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- Wissenschaft in literarischen Bildern: Eine Untersuchung von Science Fiction-Frühwerken des 19. Jahrhunderts
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit ist durch ein vielfältiges Beziehungsgeflecht gekennzeichnet. Die Massenmedien sind hierbei nicht als bloße Mittler anzusehen, die beliebig steuerbare Inhalte kanalisieren. Im Gegenteil: Sie verfügen über eigene Konstruktionskriterien, mit denen unter anderem so genannte kulturelle Bilder und Vorstellungsräume erzeugt und verfestigt werden. Jene Bilder stehen weniger für eine nüchterne Betrachtung der Wissenschaftssphäre, sondern vielmehr für die Ängste und Sorgen, aber auch Hoffnungen, die die Öffentlichkeit seit jeher mit Wissenschaft verbindet. So ist auch die beachtliche Widersprüchlichkeit zwischen der Eigenwahrnehmung von Wissenschaftlern und den kulturellen Bildern, die medial an ein Massenpublikum verbreitet werden, zu erklären. So wird der Wissenschaftler häufig entweder als böser und verrückter Mann, als tollkühner Abenteurer oder zerstreuter Professor inszeniert. Die vorliegende Studie ergründet die Langlebigkeit dieser Stereotype am Beispiel von Science-Fiction-Frühwerken des 19. Jahrhunderts. Die Klassiker ‘Frankenstein’ von Mary Shelley, ‘Die Reise zum Mittelpunkt der Erde’ von Jules Verne, ‘Dr. Jekyll and Mr. Hyde’ von Robert Louis Stevenson und ‘The Island of Doctor Moreau’ von George Wells werden detailliert bezüglich der literarischen Darstellung des Wissenschaftlers und der Wissenschaft analysiert. Theoretischer Bezugsrahmen dieser qualitativen Untersuchung ist das Feld der Wissenschaftskommunikation.
Textprobe: Kapitel 3.2, Gründe für die ambivalente Haltung gegenüber Wissenschaft und Interpretation: Ein Grund für die enorme Nachhaltigkeit von mythischen und verzerrten Darstellungen von Wissenschaft in Medien der Fiktionalität ist sicherlich mit ihrer langen und fortwährenden Historie zu benennen. Bis in die Antike hinein - siehe etwa die Prometheus-Sage - lassen sich die Wurzeln zurückverfolgen (vgl. Weingart 2009: S. 390). Darüber hinaus offenbart sich in der Figuration des ‘mad scientist’ ein basaler Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion, respektive ihrer Institution der Kirche. Die dubiose Kunst der Alchemie begründet diese historische Feindschaft. In der Wahrnehmung mittelalterlicher Theologen haben wir es bei dieser schwarzen Kunst mit pietätlosen Versuchen, der göttlichen Schöpfung ihrer Geheimnisse zu berauben und ihrer Herr zu werden, zu tun (vgl. Schummer 2007: S. 63). Eine kulturelle Verarbeitung des Aufkommens der Alchemie ist im 19. Jahrhundert, basierend auf realen historischen Ursprüngen, die Geburt eben jenes ‘mad scientist’ (vgl. ebd.: S. 76). Es sind ‘atheists, materialists, and nihilists, who reject any moral or spiritual values’ (ebd.). Ihre Hybris, die in Projekten wie ‘elixir of life” (ebd.: S. 64) oder dem ‘philosophers´ stone’ (ebd.: S. 77) Ausdruck findet, lässt sich auf die Formel ‘obsessions with playing god’ (ebd.) bringen. Der ‘mad scientist’ also als literarische Antwort und personifzierter Affront gegen die Kirche. Was die Zuordnung des ‘mad scientists’ zu einer wissenschaftlichen Disziplin betrifft, ist als erstes die Chemie als klassische experimentelle Wissenschaft zu nennen (vgl. ebd.: S. 48). Sie fügt sich von ihrem Charakter her besonders gut in das Empörung