erwähnt, dass sich Individuen in ihrer eigenen Fähigkeit überschätzen, was das eigene Wissen, die Verlässlichkeit und die Genauigkeit anbelangt. In den Interviews wurde festgestellt, dass sich viele AnlegerInnen aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre bei ihren Entscheidungen nicht sehr sicher sind, daher kann in diesem Zusammenhang aktuell nicht von Overconfidence gesprochen werden. Um diese zu verhindern, sollten sich die AnlegerInnen bei ihren Entscheiden immer der Gefahr bewusst sein, dass sie nicht alle notwendigen Einflüsse auf ihre Entscheide mit berücksichtigen. Die Gefahr besteht, wie wir dies in Abbildung 7 (Herdentrieb an den Aktienmärkten) bereits gesehen haben darin, dass die Investoren und Investorinnen vorwiegend dann (risikoreich) investieren, wenn die Märkte steigen. Dem Risikoprofil der AnlegerInnen sollte in Phasen hoher Volatilitäten besonders grosse Bedeutung zukommen, da dies die Anlagestrategie verändern kann, ohne dass es bemerkt wird. Es kann plötzlich sein, dass das Risikoprofil der Kundschaft nicht mehr dem entspricht, was bei der letzten Besprechung zusammen mit den KundenberaterInnen definiert wurde. Was auch in Betracht gezogen werden kann ist, dass die AnlegerInnen einen Teil ihres Vermögens in ein Vermögensverwaltungsmandat investieren, welches sich in allen Phasen am Risikoprofil der Kundschaft orientiert. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch eine solche Anlageform nicht frei von Verhalten der Menschen, in diesem Fall von Portfolio-Managenden ist, was dazu führen könnte, dass hier auch nicht immer ganz rationale Entscheide gefällt werden. Die mutmassliche Selbstüberschätzung von AnlegerInnen soll durch regelmässige Diskussionen des Risikoprofils verhindert werden. Dabei soll den AnlegerInnen bewusst gemacht werden, dass oft nicht alle relevanten Informationen in Betracht gezogen werden und die Gefahr besteht, dass sie in einem gewissen Übermut handeln. 6.1.5, Handlungsplan nach Kauf eines Titels festlegen: Es wurde unter der kognitiven Dissonanz darauf hingewiesen, dass Menschen bei früheren Fehlentscheiden ein hohes Beharrungsvermögen aufweisen und das Eingeständnis ihres eigenen Fehlers hohe psychische Kosten verursachen würde. AnlegerInnen, die eine solche Fehlentscheidung getroffen haben, bedauern diesen Entscheid, versuchen dies jedoch weitestgehend zu ignorieren, um nicht mehr gross darüber nachdenken zu müssen. In diesem Zusammenhang wurde mit den Kundenberatern die Frage diskutiert, wie die Kundschaft mit Positionen umgeht, die sich stark im Minus befinden. Die Kundenberater haben dabei von ihren Erfahrungen mit dem Umgang dieser Thematik berichtet. Es wurde dabei ersichtlich, dass ein Grossteil der Kundschaft sich mit solchen Positionen nicht mehr gross auseinandersetzt. Sie machen jedoch den Kundenberatern und der Bank keinen Vorwurf, da dies oft ein Entscheid war, den sie selbständig getroffen haben. Durch das Nichtbeachten dieser Positionen sprechen wir hier von nicht aktiv bewirtschafteten Vermögenswerten, die in der Regel noch über mehrere Jahre hinweg im Wertschriftendepot der Kundschaft behalten werden, da diese den Verlust nicht realisieren will und somit implizit aufzeigt, dass sie diesen nicht optimalen Entscheid bereut. Um diesen Entscheid zu optimieren soll mit der Kundschaft nach dem Kauf eines Titels ein konkreter Handlungsplan festgelegt werden, der vorsieht was mit dem Titel geschieht. Dies soll in erster Linie als Absicherung gegen unten dienen, damit der Titel keine übermässigen Verluste erzielt, die er nicht mehr aufholen kann. In der Praxis könnte dies so funktionieren, dass die AnlegerInnen eine Stopp-Loss-Limite erfassen, die beispielsweise bei 85% des Kaufpreises ausgelöst wird und den Titel automatisch verkaufen würde. Falls der Titel sich positiv entwickelt, kann die Anlegerschaft die Stopp-Loss-Limite ständig nach oben mitziehen. Mit diesem Vorgehen können die AnlegerInnen ihren Verlust nach unten begrenzen, andererseits haben sie die Möglichkeit, bei positiver Entwicklung den entsprechenden Gewinn mitzunehmen. Negativer Aspekt dabei ist, dass die Kundschaft sich aktiver und regelmässiger um ihre Anlagen kümmern muss und solche Titel, welche verkauft werden sollten, aufgrund der negativen Entwicklung entsprechend neu investiert werden müssten. Natürlich kann die Kundschaft in diesem Bereich auf die Unterstützung ihrer BeraterInnen zurückgreifen. 6.1.6, Hinter dem Kaufentscheid sollte eine gut durchdachte Story sein: Bei der Repräsentativitätsheuristik ordnen die AnlegerInnen Wertpapiere einer Gruppe zu, von welchen sie glauben, dass diese speziell erfolgreich sein kann. Die Gefahr dabei ist, wie dies bereits aufgezeigt wurde, dass sich die AnlegerInnen in einer falschen Sicherheit wiegen und dadurch Aktien nicht mehr richtig prüfen bevor sie diese kaufen, sprich sich nicht mehr genügend Informationen über die entsprechende Unternehmung einholen. Es ist dabei wichtig, dass die Kundschaft wichtige Informationen nicht vernachlässigt. Diese Heuristik drückt eine bestimmte Beziehung eines Objektes zu einer Objektklasse aus. Es kann sein, dass die AnlegerInnen, die eine positive Meinung zu einer Objektklasse (Anlagekategorie) haben sich dazu entscheiden Titel dieses Sektors zu kaufen. Dies lediglich aufgrund dessen, da dieser sich so gut entwickelt hat und die AnlegerInnen der Meinung sind, dass dies nur so weitergehen kann. Es wurde in den Interviews deutlich, dass diese Phase vorwiegend Ende der 90er Jahre ein Phänomen war, als die Börse boomte. Die Kundschaft kann darauf hingewiesen werden, dass hinter ihrem Kaufentscheid mit Vorteil eine gut durchdachte Story stecken sollte, bei welcher es sich lohnt das geplante Geld zu investieren und der Mechanismus im Hintergrund verstanden wird. Die Story soll dazu dienen, dass der Kaufentscheid gut durchdacht ist und dass man bei kurzfristigem Misserfolg nicht einen Totalverlust in Kauf nehmen muss. Als Beispiel kann aus den Interviews heraus ein Titel dienen, der eine gute Dividende aufweist und daher aktuell als attraktiv eingestuft wird.
Dany Baumgart wurde 1977 in Zürich geboren. Er arbeitet seit absolvierter Ausbildung bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Bereichen und Funktionen einer Schweizer Bank. Im Jahre 2013 schloss der Autor seine Ausbildung zum Bachelor of Science in BA mit dem Schwerpunkt Banking & Finance ab. Die vielen Schwankungen an den Märkten, die Unsicherheit der Anleger sowie die langjährigen Erfahrungen aus Gesprächen mit seinen Kunden haben den Autor dazu motiviert seine Erkenntnisse basierend auf bestehenden theoretischen Erkenntnissen aufzubauen und im vorliegenden Buch zu erzählen.
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