hervorrufende Bild der Nicht-Notwendigkeit von Gott ein (vgl. ebd.: S. 58). Toumey (1992) spricht vom ‘mad scientist’ als ‘evil of science’ (S. 411), dessen Ausgestaltung im medienhistorischen Transfer vom Buch zu Theater und Film stetig amoralischer und bedrohlicher wird (vgl.: S. 434). Der Autor etikettiert den ‘mad scientist” als ‘extremely effective antirationalist critique of science’ (ebd.) Kritik, die in Form narrativ-kultureller Reflexionen von Wissenschaft erscheint, ist in diesem Fall als Antwort auf die jeweilige sozial-historische Rolle von Wissenschaft und Technologie zu betrachten (vgl. Haynes 1994: S. 2). Unschlagbarer Mythos bezüglich Hybris und grenzüberschreitender Amoralität ist die Erschaffung oder Modifikation von Lebewesen - mit anderen Worten: die Erzeugung von Monstern (vgl. Weingart 2009: 390). Die mit Toumey (1992) formulierte ‘cultural critique of science’ (S. 411), in Gestalt des ‘mad scientist’, ist bei der Erzeugung von Monstern selbstverständlich nicht wortwörtlich, sondern als ‘Metapher für die Ängste vor dem wissenschaftlichen Eingriff in menschliche Reproduktion” (Pansegrau 2009: S. 383) zu begreifen. Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Erwartungen, die so alt sind wie die Menschheit selbst, werden auf die Wissenschaft und hierbei insbesondere die so genannten Life sciences projiziert, die sich maßgeblich mit wie auch immer gearteten Veränderungen des Lebens wie Intervention, Verlängerung oder Beendigung dessen befassen (vgl. Weingart 2005: S. 204). Diese Spiegelungen sind ‘[u]ntrue, perhaps preposterous, perhaps low-brow, perhaps. But nevertheless effective’ (Toumey 1992: S. 434). Weingart (2009) führt bezüglich der Mythen über Wissenschaft und ihrer Akteure aus: ‘Sie haben sich tief in das kollektive Bewusstsein eingebrannt und fungieren als Raster, mit dem der kontinuierliche Strom neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse fortwährend gedeutet und weiter verarbeitet wird’ (S. 390). Die stereotypisierte Darstellung ist bedingt durch ihre jahrhundertealten Wurzeln ‘deeply ingrained in human consciousness, perhaps within the subconsciousness’ (Haynes 2007: S. 20). Der bereits thematisierten fehlenden Entzerrungsmöglichkeit ist es u. a. geschuldet, wenn auf die zirkulierenden Bilder nicht eingewirkt werden kann. Die Öffentlichkeit macht sich also ihr eigenes Bild, was zu einer Konsolidierung der Stereotype bzw. zu einer Fortschreibung der ambivalenten Haltung führt. Die generierten Ideen über das, was Wissenschaft ist und was sie bedeutet, stehen im Zusammenhang mit dem was massenmedial vermittelt wurde und wird. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass dieser Input nicht 1:1 unreflektiert übernommen wird, so ergibt sich dennoch eine zu benennende Relation. 4, Bildausschnitt: Das 19. Jahrhundert im Spiegel von Wissenschaft, dem Feld der Literatur und Science Fiction: 4.1, Abriss zur Entwicklung der Wissenschaft und ihrer Öffentlichkeit im 19. Jahr-hundert: Aufgrund der Tatsache, dass eine eingehende Darstellung der Genese und Ausdifferenzierung von Wissenschaft und ihrer Beziehung zur Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert, den formalen Rahmen überstrapazieren würde, folgt an dieser Stelle nur ein konziser Überblick. Im 19. Jahrhundert setzt sich eine Entwicklung fort, die in den zwei vorhergehenden Jahrhunderten sukzessive ihren Anfang nimmt. Wissenschaft erlangt einen immer höheren Stellenwert im gesellschaftlichen Leben. War es zuerst der Trend zur öffentlichen Demonstration - im 17. Jahrhundert im höfischen Kreis zum Zweck der Glaubwürdigkeitssteigerung, im 18. Jahrhundert für ein wachsendes bürgerliches Publikum -, so kommt es nun durch die Ausdifferenzierung und Institutionalisierung der Wissenschaften zu einer Verlagerung des Forschungsorts. Neue aufwändige Messtechniken sind eher ungeeignet für öffentliche Vorführungen und sorgen so für eine verstärkte Zweiteilung der Wissenschaft, die im öffentlichen oder im wissenschaftsinternen Raum vollzogen wird. Hieran anschließend entwickelt sich ein Rezipientendesign der primären und sekundären Kommunikation. Adressatenkreis der primären Kommunikation ist die Forschungsgemeinschaft, wohingegen sich die sekundäre Kommunikation an ein breiteres Publikum richtet. Ein Dualismus, der sich vornehmlich in der Ausgestaltung von Expertensprachen versus Popularisierungen niederschlägt (vgl. Weingart 2005: S. 13 ff.). An dieser Stelle wäre also die erstmalige etablierte Formierung einer internen und externen Wissenschaftskommunikation (vgl. Hagenhoff et al. 2007: S. 4 ff.) festzuhalten. Die interne Wissenschaftskommunikation wird u. a. durch die enorme Ausdifferenzierung des Feldes der Wissenschaft bedingt. Jene Ausdifferenzierung vollzieht sich in zweierlei Hinsicht: Zum einen in Form der Konsolidierung als autonomes Handlungssystem und zum anderen als ‘Innendifferenzierung’, also ‘jene wissenschaftsinterne Wiederholung des Systembildungsprozesses, die Disziplinen und Spezialgebiete entstehen läßt’ (Stichweh 1994: S. 15). Wichtige Persönlichkeiten hatten ihren Auftritt auf der Bühne der Wissenschaftsgeschichte und erzielten für ihre jeweilige Disziplin bahnbrechende Erkenntnisse (vgl. Kraus 2008: S. 19 ff.). Naturwissenschaften, wie die Biologie und Geologie profitierten von einer ‘`verzeitlichten` Betrachtungsweise’ (ebd.: S. 20) und generierten Ergebnisse zur Erdgeschichte und der Biologie des Lebens. Ein exponiertes Beispiel für Wissensdistribution im öffentlichen Raum ist der Darwinismus. Mit den Ideen des Artenwandels und der natürlichen Auslese sorgt dieser für eine Revolution (vgl. Weber 2002: S. 3). Für den deutschsprachigen Raum ist die Rezeption und Verbreitung der Lehren eng mit dem Namen Ernst Haeckel verbunden (vgl. Kraus 2008: S. 20 f.) Zur Amplifizierung der internen Wissenschaftskommunikation trägt maßgeblich die vermehrte Anzahl von wissenschaftlichen Fachzeitschriften in ihrem professionssprach-lichen Duktus bei (vgl. Stöckel 2009: S. 13). Für den Bereich der externen Wissenschaftskommunikation ist zu konstatieren, dass die Idee per se - Wissen und Erkenntnisse für mehrere Bevölkerungsgruppen aufzubereiten - zwar keinen Neuigkeitswert hatte, aber im 19. Jahrhunderte als Saat auf einen fruchtbaren Boden fiel. Ein einschneidender Wandel der gesellschaftlichen Lebenspraxis bedingt durch Industrialisierung, wachsende Mobilität, Bevölkerungswachstum, Produktivitätssteigerung, Alphabetisierung und Verwissenschaftlichung sorgen für eine wahrnehmbar beschleunigte Atmosphäre - das Leben wurde komplexer und heterogener. Wissenschaft, im Sinne des englischen ‘science’ für Naturwissenschaft, wurde als Katalysator ausgerufen. Verbesserte Bildungsinfrastrukturen und höhere Löhne sorgten dafür, dass der ermittelte wissenschaftliche Input der ‘science’ auf eine wachsende Gruppe von Interessenten traf (vgl. Schwarz 2003: S. 221 ff.). Daum (1998) führt in seiner Studie zur Wissenspopularisierung aus, dass sich starke institutionelle Infrastrukturen etwa in Gestalt einer Vielzahl von naturkundlichen Vereinen bildeten (vgl.: S. 91 ff.). Sie boten ein ‘Forum für amateurwissenschaftliche Aktivitäten, die als Gegenseite zu der zunehmenden Professionalisierung der Wissenschaft verstanden werden müssen’ (Weingart 2005: S. 16). Öffentliche Vorträge, Exkursionen und parallel entstehende Sternwarten, Museen oder Aquarien bedienten ein interessiertes bürgerliches Publikum (vgl. Daum 1998: S. 5). Der Genese immer spezialisierteren Wissens und dem aufkeimendem Bedürfnis seitens des Bürgertums zu partizipieren, wurde über die neuen institutionell-multiplikatorischen Infrastrukturen als ‘Informations- und Rezeptionsmöglichkeiten’ (ebd.: S. 2) Rechnung getragen. Die Konsolidierung des Buchmarktes führte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Zunahme von populärwissenschaflichen Werken (vgl. Weingart 2005: S. 17). 4.2, Geistiges Leben, Literaturmarkt und Bildung: Unter dem Schlaglicht von Bildung und Literaturrezeption betrachtet, weist das 19. Jahrhundert eine interessante Gemengelage bezüglich der Rahmenbedingungen des geistigen Lebens und kultureller Praxen auf. Folgend auf die so genannte ‘erste Leserevolution’, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu lokalisieren ist und den Übergang von einer intensiven zu einer extensiven Lektüre bezeichnet, konsolidiert sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die ‘zweite Leserevolution’. Unter jenem Etikett verbirgt sich die sozial amplifizierte alltägliche Auseinandersetzung mit Literatur, Lektüre und dem Medium Buch als solches. Lesen als Kulturtechnik wird demokratisiert (vgl. Langenbucher 1975: S. 12 ff.). Hierfür sind mehrere Faktoren konstitutiv, die nun skizziert werden sollen: Als grundlegend für benannte Entwicklung ist sicherlich der Ausbau und die Institutionalisierung eines modernen Schulwesens nebst professioneller Lehrerausbildung und das Aufleben der Hochschullandschaft und ihrer wissenschaftlichen Differenzierung zu nennen (vgl. Kraus 2008: S. 22 ff., S. 41 ff. u. Kap. 3.1). Damit verquickt ist ein allgemeiner Anstieg des Bildungsniveaus und der Lesefähigkeit. Jene Fähigkeit ist nicht mit Literaturfähigkeit gleichzusetzen (vgl. Langenbucher 1975: S. 16), manche Autoren sprechen davon, dass allein die Akademiker diesen Status erfüllen (vgl. Langenbucher 1971: S. 54). Andere besagen, dass sich in dieser Zeit das Kleinbürgertum, Angestellte und später auch die Arbeiterschaft zu dem ehemals exklusiven Kreis der Literarisierten gesellen (vgl. Nusser 1991: S. 29). In jedem Fall kann man für das das 19. Jahrhundert einen stetig wachsenden Anteil der Literarisierten konstatieren. Es kommt zu einer ‘sozialen Öffnung des Lesepublikums’ (ebd.). Räumlich gesehen ist die zunehmende Urbanisierung ein weiterer Wegbereiter des Trends zu einer verbreiterten Publikumsformation (vgl. Langenbucher 1971: S. 58). Gründe für die Ermöglichung der ‘zweiten Leserevolution’ sind primär in der raschen Entwicklung technisch-ökonomischer Bedingungen, wie sie die Industrialisierung mit sich bringt, zu sehen (vgl. Langenbucher 1975: S. 16). Die Lesestoffproduktion expandiert enorm. Innovationen im Bereich Druckverfahren (vgl. ebd.: S. 17) und Papierherstellung (vgl. Martino 1990: S. 300) sorgen für eine hohe Produktionsdichte an Buchtiteln. Während bereits im Jahrzehnt zwischen 1841 und 1850 111.386 Titel produziert werden, liegt die Anzahl zwischen 1881 und 1890 bei 163.409 Titeln (vgl. Kapp, Goldfriedrich 1913: S. 487). Parallel wird der Erwerb von Büchern immer kostengünstiger, was sich beispielhaft in der Publikation der bis heute populären ‘Reclam Universalbibliothek’ manifestiert (vgl. Langenbucher 1975: S. 18 f.). Im Gesamtüberblick verzeichnen die professionellen ökonomischen Strukturen des Literaturbetriebs ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sogar ein größeres Wachstumsplus als die Gesamtwirtschaft (vgl. ebd.: S. 22). Flankierend unterstützt wird die Demokratisierung des Lesens und die ‘parallele Bildung eines Massenlesepublikums’ (Martino 1990: S. 304) durch den quantitativen Ausbau des öffentlichen Bibliothekswesens. Das vorzufindende Lesepublikum setzt sich aus Mitgliedern des neuen und alten Mittelstands zusammen (vgl. ebd.: S. 304 f.). Wobei ebenso hier die Bedeutsamkeit der Institution laut Sekundärliteratur nicht in ihrer Breitenwirksamkeit überschätzt werden sollte (vgl. Rarisch 1976: S. 80). Die Heranführung und die Vermittlung von Literatur übernahmen zudem die Kolporteure. Mit ihren Bauchläden voll unterschiedlicher Printprodukte (Hefte, Kalender, Unterhaltungszeitschriften etc.) waren sie in der ersten Hälfte des Jahrhunderts primär auf dem Land, danach in gleicher Weise in den Städten anzutreffen und verkauften erfolgreich ihre Ware (vgl. Nusser 1991: S. 31). Wenn man die Demokratisierung des Lesens als Ermöglichung eines niedrigschwelligen ökonomischen Zugangs und Bereitstellung von leicht zugänglicher Lektüre definiert, so erschließt sich die Programmatik zahlloser Verlagshäuser, Zeitschriftenherausgeber und Buchhandlungen, die sich auf Unterhaltung und Bildung spezialisierten. Langenbucher (1975) resümiert, ‘daß vor allem der Faktor Unterhaltungsbedürfnis so intensive Notwendigkeiten zum Lesen schuf, daß von hier die eigentlichen Demokratisierungsimpulse ausgingen’ (S. 28). Das Unterhaltungsbedürfnis per se dürfte im unmittelbaren Zusammenhang zu den durch die fortschreitende Industrialisierung und die durch den Wandel aufkommenden sozialen Problemlagen zu begründen sein. Die Notwendigkeit einer raschen Orientierungsleistung in einer mobilisierten Gesellschaft mit neuen Anforderungen kann so ein Erklärungsansatz für die starke Rezeption von Konversationslexika und Sachbüchern liefern. Die Sehnsucht nach geistiger Erbauung, Trost und Zerstreuung wiederum wird über Belletristik in ihrer narrativen Bandbreite approximativ kompensiert (vgl. Martino 1990: S. 299 f.). Alles in allem lässt sich also festhalten, dass im 19. Jahrhundert sowohl industriell-technische, ökonomische als auch das allgemeine Bildungsniveau betreffende Faktoren zu einer Formation fanden, die das geistige Leben und speziell das Unterhaltungsbedürfnis, welches sich in gesteigerter Lektüre Bahn brach, forderten und förderten. Mitunter kann man aufgrund dieser Bildungs- und Lektürepraxis davon ausgehen, dass auch die für diese Untersuchung relevanten Science Fiction-Frühwerke entsprechend rezipiert wurden und Teilhabe und Fortführung von Darstellungsmodi einer externen-externen Wissenschaftskommunikation stattfanden.
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